"Genius: A Night for Ray Charles", die Aufzeichnung des Tribute-Concerts, das am 08. Oktober 2004 im Staples Center, Los Angeles zu Ehren des verstorbenen Ray Charles stattfand.
Bekannte Musiker und Prominente interpretierten und sangen die größten Hits der R&B-Legende vor 8.000 geladenen Gästen. Die Show wurde moderiert von Quincey Jones, Jamie Foxx, Regina King, Tom Cruise und Morgan Freeman.
Tracklist:
01. NIGHT TIME IS THE RIGHT - Mary J. Blige/Elton John
02. GEORGIA ON MY MIND - Usher
03. I GOT A WOMAN - Stevie Wonder
04. ILL DROWN IN MY OWN TEARS - Norah Jones
05. HALLELUJAH, I LOVE HER SO - Jamie Cullum
06. I CANT STOP LOVING YOU - Reba MacEntyre
07. SINNERS PRAYER - B.B.King, Billy Preston, Bruce Willis
08. BORN TO LOSE - Elton John
09. WHATD I SAY - Al Green
10. YOU DONT KNOW - Kenny Chesney
11. UNCHAIN MY HEART - Billy Preston
12. COME RAIN OR COME SHINE - Mary J. Blige
13. AMERICA THE BEAUTIFUL - Ray Charles (Video-recording)
Bekannte Musiker und Prominente interpretierten und sangen die größten Hits der R&B-Legende vor 8.000 geladenen Gästen. Die Show wurde moderiert von Quincey Jones, Jamie Foxx, Regina King, Tom Cruise und Morgan Freeman.
Tracklist:
01. NIGHT TIME IS THE RIGHT - Mary J. Blige/Elton John
02. GEORGIA ON MY MIND - Usher
03. I GOT A WOMAN - Stevie Wonder
04. ILL DROWN IN MY OWN TEARS - Norah Jones
05. HALLELUJAH, I LOVE HER SO - Jamie Cullum
06. I CANT STOP LOVING YOU - Reba MacEntyre
07. SINNERS PRAYER - B.B.King, Billy Preston, Bruce Willis
08. BORN TO LOSE - Elton John
09. WHATD I SAY - Al Green
10. YOU DONT KNOW - Kenny Chesney
11. UNCHAIN MY HEART - Billy Preston
12. COME RAIN OR COME SHINE - Mary J. Blige
13. AMERICA THE BEAUTIFUL - Ray Charles (Video-recording)
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Featurette: RAY- A Look Inside - Vorankündigung zum Film RAY mit Jamie Foxx (Hauptdarsteller in RAY) - Genius Love Company (Making Of)Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2005Das Wesentliche bleibt unsichtbar
Die Verfilmung von Ray Charles' Leben ist eine Geschichtsfälschung / Von David Thomson
"Ray" ist ein amerikanisches Biopic, eine verfilmte Biographie, voller Respekt für seine Hauptfigur - Ray Charles, den bahnbrechenden blinden Sänger und Komponisten - und für dessen Metier, das Showbusineß. Der Film wurde zu Großteilen geplant und realisiert, als Ray Charles noch lebte; einer seiner Söhne ist Co-Produzent; und Größen des realen Musikgeschäfts wie Quincy Jones, Ahmet Ertegun und Jerry Wexler werden so freundlich dargestellt wie die Kumpel und Nebenrollen in, sagen wir, der "Glenn Miller Story", die vor rund fünfzig Jahren gedreht wurde und den eher eisigen, selbstsüchtigen und karrierebesessenen Glenn Miller in eine andere Version von Everybody's Sweetheart Jimmy Stewart verwandelte.
Die Zeiten haben sich ein wenig geändert. "Ray" gesteht immerhin ein, daß sein Held viele Jahre lang heroinabhängig war, auch wenn der Film behauptet, daß er die letzten vierzig Jahre seines Lebens die Nadel nicht mehr anrührte. Er gibt zu, daß Charles auf Tourneen dazu neigte, mit anderen Frauen etwas anzufangen (vor allem mit den Raylettes, seinen Hintergrundsängerinnen, von denen eine später an einer Überdosis starb). Aber letztlich scheut er dann doch vor der Idee zurück, daß Ray Charles nicht nur ein großer Performer war mit einer unglaublichen Geschichte über Bestimmung und Hartnäckigkeit, sondern auch ein schlimm listiger, straßenschlauer, blinder Junge, der genauso natürlich Frauen herumkriegte, wie er ein riesiges gemischtrassiges Publikum verführte. "Ray" gibt schließlich der Vorstellung den Vorzug, daß Ray Charles ein bewunderungswürdiges Vorbild und ein Held für seine schwarzen Mitmenschen war.
In einer Saison, in der es von filmischen Porträts realer Personen nur so wimmelt, macht sich "Ray" bemerkenswert gut. Denn wo Kevin Spacey als Fünfziger-Jahre-Star Bobby Darin ("Beyond the Sea", in Deutschland ab Februar) eine hoffnungslose Travestienummer abliefert und Leonardo DiCaprio in "The Aviator" einen Howard Hughes erschafft, den es nie gegeben hat, triumphiert Jamie Foxx, den man zuletzt neben Tom Cruise in "Collateral" gesehen hat, als Ray Charles. Natürlich, er hat die Songs des großen Mannes, zu denen er die Lippen bewegen kann (es war eine katastrophale Fehleinschätzung von Spacey, zu glauben, daß er die Songs von Darin tatsächlich selbst singen könne, in der Folge macht er damit Darins Erfolg unerklärlich). Aber Foxx hat auch Charles' watschelnden Gang und seine flehenden blinden Gesten perfekt eingefangen. Darüber hinaus hilft es seiner Darstellung enorm, daß er Charles' Erkennungszeichen, die horngefaßte dunkle Brille, trägt und damit unserer Realisation entgeht, daß Foxx in Wahrheit sehr anders aussieht als der echte Charles.
Bedenkt man die erstaunliche Vielschichtigkeit und Genauigkeit von Foxx' Performance, ist es nur um so trauriger, daß Taylor Hackfords Film sich zu einer billigen Taschenbuch-Sigmund-Freud-Interpretation seiner Hauptfigur entschließt. So zeigt "Ray", wie der junge Charles ein Trauma davonträgt, als kleiner Junge tatenlos seinem kleinen Bruder beim Ertrinken zugesehen zu haben. Und erst als er sich als älterer Mann zu dieser Schuld bekennt, schafft er es, vom Heroin loszukommen, und ist von da an ein unkomplizierter Showbusineß-Gigant. Das ist schon alles schmerzhaft platt und unglaubwürdig und läuft dem Porträt eines dämonischen Egomanen, der sich von nichts und niemandem von seinem Weg abbringen ließ, zuwider.
Dabei ist doch auch eine andere Art von Heldengeschichte angelegt: die eines jungen Mannes, der gelernt hat, von Anfang an seine Blindheit zu nutzen und zu vermarkten, sei es, um Frauen zu verführen oder um andere Musiker dazu zu bringen, ihn zu unterschätzen. Dies ist ein Junge, der, auf Tournee singend und tanzend, stets verlangte, in einzelnen Dollarnoten bezahlt zu werden, denn nur so konnte der Blinde sichergehen, nicht betrogen zu werden. Und dies ist der Mann, der seelenruhig die Form des Gospels oder der Kirchenmusik mit Texten über Sex verschmelzen ließ - ein Thema, über das der Film allzu sanft hinweggleitet. Ray Charles war so fest entschlossen, ein Erfolg zu sein, so getrieben vom Dröhnen seiner eigenen Singstimme, daß er bereit war, die Genregrenzen niederzutrampeln und damit die tiefe Verbindung seiner schwarzen Landsleute zu gewissen Musikstilen. Auf sehr subtile und brutale Weise hat er damit die schwarze Musik genauso bestohlen und korrumpiert wie viele weiße Künstler und Plattenfirmen, um sie einem weißen Publikum zugänglich zu machen. Als Musiker war er genauso ein Dieb und ein Gauner wie ein Genie. Aber der Film scheut davor zurück, das auszusprechen, wie er auch der hemmungslosen Art, in der Ray Charles seine Karriere vorantrieb, nicht gerecht wird.
Hätte Ray Charles, der im Juni 2004 gestorben ist, lange genug gelebt, den fertigen Film zu sehen, er hätte ihm gefallen müssen, auch wenn "Ray" in Amerika kein großer Erfolg an den Kinokassen war. Wir bekommen eine Ahnung von dem Charles, der für Sex gelebt hat und können die seltsame Herzlosigkeit erahnen, die in einem Mann herrscht, der die Gefühle anderer Menschen buchstäblich nicht sehen kann. Sicher hätte er die außerordentliche Leistung von Jamie Foxx gelobt, diese sensationelle Meisterschaft in Studium und Nachahmung. In manchen Momenten glaubt man wirklich, den wahren Ray Charles zu sehen in seiner ganzen zugedröhnten Zappeligkeit und mit seinem boxerhaften Kopfnicken.
Und "Ray" offenbart die Begabung von Taylor Hackford und den grundsätzlichen Anstand, der sich in dessen Karriere so oft gezeigt hat. Auf der anderen Seite hungere ich wohl gerade deshalb so sehr nach extra Härte und Wahrheit, weil dieser Film über das Showbusineß der Realität oft so nahekommt. Wie gesagt, seine Hauptschwäche liegt in der frommen, harmlosen Darstellung von Männern wie Ertegun und Wexler, die als zuverlässige Freunde und Geschäftspartner des großen Mannes gezeigt werden. Dabei ist die wahre Geschichte von weißem Busineß, das mit schwarzer Musik gemacht wird, natürlich so kompliziert, und so wichtig, wie die Geschichte Hollywoods. So aber können die Zuschauer beim Verlassen des Kinos traurig und weise mit dem Kopf nicken und daran denken, wie Drogen und Armut doch um ein Haar das Genie von Ray Charles zerstört hätten. Und wir können uns nur fragen, wie lange es wohl noch dauern wird, bevor so ein Film mal die Wahrheit sagt und eingesteht, daß die Giganten des Showbusineß Monster und Dämonen sein müssen, bereit, jeden anderen Menschen zu benutzen und noch den letzten Millimeter ihrer Seelen für ihre Zwecke auszubeuten. Die Wahrheit ist in einigen Konzertszenen zu sehen, natürlich, das läßt sich nicht vermeiden: Es ist die instinktsichere Art, mit der es einem Löwen, obwohl er blind ist, gelingt, seinem Publikum vorzumachen, er würde es nicht verschlingen und seine Knochen ausspucken - sondern unterhalten. Doch wie könnte ein Film, der sich einer solchen schonungslosen Wahrheit verschreibt, jemals den echten Ray Charles auf seinen Soundtrack bekommen? Diesen Deal hätte der im Traum nicht gemacht.
Der Autor ist Filmkritiker, Pulitzer-Preisträger und Verfasser zahlreicher Bücher über Film.
Aus dem Englischen von Johanna Adorján
"Ray" (Regie Taylor Hackford) mit Jamie Foxx: ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Verfilmung von Ray Charles' Leben ist eine Geschichtsfälschung / Von David Thomson
"Ray" ist ein amerikanisches Biopic, eine verfilmte Biographie, voller Respekt für seine Hauptfigur - Ray Charles, den bahnbrechenden blinden Sänger und Komponisten - und für dessen Metier, das Showbusineß. Der Film wurde zu Großteilen geplant und realisiert, als Ray Charles noch lebte; einer seiner Söhne ist Co-Produzent; und Größen des realen Musikgeschäfts wie Quincy Jones, Ahmet Ertegun und Jerry Wexler werden so freundlich dargestellt wie die Kumpel und Nebenrollen in, sagen wir, der "Glenn Miller Story", die vor rund fünfzig Jahren gedreht wurde und den eher eisigen, selbstsüchtigen und karrierebesessenen Glenn Miller in eine andere Version von Everybody's Sweetheart Jimmy Stewart verwandelte.
Die Zeiten haben sich ein wenig geändert. "Ray" gesteht immerhin ein, daß sein Held viele Jahre lang heroinabhängig war, auch wenn der Film behauptet, daß er die letzten vierzig Jahre seines Lebens die Nadel nicht mehr anrührte. Er gibt zu, daß Charles auf Tourneen dazu neigte, mit anderen Frauen etwas anzufangen (vor allem mit den Raylettes, seinen Hintergrundsängerinnen, von denen eine später an einer Überdosis starb). Aber letztlich scheut er dann doch vor der Idee zurück, daß Ray Charles nicht nur ein großer Performer war mit einer unglaublichen Geschichte über Bestimmung und Hartnäckigkeit, sondern auch ein schlimm listiger, straßenschlauer, blinder Junge, der genauso natürlich Frauen herumkriegte, wie er ein riesiges gemischtrassiges Publikum verführte. "Ray" gibt schließlich der Vorstellung den Vorzug, daß Ray Charles ein bewunderungswürdiges Vorbild und ein Held für seine schwarzen Mitmenschen war.
In einer Saison, in der es von filmischen Porträts realer Personen nur so wimmelt, macht sich "Ray" bemerkenswert gut. Denn wo Kevin Spacey als Fünfziger-Jahre-Star Bobby Darin ("Beyond the Sea", in Deutschland ab Februar) eine hoffnungslose Travestienummer abliefert und Leonardo DiCaprio in "The Aviator" einen Howard Hughes erschafft, den es nie gegeben hat, triumphiert Jamie Foxx, den man zuletzt neben Tom Cruise in "Collateral" gesehen hat, als Ray Charles. Natürlich, er hat die Songs des großen Mannes, zu denen er die Lippen bewegen kann (es war eine katastrophale Fehleinschätzung von Spacey, zu glauben, daß er die Songs von Darin tatsächlich selbst singen könne, in der Folge macht er damit Darins Erfolg unerklärlich). Aber Foxx hat auch Charles' watschelnden Gang und seine flehenden blinden Gesten perfekt eingefangen. Darüber hinaus hilft es seiner Darstellung enorm, daß er Charles' Erkennungszeichen, die horngefaßte dunkle Brille, trägt und damit unserer Realisation entgeht, daß Foxx in Wahrheit sehr anders aussieht als der echte Charles.
Bedenkt man die erstaunliche Vielschichtigkeit und Genauigkeit von Foxx' Performance, ist es nur um so trauriger, daß Taylor Hackfords Film sich zu einer billigen Taschenbuch-Sigmund-Freud-Interpretation seiner Hauptfigur entschließt. So zeigt "Ray", wie der junge Charles ein Trauma davonträgt, als kleiner Junge tatenlos seinem kleinen Bruder beim Ertrinken zugesehen zu haben. Und erst als er sich als älterer Mann zu dieser Schuld bekennt, schafft er es, vom Heroin loszukommen, und ist von da an ein unkomplizierter Showbusineß-Gigant. Das ist schon alles schmerzhaft platt und unglaubwürdig und läuft dem Porträt eines dämonischen Egomanen, der sich von nichts und niemandem von seinem Weg abbringen ließ, zuwider.
Dabei ist doch auch eine andere Art von Heldengeschichte angelegt: die eines jungen Mannes, der gelernt hat, von Anfang an seine Blindheit zu nutzen und zu vermarkten, sei es, um Frauen zu verführen oder um andere Musiker dazu zu bringen, ihn zu unterschätzen. Dies ist ein Junge, der, auf Tournee singend und tanzend, stets verlangte, in einzelnen Dollarnoten bezahlt zu werden, denn nur so konnte der Blinde sichergehen, nicht betrogen zu werden. Und dies ist der Mann, der seelenruhig die Form des Gospels oder der Kirchenmusik mit Texten über Sex verschmelzen ließ - ein Thema, über das der Film allzu sanft hinweggleitet. Ray Charles war so fest entschlossen, ein Erfolg zu sein, so getrieben vom Dröhnen seiner eigenen Singstimme, daß er bereit war, die Genregrenzen niederzutrampeln und damit die tiefe Verbindung seiner schwarzen Landsleute zu gewissen Musikstilen. Auf sehr subtile und brutale Weise hat er damit die schwarze Musik genauso bestohlen und korrumpiert wie viele weiße Künstler und Plattenfirmen, um sie einem weißen Publikum zugänglich zu machen. Als Musiker war er genauso ein Dieb und ein Gauner wie ein Genie. Aber der Film scheut davor zurück, das auszusprechen, wie er auch der hemmungslosen Art, in der Ray Charles seine Karriere vorantrieb, nicht gerecht wird.
Hätte Ray Charles, der im Juni 2004 gestorben ist, lange genug gelebt, den fertigen Film zu sehen, er hätte ihm gefallen müssen, auch wenn "Ray" in Amerika kein großer Erfolg an den Kinokassen war. Wir bekommen eine Ahnung von dem Charles, der für Sex gelebt hat und können die seltsame Herzlosigkeit erahnen, die in einem Mann herrscht, der die Gefühle anderer Menschen buchstäblich nicht sehen kann. Sicher hätte er die außerordentliche Leistung von Jamie Foxx gelobt, diese sensationelle Meisterschaft in Studium und Nachahmung. In manchen Momenten glaubt man wirklich, den wahren Ray Charles zu sehen in seiner ganzen zugedröhnten Zappeligkeit und mit seinem boxerhaften Kopfnicken.
Und "Ray" offenbart die Begabung von Taylor Hackford und den grundsätzlichen Anstand, der sich in dessen Karriere so oft gezeigt hat. Auf der anderen Seite hungere ich wohl gerade deshalb so sehr nach extra Härte und Wahrheit, weil dieser Film über das Showbusineß der Realität oft so nahekommt. Wie gesagt, seine Hauptschwäche liegt in der frommen, harmlosen Darstellung von Männern wie Ertegun und Wexler, die als zuverlässige Freunde und Geschäftspartner des großen Mannes gezeigt werden. Dabei ist die wahre Geschichte von weißem Busineß, das mit schwarzer Musik gemacht wird, natürlich so kompliziert, und so wichtig, wie die Geschichte Hollywoods. So aber können die Zuschauer beim Verlassen des Kinos traurig und weise mit dem Kopf nicken und daran denken, wie Drogen und Armut doch um ein Haar das Genie von Ray Charles zerstört hätten. Und wir können uns nur fragen, wie lange es wohl noch dauern wird, bevor so ein Film mal die Wahrheit sagt und eingesteht, daß die Giganten des Showbusineß Monster und Dämonen sein müssen, bereit, jeden anderen Menschen zu benutzen und noch den letzten Millimeter ihrer Seelen für ihre Zwecke auszubeuten. Die Wahrheit ist in einigen Konzertszenen zu sehen, natürlich, das läßt sich nicht vermeiden: Es ist die instinktsichere Art, mit der es einem Löwen, obwohl er blind ist, gelingt, seinem Publikum vorzumachen, er würde es nicht verschlingen und seine Knochen ausspucken - sondern unterhalten. Doch wie könnte ein Film, der sich einer solchen schonungslosen Wahrheit verschreibt, jemals den echten Ray Charles auf seinen Soundtrack bekommen? Diesen Deal hätte der im Traum nicht gemacht.
Der Autor ist Filmkritiker, Pulitzer-Preisträger und Verfasser zahlreicher Bücher über Film.
Aus dem Englischen von Johanna Adorján
"Ray" (Regie Taylor Hackford) mit Jamie Foxx: ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main