Das gewaltige Schloss Fürstenstein steht für die Kapitalisten - Mietskasernen, ausgemergelte Grubenarbeiter, ihre Frauen und Kinder für die Unterdrückten. Ihnen gilt die Sympathie der Filmemacher von HUNGER IN WALDENBURG (1929). Keine Sentimentalität, kein falsches Mitleid. Die damalige Zensur schritt ein, um sozialen Unruhen, die der Film möglicherweise auslösen könnte, vorzubeugen. Die Waldenburger bekamen ihren Film nie zu sehen. 1933 wurde der Streifen von den Nationalsozialisten verboten und verschwand für lange Zeit. Erst 1974 strahlte das DDR-Fernsehen eine fragmentarische Kopie aus (ebenfalls auf dieser Edition), die 1996 mit weiteren, im Moskauer Filmarchiv aufgefundenen Materialien ergänzt werden konnte, die hier zum ersten Mal auf DVD vorliegt. Eine der Laiendarstellerinnen aus Phil Jutzis Film gibt Auskunft über die Dreharbeiten und ihr Leben in der DDR.
MORGENRÖTE war die bürgerliche Antwort auf HUNGER IN WALDENBURG, entstanden im selben Jahr, an den gleichen Schauplätzen. Soziale Fragen kreuzen sich mit Eheproblemen der "besseren" Gesellschaft und gehen am Ende eine unheilige Allianz ein, wenn die Drehbuchautoren ihre Sympathien einem Streikbrecher schenken und das Publikum dazu auffordern, es ihnen gleich zu tun. Morgenröte fand höchstens ein Provinzpublikum und das auch nur für kurze Zeit. Glücklicherweise. Das reaktionäre Melodram - ein vergessenes Beispiel für Konjunkturkitsch - ist auf dieser DVD wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt wieder zu sehen.
Das Kohlerevier Waldenburg, ab 1945 Wa brzych, gibt es nicht mehr. Seit circa 20 Jahren sind die Gruben geschlossen. Und genau so lange gibt es immer wieder Beiträge in den Medien über die so genannten "Kohlespechte", meist ehemalige Kumpel, die aus selbstgegrabenen Schächten illegal Kohle fördern, unter Lebensgefahr, aus reiner Not. Uwe Manns Film KOHLE ALS HONORAR schlägt einen Bogen in die Gegenwart. Er ist ein trauriger Epilog zum Thema "Hunger in Waldenburg".
MORGENRÖTE war die bürgerliche Antwort auf HUNGER IN WALDENBURG, entstanden im selben Jahr, an den gleichen Schauplätzen. Soziale Fragen kreuzen sich mit Eheproblemen der "besseren" Gesellschaft und gehen am Ende eine unheilige Allianz ein, wenn die Drehbuchautoren ihre Sympathien einem Streikbrecher schenken und das Publikum dazu auffordern, es ihnen gleich zu tun. Morgenröte fand höchstens ein Provinzpublikum und das auch nur für kurze Zeit. Glücklicherweise. Das reaktionäre Melodram - ein vergessenes Beispiel für Konjunkturkitsch - ist auf dieser DVD wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt wieder zu sehen.
Das Kohlerevier Waldenburg, ab 1945 Wa brzych, gibt es nicht mehr. Seit circa 20 Jahren sind die Gruben geschlossen. Und genau so lange gibt es immer wieder Beiträge in den Medien über die so genannten "Kohlespechte", meist ehemalige Kumpel, die aus selbstgegrabenen Schächten illegal Kohle fördern, unter Lebensgefahr, aus reiner Not. Uwe Manns Film KOHLE ALS HONORAR schlägt einen Bogen in die Gegenwart. Er ist ein trauriger Epilog zum Thema "Hunger in Waldenburg".
"Sechs Stunden von Berlin: eine Hölle des Kindertodes. Rachitis, Tuberkulose, Erwerbslosigkeit. Ein Ort der Qual für alle Orte. (...) Lanias Menschen filmen nicht vor der Kamera. Sie leben. Schüchtern, ungeschickt, sehnsüchtig - das Herz neigt sich vor ihnen... Hingehen! Ansehen! Erleiden! Helfen!"
Manfred Georg, Tempo, Berlin, Nr. 64, 16.3.1929
"Über das deutsche Hungergebiet im Kohlenbergrevier von Waldenburg sind in der letzten Zeit erschütternde Zahlen bekannt geworden, aber dem Leser von Elendsberichten fällt es schwer, die grauenhafte Wahrheit der Zahlen zu glauben. Sollte es in Deutschland wirklich fast 50 000 Menschen geben, die langsam verhungern? Für die Hundefleisch eine Delikatesse ist? Deren Kinder in Massen Opfer der Tuberkulose werden, ohne eigenes Bett zusammengepfercht in triefenden Höhlen schlafen, im Winter keine warme Kleidung besitzen, unterernährt, halb verhungert sind? Männer, die mit den fahlen Gesichtern lebender Leichname in die Gruben fahren, neun Stunden unter Tage schuften, um im Monat keine 10 Mark zu verdienen? Frauen, die mit 30 Jahren aussehen, wie welke Greisinnen, mager und ausgemergelt, hässlich durch ewige, bitterste Not und täglichen Hunger? Es gibt dieses Hungerland wirklich. Es liegt in Deutschland. In einer Landschaft, die fruchtbar ist, deren Wälder, Hügel und Berge voller Anmut und Schönheit sind. Der Filmstreifen "Hunger in Waldenburg", der sich schlicht "Ein Filmbericht" nennt, hat nüchtern und gewissenhaft das unvorstellbare Elend bildhaft gemacht." H.G., Die Welt am Abend, Nr. 64, 16.3.1929
"Uns war (...) durch die Plakatierung unserer Publikums- und Filmmagazin-Lieblinge der Blick verstellt auf das wirkliche Gesicht des Volkes, das sich in diesem Filmbericht zum ersten Mal enthüllt. Nicht anders als im Russenfilm, zieht eine ergreifende Fülle von einfachen, ausdrucksstarken, in ihrer Selbstverständlichkeit schicksalhaften Gesichtern vorüber. Diese in ihrer Gesamtheit gesehen und vor die Kamera gebracht zu haben, das ist vielleicht das dauernste Verdienst des Films."
Fritz Walter, Berliner Börsen-Courier, Nr. 129, 17.3.1929
"Lieber Leo Lania, (...) Mit ganz geringen Mitteln haben Sie Ihren Film gedreht; ohne Generaldirektoren und Stars. Dafür haben Sie etwas mitgebracht, was den guten Journalisten zum Kameramann geradezu prädestiniert: Blick für das Wesentliche und Sinn für die Wirkung. (...) Wir wollten beide helfen, indem wir die Wahrheit sagten, die ganze schlimme, aufrüttelnde Wahrheit. Ich beneide Sie, dass Sie mit schnellem Entschluss die Feder mit dem Objektiv vertauschten, sich das stärkere, schärfere, eindringlichere Überzeugungsmittel sichernd. (...) Ihr Film ist eine notwendige, vortreffliche, verantwortungsbewusste Tat." C.Z. Klötzel, Berliner Tageblatt, Nr. 131, 18.3.1929
Manfred Georg, Tempo, Berlin, Nr. 64, 16.3.1929
"Über das deutsche Hungergebiet im Kohlenbergrevier von Waldenburg sind in der letzten Zeit erschütternde Zahlen bekannt geworden, aber dem Leser von Elendsberichten fällt es schwer, die grauenhafte Wahrheit der Zahlen zu glauben. Sollte es in Deutschland wirklich fast 50 000 Menschen geben, die langsam verhungern? Für die Hundefleisch eine Delikatesse ist? Deren Kinder in Massen Opfer der Tuberkulose werden, ohne eigenes Bett zusammengepfercht in triefenden Höhlen schlafen, im Winter keine warme Kleidung besitzen, unterernährt, halb verhungert sind? Männer, die mit den fahlen Gesichtern lebender Leichname in die Gruben fahren, neun Stunden unter Tage schuften, um im Monat keine 10 Mark zu verdienen? Frauen, die mit 30 Jahren aussehen, wie welke Greisinnen, mager und ausgemergelt, hässlich durch ewige, bitterste Not und täglichen Hunger? Es gibt dieses Hungerland wirklich. Es liegt in Deutschland. In einer Landschaft, die fruchtbar ist, deren Wälder, Hügel und Berge voller Anmut und Schönheit sind. Der Filmstreifen "Hunger in Waldenburg", der sich schlicht "Ein Filmbericht" nennt, hat nüchtern und gewissenhaft das unvorstellbare Elend bildhaft gemacht." H.G., Die Welt am Abend, Nr. 64, 16.3.1929
"Uns war (...) durch die Plakatierung unserer Publikums- und Filmmagazin-Lieblinge der Blick verstellt auf das wirkliche Gesicht des Volkes, das sich in diesem Filmbericht zum ersten Mal enthüllt. Nicht anders als im Russenfilm, zieht eine ergreifende Fülle von einfachen, ausdrucksstarken, in ihrer Selbstverständlichkeit schicksalhaften Gesichtern vorüber. Diese in ihrer Gesamtheit gesehen und vor die Kamera gebracht zu haben, das ist vielleicht das dauernste Verdienst des Films."
Fritz Walter, Berliner Börsen-Courier, Nr. 129, 17.3.1929
"Lieber Leo Lania, (...) Mit ganz geringen Mitteln haben Sie Ihren Film gedreht; ohne Generaldirektoren und Stars. Dafür haben Sie etwas mitgebracht, was den guten Journalisten zum Kameramann geradezu prädestiniert: Blick für das Wesentliche und Sinn für die Wirkung. (...) Wir wollten beide helfen, indem wir die Wahrheit sagten, die ganze schlimme, aufrüttelnde Wahrheit. Ich beneide Sie, dass Sie mit schnellem Entschluss die Feder mit dem Objektiv vertauschten, sich das stärkere, schärfere, eindringlichere Überzeugungsmittel sichernd. (...) Ihr Film ist eine notwendige, vortreffliche, verantwortungsbewusste Tat." C.Z. Klötzel, Berliner Tageblatt, Nr. 131, 18.3.1929