Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 2,71 €
  • DVD

"Holy Lola" ist die Geschichte eines jungen Paares, Pierre und Geraldine, deren sehnlicher Wunsch nach einem Kind sie auf eine Reise bis an das andere Ende der Welt führt, in ein Land, gezeichnet von der Geschichte: Kambodscha.
Für sie beginnt ein Abenteuer, das ihre Liebe auf eine harte Probe stellt: endlose Runden durch Waisenhäuser und Ämter, absurde Auseinandersetzungen mit der bürokratischen Mühle einer fremden Regierung, Bestechung, Korruption und sogar organisierter Kinderhandel. Nicht zu vergessen das Misstrauen und die Eifersüchteleien, aber auch die gegenseitige Hilfsbereitschaft…mehr

  • Anzahl: 2 DVDs
Produktbeschreibung
"Holy Lola" ist die Geschichte eines jungen Paares, Pierre und Geraldine, deren sehnlicher Wunsch nach einem Kind sie auf eine Reise bis an das andere Ende der Welt führt, in ein Land, gezeichnet von der Geschichte: Kambodscha.

Für sie beginnt ein Abenteuer, das ihre Liebe auf eine harte Probe stellt: endlose Runden durch Waisenhäuser und Ämter, absurde Auseinandersetzungen mit der bürokratischen Mühle einer fremden Regierung, Bestechung, Korruption und sogar organisierter Kinderhandel.
Nicht zu vergessen das Misstrauen und die Eifersüchteleien, aber auch die gegenseitige Hilfsbereitschaft der kleinen Gemeinschaft von anderen Adoptionswilligen, die der Zufall zusammenführt.
Auf diesem Weg sieht sich das Paar mit seinen eigenen Ängsten und Egoismen konfrontiert. Ihre Liebe gerät an den Rand der Verzweiflung, findet aber gerade dadurch zu ihren Wurzeln zurück. Als sie die Hoffnung, auf dieser Reise ein Kind adoptieren zu können, aufgegeben haben, wird plötzlich der Traum wahr und die kleine Lola tritt in ihr Leben.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2005

Das Leben und nichts anderes
Zwei Kinderlose auf der Suche nach einem Kind: Bertrand Taverniers Adoptionsdrama "Holy Lola" im Kino

In der ersten Einstellung dieses Films sieht man ein Haus in einem Tal bei Aurillac im französischen Zentralmassiv, an einem sonnigen Wintertag. Die Kamera schwenkt über einen Schreibtisch. Ein Telefon klingelt. Niemand nimmt ab. Das Haus ist leer. Es ist das Haus, in dem Pierre und Géraldine Ceyssac leben, die nach Kambodscha gefahren sind, um ein Kind zu adoptieren; das Haus, in dem das künftige Adoptivkind leben soll. Den ganzen Film über geht das Bild des leeren Hauses dem Zuschauer nicht aus dem Kopf. Es bildet den unsichtbaren Hintergrund der Geschichte, vor dem sich die verzweifelte Suche von Pierre und Géraldine in den Straßen Phnom Penhs noch schärfer abhebt.

Als die beiden in der kambodschanischen Hauptstadt ankommen, werden sie am Flughafen von einem Autofahrer abgepaßt, der sie in ein auf französische Kundschaft spezialisiertes Hotel in der Innenstadt bringt. "Was habt ihr für die Fahrt bezahlt?" fragt ein Ehepaar aus Frankreich vor dem Hoteleingang. - "Zehn Euro." - "Wir haben nur sieben bezahlt." Das ist ein wiederkehrendes Muster dieses Films: Überall, wohin Pierre und Géraldine auf ihrer Odyssee durch das südostasiatische Land gelangen, sind schon andere Franzosen vor ihnen da, und jedesmal wird das, was sie tun oder worauf sie hoffen dürfen, mit anderen Handlungen und Hoffnungen verglichen. Dabei sucht fast jeder genau wie sie das Unvergleichbare: ein Kind.

"Holy Lola" ist Bertrand Taverniers neunzehnter Spielfilm. Es ist ein Film, der etwas Wichtiges zu zeigen und mitzuteilen hat und dabei ein hohes Risiko eingeht: das Risiko, sich in seinem Thema zu verlieren, vor lauter Aufmerksamkeit für seine Figuren und ihr Anliegen den Rahmen der Geschichte zu überspannen. Daß das am Ende nicht passiert, hat viel mit den achtzehn Spielfilmen zu tun, die Tavernier vor "Holy Lola" gedreht hat. Der französische Regisseur, zehn Jahre jünger als die Generation von Chabrol, Godard und Truffaut, hat 1974 mit einem Kostümfilm ("Que la fête commence") und einem Psychothriller ("Der Uhrmacher von St. Paul") debütiert und sich seither immer an der Grenze zwischen Genre- und Autorenfilm bewegt, mit deutlichen Ausschlägen zum Genre hin. Aber "Das Leben und nichts anderes" (1989) war eben doch viel mehr als ein Kriegsfilm und "Der Lockvogel" (1995) mehr als ein Jugenddrama, so daß man mit den klassischen Unterscheidungen bei Tavernier nicht weiterkommt. Wenn man sein Kino angemessen beschreiben will, muß man eher von wiederkehrenden Motiven und Themen reden, etwa der Idee der Gerechtigkeit, die schon im "Uhrmacher von St. Paul" eine wichtige Rolle spielte und auch in "Holy Lola" wiederkehrt.

Denn die Gesellschaft Kambodschas, in der das Arztehepaar Ceyssac, von der französischen Botschaft kaum unterstützt, nach einem Adoptivkind sucht, ist hochkorrupt: Jeder Arzt, jeder Waisenhausleiter, jeder kleine Beamte im Innenministerium hält die Hand nach Dollars auf, so gut er kann. Zugleich bekommt man nie das Gefühl, daß die Bestechlichkeit, wie in den Banditenstaaten der Zweiten und Dritten Welt, ein Mittel ist, sich zu bereichern. Der Beamte, der für einen Stempel hundertfünfzig Dollar verlangt, hat Frau und Kinder, die er von seinem Gehalt nicht ernähren kann; um zu überleben, beutet er die adoptionswilligen Paare aus dem Westen aus.

Nur daß Pierre und Géraldine ebenfalls nicht reich sind. Die zwanzigtausend Dollar, die von amerikanischen Paaren für eine Blitz-Adoption bezahlt werden, können sie nicht aufbringen. So wird ihr Aufenthalt in Kambodscha zum verbissenen, immer wieder vergeblichen Kampf um ein Kind. Die Kleine habe schon andere Eltern gefunden, erfahren sie in einem Waisenhaus, wohin ein Anruf sie gelockt hat; ein andermal wird ihnen ein offenbar gestohlenes Baby angeboten, und als sie die Mutter zu sprechen wünschen, fliegt der Handel auf. Selbst auf den Müllkippen Phnom Penhs, unter den Ärmsten der Armen, versuchen sie ihr Glück. Es ist die eine Episode, in der Tavernier alle Wahrscheinlichkeit hinter sich läßt, weil er zeigen will, was hinter der allgegenwärtigen Korruption steckt: die Angst vor dem endgültigen Absturz, vor einem Leben in Gestank und Müll.

Tavernier hätte über all das auch eine Dokumentation drehen können. Warum er sich dennoch für einen Spielfilm entschieden hat, begreift man, wenn die Kamera Pierre und Géraldine in ihr Hotelzimmer folgt. In diese Intimität hätte ein Dokumentarfilm niemals eindringen können, und auch die Spannungen, die sich zwischen den verschiedenen Hotelgästen im Lauf ihrer Bemühungen um adoptionsfähige Kinder aufbauen, wären ihm verborgen geblieben. In "Holy Lola" aber sehen wir, wie die Ehe des französischen Landarztes an den physischen und moralischen Qualen der Kindersuche zu zerbrechen droht. Um sich zu beruhigen, sprechen der Mann und die Frau Botschaften an das Kind, das sie erst zu finden hoffen, in ihr Diktiergerät: "Ich sehe dich überall, in den Wiegen, auf den Gehwegen, auf den Märkten . . . Ich habe Bauchschmerzen, aber du bist nicht in meinem Bauch." Es sind Sätze der Hilflosigkeit, so rührend echt und banal wie das Leben, dem dieser Film auf der Spur ist.

Am Ende bekommen Pierre und Géraldine ihr Adoptivkind, die kleine Lola aus dem Holy-Baby-Waisenhaus. Aber die Erlösung, welche die beiden auf der Leinwand erleben, tritt für den Zuschauer nicht ein. Der seltsame Handel mit Kindern aus der Dritten Welt wird weitergehen, mit oder ohne staatliche Hilfe. Sieben Jahre, erfährt man in "Holy Lola", hätte die Adoption eines Kindes in Frankreich gedauert. So lange wollten der Landarzt und seine Frau nicht warten. Und das stille Haus bei Aurillac auch nicht.

ANDREAS KILB

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2007

Série Noire Film 6
Ins Herz getroffen
Bertrand Taverniers „Uhrmacher von St. Paul”, 1974
Alltäglich und trist erscheint diese Geschichte beim ersten Anblick, die Bertrand Tavernier 1974 in seinem ersten Spielfilm „L’horloger de Saint-Paul” erzählte. Und doch ist es fesselnd, spannend und am Ende bewegend, was Tavernier da in geradezu dokumentarischer Nüchternheit entfaltete, ohne falsches Mitleid, aber mit spürbarem Mitgefühl.
Michel Descombes ist Uhrmacher in Lyon, er hat vor Jahren seine Frau verloren, lebt allein mit seinem herangewachsenen Sohn Bernard und scheint zufrieden zu sein mit einem Tagesablauf, der ihn abends mit Freunden bei Essen und Trinken zusammenführt. Doch eines Morgens, als er gerade sein Geschäft öffnet, kommt die Polizei, fragt nach seinem verschwundenen Lieferwagen und nach Bernard. Descombes antwortet arglos. Doch die Beamten nehmen ihn mit und bringen ihn zu Kommissar Guilboud. Der teilt dem schockierten Uhrmacher mit, dass Bernard einen Mann umgebracht hat und mit seiner Freundin auf der Flucht ist. Descombes’ bis dahin so geordnete Welt gerät aus den Fugen. Obwohl er viel mit seinem Sohn zusammen war, hat er keine Ahnung von dieser Freundin. Und Bernard ein Mörder?
Descombes beginnt nachzuforschen, wie es dazu kommen konnte, und muss erfahren, dass er seinen Sohn und dessen Leben nicht kennt. Verwirrt, verstört und anfangs ohnmächtig steht er einer existentiellen Situation gegenüber, die nicht nur sein bisher mit dem Sohn gelebtes Leben neu beleuchtet, sondern ihn grundlegend verändert, je weiter er ins Dickicht der Gefühle vordringt . . .
Tavernier inszeniert seinen Film, nach dem ursprünglich in England spielenden Roman „Der Uhrmacher von Everton” von Georges Simenon, nicht als kriminalistisches Alltagsdrama, sondern macht daraus eine ungemein sorgfältige, behutsame Langzeitbeobachtung seines grandiosen Schauspielers Philippe Noiret. Nicht der Mord und die Täter stehen im Mittelpunkt, sondern der Betrachter erlebt die Verwandlung des ahnungslosen Bürgers Michel Descombes in einen seinen Gefühlen erst irritiert, dann konsequent folgenden, sich für seinen Sohn vorbehaltlos engagierenden Vater. Noiret „spielt” nicht, sondern er „ist” – leise, verzweifelt, abwehrend – so eindeutig bis in die kleinsten Gesten Michel Descombes, dass man alles glaubt und versteht, was diesen bis ins Herz getroffenen Mann umtreibt.
Tavernier stört ihn nie beim Prozess allmählich entstehenden Bewusstseins. Auch in den Szenen, in denen der wie nebenbei raffinierte Jean Rochefort als Kommissar Guilboud dem Noiret näher zu kommen versucht, bleibt Tavernier
bei seinem Stil präziser, sich nicht einmischender Beobachtung. Nur zu Beginn, beim Vorspann, gibt es eine spektakuläre Sequenz: Ein kleiner Junge schaut aus einem Nachtzug und sieht draußen, im Vorüberfahren, am Bahndamm ein Auto heftig brennen . . . HARALD EGGEBRECHT
Bertrand Tavernier Cinetext Bildarchiv/Binder
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr