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"Auf deiner Spur" "Einer der Top Ten Familienfilme aller Zeiten" - Ted Baehr, Movie Guide Harriet M. Welsch (Michelle Trachtenberg) ist wahrscheinlich die gerissenste elfjähri-ge Spionin, die die Welt je gesehen hat. Harriet träumt davon, Autorin zu werden, deshalb haben ihre Nanny und beste Freundin Golly (Rosie ODonell) ihr vorge-schlagen, alles was sie sieht aufzuschreiben. Das ganze ist ein großer Spaß, bis Harriets Freunde ihr geheimes Spion-Notizbuch finden. Denn ihnen gefällt nicht, was Harriet aufgeschrieben hat. Und Harriet selbst können sie auch nicht besonders leiden. Kann Harriet…mehr

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Produktbeschreibung
"Auf deiner Spur" "Einer der Top Ten Familienfilme aller Zeiten" - Ted Baehr, Movie Guide Harriet M. Welsch (Michelle Trachtenberg) ist wahrscheinlich die gerissenste elfjähri-ge Spionin, die die Welt je gesehen hat. Harriet träumt davon, Autorin zu werden, deshalb haben ihre Nanny und beste Freundin Golly (Rosie ODonell) ihr vorge-schlagen, alles was sie sieht aufzuschreiben. Das ganze ist ein großer Spaß, bis Harriets Freunde ihr geheimes Spion-Notizbuch finden. Denn ihnen gefällt nicht, was Harriet aufgeschrieben hat. Und Harriet selbst können sie auch nicht besonders leiden. Kann Harriet ihre Freunde zurückgewinnen oder ist sie dazu verdammt ein Außenseiter zu sein, ein einsamer Autor und vergessener Spion? Finden Sie es selbst heraus in dem Film, den Kritiker so beschreiben: "Wunderbar! Ein Film, an dem Eltern und Kinder gemeinsam Freude haben."

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2020

Moses war eine Frau

Geschichte ist das Aktuellste, was es gibt: Ein Kinofilm über Harriet Tubman, die sich selbst und Hunderte Sklaven befreite, passt wie bestellt zur Stunde.

In Amerika muss man Harriet Tubman nicht mehr vorstellen. Hierzulande schon: Sie war die berühmteste schwarze Fluchthelferin der Hilfsorganisation Underground Railroad, die von der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts an zahlreichen Sklaven half, aus den Südstaaten in den Norden zu fliehen. Ihre Lebensgeschichte ist spektakulär. Dass "Harriet" mit der umwerfenden Cynthia Erivo in der Hauptrolle trotzdem der erste Kinofilm über sie ist, immerhin nach mehreren Opern und einer Miniserie fürs Fernsehen, lässt sich nur damit erklären, dass die Filmstudios schwarze Heldinnen bislang nicht gerade favorisiert haben.

Als Araminta Ross wird Harriet Tubman um 1820 auf der Brodess-Plantage in Dorchester, Maryland, geboren. Ihr Vater ist frei, ihre Mutter und damit sie und all ihre Geschwister sind es nicht. Sie arbeiten für die Familie Brodess, und als einzige Belohnung dafür gibt es sonntags Bratensoße zum Weißbrot. Ohne Braten natürlich, den essen ihre Besitzer. Der Besitzer Edward Brodess hat das Versprechen seines Großvaters nicht gehalten, Harriets Familie freizulassen, wenn ihre Mutter 45 wird. Stattdessen hat er einige der Töchter verkauft, die sie nie wieder sehen wird, und will von den verbleibenden auch noch die Babys besitzen, selbst wenn deren Väter freie Schwarze sind. Er erlaubt ihnen großzügig, zu heiraten, aber nur weil Kinder seinen Besitz mehren. Gespräche beendet er mit dem Satz: "Und jetzt runter von meiner Veranda."

Nicht alles an diesem Film ist historisch korrekt. Manches ist vereinfacht, weniges verändert. Den Sohn Gideon Brodess (Joe Alwyn), den Antagonisten des Films, hat es so nicht gegeben. Auch dass die echte Harriet Tubman immer wieder auf andere Höfe ausgeliehen wurde, was ihre Flucht erleichterte, bleibt unerwähnt.

Aber die eine Szene, die sich tief ins Gedächtnis einprägt, die ist so echt, wie sie nur sein kann: Da steht Tubman als entflohene Sklavin kurz vor der Grenze zu Pennsylvania. Sie läuft im Süden los, den sie nun endlich hinter sich lassen muss, um ein freies Leben führen zu können, und sieht die Felder vor sich, hinter denen irgendwo, vierzig Meilen weiter, Philadelphia auf sie wartet.

Es ist ein großer Moment ihres Lebens und ein großer Moment dieses Films. Die echte Harriet Tubman erinnerte sich später so daran: "Als ich merkte, dass ich die Grenze überschritten hatte, besah ich meine Hände, um zu sehen, ob ich noch die gleiche Person war. Über allem lag ein Glanz, die Sonne warf ihr Licht golden durch die Bäume und auf die Felder, und ich fühlte mich wie im Himmel."

Man darf annehmen, dass Kasi Lemmons dieses Zitat kannte, als sie das Drehbuch mitverfasste und Regie führte. Dass sie nicht der Versuchung erlegen ist, Sphärengesänge, Zeitlupe oder Weichzeichner einzusetzen, um die Gravitas auszudrücken, sondern den eigentlichen Moment sogar ausblendet, weil sein Herannahen schon so groß ist - das zeugt von der Feinfühligkeit, mit der sie an den ganzen Film herangegangen ist.

In Amerika, wo der Film nicht nur kommerziell erfolgreich war, sondern auch für zwei Oscars nominiert wurde, kritisierten einige ihre Darstellung der Visionen Harriet Tubmans, die ihr die Aura einer Auserwählten gibt. Doch die gottesfürchtige Tubman hatte nach einer schweren Kopfverletzung tatsächlich immer wieder Halluzinationen und erklärte selbst, es handele sich um Zukunftsvisionen, die Gott ihr zu sehen gab.

Mit Hilfe dieser Vorahnungen bringt Tubman sich im Film in Sicherheit vor ihren Besitzern, die sie verkaufen und damit von ihrem Mann und ihren Verwandten trennen wollen. Tubman flieht in Richtung Nordstern zum Delaware River. Gideon Brodess und diverse Kopfgeldjäger jagen sie mit Pferden und Hunden; die Szenen sind kaum auszuhalten. Die Regisseurin hat solchen Actionszenen den Vorzug gegeben, statt sich mehr um Figurenzeichnung zu bemühen.

Das ist eine kühne Wahl für einen solchen Film, aber sie ist richtig: Es ist gut, das Publikum die Angst der fliehenden Sklaven spüren zu lassen. "Ich will frei sein oder tot", sagt Tubman, als sie auf einer Brücke gestellt wird, und springt ins Wasser. Der Fluss treibt die Ohnmächtige ans Ufer. Als sie dort erwacht, sind ihre zuvor unter einem Tuch verborgenen Haare zu einem prächtigen Afro auferstanden. Ihre Haare sind schon frei, sie selbst soll es werden.

In Philadelphia beginnt Harriet ein neues Leben mit der Hilfe des Aktivisten William Still ("Hamilton"-Star Leslie Odom Jr.), der ehemalige Sklaven in Empfang nimmt und zugleich im Geheimen daran arbeitet, weitere in Sicherheit zu bringen. Sie kommt bei Marie (Janelle Monáe) unter, einer wohlhabenden, frei geborenen, selbstbewussten Schwarzen, mit der sie anfangs nichts gemein hat.

Es sind die kleinen Sätze, auf die es hier ankommt: Als sie mit William Still zu einer Versammlung geht, nennt er den weißen Mann am Einlass "Martin" und der ihn "Mr. Still" - undenkbar im Süden. Bald nimmt Tubman einen Job als Zimmermädchen an, und ihre Kollegin sagt zu ihr: "Langsam, Harriet. Die bezahlen uns kein Vermögen, weißt du."

Obwohl sie in Sicherheit bleiben könnte, geht Tubman zurück, um ihre Familie zu retten. Doch nicht jeder will sich retten lassen. Dafür holt sie etliche andere Sklaven in den Norden und erarbeitet sich damit einen gewissen Ruf und den Codenamen "Moses". Selbst als ein neuer Sklavenerlass die entflohenen Sklaven in den Nordstaaten gefährdet und erst Kanada einen sicheren Hafen bietet, macht sie weiter. Sechshundert Meilen liegen zwischen Maryland und Kanada, aber das ist kein Hindernis für sie.

Sowohl die Hauptdarstellerin Cynthia Erivo als auch der von ihr gesungene Titelsong "Stand Up" waren für Oscars nominiert, beide vollkommen zu Recht: Die Britin Erivo spielt Tubman mit einer stählernen Stärke, ohne eine abenteuerlustige Superheldin aus ihr zu machen. Es geht ihr nicht um Großtaten, sie ist im Auftrag des Herrn unterwegs. Die wundervolle Musik stammt vom amerikanischen Jazztrompeter und zweifachen Grammy-Preisträger Terence Blanchard, der auch Spirituals und Gospel klug einsetzte. Neben der historischen Vorlage, die ohnehin besten Kinostoff abgibt, sind Erivo und die Musik die großen Stärken, die diesen Film besonders machen.

Die Geschichte um die echte Harriet Tubman geht natürlich noch viel weiter als der Film. Im Sezessionskrieg war sie als Spionin im Einsatz und führte als einzige Frau eine bewaffnete Einheit an. 2016 beschloss die Obama-Regierung, ihr Bild vom Jahr 2020 an auf der 20-Dollar-Note zu zeigen.

Dafür sollte das Porträt von Präsident Andrew Jackson, selbst Sklavenhalter, auf die Rückseite wandern. Die Trump-Regierung jedoch setzte diese Entscheidung aus und gab 2019 bekannt, erst 2026 über eine mögliche Änderung zu entscheiden. Man muss "Harriet" nicht sehen, um sich darüber zu empören. Aber es vergrößert den Affekt.

JULIA BÄHR

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