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Technische Angaben: Bildformat: 16:9 anamorph (2.35:1) Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Ländercode: 2 Extras: Audiokommentar, Interviews u. a.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Making Of - Interviews - Trailer - Audiokommentar von Terence Davies (Englisch ohne Untertitel)

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 anamorph (2.35:1)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Ländercode: 2
Extras: Audiokommentar, Interviews u. a.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Making Of - Interviews - Trailer - Audiokommentar von Terence Davies (Englisch ohne Untertitel)
Autorenporträt
Edith Wharton (1862-1937) entstammte der New Yorker Patrizierschicht. Als Kind verbrachte sie längere Zeit in Frankreich, Deutschland und Italien, so dass sie, wie sie später meinte, Europa 'unausrottbar im Blut' hatte. Sie genoss eine sorgfältige Erziehung, ihre frühen literarischen Neigungen wurden jedoch kaum gefördert; schriftstellerische Ambitionen ziemten sich für Töchter aus ihren Kreisen nicht. Edith Wharton übersiedelte nach einer schwierigen Ehe 1906 nach Paris. Sie widmete sich nun ganz ihrer dichterischen Aufgabe, schrieb Romane, Erzählungen, Reiseberichte, kulturhistorische Essays. Ihre Vielseitigkeit und ihr Erzähltalent wurden mehrfach geehrt: 1921 erhielt sie den Pulitzerpreis, 1923 verlieh ihr die Yale University als erster Frau die Ehrendoktorwürde; es folgten die Goldene Medaille des National Institute of Arts and Letters und die Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters. Edith Wharton gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Amerikas.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.2023

Sie wollte eben nicht

Moral behindert den Aufstieg: Gillian Anderson und ein New Yorker Sittenbild um 1900

Als der britische Regisseur Terence Davies sich Gillian Anderson als Hauptdarstellerin für seinen neuen Film ausguckte, wusste er nichts von ihrem Weltruhm aus der Fernsehserie "The X-Files". Was erstaunlich genug ist, denn nahezu alle, selbst wenn sie mit Parapsychologie nichts im Sinn hatten, kannten Gillian Anderson, besonders kurz vor der Jahrtausendwende, als Davies auf die Suche ging. Vor Jahren habe ich mir sogar, obwohl ich "The X-Files" nicht brauche, aber Gillian Anderson verehre, eine ganze Staffel davon reingezogen und dabei selbst die Jacketts mit Schulterpolstern der frühen Neunzigerjahre ertragen. Davies jedenfalls hatte die Amerikanerin lediglich auf einem Foto gesehen, aber da war es um ihn geschehen: Ihr Gesicht erinnerte ihn an die Ölporträts des Belle-Époque-Malers John Singer Sargent. Das, genau das waren die Züge, die er für Lily Bart, die schöne Hauptfigur des Edith-Wharton-Romans "The House of Mirth", brauchte!

Also flog der Regisseur nach Los Angeles, und er hatte Glück. Anderson sagte zu, weil sie einen seiner früheren Filme mochte. Solche Details spielen für Terence Davies, geboren 1945 in einem Arbeiterviertel von Liverpool, eine überragende Rolle. Kino ist Verwandlung und Verzauberung, Kino ist eine Zeitreise, von der die Rückkehr noch immer so schwerfallen soll wie nach den Kinobesuchen unserer Kindheit, als uns die wirkliche Welt nach den zwei Stunden im dunklen Saal oft farblos, leblos, trostlos und trivial erschien.

Selten gibt es Filme, die ihren Hauptfiguren mit solcher Feinfühligkeit und liebender Nähe folgen. Mit aufregenden Perspektiven oder spektakulären Kamerafahrten hat Davies nichts im Sinn. Sein im Jahr 2000 herausgekommenes Gesellschaftsdrama - auf Deutsch "Haus Bellomont" -, in dem die erotische Spannung von konventioneller Schicklichkeit erstickt wird, ist eine Szenenfolge, in deren Dialogen es immer ums Ganze geht, nur dass niemand die sozialen Fesseln abstreifen kann und immer die Stärksten übrig bleiben. In Gillian Andersons Spiel wird aus Lily Bart, einer glänzenden Erscheinung der feineren New Yorker Gesellschaft vor mehr als hundert Jahren, die den adäquat reichen Mann zum Heiraten sucht und am Ende vereinsamt stirbt, das erschütternde Porträt einer verstoßenen, an ihren eigenen moralischen Maßstäben zugrunde gehenden Frau.

Dass Frauen damals zum Heiraten erzogen wurden und ihre Bildung vor allem zu Ausstellungszwecken erwarben, dass sie attraktiv, gewandt und anschmiegsam sein mussten, um bei der richtigen Gelegenheit zu glänzen und dann auch "gefunden" zu werden, das macht der Film erbarmungslos klar. Doch aus der fernen Vergangenheit, die in "The House of Mirth" so schmerzlich beschworen wird, fällt ein ziemlich grelles Licht auf unsere Gegenwart. Parvenüs und Neureiche, die sich alles kaufen können, gibt es heute so wie damals, und selten werden die Mechanismen, nach denen Aufstieg und simples Dazugehören funktionieren, so perfekt vorgeführt wie hier. Je bezaubernder die Kleider, die Lily Bart zunächst noch trägt, je kostbarer das dunkel schimmernde Mobiliar vor teuren Tapeten in merkwürdig vollgestellten Räumen, in denen irgendwo eine Uhr tickt, desto lauter schreit das Schicksal einer dem Untergang geweihten Frau zum Himmel.

Einer von mehreren reichen Männern, die für Lily infrage kämen, will sie unbedingt beim Kirchgang erleben, was sie dann doch zu albern findet; ein anderer legt Geld für sie an und will sich dafür nach dem Opernbesuch die erotische Belohnung abholen; ein dritter schlägt ihr kalt vor, sie als letztes fehlendes Asset in sein Portfolio einzufügen - Heirat als soziales Investment. Lily Bart weist alle ab, schlägt die Chancen aus und steigt die Leiter Schritt für Schritt nach unten, bis sie in der Nähstube landet. Der einzige Mann, den sie hätte heiraten (und lieben) können - und er sie -, der junge Anwalt Lawrence Selden, verpasst seine eigenen Gefühle ungefähr so dramatisch wie sie selbst, weshalb ihm nur noch bleibt, an ihrem Totenbett zu weinen.

"The House of Mirth" ist nie in unsere Kinos gekommen, weil der Filmverleih Kinowelt AG laut Wikipedia kurz vor der Premiere pleiteging. Also muss man sich an die DVD halten, bei der auch das Bonusmaterial lohnt. Neben Gillian Anderson und dem Regisseur Terence Davies sind dort im Gespräch auch Laura Linney (als eiskalte Bertha Dorset) und Charakterdarsteller wie Dan Aykroyd und Anthony LaPaglia zu erleben.

Davies' Adaption hat übrigens nur einen Bruchteil des Budgets von Martin Scorseses Verfilmung des anderen Edith-Wharton-Klassikers, "The Age of Innocence" (Zeit der Unschuld, 1993), gekostet. Sie hat, was einen nicht unbedingt wundert, natürlich auch nur einen Bruchteil von dessen Gewinn eingespielt. Aber sie ist um einiges härter und purer - eine der großen Literaturverfilmungen der letzten Jahrzehnte. PAUL INGENDAAY

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