2007 Berlinale:
Peace Film Award für Bille August
GOODBYE BAFANA basiert auf einer wahren Geschichte. Der Film erzählt von dem südafrikanischen Rassisten James Gregory, der als Gefängniswärter auf Robben Island arbeitet und dessen Leben sich durch die Begegnung mit einem schwarzen Gefangenen, den er zwanzig Jahre lang bewacht, grundlegend verändern wird. Der Name des Gefangenen lautet: Nelson Mandela.
Peace Film Award für Bille August
GOODBYE BAFANA basiert auf einer wahren Geschichte. Der Film erzählt von dem südafrikanischen Rassisten James Gregory, der als Gefängniswärter auf Robben Island arbeitet und dessen Leben sich durch die Begegnung mit einem schwarzen Gefangenen, den er zwanzig Jahre lang bewacht, grundlegend verändern wird. Der Name des Gefangenen lautet: Nelson Mandela.
Bonusmaterial
- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.2007Wer braucht diese Bilder und warum?
Der Wettbewerb, ein träger Zug: Filme von Bille August, Richard Eyre und anderen
Was der Wettbewerb jetzt dringend braucht, ist ein wirklich guter, besser noch: ein großer Film. Abgesehen von den Filmen von Robert De Niro und Clint Eastwood, die demnächst sowieso ins Kino kommen, schleppt sich das Programm aus typischen Festivalfilmen, die nie ins Kino kommen werden, gepflegter Langeweile und hier und da dem Ausrutscher ins Unsägliche von Tag zu Tag mit einer trägen Zähigkeit dahin, die selbst die Lust am Verriss unter sich begräbt.
Wer Filme mag, in denen fremdartig schöne Frauen mit großen Gesichtern in bunten Kleiderlagen und Filzstiefeln auf plattfüßigen Kamelen ihre Schafsherden vor sich hertreiben, während der mongolische Wind die Windräder auf ihrer Jurte überschnappen und den Atem gefrieren lässt, kam immerhin in "Tayas Ehe" von Wang Quan'an aus China auf seine Kosten. Es ist ein kleiner Film, der eine kleine Geschichte, teilweise mit Laiendarstellern, erzählt und uns ein Land zeigt, das wir auf vergangenen Festivals immer wieder zu Gesicht bekamen, das aber dennoch seinen Reiz noch nicht verloren hat. Taya lebt mit ihrem behinderten Mann und zwei Kindern jenseits irgendeiner Ansiedlung in der Mongolei, züchtet Schafe, kocht, holt Wasser von einem fernen und fast versiegten Brunnen und rettet den oft betrunkenen Nachbarn vorm Kältetod. Sie tut das immer wieder bis zur Erschöpfung, aber mit einer stoischen Unausweichlichkeit, die faszinierend ist. Doch sie wird krank, und so entscheiden sie und ihr Mann sich für die Scheidung, die den Weg frei macht für eine neue Ehe, die allerdings so leicht nicht zu schließen sein wird. Denn Taya will ihren hilflosen Mann beziehungsweise dann Exmann mit in die Ehe bringen, um weiterhin für ihn zu sorgen. Die Antragswilligen kommen auf Pferden, die nächsten auf Motorrädern, die letzten schließlich im Mercedes, und am Ende heiratet Taya doch den, der ihr einen Brunnen gräbt - das alles ist wunderbar einfach erzählt, ohne ins Folkloristische abzugleiten, und wenn dieser Film hier etwas gewinnen sollte, wird es wieder heißen, oje, wieder einer, der wohl nie ins Kino kommt.
Dorthin wird es mit Sicherheit Bille Augusts Nelson-Mandela-und-sein-Wächter-Film "Goodbye Bafana" schaffen, auch wenn alles hier Routine ist, Augusts Regie, die Leistung der Darsteller (Joseph Fiennes, Diane Kruger und Dennis Haysbert), Kamera, Ausstattung, Schnitt. Es gibt nichts Neues zu sehen, nur eine unerträgliche Leblosigkeit. Niemand hat offenbar eine Leidenschaft für irgendwas, nicht für Mandelas Sache, deren Aktualität heute doch zu erklären wäre, nicht für die Geschichte seines Wärters, nicht fürs Filmemachen, sonst bekämen wir mehr zu sehen als diese Bilder, die niemand braucht.
Auf andere Weise, weil von Cate Blanchett und Judi Dench mit verzweifelter - übers Drehbuch? die Regie? - Verve gespielt, trifft ein ähnlich vernichtendes Urteil das "Tagebuch eines Skandals" von Richard Eyre, in dem es um die Liebesgeschichte zwischen einer Lehrerin und einem ihrer Schüler und um die erpresserische Freundschaft einer ältlichen Kollegin geht. Gefühle sind reichlich da - Cate Blanchett spielt die Mittelklasse-Bohemienne in einem Wechsel aus moralischer Selbstermächtigung und unschuldiger Überforderung, Judi Dench ihre mütterliche Freundin mit mehr und mehr vampiristischen Zügen und erschreckender Berechnung, und die opernhafte Regie müht sich redlich, die Szenen irgendwelchen Höhepunkten aus Schrecken, Lust oder Niedertracht zuzutreiben, es nützt nichts. Am Ende sind alle Figuren verraten worden, und zwar vom Regisseur.
Wenn es Noten gäbe für atmosphärische Dichte, "In memoria di me" von Saverio Costanzo aus Italien stünde gut da. Aber darin und in einem Soundtrack von Alter Ego erschöpft sich der Film auch schon, der von einem jungen Italiener handelt, der als Novize in ein venezianisches Kloster geht, um seinen Glauben zu testen. Es wird viel geschwiegen, es werden lange Blicke über lange Flure hinweg ausgetauscht, einige der jungen Männer sind von großer Schönheit, und so gibt es einen Subtext homosexueller Attraktionen, die nie an die Oberfläche kommen, es werden Hinweise gestreut auf die Vertuschung von etwas, das sich nicht aufklärt, und so geht das in stimmungsvollen Bildern immer weiter und löst sich nicht. Haben Frauen, wenigstens das möchte man wissen, eigentlich gar keine Fragen an Gott? Den vorläufigen Tiefpunkt allerdings setzte dann am nächsten Morgen der Amerikaner Ryan Eslinger mit "When a Man Falls in the Forest", einer unfreiwilligen Parodie des Independent-Films der späten achtziger Jahre - dreieinhalb einsame Gestalten, die einst dieselbe Schule besuchten, treffen sich wieder, einer stirbt, die anderen finden zu einem neuen Anfang. Wäre nicht Sharon Stone die dreieinhalbste in dieser Figurenkonstellation, niemand sähe sich das länger an als zwanzig Minuten.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Wettbewerb, ein träger Zug: Filme von Bille August, Richard Eyre und anderen
Was der Wettbewerb jetzt dringend braucht, ist ein wirklich guter, besser noch: ein großer Film. Abgesehen von den Filmen von Robert De Niro und Clint Eastwood, die demnächst sowieso ins Kino kommen, schleppt sich das Programm aus typischen Festivalfilmen, die nie ins Kino kommen werden, gepflegter Langeweile und hier und da dem Ausrutscher ins Unsägliche von Tag zu Tag mit einer trägen Zähigkeit dahin, die selbst die Lust am Verriss unter sich begräbt.
Wer Filme mag, in denen fremdartig schöne Frauen mit großen Gesichtern in bunten Kleiderlagen und Filzstiefeln auf plattfüßigen Kamelen ihre Schafsherden vor sich hertreiben, während der mongolische Wind die Windräder auf ihrer Jurte überschnappen und den Atem gefrieren lässt, kam immerhin in "Tayas Ehe" von Wang Quan'an aus China auf seine Kosten. Es ist ein kleiner Film, der eine kleine Geschichte, teilweise mit Laiendarstellern, erzählt und uns ein Land zeigt, das wir auf vergangenen Festivals immer wieder zu Gesicht bekamen, das aber dennoch seinen Reiz noch nicht verloren hat. Taya lebt mit ihrem behinderten Mann und zwei Kindern jenseits irgendeiner Ansiedlung in der Mongolei, züchtet Schafe, kocht, holt Wasser von einem fernen und fast versiegten Brunnen und rettet den oft betrunkenen Nachbarn vorm Kältetod. Sie tut das immer wieder bis zur Erschöpfung, aber mit einer stoischen Unausweichlichkeit, die faszinierend ist. Doch sie wird krank, und so entscheiden sie und ihr Mann sich für die Scheidung, die den Weg frei macht für eine neue Ehe, die allerdings so leicht nicht zu schließen sein wird. Denn Taya will ihren hilflosen Mann beziehungsweise dann Exmann mit in die Ehe bringen, um weiterhin für ihn zu sorgen. Die Antragswilligen kommen auf Pferden, die nächsten auf Motorrädern, die letzten schließlich im Mercedes, und am Ende heiratet Taya doch den, der ihr einen Brunnen gräbt - das alles ist wunderbar einfach erzählt, ohne ins Folkloristische abzugleiten, und wenn dieser Film hier etwas gewinnen sollte, wird es wieder heißen, oje, wieder einer, der wohl nie ins Kino kommt.
Dorthin wird es mit Sicherheit Bille Augusts Nelson-Mandela-und-sein-Wächter-Film "Goodbye Bafana" schaffen, auch wenn alles hier Routine ist, Augusts Regie, die Leistung der Darsteller (Joseph Fiennes, Diane Kruger und Dennis Haysbert), Kamera, Ausstattung, Schnitt. Es gibt nichts Neues zu sehen, nur eine unerträgliche Leblosigkeit. Niemand hat offenbar eine Leidenschaft für irgendwas, nicht für Mandelas Sache, deren Aktualität heute doch zu erklären wäre, nicht für die Geschichte seines Wärters, nicht fürs Filmemachen, sonst bekämen wir mehr zu sehen als diese Bilder, die niemand braucht.
Auf andere Weise, weil von Cate Blanchett und Judi Dench mit verzweifelter - übers Drehbuch? die Regie? - Verve gespielt, trifft ein ähnlich vernichtendes Urteil das "Tagebuch eines Skandals" von Richard Eyre, in dem es um die Liebesgeschichte zwischen einer Lehrerin und einem ihrer Schüler und um die erpresserische Freundschaft einer ältlichen Kollegin geht. Gefühle sind reichlich da - Cate Blanchett spielt die Mittelklasse-Bohemienne in einem Wechsel aus moralischer Selbstermächtigung und unschuldiger Überforderung, Judi Dench ihre mütterliche Freundin mit mehr und mehr vampiristischen Zügen und erschreckender Berechnung, und die opernhafte Regie müht sich redlich, die Szenen irgendwelchen Höhepunkten aus Schrecken, Lust oder Niedertracht zuzutreiben, es nützt nichts. Am Ende sind alle Figuren verraten worden, und zwar vom Regisseur.
Wenn es Noten gäbe für atmosphärische Dichte, "In memoria di me" von Saverio Costanzo aus Italien stünde gut da. Aber darin und in einem Soundtrack von Alter Ego erschöpft sich der Film auch schon, der von einem jungen Italiener handelt, der als Novize in ein venezianisches Kloster geht, um seinen Glauben zu testen. Es wird viel geschwiegen, es werden lange Blicke über lange Flure hinweg ausgetauscht, einige der jungen Männer sind von großer Schönheit, und so gibt es einen Subtext homosexueller Attraktionen, die nie an die Oberfläche kommen, es werden Hinweise gestreut auf die Vertuschung von etwas, das sich nicht aufklärt, und so geht das in stimmungsvollen Bildern immer weiter und löst sich nicht. Haben Frauen, wenigstens das möchte man wissen, eigentlich gar keine Fragen an Gott? Den vorläufigen Tiefpunkt allerdings setzte dann am nächsten Morgen der Amerikaner Ryan Eslinger mit "When a Man Falls in the Forest", einer unfreiwilligen Parodie des Independent-Films der späten achtziger Jahre - dreieinhalb einsame Gestalten, die einst dieselbe Schule besuchten, treffen sich wieder, einer stirbt, die anderen finden zu einem neuen Anfang. Wäre nicht Sharon Stone die dreieinhalbste in dieser Figurenkonstellation, niemand sähe sich das länger an als zwanzig Minuten.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main