-> Glen or Glenda? (1953, ca. 68 min.)
Schon in seinem Spielfilmdebüt Glen or Glenda? zeigt sich die Begabung des zeitlebens unterschätzten Ed Wood mit minimaler Ausstattung und maximalem Dilettantismus Maßstäbe zu setzen und Filmklassiker zu schaffen. Wood hat mit diesem Streifen in bekannt verworrener Machart eine autobiographische Aufarbeitung seiner transvestiten Neigungen gewagt. Herausgekommen ist eine schräge Geschichte über den armen Glen (von Ed Wood selbst verkörpert), der gerne Angorapullover trägt und damit hadert, dies seiner Verlobten zu beichten.
Ergänzt wird dieses Meisterwerk noch durch seltsame medizinische Experimente und Bela Lugosis "philosophische Reflexionen".
-> Jail Bait (1954, ca. 71 min.):
Bonusfilm
Schon in seinem Spielfilmdebüt Glen or Glenda? zeigt sich die Begabung des zeitlebens unterschätzten Ed Wood mit minimaler Ausstattung und maximalem Dilettantismus Maßstäbe zu setzen und Filmklassiker zu schaffen. Wood hat mit diesem Streifen in bekannt verworrener Machart eine autobiographische Aufarbeitung seiner transvestiten Neigungen gewagt. Herausgekommen ist eine schräge Geschichte über den armen Glen (von Ed Wood selbst verkörpert), der gerne Angorapullover trägt und damit hadert, dies seiner Verlobten zu beichten.
Ergänzt wird dieses Meisterwerk noch durch seltsame medizinische Experimente und Bela Lugosis "philosophische Reflexionen".
-> Jail Bait (1954, ca. 71 min.):
Bonusfilm
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Bonusfilm " Jailbait" - BildergalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.1995Müllmeister der Leinwand
Wieder im Kino: Die Filme von Ed Wood
Nicht mit der Begeisterung über seine Filme, sondern mit der Betrachtung seines ungewöhnlichen Lebens beginnen alle Geschichten über Edward D. Wood jr., den amerikanischen Regisseur, Autor und Schauspieler, der von 1924 bis 1978 lebte und posthum zur Popikone wurde. Denn die Episoden seiner Vita sind fantastisch und phantasieanregend, etwas, was man über seine Filme nur schwer sagen kann.
Die Berichte über die medaillenbeglaubigte Tapferkeit des heimlichen, heterosexuellen Transvestiten Wood etwa, der im Getümmel des Zweiten Weltkriegs Damenunterwäsche unter seiner Uniform trug, klingen durchaus spannend. In "Glen Or Glenda?" aus dem Jahr 1953 (Autor, Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent: Ed Wood) dagegen, dem berüchtigten Spielfilm, den Wood über sein persönliches Thema gedreht hat, knistert nichts als der papierene Ton der Belehrung. Hier wird keine dramatische Entwicklung inszeniert, sondern eine (rhetorische) Frage verfilmt: Soll der Protagonist der zukünftigen Ehefrau seine Leidenschaft für die Bekleidung des anderen Geschlechts beichten? Die Dialoge zwischen einem Psychiater und einem Polizeiinspektor über den Transvestismus werden mit Rückblenden illustriert, die wiederum im Schulbuchton aus dem Off kommentiert werden. Zusätzlich faßt Ed Wood seine dürftige Geschichte - andere Autoren hätten vielleicht eine Rahmenhandlung dazuerfunden - in einen weiteren Kommentar: Pathetisch spricht eine gottähnliche Figur (Bela Lugosi) Banales.
Zu Lebzeiten des Regisseurs galten seine Filme als Ausschußware, sie kamen gar nicht oder nur für wenige Tage ins Kino. Tatsächlich ist die direkte Wirkung der Wood-Filme einschläfernd. Dennoch sind sie heute zu Vergnügungsobjekten der amerikanischen Popkultur geworden. Fünf Dokumentarfilme und ein Spielfilm (Tim Burtons "Ed Wood", der in diesen Tagen in die deutschen Kinos kommt) wurden in den letzten Jahren über den unbegabten Autor gedreht. In dem Buch "Ed Wood - Nightmare of Ecstasy" - das demnächst auch auf deutsch erscheint - hat Rudolph Grey die Aussagen der Freunde und Mitarbeiter Woods zu einem biographischen Puzzle zusammengetragen. Ed Woods berüchtigter Science-fiction-Film "Plan 9 from Outer Space", den sowohl Warren Beatty als auch Cheech and Chong neu verfilmen wollten, machte kürzlich als Musical Furore. Von den Provinzbühnen könnte das Stück den Weg zum Broadway schaffen. In den Vereinigten Staaten zieht die Verehrung des Müllmeisters der Kinofilme schon seit einigen Jahren Kreise. Mittlerweile scheint die Kultgemeinde auch in Deutschland Mitglieder gefunden zu haben: Der Salzgeber-Verleih bringt einige von Ed Woods Werken nun wieder in die Kinos.
Auch Tim Burton gibt zu, daß Woods Filme durch "schlechte Poesie und Redundanz" auffallen: In seinen Drehbüchern sagen die Personen "etwas in fünf Sätzen, wofür die meisten Leute nur einen brauchen". Dennoch fühlt sich der erfolgreiche Hollywood-Märchenerzähler mit seinem Vorfahren verbunden: "Wood hatte diesen perversen Optimismus, den ich auch kenne. Wenn man einen Film dreht, sollte man von dem Gefühl besessen sein, den besten Film aller Zeiten zu machen."
Ed Woods "perverser Optimismus" allerdings findet seinen filmischen Ausdruck in einer lächerlichen Ernsthaftigkeit. Nicht nur im Tonfall seiner Dialoge vergreift sich der Filmemacher, auch läßt er seine Schauspieler durch Gangsterstorys ("Jail Bait") oder Horrorerzählungen ("Bride of the Monster") schreiten, als seien es Klassikerinszenierungen eines Schultheaters. Die Setdekorationen seiner Kinostücke können den Charakter des Selbstgebastelten nicht verbergen. Genrekino wollen die Filme des Ed Wood sein; doch sie wirken eher wie Absichtserklärungen.
Diese Widersprüche zwischen Wirkung und Intention hat Ed Wood allerdings mit unverkennbar eigenem Stil gehandhabt. Wie ein Bewunderer des Trash-Autors sagte: "Man wird nie einen schlechten Film von irgendeinem anderen Regisseur für einen Ed-Wood-Film halten."
Die erbärmlichen Fehler des leidenschaftlichen Filmemachers provozieren heute Begeisterung, der gemessene Ernst wird zur Komödie, das Mißlungene zum Witz. Voraussetzung für dieses Vergnügen ist jener besondere Humor, der sich den Gegenstand seines Amüsements am liebsten über Umwege sucht. Der historische Abstand erleichtert die ironische Distanz. Einen zusätzlichen Zugang zu den Filmen, die sich dem unmittelbaren Genuß so sehr widersetzten, bilden Informationen über Budgetkämpfe und Billigimprovisationen während der Dreharbeiten: Ein ganzes Legendengewebe hat sich zum Beispiel um die Ufos in "Plan 9" gebildet: Einmal heißt es, Wood habe bemalte Cadillac-Radkappen benutzt, ein anderes Mal waren es Pappteller oder Spielzeugmodelle.
Begonnen hat all dies mit dem Fernsehen. Denn oft füllen die Kanäle ihre unattraktiven Sendezeiten mit billig erworbenem Material. Als Schüler, so berichten viele amerikanische Fans des hölzernen Wood-Werkes, seien sie dort in den frühen Morgen- oder Nachmittagsstunden auf "Plan 9" oder "Glen or Glenda" gestoßen. Die konsensschaffende Begeisterung wurde allerdings erst 1981 von den Brüdern Medved, den Erfindern des "Golden Turkey Award", ausgelöst: Sie erklärten Ed Wood zum "schlechtesten Regisseur aller Zeiten" und bewiesen damit, daß alles zum Erfolg führen kann, solange man einen Superlativ dafür findet.
Siebzehn Jahre nach seinem Tod erzielen Ed Woods Filme Profite (zum Beispiel in den amerikanischen Videotheken), die noch beeindruckender sind als die Schulden, die ihr Autor zu Lebzeiten machen mußte und unter denen er schließlich zusammenbrach. Drei Tage nachdem er gezwungen wurde, seine Wohnung zu räumen, weil er die Miete nicht mehr zahlen konnte, starb er an einem Herzinfarkt. In den letzten Jahren vor seinem Tod versuchte Wood sich als Pornofilmer und Groschenroman-Autor über Wasser zu halten. Er selbst behauptete, tausend Kurzgeschichten und einunddreißig Romane geschrieben zu haben. Einige von ihnen sind jetzt wieder neu aufgelegt worden. GUNTER GÖCKENJAN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wieder im Kino: Die Filme von Ed Wood
Nicht mit der Begeisterung über seine Filme, sondern mit der Betrachtung seines ungewöhnlichen Lebens beginnen alle Geschichten über Edward D. Wood jr., den amerikanischen Regisseur, Autor und Schauspieler, der von 1924 bis 1978 lebte und posthum zur Popikone wurde. Denn die Episoden seiner Vita sind fantastisch und phantasieanregend, etwas, was man über seine Filme nur schwer sagen kann.
Die Berichte über die medaillenbeglaubigte Tapferkeit des heimlichen, heterosexuellen Transvestiten Wood etwa, der im Getümmel des Zweiten Weltkriegs Damenunterwäsche unter seiner Uniform trug, klingen durchaus spannend. In "Glen Or Glenda?" aus dem Jahr 1953 (Autor, Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent: Ed Wood) dagegen, dem berüchtigten Spielfilm, den Wood über sein persönliches Thema gedreht hat, knistert nichts als der papierene Ton der Belehrung. Hier wird keine dramatische Entwicklung inszeniert, sondern eine (rhetorische) Frage verfilmt: Soll der Protagonist der zukünftigen Ehefrau seine Leidenschaft für die Bekleidung des anderen Geschlechts beichten? Die Dialoge zwischen einem Psychiater und einem Polizeiinspektor über den Transvestismus werden mit Rückblenden illustriert, die wiederum im Schulbuchton aus dem Off kommentiert werden. Zusätzlich faßt Ed Wood seine dürftige Geschichte - andere Autoren hätten vielleicht eine Rahmenhandlung dazuerfunden - in einen weiteren Kommentar: Pathetisch spricht eine gottähnliche Figur (Bela Lugosi) Banales.
Zu Lebzeiten des Regisseurs galten seine Filme als Ausschußware, sie kamen gar nicht oder nur für wenige Tage ins Kino. Tatsächlich ist die direkte Wirkung der Wood-Filme einschläfernd. Dennoch sind sie heute zu Vergnügungsobjekten der amerikanischen Popkultur geworden. Fünf Dokumentarfilme und ein Spielfilm (Tim Burtons "Ed Wood", der in diesen Tagen in die deutschen Kinos kommt) wurden in den letzten Jahren über den unbegabten Autor gedreht. In dem Buch "Ed Wood - Nightmare of Ecstasy" - das demnächst auch auf deutsch erscheint - hat Rudolph Grey die Aussagen der Freunde und Mitarbeiter Woods zu einem biographischen Puzzle zusammengetragen. Ed Woods berüchtigter Science-fiction-Film "Plan 9 from Outer Space", den sowohl Warren Beatty als auch Cheech and Chong neu verfilmen wollten, machte kürzlich als Musical Furore. Von den Provinzbühnen könnte das Stück den Weg zum Broadway schaffen. In den Vereinigten Staaten zieht die Verehrung des Müllmeisters der Kinofilme schon seit einigen Jahren Kreise. Mittlerweile scheint die Kultgemeinde auch in Deutschland Mitglieder gefunden zu haben: Der Salzgeber-Verleih bringt einige von Ed Woods Werken nun wieder in die Kinos.
Auch Tim Burton gibt zu, daß Woods Filme durch "schlechte Poesie und Redundanz" auffallen: In seinen Drehbüchern sagen die Personen "etwas in fünf Sätzen, wofür die meisten Leute nur einen brauchen". Dennoch fühlt sich der erfolgreiche Hollywood-Märchenerzähler mit seinem Vorfahren verbunden: "Wood hatte diesen perversen Optimismus, den ich auch kenne. Wenn man einen Film dreht, sollte man von dem Gefühl besessen sein, den besten Film aller Zeiten zu machen."
Ed Woods "perverser Optimismus" allerdings findet seinen filmischen Ausdruck in einer lächerlichen Ernsthaftigkeit. Nicht nur im Tonfall seiner Dialoge vergreift sich der Filmemacher, auch läßt er seine Schauspieler durch Gangsterstorys ("Jail Bait") oder Horrorerzählungen ("Bride of the Monster") schreiten, als seien es Klassikerinszenierungen eines Schultheaters. Die Setdekorationen seiner Kinostücke können den Charakter des Selbstgebastelten nicht verbergen. Genrekino wollen die Filme des Ed Wood sein; doch sie wirken eher wie Absichtserklärungen.
Diese Widersprüche zwischen Wirkung und Intention hat Ed Wood allerdings mit unverkennbar eigenem Stil gehandhabt. Wie ein Bewunderer des Trash-Autors sagte: "Man wird nie einen schlechten Film von irgendeinem anderen Regisseur für einen Ed-Wood-Film halten."
Die erbärmlichen Fehler des leidenschaftlichen Filmemachers provozieren heute Begeisterung, der gemessene Ernst wird zur Komödie, das Mißlungene zum Witz. Voraussetzung für dieses Vergnügen ist jener besondere Humor, der sich den Gegenstand seines Amüsements am liebsten über Umwege sucht. Der historische Abstand erleichtert die ironische Distanz. Einen zusätzlichen Zugang zu den Filmen, die sich dem unmittelbaren Genuß so sehr widersetzten, bilden Informationen über Budgetkämpfe und Billigimprovisationen während der Dreharbeiten: Ein ganzes Legendengewebe hat sich zum Beispiel um die Ufos in "Plan 9" gebildet: Einmal heißt es, Wood habe bemalte Cadillac-Radkappen benutzt, ein anderes Mal waren es Pappteller oder Spielzeugmodelle.
Begonnen hat all dies mit dem Fernsehen. Denn oft füllen die Kanäle ihre unattraktiven Sendezeiten mit billig erworbenem Material. Als Schüler, so berichten viele amerikanische Fans des hölzernen Wood-Werkes, seien sie dort in den frühen Morgen- oder Nachmittagsstunden auf "Plan 9" oder "Glen or Glenda" gestoßen. Die konsensschaffende Begeisterung wurde allerdings erst 1981 von den Brüdern Medved, den Erfindern des "Golden Turkey Award", ausgelöst: Sie erklärten Ed Wood zum "schlechtesten Regisseur aller Zeiten" und bewiesen damit, daß alles zum Erfolg führen kann, solange man einen Superlativ dafür findet.
Siebzehn Jahre nach seinem Tod erzielen Ed Woods Filme Profite (zum Beispiel in den amerikanischen Videotheken), die noch beeindruckender sind als die Schulden, die ihr Autor zu Lebzeiten machen mußte und unter denen er schließlich zusammenbrach. Drei Tage nachdem er gezwungen wurde, seine Wohnung zu räumen, weil er die Miete nicht mehr zahlen konnte, starb er an einem Herzinfarkt. In den letzten Jahren vor seinem Tod versuchte Wood sich als Pornofilmer und Groschenroman-Autor über Wasser zu halten. Er selbst behauptete, tausend Kurzgeschichten und einunddreißig Romane geschrieben zu haben. Einige von ihnen sind jetzt wieder neu aufgelegt worden. GUNTER GÖCKENJAN
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