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Wir schreiben das Jahr 1953. Ginji stürmt in ein Lagerhaus und metzelt jeden nieder, bis er überwältigt wird und ins Gefängnis wandert. 50 Jahre später wird er, inzwischen 79 Jahre alt, entlassen. Verfolgt von den Schatten seiner Vergangenheit und mit einer auf seinen Kopf ausgesetzten Belohnung, beginnt er ein heimatloses Leben. Als die junge Journalistin Miyoko auftaucht und ihm Fragen zur Vergangenheit des Ministers Kuroda stellt, kommen die Ereignisse der Nachkriegszeit langsam ans Licht. Ginji gerät erneut zwischen die Fronten von Politik und Verbrechen und muss den Kampf…mehr

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Produktbeschreibung
Wir schreiben das Jahr 1953. Ginji stürmt in ein Lagerhaus und metzelt jeden nieder, bis er überwältigt wird und ins Gefängnis wandert. 50 Jahre später wird er, inzwischen 79 Jahre alt, entlassen. Verfolgt von den Schatten seiner Vergangenheit und mit einer auf seinen Kopf ausgesetzten Belohnung, beginnt er ein heimatloses Leben. Als die junge Journalistin Miyoko auftaucht und ihm Fragen zur Vergangenheit des Ministers Kuroda stellt, kommen die Ereignisse der Nachkriegszeit langsam ans Licht. Ginji gerät erneut zwischen die Fronten von Politik und Verbrechen und muss den Kampf aufnehmen.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2007

Aus dem Leben der Marionetten
Claude Chabrols klassische Jahre / Von Dominik Graf

Claude Chabrol: "Classic Edition".

Galileo Medien AG. 5 DVDs: "Zwei Freundinnen", "Das Biest muss sterben", "Die untreue Frau", "Der Schlachter", "Der Riss". Französisch, Deutsch. Untertitel. Extras: Trailer.

In diesen Filmen kommt einem Europa leerer vor als heute. Man spürt das an den Kameraschwenks, die sich so leichthin und endlos durch die Landschaften an der Côte d'Azur tasten; man spürt es an den Zooms, die einen Strand in der Bretagne ganz allmählich aus der Unschärfe öffnen. Eine Sicherheit liegt darin, dass man auf keinen Widerstand, auf keinerlei Produktionsabsperrung trifft, auf keine Spaziergänger oder Wellness-Touristen, die sich bockig nicht mehr vertreiben lassen. Die Leere der Städte, der Dörfer, der Landstraßen und der Natur wirkt noch völlig ungekünstelt. Sie war damals auch noch leichter zu kriegen. Die Bevölkerung des Alten Kontinents hatte in den Sechzigern und Siebzigern vielleicht noch etwas mehr Respekt vor Dreharbeiten. Die Kamerabewegungen von Jean Rabier sind zumeist geduldig gezirkelt. Die atonale, stimmungsvolle Musik von Pierre Jansen spricht die Geschichten wie ein Opern-Rezitativ mit. Es fühlt sich so an, als ob mit diesen schönen Bewegungen von Musik und Kamera die Erde des großen Frankreich gleichsam durch die Hände der Filme rinnt: Nizza im Winter. Die Vororte von Paris. Die Bretagne. Eine Kleinstadt im Périgord. Brüssel.

Tänze und Schicksalsdramen.

Fünf "klassische" Filme von Chabrol, zwischen 1967 und 1970 gedreht. Immer wieder die gleichen Schauspieler, auch in den Nebenrollen. Wie eine Theatertruppe auf Reisen. Die ersten zwei Filme sind äußerst artifizielle Tänze: "Zwei Freundinnen" und "Die untreue Frau", es folgen zwei große Schicksalsdramen: "Das Biest muss sterben" und "Der Schlachter" - und am Ende der Reihe steht ein märchenhaft absurdes Melodram: "Der Riss".

Stéphane Audran ist sozusagen der Schutzengel der "Classic Box". Sie ist viermal die Heldin, mal dunkel, mal sanft, mal ungeduldig, mal unberührbar. Und sie kriegt wirklich alles hin. Am stärksten die leicht herbe, rührend trotzige Ex-Stripperin in "Der Riss", die um das Sorgerecht ihres Kindes gegen den steinreichen Schwiegervater kämpft. Michel Bouquet wirkt hier als ihr Gegner besonders grausig, weil er von Chabrol künstlich älter gemacht worden ist. Er sieht aus wie eine faltenlose Puppe mit angeklebten weißen Haaren und einem absurden Schnurrbart, wobei die infame Kindlichkeit seines Spiels und sein bekanntes Krokodilgrinsen seine Unheimlichkeit natürlich noch verschärft.

Höhepunkt von Audrans Darbietung ist eine sechsminütige Straßenbahnszene, in der sie ihrem Anwalt die traurige Geschichte ihrer Ehe mit dem verwöhnten, gewalttätigen Söhnchen von Bouquet erzählt. Wie sie hier von Schweigsamkeit in Trauer, dann in Momente von Bitterkeit wechselt, die sie sich aber wiederum schnell versagt; und wie Michel Duchaussoy sie immer verliebter dabei ansieht; und wie Chabrol diese endlose Fahrt an den Parks der Peripherie von Brüssel entlang erzählt.

In "Zwei Freundinnen" spielt Audran eine alleinstehende bisexuelle Industriellentochter, die verwöhnt, kokett, mondän, und oft gelangweilt an der Côte d'Azur herumhängt. In "Die untreue Frau" ist sie die liebenswürdige, reif-unnahbare Ehefrau und Mutter, für deren Liebe der Ehemann - wiederum Bouquet, diesmal aber ohne Altersvermummung - nach siebzig Minuten Film überraschend den Nebenbuhler (immerhin Maurice Ronet) ermordet. Es ist eine Liebesersatztat, denn erst dadurch kommt wieder Feuer in die matt gewordene Ehe. Und dieses Feuer wird - wie es das Schlussbild von Bouquets Verhaftung andeutet - lange noch zu Hause für ihn brennen wie eine Fackel, im Gedenken an seine Heldentat.

In "Der Schlachter" spielt Audran dann die kleine Lehrerin in der Provinz, vor Jahren verletzt durch eine Liebesgeschichte und jetzt unfähig, sich zu den ungeschickten Zuneigungsbeweisen des örtlichen Metzgers klar zu verhalten. Was den Mann (Jean Yanne) an einen Abgrund seiner Gefühle führt, der ihn schließlich verschluckt. Für jeden dieser Filme scheint Stéphane Audran ihr Gesicht ein wenig zu verändern, scheint sie ihren wunderschönen, scharf geschnittenen, kleinen Mund ein wenig anders zum Schmollen, zum Trotz, zum Schmerz oder zu einem überraschenden Lachen hin zu stülpen.

Nur ein Film findet ganz ohne sie statt: "Das Biest muss sterben" von 1971. Die Wucht und Trauer dieses Films ist bei Chabrol fast einzigartig. Keine Faxen mehr, wenige Scherze, keine Versuchsanordnungen im Labor der menschlichen Mäuse wie sonst. Der Film handelt von der kalt geplanten Rache eines Vaters (wieder Michel Duchaussoy) an dem Mann, der seinen kleinen Sohn totgefahren und Fahrerflucht begangen hat. Er findet den Mann über dessen labile Schwägerin, und er trifft auf ein unglaubliches Arschloch, auf die "Karikatur eines Monsters". Der Täter ist wieder Jean Yanne, der einen hier in seiner trübseligen Primitivität förmlich wider Willen überwältigt. Aber um ihn herum baut sich ein feines Geflecht von Beziehungen, Hassgefühlen und Sehnsüchten auf. Die Tragik am Ende des Films lässt Chabrol zu derart reduzierten Erzählmitteln greifen, dass man - zumal wenn dann auch noch Maurice Pialat als Kommissar auftaucht! - kurzfristig an ganz andere französische Regisseure denken muss.

Robert Altman sagte einmal, ein Filmregisseur habe nur zehn Jahre, in denen er auf dem absoluten Maximum seiner Möglichkeiten arbeiten kann. Alle anderen Filme seien nur Vor- und Nachspiel dazu. Und wann beginnen jeweils diese zehn Jahre? Man weiß es nicht genau, solange nicht der Vorhang gefallen ist. Chabrol macht jedenfalls Filme seit fünfzig Jahren. Und als er 1967 in jene "klassische Phase" einstieg, die bei dieser DVD-Box gemeint ist, da hatte er bereits frühe Meisterwerke ("Le beau Serge", "Landru - der Frauenmörder von Paris") und grandiose Genrespielereien ("Der Tiger parfümiert sich mit Dynamit") hingelegt. Überall ist hier noch die Nouvelle Vague zu spüren, in der scheinbaren Leichtigkeit der Bilder, in den fröhlichen Hitchcock-Zitaten, im typischen Humor bei vielen alltäglichen Details, in den erfrischenden Zärtlichkeiten und Lebendigkeiten noch im morbidesten Ehedrama. Aber all das kann den Blick nicht ganz trüben auf eine ungeheure Müdigkeit der Figuren. Was hat das Leben ihnen noch zu bieten? Konventionen, Alltag, ziemlich viel Whisky, manchmal ein wenig traurigen Sex, eine Rache, eine abstrakt hohle Vorstellung von "Liebe". Nicht nur die Figuren, auch die Macher wirken teilweise wie von einem Virus befallen. Die Fahrten, die Schwenks, die Musik - so schön sie sind, so zeremoniell langsam sind sie auch. Am auffälligsten in "Die untreue Frau", in dem ja auch ein Liebhaber auf dem Altar einer Illusion von ehelicher Liebe geopfert wird. Und der Ehemann, dieser Kindmann Michel Bouquet (der manchmal wie ein älterer Bruder von Jean Pierre Léaud wirkt, mit dem Gang eines lächerlichen Studienrats), muss sich der Liebe seiner Frau würdig erweisen, indem er dieses Blutopfer darbringt. Wie ein antikes Standbild steht Audran mit ihrem Kind am Arm unter den hohen Bäumen an der Grenze ihres Grundstücks und winkt ihrem Mann nach, als die Polizei ihn schließlich abholt.

Aber von "Zwei Freundinnen" bis "Der Riss" kann man auch zusehen, wie Chabrol sich allmählich wieder aus der Hermetik befreit und sich dem Genre annähert. Nach seiner "Klassik" wird das Melodram kommen. Schon im "Riss" bläst stellenweise wieder ein Schwung in die Erzählung hinein, der eher an rabiate italienische Genrefilme jener Zeit erinnert und der sich in den nächsten Filmen immer stärker wie ein Sturm über die Erzählungen legt. "Warum keine wirklichen Melodramen machen, wenn alle immer von ,melodramatischen Tendenzen' in meinen Filmen sprechen?" fragte er schon 1971 vor dem "Riss" und beantwortete diese Frage dann mit immer rasanteren, bald von der Kritik verschmähten Genrefilmen. Fassbinder durfte Chabrol 1975 im blauen Hanser-Buch beschimpfen: "Seine Filme sind unmenschlich, weil sie zynisch, fatalistisch und menschenverachtend sind." Und: "Chabrol wird immer schlampiger."

Befreiung vom eigenen Stil.

Von heute aus gesehen ist das eher eine Empfehlung. Denn keiner merkte damals, dass die "Schlampigkeit" der Filme nach der "klassischen" Phase, dass all die heftigen Zooms, die stetig wachsende Bösartigkeit der Charaktere, die fröhlichen Überkonstruktionen mancher Storys zugunsten der Unberechenbarkeit der Figuren - dass all diese Anzeichen ja eben die Merkmale einer Befreiung Chabrols vom eigenen Stil waren. Am stärksten sichtbar dann in seinem grandiosen "Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen" von 1975 mit Romy Schneider und Rod Steiger. Erzählt wird darin die damals schon nicht mehr taufrische Story von der jungen, schönen Ehefrau, die ihren Lover dazu anstiftet, den reichen, alkoholkranken Ehemann zu ermorden. Aber der Plan misslingt in diesem Fall. Der Ehemann kehrt gleichsam zurück aus dem Reich der Toten und erpresst nun seine Frau mit den Beweisen ihres Mordplans. Er ist seine Trunksucht los, er will Sex von ihr, und da sie absolut mittellos ist ohne sein Geld, bezahlt er sie jetzt grinsend auch dafür. Aus dem üblen Arrangement zwischen beiden wird aber völlig überraschend eine Wiedergeburt ihrer einstigen Leidenschaft. Und sie werden leider trotzdem nicht glücklich. Ein tolles Schlussbild ergibt sich, wenn Romy Schneider alles gewonnen und gleichzeitig verloren hat und wenn sie der Stimme eines Toten auf die Terrasse ihres Hauses folgt, ins Dunkel des blinkenden Lichts eines entfernten Leuchtturms hinein. Die Architektur der Villa, die Hitze, die Sinnlichkeit - die Figuren scheinen sich bei dem Mördertanz wie Marionetten ineinander mit den Fäden zu verheddern. Aber die Schauspieler, die Figuren tragen den Sieg in einer Weise davon, dass einem angst und bange wird vor ihrer Größe.

Daneben kriegt man noch zwei Polizeiinspektoren zu sehen, die ständig fressend und saufend in irgendwelchen Restaurants rumsitzen und den Fall zu lösen versuchen. Ein unverschämter Jean Rochefort tritt auf, der den Anwalt Rod Steigers spielt, der Romy beim Untersuchungsrichter freiquatschen soll vom Vorwurf, ihren Mann getötet zu haben. Rochefort sagt nach ihrer ersten Begegnung lächelnd zu ihr - und zu ihren Lügen: "Seien Sie froh, dass Sie so hübsch sind, ich hätte Sie sonst fallenlassen wie eine heiße Kartoffel."

So sind sie nun mal, die Menschen, die einen im Kino wirklich interessieren: zynisch, fatalistisch, von mir aus auch menschenverachtend, aber dennoch sehnsüchtig - und vor allem auch lustig. Licht und Luft strömten damit wieder in die Chabrol-Filme, so als habe er selbst ein Fenster aufgerissen. Seine "Klassik" war 1975 endgültig zu Ende.

Dominik Grafs neuer Film "Eine Stadt wird erpresst" lief im Oktober bei den Hofer Filmtagen.

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