GESTÄNDNISSE-CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND ist die Geschichte über das Doppelleben des Chuck Barris (Sam Rockwell), eines legendären amerikanischen Entertainers - Fernsehproduzent bei Tag, Mörder für die CIA bei Nacht. Jung, voller Energie und auf seine Karriere in der wachsenden Fernsehindustrie Amerikas fixiert - und nach Jahren der "Entbehrung" endlich erfolgreich bei den Frauen - wird Chuck Barris von einer rätselhaften Person (George Clooney) verfolgt, die ihn schon bald in eine geheimnisvolle und gefährliche Welt hineinzieht: in die der CIA. Während Barris sich mit neuartigen und beliebten TV-Shows wie "The Newlywed Game" und "The Gong Show" als aufstrebender Fernsehproduzent einen Namen macht, tötet er - quasi im Nebenberuf - regelmäßig für die Regierung der Vereinigten Staaten.
Als die Quoten steigen, bindet Barris sein geheimes Leben in sein Showleben ein, und schon bald befinden sich die Gewinner seiner Show "The Dating Game" auf Reisen in "die wunderbare Stadt Helsinki" oder in das "romantische Westberlin", um dort einen Traumurlaub mit dem Partner zu verbringen - nicht gerade Paris, aber für Barris als ihr Begleiter sind diese Reisen ein idealer Deckmantel für seine geheimen Missionen. Während Barris sich im Glanz der beiden Welten sonnt, in denen er sich bewegt - Entertainment und Spionage -, gerät sein Leben allmählich aus den Fugen. Er ist hin- und hergerissen zwischen Penny (Drew Barrymore), der Frau, die ihn liebt, und Patricia (Julia Roberts), der mysteriösen Agentin, die ihn fasziniert.
Er muss herbe Kritik seines Publikums einstecken, das ihn beschuldigt, die Fernsehlandschaft durch seine billigen Fernsehshows zu verschmutzen. Und er sieht sich einer Verschwörung gegenüber, deren Ziel es ist, ihn aus dem Weg zu räumen. Barris muss wieder die Kontrolle über sein Leben gewinnen. Seine beiden Leben...
Als die Quoten steigen, bindet Barris sein geheimes Leben in sein Showleben ein, und schon bald befinden sich die Gewinner seiner Show "The Dating Game" auf Reisen in "die wunderbare Stadt Helsinki" oder in das "romantische Westberlin", um dort einen Traumurlaub mit dem Partner zu verbringen - nicht gerade Paris, aber für Barris als ihr Begleiter sind diese Reisen ein idealer Deckmantel für seine geheimen Missionen. Während Barris sich im Glanz der beiden Welten sonnt, in denen er sich bewegt - Entertainment und Spionage -, gerät sein Leben allmählich aus den Fugen. Er ist hin- und hergerissen zwischen Penny (Drew Barrymore), der Frau, die ihn liebt, und Patricia (Julia Roberts), der mysteriösen Agentin, die ihn fasziniert.
Er muss herbe Kritik seines Publikums einstecken, das ihn beschuldigt, die Fernsehlandschaft durch seine billigen Fernsehshows zu verschmutzen. Und er sieht sich einer Verschwörung gegenüber, deren Ziel es ist, ihn aus dem Weg zu räumen. Barris muss wieder die Kontrolle über sein Leben gewinnen. Seine beiden Leben...
Bonusmaterial
- Audiokommentar mit Regisseur George Clooney und Kameramann Newton Thomas Sigel - Hinter den Kulissen - Zusätzliche Szenen - Probeaufnahmen von Sam Rockwell - Chuck Barris - Die "wahre" Geschichte - Auftritte in der "Gong Show" - Easter EggFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2011Mütter unter Kirschblüten
Tetsuya Nakashimas Psychothriller "Geständnisse" im Kino
Der erste Schultag nach den Frühlingsferien. Draußen blühen die Kirschblüten, und im Klassenzimmer stellt sich ein neuer Lehrer vor. Er heißt tatsächlich Werther, macht gleich einen schlechten Witz daraus und hält seinen Schülern einen Vortrag über "die wahre Natur der Erziehung". Dann gönnt sich der Film einen seiner seltenen humorvollen Momente: Wie im klassischen Musical sieht man die ganze Klasse in einer einzigen Choreographie vereint zum Rhythmus von "That's the way I like it" tanzen.
Aber zu diesem Zeitpunkt, der Film ist da gut zwanzig Minuten alt, sind dem Zuschauer schon alle Illusionen genommen, dass es sich hier um einen jener mehr oder weniger heiteren Schulfilme zwischen Romantic-Comedy und Teenager-Drama handeln könnte, wie sie Tetsuya Nakashima mit "Kamikaze Girls" und "Memories of Matsuko" bisher gemacht hat. Wenn auch "Geständnisse" schon im Titel eine zarte Reverenz ans achtzehnte Jahrhundert, an die Bekenntnisse des Aufklärers und Erziehers Rousseau, trägt und außer dem Goetheverweis noch mit anderen Bezügen zu jenem Jahrhundert aufwarten kann, erinnert er insgesamt allenfalls an die so brutalen wie tiefenpsychologisch fundierten Geschichten der Schwarzen Romantik.
Die erste Passage des Films, die am letzten Tag vor den Ferien spielt, enthält bereits den Blick in einen fürchterlichen Abgrund: Kurze, zarte Kinderlaute und der Song: "When I feel lonely ..." etablieren die Motive der Einsamkeit und der verlorenen Kinderseelen, die sich durch diesen Film ziehen. Dann verkündet die Lehrerin Yuko Miroguchi, sie werde die Schule zum Monatsende verlassen. In leisem Ton, ohne Rücksicht auf die krakeelenden Schüler zu nehmen, ja fast ohne sie wahrzunehmen, spricht sie über Jugendgewalt und spektakuläre Schülerstraftaten und erzählt die Geschichte ihrer kleinen Tochter, die kurz zuvor ertrunken ist: "Dies war kein Unfall. Sie wurde getötet von Schülern dieser Klasse." Weil das Jugendstrafrecht zu milde sei, habe sie beschlossen, das Recht in die eigene Hand zu nehmen, und die zwei Verantwortlichen mit dem Aids-Virus infiziert. Eine schockierende Wendung, die Kamerabewegungen und Zeitlupenpassagen bereits vorbereitet haben.
In Tetsuya Nakashimas neuem Film ist der April der grausamste Monat und diese ganze Exposition nur der Auftakt zu einem an Wendungen reichen Albtraumtrip ins Unterbewusste der japanischen Gegenwartsgesellschaft. Dort ist "Ijime", das Drangsalieren und Quälen von Mitschülern, das auch hier eine zentrale Rolle spielt, an der Tagesordnung. Obwohl er dies und mehrere andere Tabus der immer noch konservativ geprägten, stark repressiven, antiindividualistischen japanischen Gesellschaft aufgreift, bewegt sich der Film fernab vieler bekannter Muster.
Nichts oder fast nichts ist, wie es scheint, in diesem raffinierten Psychothriller, dem als Einziges ein Vorwurf wegen seine Überkonstruiertheit zu machen ist. Auf das Geständnis der Lehrerin folgt das einer Schülerin und dann noch mehrere andere. Jedes dieser Geständnisse dreht die Handlung ein Stück weiter und lässt das Vorangegangene in neuem Licht erscheinen. So ist dies ein Rachefilm, aber auch für einige Minuten eine zarte Liebesgeschichte und insgesamt vielleicht eine bittere Komödie der Irrungen. In der Methode erinnert das vor allem an den Kurosawa-Klassiker "Rashomon". Zugleich denkt man an das neuere japanische Kino eines Miike oder Sion, aber auch an Buñuel, wenn der Film, indem er Innenwelten und Tag(alb)träume zeigt, immer wieder surreale Bildwelten konstruiert.
Dazu gehört das Spiel mit den Farben: Graublaues Pastell überwiegt, doch immer wieder stechen Weiß und Rot, die Farben von Milch und Blut und auch der japanischen Nationalflagge, leuchtend heraus. Um die Rolle von Milch und Blut, die beide ebenso viel Gutes tun, wie sie leicht verderben können, geht hier immer wieder das Gespräch. Und auch wenn die meisten Figuren Schüler sind, dreht sich der Film eigentlich um Mütter, ihre Rolle und um das Sujet der Mütterlichkeit. So wie die Lehrerin Yuko eine rächende Mutter ist, begegnet man auch der Mutter eines Mörders, die an der Tat ihres Kindes zerbricht, und auch der Charakter eines anderen missratenen Jugendlichen wird durch dessen gestörte Mutterbeziehung beleuchtet. Das alles geschieht aber beiläufig, spielerisch, nie aufdringlich moralisierend, wie überhaupt "Geständnisse" vor allem durch kleine Elemente, Szenen und Geschichten am Rande besticht.
Wenn sich der Film zumindest experimentell auf jede der Figuren und deren ureigene Sichtweise einlässt und dabei selbst dem Wahnsinn mancher Figuren ein Stück Raum gibt, mag das auch auf den zweiten Blick wie moralischer Perspektivismus wirken. Doch am Ende ist die Position von Film und Regisseur glasklar. Ob sie uns in ihrer alttestamentarischen Moral gefallen kann, ist eine andere Frage. Beruhigen wird sie mit Sicherheit nicht. Wie die Geschichte von Werther endete, das weiß man ja.
RÜDIGER SUCHSLAND
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tetsuya Nakashimas Psychothriller "Geständnisse" im Kino
Der erste Schultag nach den Frühlingsferien. Draußen blühen die Kirschblüten, und im Klassenzimmer stellt sich ein neuer Lehrer vor. Er heißt tatsächlich Werther, macht gleich einen schlechten Witz daraus und hält seinen Schülern einen Vortrag über "die wahre Natur der Erziehung". Dann gönnt sich der Film einen seiner seltenen humorvollen Momente: Wie im klassischen Musical sieht man die ganze Klasse in einer einzigen Choreographie vereint zum Rhythmus von "That's the way I like it" tanzen.
Aber zu diesem Zeitpunkt, der Film ist da gut zwanzig Minuten alt, sind dem Zuschauer schon alle Illusionen genommen, dass es sich hier um einen jener mehr oder weniger heiteren Schulfilme zwischen Romantic-Comedy und Teenager-Drama handeln könnte, wie sie Tetsuya Nakashima mit "Kamikaze Girls" und "Memories of Matsuko" bisher gemacht hat. Wenn auch "Geständnisse" schon im Titel eine zarte Reverenz ans achtzehnte Jahrhundert, an die Bekenntnisse des Aufklärers und Erziehers Rousseau, trägt und außer dem Goetheverweis noch mit anderen Bezügen zu jenem Jahrhundert aufwarten kann, erinnert er insgesamt allenfalls an die so brutalen wie tiefenpsychologisch fundierten Geschichten der Schwarzen Romantik.
Die erste Passage des Films, die am letzten Tag vor den Ferien spielt, enthält bereits den Blick in einen fürchterlichen Abgrund: Kurze, zarte Kinderlaute und der Song: "When I feel lonely ..." etablieren die Motive der Einsamkeit und der verlorenen Kinderseelen, die sich durch diesen Film ziehen. Dann verkündet die Lehrerin Yuko Miroguchi, sie werde die Schule zum Monatsende verlassen. In leisem Ton, ohne Rücksicht auf die krakeelenden Schüler zu nehmen, ja fast ohne sie wahrzunehmen, spricht sie über Jugendgewalt und spektakuläre Schülerstraftaten und erzählt die Geschichte ihrer kleinen Tochter, die kurz zuvor ertrunken ist: "Dies war kein Unfall. Sie wurde getötet von Schülern dieser Klasse." Weil das Jugendstrafrecht zu milde sei, habe sie beschlossen, das Recht in die eigene Hand zu nehmen, und die zwei Verantwortlichen mit dem Aids-Virus infiziert. Eine schockierende Wendung, die Kamerabewegungen und Zeitlupenpassagen bereits vorbereitet haben.
In Tetsuya Nakashimas neuem Film ist der April der grausamste Monat und diese ganze Exposition nur der Auftakt zu einem an Wendungen reichen Albtraumtrip ins Unterbewusste der japanischen Gegenwartsgesellschaft. Dort ist "Ijime", das Drangsalieren und Quälen von Mitschülern, das auch hier eine zentrale Rolle spielt, an der Tagesordnung. Obwohl er dies und mehrere andere Tabus der immer noch konservativ geprägten, stark repressiven, antiindividualistischen japanischen Gesellschaft aufgreift, bewegt sich der Film fernab vieler bekannter Muster.
Nichts oder fast nichts ist, wie es scheint, in diesem raffinierten Psychothriller, dem als Einziges ein Vorwurf wegen seine Überkonstruiertheit zu machen ist. Auf das Geständnis der Lehrerin folgt das einer Schülerin und dann noch mehrere andere. Jedes dieser Geständnisse dreht die Handlung ein Stück weiter und lässt das Vorangegangene in neuem Licht erscheinen. So ist dies ein Rachefilm, aber auch für einige Minuten eine zarte Liebesgeschichte und insgesamt vielleicht eine bittere Komödie der Irrungen. In der Methode erinnert das vor allem an den Kurosawa-Klassiker "Rashomon". Zugleich denkt man an das neuere japanische Kino eines Miike oder Sion, aber auch an Buñuel, wenn der Film, indem er Innenwelten und Tag(alb)träume zeigt, immer wieder surreale Bildwelten konstruiert.
Dazu gehört das Spiel mit den Farben: Graublaues Pastell überwiegt, doch immer wieder stechen Weiß und Rot, die Farben von Milch und Blut und auch der japanischen Nationalflagge, leuchtend heraus. Um die Rolle von Milch und Blut, die beide ebenso viel Gutes tun, wie sie leicht verderben können, geht hier immer wieder das Gespräch. Und auch wenn die meisten Figuren Schüler sind, dreht sich der Film eigentlich um Mütter, ihre Rolle und um das Sujet der Mütterlichkeit. So wie die Lehrerin Yuko eine rächende Mutter ist, begegnet man auch der Mutter eines Mörders, die an der Tat ihres Kindes zerbricht, und auch der Charakter eines anderen missratenen Jugendlichen wird durch dessen gestörte Mutterbeziehung beleuchtet. Das alles geschieht aber beiläufig, spielerisch, nie aufdringlich moralisierend, wie überhaupt "Geständnisse" vor allem durch kleine Elemente, Szenen und Geschichten am Rande besticht.
Wenn sich der Film zumindest experimentell auf jede der Figuren und deren ureigene Sichtweise einlässt und dabei selbst dem Wahnsinn mancher Figuren ein Stück Raum gibt, mag das auch auf den zweiten Blick wie moralischer Perspektivismus wirken. Doch am Ende ist die Position von Film und Regisseur glasklar. Ob sie uns in ihrer alttestamentarischen Moral gefallen kann, ist eine andere Frage. Beruhigen wird sie mit Sicherheit nicht. Wie die Geschichte von Werther endete, das weiß man ja.
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