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Bildformat: 16:9 (1.85:1) Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Ländercode: 2 Extras: Trailer
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü

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Produktbeschreibung
Bildformat: 16:9 (1.85:1) Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Ländercode: 2 Extras: Trailer

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Autorenporträt
David Mamet, 1947 in Chicago geboren, Dramatiker (u. a. "Oleanna", "Hanglage Meerblick", für das er 1984 den Pulitzerpreis erhielt), Drehbuchautor ("Wenn der Postmann zweimal klingelt", "Die Unbestechlichen") und Regisseur ("Haus der Spiele") zählt zu den wichtigsten amerikanischen Autoren der Gegenwart. Zuletzt wurde sein Drehbuch "Wag the Dog" mit Robert De Niro und Dustin Hoffman von Barry Levinson verfilmt. Sein letzter eigener Film war "Spanish Prisoner" ("Die unsichtbare Falle").
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2002

Der arme reiche Mann
Kabinettstück eines Gangsters: In David Mamets neuem Film "Heist" dreht sich alles um Gene Hackman

"Fast Cash" verspricht eine Balkenüberschrift in der Zeitung, schnelles Geld. Ist aber jemals langsamer Geld gemacht worden als in David Mamets "Heist", dem Film, in dem diese Annonce kurz zu sehen ist? Und hat man je eine derart stoische Wechselrede aus lauter Versatzstücken auf einer Tonspur gehört? "Der Job steht." "Deine Bude ist bekannt." "Willst du hier der Chef sein?" "Der Job ist tot." Da wissen wir noch nicht einmal, was das eigentlich ist, diese große Aufgabe, die nur als "der Schweizer Job" (the swiss heist) firmiert.

So etwas darf in einem Film von David Mamet nicht verwundern. Alle Arbeiten fürs Kino, die der große Theaterautor abgeliefert hat, sind Genrestücke, greifen tief in die Mottenkisten Hollywoods, holen die Schwarze Serie ans Licht ("Die unsichtbare Falle"), machen den Thriller wieder salonfähig ("House of Games"), zeigen uns den alternden Verbrecher bei seinem letzten Coup wie jetzt in "Heist". Dieser Film heißt denn auch mit deutschem Untertitel "Der letzte Coup", und der, der daran so hart arbeitet, heißt im Film Joe Moore. Aber das ist egal, denn Moore ist mit jeder Faser Gene Hackman. Mamet hat um diesen grandiosen Schauspieler seinen ganzen Film gestrickt, läßt die anderen Akteure wie Trabanten um das Zentralgestirn kreisen, nimmt jede Protuberanz auf, die von Hackmans Zügen abstrahlt, diese Augenblitze oder bei Bedarf ein anbiedernd-verlegenes Grinsen - als sei der stets um Freundlichkeit ringende Oliver Hardy auf der Leinwand auferstanden.

Rund ist auch das Gesicht von Hackman geworden, faltig zudem und oft sehr müde, aber niemand täusche sich: Es steckt derselbe harte Kerl dahinter. Wer Hackman sieht, der sieht natürlich immer noch "French Connection", jene quälende Ermittlungsarbeit des Polizisten Doyle, die spüren läßt, welchen Selbstbetrug der Einsatz für die Gesellschaft fordert. In "Heist" steht Hackman auf der anderen Seite, doch sonst ist alles wie vor drei Jahrzehnten. Auch im neuen Film wird hart gearbeitet, ist der "Schweizer Job" für die Handlung so unwichtig, wie es der Drogenschmuggel im Film von 1971 war, weil es um mehr geht als um bloßen Erfolg: Es geht um Lebensentwürfe, die plötzlich in Frage stehen, um Bindungen, die zerbrechen, um Enttäuschungen aller Art und das Bemühen, trotzdem am Ende der zu sein, der triumphiert.

Nichts interessiert in diesem Film neben Hackmans Joe Moore; nicht seine Liebschaft zu der Frau, die ein Doppelspiel mit ihm treiben wird, nicht der selbstbewußte Schwarze Bobby an seiner Seite, auch nicht der gemütliche Pinkus, der sich als Bruch-Otto vor fahrende Autos wirft. Damit soll keine Versicherungssumme abkassiert werden, sondern der Unfall dient der Ablenkung. Das gilt für fast alles, was passiert, für Explosionen, Streitigkeiten, Verzweiflungsausbrüche. Der alte Magier Joe Moore weiß, daß man die Aufmerksamkeit des Publikums mit etwas Unwichtigem fesseln muß, damit man den eigentlichen Trick ausführen kann. Und weil die Zuschauer bezaubert werden wollen, klappt es jedesmal.

Das gilt für Freund wie Feind, doch diese Kategorien verlieren schnell an Relevanz in Mamets Film. Danny DeVito etwa, mit dem Mamet schon 1992 bei "Hoffa" zusammengearbeitet hat, agiert als selbstverliebter Finanzier, als eine Ein-Mann-Filibustier-Stellenvermittlung, die sich ihre Dienste teuer honorieren läßt. Und doch leidet auch er an übertriebener Sentimentalität, wenn er Joe seinen Neffen als Partner bei dem "Schweizer Job" aufdrängt. Familienbande passen nicht zum Räuberbund, das muß auch der gemütliche Pinkus leidvoll erfahren. Bei Einbrechern geht nun einmal manches in die Brüche, und man darf es als Wunder betrachten, daß Mamet einem der Akteure am Schluß eine Frau an die Seite stellt.

Dieser Film ist so absehbar wie der Verlauf einer Meßfeier, und zum Mittelpunkt hat er gleichfalls ein Mysterium. Nicht den "Schweizer Job", der hätte mit gleichem Recht auch "südafrikanischer" oder "Londoner Job" heißen können - Hauptsache, man assoziiert sofort Reichtümer. Nein, das Mysterium des Films ist die Frage, was Joe Moore eigentlich antreibt. Ein Anreiz nach dem anderen erledigt sich im Verlauf der Handlung, doch am Schluß wird er in die Kamera lächeln, als habe er sein Glück gefunden. Dabei ist er nur ein armer reicher Mann.

Vielleicht ist das, was ihn glücklich macht, sein Handwerk, das Mamet so überdeutlich ausstellt: das Ansetzen von Karabinerhaken, das Ausfahren einer Leiter, der Schnitt durch eine dicke Plastikfolie. Das ist nicht Gangster-Handwerk als beinahe künstlerisches Vermögen wie im thematisch verwandten "Ocean's Eleven", sondern als Relikt einer körperlichen Betätigung, die in unserer durchrationalisierten Welt nur noch auf der vom Gesetz abgewandten Seite ihren Platz findet. Es dauert endlos lange, bis der "Schweizer Job" getan ist, und es braucht viele Handgriffe dafür. Wir sehen Joe Moore gleichsam bei der Bearbeitung eines Werkstücks zu, und er trägt Schicht über Schicht auf, damit am Ende alles glattgehen möge.

Gene Hackman spielt das großartig; es ist beklemmend, seinen Joe zu beobachten, wie der sich abmüht, dieser brillante Kopf mit den geschickten Händen. Lilienweiß könnten sie sein, doch es begeben sich keine Dinge, die ihn der Arbeit ganz entheben. Glückspilze gibt es in "Heist" keine - außer dem Schauspieler Hackman. In den achtziger Jahren hatte er einmal die Filmrechte für "Das Schweigen der Lämmer" erworben, und er selbst wollte damals Hannibal Lecter spielen. Diese Chance hat er verpaßt. Mamets Film ist nicht annährend so gut geraten, doch diesmal nutzt Hackman seine Chance. Einen traurigeren Helden gab es lange nicht mehr.

ANDREAS PLATTHAUS

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