Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel), Bayerns entspanntester Dorfpolizist, könnte sich eigentlich auf sein Dienstjubiläum freuen. Leider bekommt er es vorher nicht nur mit unverhofftem (Familien)-Zuwachs, sondern auch mit Glücksspiel und dem organisierten Verbrechen zu tun. Und als mafiöse Geldeintreiber auch noch die frischgebackenen Guglhupfe der Oma (Enzi Fuchs) zerschießen, hört für den Eberhofer der Spaß endgültig auf! Eberhofers Ermittlungen werden noch zusätzlich erschwert, denn Rudis (Simon Schwarz) neue Flamme, die diskutierfreudige Theresa (Stefanie Reinsperger), sprengt das eingespielte Fahndungs-Dreamteam. Darüber hinaus ist ganz Niederkaltenkirchen im Lottofieber, Flötzinger (Daniel Christensen) wähnt sich gar schon als Millionär und was hat es eigentlich mit diesem Lotto-Otto (Johannes Berzl) auf sich, der Franz verdächtig ähnlich sieht? Zu allem Unglück wird der Franz von seiner Susi (Lisa Maria Potthoff) auch noch zur Paartherapie genötigt - für den phlegmatischen Niederbayern eine ganz und gar nervenaufreibende Erfahrung.
Bonusmaterial
Making Of Interviews B-RollFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2022Im Lambo zur Suppe
Ed Herzogs Komödie "Guglhupfgeschwader"
Das Lottowesen ist einer jener Bereiche in Deutschland, in denen sich das Analoge mit dem Digitalen nicht immer auf dem Stand der heutigen Möglichkeiten trifft. Die meisten Menschen bevorzugen einen händisch ausgefüllten Schein, den sie, so er denn im zuständigen Kiosk ins System "eingelesen" wurde, auch mit eigenen Augen abgleichen wollen - manchmal geht das auch akustisch, wenn man in einem Nebenzimmer sitzt und mitkriegt, dass jemand das eigene Geburtsdatum im Fernsehen nennt. Dann setzt manchmal eine Suchaktion ein. Wo ist er denn jetzt, der Schein?
In der Komödie "Guglhupfgeschwader" des deutschen Regisseurs Ed Herzog hakt es schon beim Einlesen. Der Lotto-Otto nämlich, der in dem Dorf, in dem Franz Eberhofer als Polizist auf ein Dienstjubiläum zusteuert (zehn Jahre, acht Filme), den Lottoladen führt, hat eine eigene Ablage für die Tippzettel. Er muss also dringend darauf hoffen, dass niemand jemals etwas gewinnt, denn dann würde seine Umwidmung der "Idiotensteuer" (wie man Lottoeinsätze manchmal nennt) nämlich auffallen.
Otto hat sich aber sowieso schon zu weit in bestimmte Bereiche des anders organisierten Glücksspiels vorgewagt, als dass er das mit dem Geld aus dem Kiosk noch auffangen könnte. Ihm fehlt sogar schon ein halber Finger, ein sicheres Zeichen dafür, dass er in Kreditgeschäft verwickelt ist, von denen die Schufa nichts wissen will.
Zu den Gewissheiten der Eberhofer-Filme und der Romane von Rita Falk, auf denen sie beruhen, zählt, dass im Dorf im Grunde alle in Ordnung sind. Deswegen ist in "Guglhupfgeschwader" auch der Lotto-Otto keine verdammenswerte Figur. Im Gegenteil, er wird auch von der Polizei eher wie ein Fall für eine Therapie behandelt.
Die Therapie besteht zuerst einmal in einem Trip in die angrenzende Tschechische Republik, wo es verschiedene Möglichkeiten für den Verbrauch überschießenden Reichtums gibt - oder, einfacher gesagt, wo man sich schneller ruinieren kann als im soliden Bayern. Franz Eberhofer ist als Figur ja sowieso daraufhin konzipiert, noch die wildesten Ausschläge der Vorstellungskraft mit einem Blick auszugleichen, für den das Wort Skepsis trotz altgriechischer Herkunft schon viel zu modern ist.
Wie die Vorgänger auch ist "Guglhupfgeschwader" ein großes Erdungsunternehmen, selbst mexikanische Standoffs (also anders gesagt: Tarantino-Konstellationen) oder grobes Mafia-Geballere bekommen wie von selbst immer Biertisch-Niveau. Und es kann sich einer nach einem Lotto-Gewinn noch so einen grellen Lamborghini kaufen, er wird doch am Ende zu Fuß zur Suppe kommen, die alle gemeinsam an einem Tisch löffeln, wie einst Herrschaft und Gesinde zusammen.
Popkultur (in "Guglhupfgeschwader" im Speziellen Rap) dient in den Eberhofer-Filmen als Fieberkurve, an der sich eine Normalität erweist, die natürlich selbst in höchstem Maß ein Remix ist. Aber gilt das nicht auch schon für den Teig, aus dem die Oma den Guglhupf macht? Eben. Die Kultur hört nie auf, manchmal zieht sie sich, in "Guglhupfgeschwader" zieht sie sich gut. BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ed Herzogs Komödie "Guglhupfgeschwader"
Das Lottowesen ist einer jener Bereiche in Deutschland, in denen sich das Analoge mit dem Digitalen nicht immer auf dem Stand der heutigen Möglichkeiten trifft. Die meisten Menschen bevorzugen einen händisch ausgefüllten Schein, den sie, so er denn im zuständigen Kiosk ins System "eingelesen" wurde, auch mit eigenen Augen abgleichen wollen - manchmal geht das auch akustisch, wenn man in einem Nebenzimmer sitzt und mitkriegt, dass jemand das eigene Geburtsdatum im Fernsehen nennt. Dann setzt manchmal eine Suchaktion ein. Wo ist er denn jetzt, der Schein?
In der Komödie "Guglhupfgeschwader" des deutschen Regisseurs Ed Herzog hakt es schon beim Einlesen. Der Lotto-Otto nämlich, der in dem Dorf, in dem Franz Eberhofer als Polizist auf ein Dienstjubiläum zusteuert (zehn Jahre, acht Filme), den Lottoladen führt, hat eine eigene Ablage für die Tippzettel. Er muss also dringend darauf hoffen, dass niemand jemals etwas gewinnt, denn dann würde seine Umwidmung der "Idiotensteuer" (wie man Lottoeinsätze manchmal nennt) nämlich auffallen.
Otto hat sich aber sowieso schon zu weit in bestimmte Bereiche des anders organisierten Glücksspiels vorgewagt, als dass er das mit dem Geld aus dem Kiosk noch auffangen könnte. Ihm fehlt sogar schon ein halber Finger, ein sicheres Zeichen dafür, dass er in Kreditgeschäft verwickelt ist, von denen die Schufa nichts wissen will.
Zu den Gewissheiten der Eberhofer-Filme und der Romane von Rita Falk, auf denen sie beruhen, zählt, dass im Dorf im Grunde alle in Ordnung sind. Deswegen ist in "Guglhupfgeschwader" auch der Lotto-Otto keine verdammenswerte Figur. Im Gegenteil, er wird auch von der Polizei eher wie ein Fall für eine Therapie behandelt.
Die Therapie besteht zuerst einmal in einem Trip in die angrenzende Tschechische Republik, wo es verschiedene Möglichkeiten für den Verbrauch überschießenden Reichtums gibt - oder, einfacher gesagt, wo man sich schneller ruinieren kann als im soliden Bayern. Franz Eberhofer ist als Figur ja sowieso daraufhin konzipiert, noch die wildesten Ausschläge der Vorstellungskraft mit einem Blick auszugleichen, für den das Wort Skepsis trotz altgriechischer Herkunft schon viel zu modern ist.
Wie die Vorgänger auch ist "Guglhupfgeschwader" ein großes Erdungsunternehmen, selbst mexikanische Standoffs (also anders gesagt: Tarantino-Konstellationen) oder grobes Mafia-Geballere bekommen wie von selbst immer Biertisch-Niveau. Und es kann sich einer nach einem Lotto-Gewinn noch so einen grellen Lamborghini kaufen, er wird doch am Ende zu Fuß zur Suppe kommen, die alle gemeinsam an einem Tisch löffeln, wie einst Herrschaft und Gesinde zusammen.
Popkultur (in "Guglhupfgeschwader" im Speziellen Rap) dient in den Eberhofer-Filmen als Fieberkurve, an der sich eine Normalität erweist, die natürlich selbst in höchstem Maß ein Remix ist. Aber gilt das nicht auch schon für den Teig, aus dem die Oma den Guglhupf macht? Eben. Die Kultur hört nie auf, manchmal zieht sie sich, in "Guglhupfgeschwader" zieht sie sich gut. BERT REBHANDL
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