Technische Angaben:
Bildformat: 1.85:1 (16:9 anamorph)
Sprache / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Extras: Produktionsnotizen, Trailer u. a.
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Sprache / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Englisch (Dolby Digital 2.0)
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Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - FilmografienFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2001Federgewicht
Aus dem Boxring des Lebens: Karyn Kusamas Film "Girlfight"
Mädchen, so heißt es landläufig, fahren ihre Krallen aus, wenn ihnen etwas oder jemand verquer scheint. Diana aus Red Hook, Brooklyn, wo die Sozialisation vornehmlich den rauhen Gesetzen der Straße genügen muß, ist anders: Sie schlägt zu, mit aller Kraft. In der Schule machen deshalb die meisten lieber einen Bogen um das Mädchen, dessen diffuse Wut schwer abzuschätzen ist. Und zu Hause bleibt die Lage schon deshalb Tag für Tag höchst gespannt, weil Diana ihren Vater für den Selbstmord der Mutter verantwortlich macht. Perspektiven für ihr Leben? Fehlanzeige.
Auf den jüngeren Bruder, Tiny gerufen, hat der Vater ein Auge, die Tochter ist ihm nur lästig. Tiny, der Schmale, Winzige, muß sich nach dem Willen seines Vaters im Boxring zum "richtigen Mann" stählen lassen, während seine Neigungen eindeutig ins Musische zielen. Diana dagegen könnte in dem schäbigen Boxklub um die Ecke, wo ihr Bruder widerwillig trainiert, eine Heimstatt finden, ihrer Verbissenheit Herr zu werden. Zäh und trickreich ringt sie Tinys Trainer Hector das Zugeständnis ab, auch das Mädchen unter seine Fittiche zu nehmen, nicht zuletzt, weil der ausgemergelte Kämpfer von einst die paar Dollar zusätzlich dringend brauchen kann. Ziemlich rasch muß Hector allerdings zugeben, daß ihm die Entschlossenheit Dianas imponiert, und fortan lehrt er sie ebenso beharrlich, daß es nicht nur auf die Härte der Schläge ankommt, sondern auf die Kontrolle des Körpers, auf Balance, Disziplin und eine Ausdauer, die Diana zuvor nie gekannt hat.
Der Boxring als Schule des Lebens scheint im Kino eine reichlich abgetretene Metapher zu sein. Karyn Kusamas Film "Girlfight", der für den deutschen Einsatz die noch abgegriffenere Floskel "Auf eigene Faust" zusätzlich verpaßt bekam, gelingen für das Motiv, wie jemand handgreiflich zu sich selbst und Abstand von seiner fast selbstzerstörerischen Wut findet, jedoch solche auf Anhieb stimmigen und damit glaubwürdigen Töne, daß man sich die absehbare Geschichte vom Mädchen, das sich seinen Platz im Leben erboxt, ohne weiterhin anecken zu müssen, gern erzählen läßt - nicht zuletzt, weil Michelle Rodriguez in ihrem darstellerischen Debüt als Diana mit herber Miene, dunkler Strenge im Blick und ohne jede Scheu, sich im Boxring zu verausgaben, eine imponierende Präsenz an den Tag legt. Natürlich bedient der Film, zu dem die amerikanische Regisseurin auch das Drehbuch nach eigenen Boxerfahrungen schrieb, das Vergnügen des Zuschauers, das Mädchen in die Männerdomäne einbrechen zu sehen, ohne daß sie dann im Ring einbricht. Natürlich ist es spannend zu verfolgen, wie Hector dafür kämpft, Diana großen Widerständen zum Trotz in der Federgewichtsklasse gegen männliche Gegner antreten zu lassen, weil es möglicher Gegnerinnen einfach gebricht. Und natürlich läßt sich "Girlfight" jene Liebeswirren nicht entgehen, ohne die das Kino nie zu sich selbst fände. Aber gerade in diesem Motiv, wenn Diana ausgerechnet bei dem Federgewichtler Adrian ihren Mut zu eigenen Gefühlen entdeckt, gegen den sie in der Folge einen Endkampf zu bestreiten hat, beweist der Film seine Stärke.
Karyn Kusama hält wie die Boxerin das Dilemma sehr schön in der Balance, daß Adrian seine Freundin gerne obsiegen ließe, sich doch aber keinesfalls von einem Mädchen in die Knie zwingen lassen kann, wenn seine männliche Selbstachtung nicht Schaden nehmen soll. Und ebenso bezwingend ist die Entwicklung zu verfolgen, wie Diana desto verletzlicher wird, je mehr sie sich auf professionelle Weise zu wehren versteht. Nach und nach, mit der neuerlangten Fähigkeit, den Körper zu beherrschen, werden wie ihre Bewegungen auch die Emotionen geschult. Der Moment, wenn sich das erste Lächeln in die bis dahin abweisenden Züge von Michelle Rodriguez stiehlt, ist unvergleichlich.
HANS-DIETER SEIDEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aus dem Boxring des Lebens: Karyn Kusamas Film "Girlfight"
Mädchen, so heißt es landläufig, fahren ihre Krallen aus, wenn ihnen etwas oder jemand verquer scheint. Diana aus Red Hook, Brooklyn, wo die Sozialisation vornehmlich den rauhen Gesetzen der Straße genügen muß, ist anders: Sie schlägt zu, mit aller Kraft. In der Schule machen deshalb die meisten lieber einen Bogen um das Mädchen, dessen diffuse Wut schwer abzuschätzen ist. Und zu Hause bleibt die Lage schon deshalb Tag für Tag höchst gespannt, weil Diana ihren Vater für den Selbstmord der Mutter verantwortlich macht. Perspektiven für ihr Leben? Fehlanzeige.
Auf den jüngeren Bruder, Tiny gerufen, hat der Vater ein Auge, die Tochter ist ihm nur lästig. Tiny, der Schmale, Winzige, muß sich nach dem Willen seines Vaters im Boxring zum "richtigen Mann" stählen lassen, während seine Neigungen eindeutig ins Musische zielen. Diana dagegen könnte in dem schäbigen Boxklub um die Ecke, wo ihr Bruder widerwillig trainiert, eine Heimstatt finden, ihrer Verbissenheit Herr zu werden. Zäh und trickreich ringt sie Tinys Trainer Hector das Zugeständnis ab, auch das Mädchen unter seine Fittiche zu nehmen, nicht zuletzt, weil der ausgemergelte Kämpfer von einst die paar Dollar zusätzlich dringend brauchen kann. Ziemlich rasch muß Hector allerdings zugeben, daß ihm die Entschlossenheit Dianas imponiert, und fortan lehrt er sie ebenso beharrlich, daß es nicht nur auf die Härte der Schläge ankommt, sondern auf die Kontrolle des Körpers, auf Balance, Disziplin und eine Ausdauer, die Diana zuvor nie gekannt hat.
Der Boxring als Schule des Lebens scheint im Kino eine reichlich abgetretene Metapher zu sein. Karyn Kusamas Film "Girlfight", der für den deutschen Einsatz die noch abgegriffenere Floskel "Auf eigene Faust" zusätzlich verpaßt bekam, gelingen für das Motiv, wie jemand handgreiflich zu sich selbst und Abstand von seiner fast selbstzerstörerischen Wut findet, jedoch solche auf Anhieb stimmigen und damit glaubwürdigen Töne, daß man sich die absehbare Geschichte vom Mädchen, das sich seinen Platz im Leben erboxt, ohne weiterhin anecken zu müssen, gern erzählen läßt - nicht zuletzt, weil Michelle Rodriguez in ihrem darstellerischen Debüt als Diana mit herber Miene, dunkler Strenge im Blick und ohne jede Scheu, sich im Boxring zu verausgaben, eine imponierende Präsenz an den Tag legt. Natürlich bedient der Film, zu dem die amerikanische Regisseurin auch das Drehbuch nach eigenen Boxerfahrungen schrieb, das Vergnügen des Zuschauers, das Mädchen in die Männerdomäne einbrechen zu sehen, ohne daß sie dann im Ring einbricht. Natürlich ist es spannend zu verfolgen, wie Hector dafür kämpft, Diana großen Widerständen zum Trotz in der Federgewichtsklasse gegen männliche Gegner antreten zu lassen, weil es möglicher Gegnerinnen einfach gebricht. Und natürlich läßt sich "Girlfight" jene Liebeswirren nicht entgehen, ohne die das Kino nie zu sich selbst fände. Aber gerade in diesem Motiv, wenn Diana ausgerechnet bei dem Federgewichtler Adrian ihren Mut zu eigenen Gefühlen entdeckt, gegen den sie in der Folge einen Endkampf zu bestreiten hat, beweist der Film seine Stärke.
Karyn Kusama hält wie die Boxerin das Dilemma sehr schön in der Balance, daß Adrian seine Freundin gerne obsiegen ließe, sich doch aber keinesfalls von einem Mädchen in die Knie zwingen lassen kann, wenn seine männliche Selbstachtung nicht Schaden nehmen soll. Und ebenso bezwingend ist die Entwicklung zu verfolgen, wie Diana desto verletzlicher wird, je mehr sie sich auf professionelle Weise zu wehren versteht. Nach und nach, mit der neuerlangten Fähigkeit, den Körper zu beherrschen, werden wie ihre Bewegungen auch die Emotionen geschult. Der Moment, wenn sich das erste Lächeln in die bis dahin abweisenden Züge von Michelle Rodriguez stiehlt, ist unvergleichlich.
HANS-DIETER SEIDEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main