Herman Boone (Denzel Washington) hat sich seinen neuen Job als Coach der Footballmanschaft "Titanen" leichter vorgestellt. Die Jungs spielen zwar in einer Mannschaft, aber sie sind kein Team. Doch um zu gewinnen, müssen sie lernen, dass sie nur gemeinsam siegen können. Allerdings vergiften Rivalität und Streitigkeiten die Stimmung in der Mannschaft. Mit hartem Training, Disziplin und einer großen Portion Einfühlungsvermögen gelingt es Boone jedoch die "Titanen" zusammenzuschweißen. Trotz unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft zeichnet sich das Team schließlich nicht nur durch Siege aus, sondern vor allem durch Mannschaftsgeist, Solidarität und Freundschaft. Eigenschaften die notwendig werden, als Boone den Intrigen einiger Sportfunktionäre zum Opfer zu fallen droht.
Bonusmaterial
Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl Animiertes DVD-Menü Making Of:Eine Reise hinter die Kulissen Von der Idee zum Film aus Denzel wird Coach Boone unveröffentlichte Szenen Audio Kommentar (nur in engl.)Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2001Warte, der Schleifer kommt
Denzel Washingtons Überlebenstraining in "Gegen jede Regel"
In Amerika ist alles größer. Würde man Felix Magath, den angeblich härtesten Trainer der Fußball-Bundesliga, zur Einzelkämpfer-Ausbildung bei den U.S. Marines schicken und ihn im Anschluß daran die Einsatztaktiken des israelischen Geheimdienstes Mossad studieren lassen, wäre er auch danach noch immer ein Weichei - verglichen mit dem von Denzel Washington gespielten Boone im Football-Film "Gegen jede Regel" (Originaltitel: "Remember the Titans"). Unter Boones Führung wird jede Übungseinheit zum Überlebenstraining. Bei ihm hört der Spaß nicht auf, sondern fängt gar nicht erst an. Man mag wegen seiner Methoden leise Bedenken haben, doch seine Absichten sind über jeden Zweifel erhaben: Denn in Denzel Washington steckt immer ein guter Kerl. Boone macht seine Jungs fit für die Ellenbogencheckgesellschaft. Dieses Wissen ist ihnen ein Trost, wenn sie nach dem dreihundertvierundsiebzigsten Liegestütz halbtot ins Gras sacken.
Auch dieser Film, den Boaz Yakin für den berüchtigten Erfolgsproduzenten Jerry Bruckheimer inszenierte, ist ein Meisterwerk der Schleifkunst: Er besteht nur noch aus Oberfläche. Fein poliert, glänzt sie hell und blendet stark. In "Remember the Titans" gibt es nichts, woran der Zuschauer auch nur kurz hängenbleiben könnte, der Reibungswiderstand ist gleich Null, und selbst das geschulte Auge findet keine Vertiefung mehr. Der Film ähnelt dem Zusammenschnitt eines Footballspiels, bei dem laufend geniale Pässe geworfen werden, aber mitten in der Flugbahn schon das nächste Bild kommt und uns direkt in eine Aktion versetzt, die erst Minuten später passierte. Am Ende wird lauthals der Sieger verkündet, aber wir haben nie gesehen, wie auch nur ein einziger Punkt gemacht wurde.
"Remember the Titans" beruht, so beteuert der Vorspann, auf wahren Begebenheiten: Im Jahr 1971 wird in Virginia die Rassentrennung im Schulsystem aufgehoben, und auch die Footballteams der Highschools werden zusammengelegt. Coach Herman Boone (Washington) löst seinen weißen Vorgänger (gespielt von Will Patton) ab und läßt diesen fortan die Verteidigung trainieren. Statt auf die gegnerischen Mannschaften gehen Spieler und Trainer zunächst aufeinander los. Diese Geschichte scheint für das Kino ein großartiges Zuspiel aus der Wirklichkeit zu sein. Doch wie auf dem Spielfeld ist auch auf der Leinwand der kürzeste Weg selten der beste: Im Nu führt die Musik der "Temptations" die weißen Jungs in Versuchung; der weiße Trainer hat den Geistesblitz, einen ausgemusterten schwarzen Spieler in die Verteidigung zu stellen, und gibt einer Partie damit die entscheidende Wendung; der weiße Kapitän wird von seiner Freundin verlassen, weil er mit Schwarzen seine Zeit verbringt, doch ein paar Szenen später kehrt sie reumütig zurück - unergründlich ist der Mensch.
Strukturell erinnert "Remember the Titans" an Ron Sheltons Baseball-Film "Bull Durham" (1987), der immer nur kurze Fragmente von den einzelnen Spielen zeigt. Vermittelt Shelton dem Zuschauer durch die elliptische Erzählweise das Gefühl für einen Sport, dem die Spieler nachgehen wie der täglichen Arbeit, so setzen Yakin und sein Produzent die Spiele wie im Zeitraffer ins Bild. Im Zehn-Minuten-Takt geht es ums Ganze - doch ehe man sich versieht, ist alles schon wieder vorbei. Die Spielzüge sind entweder kaum nachvollziehbar oder von unfaßlicher Schlichtheit. Dramatik stellt sich niemals ein. Gegenüber Oliver Stones kraftstrotzendem Film "An jedem verdammten Sonntag", der Einstellung für Einstellung demonstriert, wie man Football heutzutage inszenieren kann, ist "Remember the Titans" ein schwächlicher Angeber, der den großen Wurf landen und ihn mit größerer Geste feiern möchte. In Amerika ist eben alles größer. Manchmal auch das falsche Pathos.
LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Denzel Washingtons Überlebenstraining in "Gegen jede Regel"
In Amerika ist alles größer. Würde man Felix Magath, den angeblich härtesten Trainer der Fußball-Bundesliga, zur Einzelkämpfer-Ausbildung bei den U.S. Marines schicken und ihn im Anschluß daran die Einsatztaktiken des israelischen Geheimdienstes Mossad studieren lassen, wäre er auch danach noch immer ein Weichei - verglichen mit dem von Denzel Washington gespielten Boone im Football-Film "Gegen jede Regel" (Originaltitel: "Remember the Titans"). Unter Boones Führung wird jede Übungseinheit zum Überlebenstraining. Bei ihm hört der Spaß nicht auf, sondern fängt gar nicht erst an. Man mag wegen seiner Methoden leise Bedenken haben, doch seine Absichten sind über jeden Zweifel erhaben: Denn in Denzel Washington steckt immer ein guter Kerl. Boone macht seine Jungs fit für die Ellenbogencheckgesellschaft. Dieses Wissen ist ihnen ein Trost, wenn sie nach dem dreihundertvierundsiebzigsten Liegestütz halbtot ins Gras sacken.
Auch dieser Film, den Boaz Yakin für den berüchtigten Erfolgsproduzenten Jerry Bruckheimer inszenierte, ist ein Meisterwerk der Schleifkunst: Er besteht nur noch aus Oberfläche. Fein poliert, glänzt sie hell und blendet stark. In "Remember the Titans" gibt es nichts, woran der Zuschauer auch nur kurz hängenbleiben könnte, der Reibungswiderstand ist gleich Null, und selbst das geschulte Auge findet keine Vertiefung mehr. Der Film ähnelt dem Zusammenschnitt eines Footballspiels, bei dem laufend geniale Pässe geworfen werden, aber mitten in der Flugbahn schon das nächste Bild kommt und uns direkt in eine Aktion versetzt, die erst Minuten später passierte. Am Ende wird lauthals der Sieger verkündet, aber wir haben nie gesehen, wie auch nur ein einziger Punkt gemacht wurde.
"Remember the Titans" beruht, so beteuert der Vorspann, auf wahren Begebenheiten: Im Jahr 1971 wird in Virginia die Rassentrennung im Schulsystem aufgehoben, und auch die Footballteams der Highschools werden zusammengelegt. Coach Herman Boone (Washington) löst seinen weißen Vorgänger (gespielt von Will Patton) ab und läßt diesen fortan die Verteidigung trainieren. Statt auf die gegnerischen Mannschaften gehen Spieler und Trainer zunächst aufeinander los. Diese Geschichte scheint für das Kino ein großartiges Zuspiel aus der Wirklichkeit zu sein. Doch wie auf dem Spielfeld ist auch auf der Leinwand der kürzeste Weg selten der beste: Im Nu führt die Musik der "Temptations" die weißen Jungs in Versuchung; der weiße Trainer hat den Geistesblitz, einen ausgemusterten schwarzen Spieler in die Verteidigung zu stellen, und gibt einer Partie damit die entscheidende Wendung; der weiße Kapitän wird von seiner Freundin verlassen, weil er mit Schwarzen seine Zeit verbringt, doch ein paar Szenen später kehrt sie reumütig zurück - unergründlich ist der Mensch.
Strukturell erinnert "Remember the Titans" an Ron Sheltons Baseball-Film "Bull Durham" (1987), der immer nur kurze Fragmente von den einzelnen Spielen zeigt. Vermittelt Shelton dem Zuschauer durch die elliptische Erzählweise das Gefühl für einen Sport, dem die Spieler nachgehen wie der täglichen Arbeit, so setzen Yakin und sein Produzent die Spiele wie im Zeitraffer ins Bild. Im Zehn-Minuten-Takt geht es ums Ganze - doch ehe man sich versieht, ist alles schon wieder vorbei. Die Spielzüge sind entweder kaum nachvollziehbar oder von unfaßlicher Schlichtheit. Dramatik stellt sich niemals ein. Gegenüber Oliver Stones kraftstrotzendem Film "An jedem verdammten Sonntag", der Einstellung für Einstellung demonstriert, wie man Football heutzutage inszenieren kann, ist "Remember the Titans" ein schwächlicher Angeber, der den großen Wurf landen und ihn mit größerer Geste feiern möchte. In Amerika ist eben alles größer. Manchmal auch das falsche Pathos.
LARS-OLAV BEIER
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