Lord Voldemort ist zurückgekehrt, doch das Zauberereiministerium tut alles, um diese Tatsache der Gemeinde der Zauberer vorzuenthalten. Zu dieser Strategie gehört auch, dass die Ministeriumsbeamtin Dolores Umbridge in Hogwarts zur neuen Professorin für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste ernannt wird. Als Umbridge sich aber weigert, den Schülern die praktische Anwendung der Zaubersprüche zu ihrer Verteidigung beizubringen, überreden Ron und Hermine Harry, heimlich eine ausgewählte Schülergruppe auszubilden und sie so auf den bevorstehenden Krieg der Zauberer vorzubereiten. Schließlich kommt es zum fürchterlichen Showdown zwischen Gut und Böse...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Dokumentation: Auf den Fersen von Tonks - Dokumentation: Die verborgenen Geheimnisse von Harry Potter - Dokumentation: Die Magie des Schnitts - Nicht verwendete SzenenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2007Verwende deine Jugend
Der Zauberlehrling geht im Kino in die fünfte Runde: David Yates hat "Harry Potter und der Orden des Phönix" verfilmt
Ein verklemmter, sensibler Junge mit exzessiven Minderwertigkeitsgefühlen, die er durch orgiastische Allmachtsphantasien auszuleben versteht, verwandelt sich in einen verzweifelten, jähzornigen, aufbrausenden, übelgelaunten Pubertierenden, etwa von der Sorte, die ihre Herkunft in der Elternsprechstunde verleugnen und sich als Waise ausgeben, weil sie sich ihrer banalen Wurzeln schämen.
In seiner Phantasie ist er das Zentrum aller Heilserwartungen und Prophezeiungen. Alle numinosen und transzendenten Zeichen deuten auf ihn. Er ist durch schicksalhafte Verkettung der einzige Erwählte, der die Welt vor dem absoluten Bösen retten könnte, bei dieser Mission nur gebremst durch die Eifersucht und kleingeistige Kurzsichtigkeit der Lehrer, Freunde, Behörden, die ihn nicht nur nicht verstehen, sondern ihn lächerlich machen, anzweifeln und, in Verkennung seiner Größe, die aus der Tiefe des Raumes kommenden Probleme verstärken.
So oder so ähnlich ergeht es wohl jedem heranwachsenden Jugendlichen, doch bei ihm kommt hinzu, dass alle seine gigantomanen Vorstellungen wirklich sind. Um das noch mal klarzustellen: Alle wollen, dass ihre Phantasien wirklich sind, aber nur er weiß, dass es seine wirklich sind. Auch die anderen denken, dass sie es wissen, aber wir wissen, dass er richtig denkt.
Dieser Jugendliche mit seinem berechtigten Größenwahn könnte als Brennpunkt für all die anderen verzweifelten Träumer, Kind gebliebenen Erwachsenen und zurückgebliebenen Nerds dienen. Das ideale Medium dafür wäre erst einmal das Kinderbuch, in dem ein Zehnjähriger seine regressiven Phantasien einem begabten Ghostwriter in die Feder diktiert. Wünschenswert wäre, ein hochbegabter Zwölfjähriger könnte es selber schreiben oder vielleicht, als schlechte Alternative, eine mittelalte Frau, die wie ein Zwölfjähriger schreibt.
Erst verkannt
In dieser Phantasiewelt würden Freunde, Lehrer, Behörden in einer Art Parabel der Lächerlichkeit preisgegeben werden, weil der Leser ja weiß, dass der Held ein großer, begabter Zauberer ist, der durch schicksalhafte Verkettung seine Eltern verliert und dadurch zum vorherbestimmten Retter der Welt wird. In manchen Szenen würde die wirkliche Welt dargestellt werden (merke: noch einen verächtlich machenden Namen finden: Fuggl oder Toggle), in der er nur ein Loser ist, die dann durch Zauberei und Magie jedoch in ihrer einengenden Biederkeit durcheinandergewirbelt wird.
In der Zauberwelt wiederum müssten wir noch die Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit erhöhen, um die Befriedigung der Allmachtsphantasie zu steigern. Also muss unser Held in dieser anderen, höheren Wirklichkeit auch alltägliche Schwierigkeiten überwinden, auch dort müsste er in die Schule gehen, die Mädchen müssten so schwierig rumzukriegen sein wie hier, andere Mitschüler cooler und die Lehrer fies. Aber hier gibt es mächtige Verbündete, zauberhafte Wesen, die ihm beiseitestehen, echte Pädagogen und Freunde, die sein Talent erkennen und zu würdigen wissen, und hier, ganz wichtig, feiert er Erfolge, erringt Pokale, vernichtet seine Gegner in magischen Turnieren und besteht in Sportarten, die in der wirklichen Welt zumindest als verschroben gelten würden.
Wenn man das richtig vermarkten würde, dann wäre auch eine Verfilmung sehr wahrscheinlich. Wir wagen mal zu träumen. Vielleicht sprechen wir hier von Millionen von Dollar. Wir sind da wirklich einer großen Sache auf der Spur.
Unser Held könnte sich von einem zehnjährigen, vereinsamten, unglücklichen, guten Jungen, der ein Vollwaise ist, in einen verzweifelten, jähzornigen, aufbrausenden, übelgelaunten Pubertierenden verwandeln, tapfer auf einen einmaligen Höhepunkt zustrebend, und zwar auf eine Prüfung, an der jeder andere Nerd zerbrochen wäre: der erste Kuss!
Dann weltbekannt
Das zerdehnen wir, wenn irgend möglich, auf fünf Teile, denen wir noch zwei weitere folgen lassen wollen. Durch unsere geniale Vermarktung würden Erwartungen an allen Ecken und Enden geweckt werden, denen eine Verfilmung allen gerecht werden müsste.
Deswegen würde ich für den fünften Teil der Verfilmungen den Regisseur David Yates wählen, denn er könnte die düstere Stimmung unseres Helden in der Pubertät durch dunkle Farben, manchmal hitzige Handkamera, immerhin in einem Blockbuster mit Starbesetzung, eindrucksvoll in Szene setzen. Der Film wäre von Anfang an von einer Hitze getragen, etwas Bedrohlichem, etwas Brütendem, das bis zum Schluss keine Entspannung erfahren würde. Yates könnte aus unserem voluminösen, geschwätzigen Machwerk von 1021 Seiten, von dem die Kritiker sagen könnten, dass sie den Eindruck haben, es wäre von einem Zwölfjährigen geschrieben (Plan aufgegangen!), eine schlüssige spannende Geschichte herausdestillieren, mit lebendigen Charakteren und bombastischen Spezialeffekten. Wie zum Beispiel einer 3-D-Sequenz, wodurch die Zaubermonster bis in den Zuschauerraum flögen, man direkt neben dem Helden stehen könnte oder einem einfach der Atem stockte und man sich wünschte, dass das ab jetzt immer so sei. Aber, damit der Effekt nicht verlorenginge, müssten die letzten zwanzig Minuten wieder in gemütlichem 2-D sein.
Eine Figur aus dem Zauberuniversum, ein Bösewicht, sollte auf jeden Fall eine kleine, akribische, dickliche Sekretärin sein, die im zwanghaften Kontroll- und Ordnungswahn durch eine Art Ermächtigungsgesetz die Macht in der Zauberschule Hogwart an sich reißt. (Ich wäre überglücklich, wenn Imelda Staunton die Rolle der Dolores Umbridge übernehmen könnte, und würde dann in der Pressemappe schreiben: "Sie ist unglaublich begabt, hat ein wunderbares Gespür für Comedy-Timing. Sie gestaltet Umbridge als sehr komplexe Frau, die in keiner Phase wie eine Karikatur wirkt.")
Umbrigde kontrastiert in ihrer gefährlichen Pingeligkeit genau mit unserem an allem zweifelnden, von allen verlassenen und missverstandenen Helden, der erst sich selbst überwinden muss, bis er mit seinen alliierten Freunden die Diktatorin von ihrem Thron stoßen darf. Und dieser Junge, Sie haben es sicher schon erraten, da er ein zweifelnder Waise ist, heißt: Hamlet.
Nein, entschuldigen Sie, er ist ja Vollwaise. Es ist: Harry Potter. Deshalb ist genau so ein Film auch schon gedreht und ab Donnerstag in unseren Kinos zu sehen.
MATHIAS HOFFMANN
"Harry Potter und der Orden des Phönix" kommt am 12. Juli ins Kino.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Zauberlehrling geht im Kino in die fünfte Runde: David Yates hat "Harry Potter und der Orden des Phönix" verfilmt
Ein verklemmter, sensibler Junge mit exzessiven Minderwertigkeitsgefühlen, die er durch orgiastische Allmachtsphantasien auszuleben versteht, verwandelt sich in einen verzweifelten, jähzornigen, aufbrausenden, übelgelaunten Pubertierenden, etwa von der Sorte, die ihre Herkunft in der Elternsprechstunde verleugnen und sich als Waise ausgeben, weil sie sich ihrer banalen Wurzeln schämen.
In seiner Phantasie ist er das Zentrum aller Heilserwartungen und Prophezeiungen. Alle numinosen und transzendenten Zeichen deuten auf ihn. Er ist durch schicksalhafte Verkettung der einzige Erwählte, der die Welt vor dem absoluten Bösen retten könnte, bei dieser Mission nur gebremst durch die Eifersucht und kleingeistige Kurzsichtigkeit der Lehrer, Freunde, Behörden, die ihn nicht nur nicht verstehen, sondern ihn lächerlich machen, anzweifeln und, in Verkennung seiner Größe, die aus der Tiefe des Raumes kommenden Probleme verstärken.
So oder so ähnlich ergeht es wohl jedem heranwachsenden Jugendlichen, doch bei ihm kommt hinzu, dass alle seine gigantomanen Vorstellungen wirklich sind. Um das noch mal klarzustellen: Alle wollen, dass ihre Phantasien wirklich sind, aber nur er weiß, dass es seine wirklich sind. Auch die anderen denken, dass sie es wissen, aber wir wissen, dass er richtig denkt.
Dieser Jugendliche mit seinem berechtigten Größenwahn könnte als Brennpunkt für all die anderen verzweifelten Träumer, Kind gebliebenen Erwachsenen und zurückgebliebenen Nerds dienen. Das ideale Medium dafür wäre erst einmal das Kinderbuch, in dem ein Zehnjähriger seine regressiven Phantasien einem begabten Ghostwriter in die Feder diktiert. Wünschenswert wäre, ein hochbegabter Zwölfjähriger könnte es selber schreiben oder vielleicht, als schlechte Alternative, eine mittelalte Frau, die wie ein Zwölfjähriger schreibt.
Erst verkannt
In dieser Phantasiewelt würden Freunde, Lehrer, Behörden in einer Art Parabel der Lächerlichkeit preisgegeben werden, weil der Leser ja weiß, dass der Held ein großer, begabter Zauberer ist, der durch schicksalhafte Verkettung seine Eltern verliert und dadurch zum vorherbestimmten Retter der Welt wird. In manchen Szenen würde die wirkliche Welt dargestellt werden (merke: noch einen verächtlich machenden Namen finden: Fuggl oder Toggle), in der er nur ein Loser ist, die dann durch Zauberei und Magie jedoch in ihrer einengenden Biederkeit durcheinandergewirbelt wird.
In der Zauberwelt wiederum müssten wir noch die Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit erhöhen, um die Befriedigung der Allmachtsphantasie zu steigern. Also muss unser Held in dieser anderen, höheren Wirklichkeit auch alltägliche Schwierigkeiten überwinden, auch dort müsste er in die Schule gehen, die Mädchen müssten so schwierig rumzukriegen sein wie hier, andere Mitschüler cooler und die Lehrer fies. Aber hier gibt es mächtige Verbündete, zauberhafte Wesen, die ihm beiseitestehen, echte Pädagogen und Freunde, die sein Talent erkennen und zu würdigen wissen, und hier, ganz wichtig, feiert er Erfolge, erringt Pokale, vernichtet seine Gegner in magischen Turnieren und besteht in Sportarten, die in der wirklichen Welt zumindest als verschroben gelten würden.
Wenn man das richtig vermarkten würde, dann wäre auch eine Verfilmung sehr wahrscheinlich. Wir wagen mal zu träumen. Vielleicht sprechen wir hier von Millionen von Dollar. Wir sind da wirklich einer großen Sache auf der Spur.
Unser Held könnte sich von einem zehnjährigen, vereinsamten, unglücklichen, guten Jungen, der ein Vollwaise ist, in einen verzweifelten, jähzornigen, aufbrausenden, übelgelaunten Pubertierenden verwandeln, tapfer auf einen einmaligen Höhepunkt zustrebend, und zwar auf eine Prüfung, an der jeder andere Nerd zerbrochen wäre: der erste Kuss!
Dann weltbekannt
Das zerdehnen wir, wenn irgend möglich, auf fünf Teile, denen wir noch zwei weitere folgen lassen wollen. Durch unsere geniale Vermarktung würden Erwartungen an allen Ecken und Enden geweckt werden, denen eine Verfilmung allen gerecht werden müsste.
Deswegen würde ich für den fünften Teil der Verfilmungen den Regisseur David Yates wählen, denn er könnte die düstere Stimmung unseres Helden in der Pubertät durch dunkle Farben, manchmal hitzige Handkamera, immerhin in einem Blockbuster mit Starbesetzung, eindrucksvoll in Szene setzen. Der Film wäre von Anfang an von einer Hitze getragen, etwas Bedrohlichem, etwas Brütendem, das bis zum Schluss keine Entspannung erfahren würde. Yates könnte aus unserem voluminösen, geschwätzigen Machwerk von 1021 Seiten, von dem die Kritiker sagen könnten, dass sie den Eindruck haben, es wäre von einem Zwölfjährigen geschrieben (Plan aufgegangen!), eine schlüssige spannende Geschichte herausdestillieren, mit lebendigen Charakteren und bombastischen Spezialeffekten. Wie zum Beispiel einer 3-D-Sequenz, wodurch die Zaubermonster bis in den Zuschauerraum flögen, man direkt neben dem Helden stehen könnte oder einem einfach der Atem stockte und man sich wünschte, dass das ab jetzt immer so sei. Aber, damit der Effekt nicht verlorenginge, müssten die letzten zwanzig Minuten wieder in gemütlichem 2-D sein.
Eine Figur aus dem Zauberuniversum, ein Bösewicht, sollte auf jeden Fall eine kleine, akribische, dickliche Sekretärin sein, die im zwanghaften Kontroll- und Ordnungswahn durch eine Art Ermächtigungsgesetz die Macht in der Zauberschule Hogwart an sich reißt. (Ich wäre überglücklich, wenn Imelda Staunton die Rolle der Dolores Umbridge übernehmen könnte, und würde dann in der Pressemappe schreiben: "Sie ist unglaublich begabt, hat ein wunderbares Gespür für Comedy-Timing. Sie gestaltet Umbridge als sehr komplexe Frau, die in keiner Phase wie eine Karikatur wirkt.")
Umbrigde kontrastiert in ihrer gefährlichen Pingeligkeit genau mit unserem an allem zweifelnden, von allen verlassenen und missverstandenen Helden, der erst sich selbst überwinden muss, bis er mit seinen alliierten Freunden die Diktatorin von ihrem Thron stoßen darf. Und dieser Junge, Sie haben es sicher schon erraten, da er ein zweifelnder Waise ist, heißt: Hamlet.
Nein, entschuldigen Sie, er ist ja Vollwaise. Es ist: Harry Potter. Deshalb ist genau so ein Film auch schon gedreht und ab Donnerstag in unseren Kinos zu sehen.
MATHIAS HOFFMANN
"Harry Potter und der Orden des Phönix" kommt am 12. Juli ins Kino.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main