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Neun Jahre sind vergangen, seitdem Andrew Largeman seinem Heimatstädtchen in New Jersey den Rücken gekehrt hat. In Los Angeles kämpft er sich als mäßig erfolgreicher Fernsehschauspieler durchs Leben, bis er eine traurige Nachricht erhält: Seine Mutter ist gestorben. Zu ihrem Begräbnis macht er sich auf den Weg zurück ins verhasste Garden State und wagt erstmals die lange vermiedene Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit: Er trifft seine alten Schulkameraden wieder, er lernt die faszinierende, ungewöhnliche Sam kennen, die sich zwar als pathologische Lügnerin entpuppt, Andrew aber…mehr

Produktbeschreibung
Neun Jahre sind vergangen, seitdem Andrew Largeman seinem Heimatstädtchen in New Jersey den Rücken gekehrt hat. In Los Angeles kämpft er sich als mäßig erfolgreicher Fernsehschauspieler durchs Leben, bis er eine traurige Nachricht erhält: Seine Mutter ist gestorben. Zu ihrem Begräbnis macht er sich auf den Weg zurück ins verhasste Garden State und wagt erstmals die lange vermiedene Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit: Er trifft seine alten Schulkameraden wieder, er lernt die faszinierende, ungewöhnliche Sam kennen, die sich zwar als pathologische Lügnerin entpuppt, Andrew aber trotzdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Und schließlich wagt er auch den Schritt nach Hause zu seinem Vater ...

Bonusmaterial

- Audiokommentar mit Zach Braff und Natalie Portman - Audiokommentar mit Zach Braff, Kameramann Lawrence Sher, Cutter Myron Kerstein und Produktionsdesignerin Judy Becker - Zusätzliche Szenen mit Kommentar von Zach Braff, Lawrence Sher, Cutter Myron Kerstein und Judy Becker - Making of Garden State - Pannen vom Dreh - Soundtrack-Promotion-Spot  
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2005

Du läßt die Pille, Mann
Reifeprüfung: Zach Braffs Debütfilm "Garden State" zeigt eine Rückkehr in die Jugend

Wenn man dem amerikanischen Kino abseits der großen Spektakel ins Gesicht blickt, starren immer häufiger verständnislose junge Männer zurück, die so damit beschäftigt sind zu begreifen, was um sie herum vorgeht, daß sie dabei vergessen, beim Denken ihren Mund zu schließen. Irgendwie scheint ihnen das, was man Leben nennt, lost in translation, und dabei sehen sie aus wie Bill Murray, wenn die Japaner auf ihn einreden und er kein Wort versteht. Der Unterschied ist nur, daß Murray es auf wundersame Weise schafft, in seiner Verständnislosigkeit maßlos cool zu wirken, während seine filmischen Erben eher so aussehen wie die Kuh, wenn's blitzt. Aber das ist nun mal der Gesichtsausdruck jener Generation, der es an nichts fehlt - außer an Durchblick.

Zach Braff ist einer jener Typen, die so geistesabwesend in die Welt blicken, und er hat "Garden State" nicht nur geschrieben und inszeniert, sondern auch noch die Hauptrolle übernommen. Und damit jeder merkt, welchem Vorbild er nacheifert, spielen Simon & Garfunkel im entscheidenden Moment "The Only Living Boy in New York", denn das Duo hat schließlich auch den Soundtrack zu "Die Reifeprüfung" zu verantworten. Und so wie einst Dustin Hoffman durch seine Taucherbrille auf seine Eltern am Beckenrand starrte, als seien sie Außerirdische, so treibt auch Braff durch sein Leben wie durch ein Aquarium, dessen Umgebung ihm weder begreiflich noch erreichbar erscheint. Einmal sitzt er auf einer Party auf einem Sofa, während die anderen mit Ecstasy Flaschendrehen spielen und knutschen, und die Kamera beschleunigt ihr Treiben mit Zeitraffer zu einem bunten Tumult, in dessen Mitte er unbeweglich wie ein Buddha thront, aber mit seinem leicht debilen Grinsen alles andere als bei sich ist. Im Grunde könnte er genausogut abwesend sein - und so fühlt er sich auch.

"Garden State" ist ein Spitzname von New Jersey, jenem Staat, der nicht nur im Kino als Inbegriff suburbaner Langeweile gilt und wohin Helden besonders ungern zurückkehren, falls sie es je geschafft haben, ihm zu entfliehen. Braffs Held Andrew Largeman, der selbst von alten High-School-Kumpels mit Nachnamen gerufen wird, ist immerhin nach Los Angeles entkommen, wo er in einem TV-Movie eine Rolle als behinderter Footballspieler ergattert hat, seither aber als Ober in einem vietnamesischen Restaurant seinen Lebensunterhalt verdienen muß. Seine Karriere befindet sich also im Leerlauf, als er zur Beerdigung seiner Mutter zurück nach New Jersey muß. Man kann davon ausgehen, daß Braff weiß, wovon er spricht - er kommt selbst aus New Jersey, hatte eine Rolle in der Fernsehserie "Scrubs" und ist für "Garden State" zurückgekehrt in die Landschaft seiner Jugend.

In der ersten Einstellung sieht man Largeman im Flugzeug, als es in heftige Turbulenzen gerät, und während um ihn herum Hysterie ausbricht, bleibt er völlig ungerührt, als wäre er gar nicht in der Lage, den Ernst der Situation zu erfassen. Allerdings gibt es eine gute Erklärung für seinen Betäubungszustand, weil er seit seinem neunten Lebensjahr Psychopharmaka einnimmt, die für sein seelisches Gleichgewicht sorgen. Verschrieben hat sie ihm sein Vater (Ian Holm), ein Psychiater, nachdem Largeman seine Mutter in einem kindlichen Wutanfall gestoßen hatte und sie so unglücklich gefallen war, daß sie fortan querschnittgelähmt blieb. An dieser Ausgangssituation merkt man schon, daß sich Zach Braff für sein Debüt eine Menge Themen aufgehalst hat, die entweder in eine psychoanalytische Farce münden können oder aber eben in jenem komödienhaften Ton verhandelt werden müssen, der seinen Witz daraus bezieht, daß die unglaublichsten Dinge mit größtmöglicher Ungerührtheit zur Kenntnis genommen werden. Weil dabei die Auseinandersetzung mit dem Vater notwendigerweise unterbelichtet bleiben muß, rettet sich Braff in etwas, was in solchen Filmen immer funktioniert - eine Liebesgeschichte. Darauf läßt man sich als Zuschauer um so lieber ein, als es dabei um Natalie Portman geht, die hier nicht so unterfordert wirkt wie in "Star Wars". Portman ist ein versponnenes Ding, das für Largeman die rechte Herausforderung ist. Da er seine Pillen in Los Angeles vergessen hat, stellt er sich der keimenden Liebe ohne Korrektiv. Seine Kumpels von früher nehmen ihn in ihrer Mitte auf, als wäre er nie fort gewesen - und Braff ist smart genug, keine falsche Idylle zu beschwören. Die Typen sind auf ihre Weise genau so irre wie Largeman, und das bringt ihn schließlich auf den Boden zurück. Das Glück besteht am Ende darin, daß Largeman nicht mehr so in die Welt blickt, als wäre hinter seinen Augen keiner zu Hause.

MICHAEL ALTHEN

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