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Spanien 1792, ein Land unter dem Diktat der Inquisition. Die Kirche fürchtet den Verlust der Macht und die Ideen der Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser. Goyas Muse und Modell Inès gerät ins Visier fanatischer Tugendwächter und muss sich vor dem Tribunal verantworten. Auch der skrupellose Pater Lorenzo, den Goya besticht, kann dem Mädchen nicht helfen. Sie verschwindet in finsteren Verließen. Sechzehn Jahre später wird Ines wird von Napoleons Armee befreit, eine gebrochene Frau, die mit Unterstützung Goyas ihre in der Zelle geborene Tochter sucht und den Erzeuger -…mehr

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Produktbeschreibung
Spanien 1792, ein Land unter dem Diktat der Inquisition. Die Kirche fürchtet den Verlust der Macht und die Ideen der Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser. Goyas Muse und Modell Inès gerät ins Visier fanatischer Tugendwächter und muss sich vor dem Tribunal verantworten. Auch der skrupellose Pater Lorenzo, den Goya besticht, kann dem Mädchen nicht helfen. Sie verschwindet in finsteren Verließen. Sechzehn Jahre später wird Ines wird von Napoleons Armee befreit, eine gebrochene Frau, die mit Unterstützung Goyas ihre in der Zelle geborene Tochter sucht und den Erzeuger - Lorenzo.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - B-Roll - Hinter den Kulissen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2006

Auf kleiner Flamme
"Goyas Geister", ein Film von Milos Forman

Wer Feuchtwangers Goya-Buch gelesen hat - aber wer liest heute noch Feuchtwanger? -, hat die Bilder dieses Films im Kopf: die majas und majos, Ikonen des einfachen Volkes, in den Tavernen, den dicken König mit seiner Familie, den verkommenen Adel, den Maler und sein Ringen mit Kirche und Kunst. Es gibt sogar schon eine gut dreißig Jahre alte Verfilmung, aber Konrad Wolfs "Goya" ist noch tiefer vergessen als Feuchtwangers Roman, versunken im Schutt des zwanzigsten Jahrhunderts. Deshalb spricht auch Milos Forman nicht über Wolfs Film, obwohl ihm die Idee zu "Goyas Geister" schon in den fünfziger Jahren während seines Studiums an der Prager Filmhochschule kam, zu einer Zeit, als die kommunistische Inquisition noch allgegenwärtig war und die Goya-Geschichte ein grausam aktueller Stoff.

Er ist es nicht mehr. Oder ist es schon wieder, schließlich geht es in "Goyas Geister" um religiösen Terror, die Freiheit der Kunst, einen Feldzug für Menschenrechte, der zu neuer Unterdrückung und zum Volksaufstand führt - lauter Themen des Tages. Man möchte sie gern wiederfinden in Formans Film, man sucht sie unter den Kostümen, den Kulissen, den Szenen vom Straßenkampf, den Idyllen des Hofs, aber oft sucht man vergebens. Das liegt nicht am historischen Dekor, es liegt daran, wie Milos Forman es gebraucht.

Der Film, geschrieben von Forman und dem Routinier Jean-Claude Carrière, hat vor allem zwei Ideen. Die erste besteht darin, Natalie Portman in die Folterkeller des Großinquisitors zu schicken. Portman, hier heißt sie Inés, ist Francisco Goyas (Stellan Skarsgard) Muse, und ihr Vater ist ein reicher Kaufmann, so daß ihre Befreiung nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Doch der Inquisition geht es nicht um Geld, sondern ums Prinzip, und wenn man den wunderbaren Michael Lonsdale zwischen Barmherzigkeit und Glaubwürdigkeit abwägen sieht, ahnt man, was aus diesem Film hätte werden können, wenn seine Autoren die Schrecken der Geschichte ernst genommen und sie nicht bloß als Schreckgespenster kostümiert hätten. Es zerrt an den Nerven, wenn man die Pop-Queen aus "Krieg der Sterne" mit zusammengebundenen Händen an einem Strick von der Decke baumeln sieht, aber Forman dreht die Temperatur schnell wieder herunter, er will unser Entsetzen nicht überkochen lassen, sondern nur auf kleiner Flamme warmhalten.

Die zweite Idee des Films ist ein Zeitsprung. Auf einmal sind fünfzehn Jahre vorüber, die französische Armee stürmt Madrid, Inés verläßt den Kerker als junge Greisin, und Pater Lorenzo (Javier Bardem), ihr schlimmster Feind und Vergewaltiger, kehrt als Chefankläger im Dienst Napoleons zurück. Skarsgards Goya, der schon im ersten Teil der Geschichte mehr Zeuge als Täter war, kommt in dieser zweiten Hälfte aus dem Staunen nicht mehr heraus, er sieht die Inquisition untergehen und wiederauferstehen, er erlebt den Triumph des revolutionären Paters und sein Ende auf dem Hinrichtungsplatz, aber viel mehr als Dabeisein und Zugucken hat er bei alledem nicht zu tun. Daß der Maler in jenen Jahren taub wurde, deutet der Film bloß an, dann aber läßt er die Sache auf sich beruhen, als spielte es keine Rolle, ob einer auch hört oder nur sieht, was passiert. "Schlecht gesehen, schlecht gesagt", heißt es in einem alten Film von Godard.

Als Zweiteiler im Fernsehen könnte man das alles aushalten, zumal Forman mit Portman, Lonsdale und Bardem drei Darsteller hat, die einander an dämonischer Präsenz nichts schenken. Als Kinofilm wirkt "Goyas Geister" dagegen wie die Klebearbeit zweier gewaltiger Skizzen, die zusammen kein deutliches Bild ergeben. Seinen schlimmsten Fehler begeht der Film gleich am Anfang, indem er Goyas "Caprichos", die künstlerische Ausbeute eines Malerlebens, zum Ausgangspunkt der Handlung macht. Forman hat es eilig, Goyas Geister zu fangen. Eben dadurch verscheucht er sie.

ANDREAS KILB

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