Ich heiße Robert Neville. Ich habe in New York City überlebt. Falls es irgendwo noch jemanden gibt… irgendjemanden. Bitte. Du bist nicht allein.“ Auch der hervorragende Wissenschaftler Robert Neville (Will Smith) konnte den von Menschenhand entwickelten Virus nicht in den Griff bekommen – grausam und unerbittlich breitete sich die Epidemie über den gesamten Erdball aus. Unaufhaltsam. Unheilbar. Aus unbekannten Gründen ist Neville immun – als einziger Mensch hat er in den Ruinen von New York City überlebt. Vielleicht ist er sogar der letzte Mensch auf der ganzen Welt. Seit drei Jahren funkt er unbeirrt Botschaften durch den Äther – in seiner Verzweiflung sucht er so den Kontakt zu möglichen anderen Überlebenden.
Doch der letzte Mensch auf der Erde ist nicht allein: Lichtscheue Mutanten – die Infizierten – beobachten Neville auf Schritt und Tritt. Sie warten ab, bis er eines Tages einen tödlichen Fehler macht. Neville geht davon aus, dass die Zukunft der Menschheit allein von ihm abhängt. Deshalb verfolgt er hartnäckig sein Ziel: Er will die verheerenden Folgen des Virus umkehren, indem er die Immunstoffe seines eigenen Blutes nutzt. Doch er steht als Einzelkämpfer einer gewaltigen Übermacht gegenüber. Und die Zeit läuft ihm davon...
Doch der letzte Mensch auf der Erde ist nicht allein: Lichtscheue Mutanten – die Infizierten – beobachten Neville auf Schritt und Tritt. Sie warten ab, bis er eines Tages einen tödlichen Fehler macht. Neville geht davon aus, dass die Zukunft der Menschheit allein von ihm abhängt. Deshalb verfolgt er hartnäckig sein Ziel: Er will die verheerenden Folgen des Virus umkehren, indem er die Immunstoffe seines eigenen Blutes nutzt. Doch er steht als Einzelkämpfer einer gewaltigen Übermacht gegenüber. Und die Zeit läuft ihm davon...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2023Hygge im Horror
Ein Tierfilm. Ein Weihnachtsfilm. Francis Lawrences Zombie-Klassiker manipuliert sein Publikum mit der Sehnsucht nach Geborgenheit.
Geschlossene Räume. Rückzug. Einkehr. Stille. Vorräte. Schutz. Hoffnung. "I Am Legend", der dystopische Horrorthriller von Francis Lawrence aus dem Jahr 2007, spielt mit dem Gegensatz von drinnen und draußen, Chaos und Ruhe, mit dem menschlichen Bedürfnis nach einer Decke über dem Kopf und dem Körper.
In einer zentralen Szene schläft der Virologe Dr. Robert Neville (Will Smith), der letzte Mensch in einem von Zombies bevölkerten New York, in seiner Badewanne ein, geschmiegt an seinen Hund Sam und sein Gewehr. Er träumt davon, wie es dazu kam, dass er nun allein auf der Welt ist, dass er seine Familie verlor und jetzt nach einer Lösung suchen muss, um die Zombies zu heilen und die Welt zu retten. Und damit sich selbst. Dann wacht er auf zum Geheul der Mutierten vor seiner Tür. Und zieht die Vorhänge zu.
Der Untergang der Zivilisation begann ebenfalls mit einem Heilsversprechen: die Menschen mit einem Medikament ein für alle Mal vom Krebs zu befreien, aber dann verwandeln sich die Menschen in beißende Ungeheuer. Doch an diesen christlichen Motiven, die in der Kinofassung noch stärker sind als in der alternativen DVD-Version (die ein Jahr nach der Kinopremiere herauskam), liegt es gar nicht, dass sich diese leise, laute, nervenzerfetzend spannende Geschichte anfühlt wie ein Weihnachtsfilm. Es liegt vielmehr an den Gemütlichkeits- und den Trostaugenblicken, an denen man sich, dank der phantastischen Ausstattung des Films von Naomi Shohan, wünscht, am liebsten auch so zu wohnen wie dieser Neville, Zombies hin oder her.
Es liegt auch an der Einsicht, die "I Am Legend" in Szene setzt, dass sich der Mensch - und sei es auch der letzte auf der Welt - nach einem warmen Platz auf dieser Welt sehnt, um es sich dort so schön zu machen, wie es geht, einen Lieblingsfilm für die ganze Familie anzuschauen, als sei die nicht schon tot, und mit dem Hund zu schmusen.
Wenn Dr. Neville nicht im verwilderten Downtown von Manhattan auf der Jagd nach Rehen oder Zombies ist, macht er sich es also zu Hause gemütlich. Im Keller seines Townhouses am Washington Square - unbezahlbare Immobilie - mag Neville zwar mit Ratten und eingefangenen Zombies am Virus experimentieren, auf der Suche nach dem Heilmittel: Obendrüber aber hat er sein Haus spektakulär hergerichtet. Nicht nur mit Sicherheitstechniken und Bombenfallen gegen die Zombies, auch mit Gemälden aus den Museen der Stadt wie van Goghs "Sternennacht" aus dem MoMa.
Er hat da ein paar echt teure Schinken herumstehen, und sie nicht mal aufgehängt, dafür war wohl keine Zeit, der Bacon, den Neville sich aufhebt zur Feier eines Tages, der vielleicht niemals kommt, ist ihm jedenfalls kostbarer.
Horrorfilme manipulieren ihr Publikum traditionell mit Erwartungen, die nicht erfüllt, mit Heilsversprechen (jetzt stirbt das Monster und die Frau überlebt!), die gebrochen werden. Die Perfidie von "I Am Legend" besteht darin, ein so wunderschön überwuchertes New York und ein so herrliches Versteck für Neville zu zeigen, dass man sich wünscht, der Doktor würde die Welt gar nicht retten, denn dann müsste er ja den van Gogh zurückbringen. Und seine Festung der Einsamkeit verlassen. Aber ein Blick in die trostlosen Augen von Will Smith, und man erwacht auch aus diesem Albtraum.
Der letzte Mensch auf Erden, so will es eine andere Genretradition, hat einen Hund zur Seite. Als Sam, Nevilles Schäferhündin, von mutierten Hunden gebissen wird und selbst mutiert, zerbricht der Doktor endgültig. Und gibt auf. Verlässt seine Festung und stellt sich in die Nacht, in Erwartung des Untergangs.
Egal, was danach geschieht, es kann eh nie wieder so werden, wie es war. Und es stimmt, denn egal, welchem der beiden Enden man vertraut, die Francis Lawrence für seinen Film gefunden hat: Die hochgefährdete Harmonie ist verloren, in der sich Neville und Sam und das Publikum eingerichtet hatten. "I Am Legend" zerfällt in zwei Teile, auch das eine weitere Gegensatzmontage dieses Film.
Klassische Weihnachtsfilme wie "Die Hard" mit Bruce Willis dienen als Ventil für den über die Feiertage aufgebauten Druck, der sich automatisch entwickelt, wenn Menschen zu lange aufeinanderhocken und nicht an die Luft kommen. Gemütlichkeitsterror: also muss dringend etwas in die Luft gejagt werden, Hochhäuser, Banken, Flughäfen.
Ein Mann, der sich in einer kahlen Badewanne mit einer Waffe zudeckt und sich von seinem Hund wärmen lässt: "I am Legend" führt Gemütlichkeit und Terror (ein weiterer Gegensatz) aber schon im Laufe des Films zusammen, verführt mit dem Bedürfnis nach Harmonie, indem der Film sie als falsche Alternative zu einer kaputtgegangenen Welt inszeniert. Umso härter das Erwachen. TOBIAS RÜTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Tierfilm. Ein Weihnachtsfilm. Francis Lawrences Zombie-Klassiker manipuliert sein Publikum mit der Sehnsucht nach Geborgenheit.
Geschlossene Räume. Rückzug. Einkehr. Stille. Vorräte. Schutz. Hoffnung. "I Am Legend", der dystopische Horrorthriller von Francis Lawrence aus dem Jahr 2007, spielt mit dem Gegensatz von drinnen und draußen, Chaos und Ruhe, mit dem menschlichen Bedürfnis nach einer Decke über dem Kopf und dem Körper.
In einer zentralen Szene schläft der Virologe Dr. Robert Neville (Will Smith), der letzte Mensch in einem von Zombies bevölkerten New York, in seiner Badewanne ein, geschmiegt an seinen Hund Sam und sein Gewehr. Er träumt davon, wie es dazu kam, dass er nun allein auf der Welt ist, dass er seine Familie verlor und jetzt nach einer Lösung suchen muss, um die Zombies zu heilen und die Welt zu retten. Und damit sich selbst. Dann wacht er auf zum Geheul der Mutierten vor seiner Tür. Und zieht die Vorhänge zu.
Der Untergang der Zivilisation begann ebenfalls mit einem Heilsversprechen: die Menschen mit einem Medikament ein für alle Mal vom Krebs zu befreien, aber dann verwandeln sich die Menschen in beißende Ungeheuer. Doch an diesen christlichen Motiven, die in der Kinofassung noch stärker sind als in der alternativen DVD-Version (die ein Jahr nach der Kinopremiere herauskam), liegt es gar nicht, dass sich diese leise, laute, nervenzerfetzend spannende Geschichte anfühlt wie ein Weihnachtsfilm. Es liegt vielmehr an den Gemütlichkeits- und den Trostaugenblicken, an denen man sich, dank der phantastischen Ausstattung des Films von Naomi Shohan, wünscht, am liebsten auch so zu wohnen wie dieser Neville, Zombies hin oder her.
Es liegt auch an der Einsicht, die "I Am Legend" in Szene setzt, dass sich der Mensch - und sei es auch der letzte auf der Welt - nach einem warmen Platz auf dieser Welt sehnt, um es sich dort so schön zu machen, wie es geht, einen Lieblingsfilm für die ganze Familie anzuschauen, als sei die nicht schon tot, und mit dem Hund zu schmusen.
Wenn Dr. Neville nicht im verwilderten Downtown von Manhattan auf der Jagd nach Rehen oder Zombies ist, macht er sich es also zu Hause gemütlich. Im Keller seines Townhouses am Washington Square - unbezahlbare Immobilie - mag Neville zwar mit Ratten und eingefangenen Zombies am Virus experimentieren, auf der Suche nach dem Heilmittel: Obendrüber aber hat er sein Haus spektakulär hergerichtet. Nicht nur mit Sicherheitstechniken und Bombenfallen gegen die Zombies, auch mit Gemälden aus den Museen der Stadt wie van Goghs "Sternennacht" aus dem MoMa.
Er hat da ein paar echt teure Schinken herumstehen, und sie nicht mal aufgehängt, dafür war wohl keine Zeit, der Bacon, den Neville sich aufhebt zur Feier eines Tages, der vielleicht niemals kommt, ist ihm jedenfalls kostbarer.
Horrorfilme manipulieren ihr Publikum traditionell mit Erwartungen, die nicht erfüllt, mit Heilsversprechen (jetzt stirbt das Monster und die Frau überlebt!), die gebrochen werden. Die Perfidie von "I Am Legend" besteht darin, ein so wunderschön überwuchertes New York und ein so herrliches Versteck für Neville zu zeigen, dass man sich wünscht, der Doktor würde die Welt gar nicht retten, denn dann müsste er ja den van Gogh zurückbringen. Und seine Festung der Einsamkeit verlassen. Aber ein Blick in die trostlosen Augen von Will Smith, und man erwacht auch aus diesem Albtraum.
Der letzte Mensch auf Erden, so will es eine andere Genretradition, hat einen Hund zur Seite. Als Sam, Nevilles Schäferhündin, von mutierten Hunden gebissen wird und selbst mutiert, zerbricht der Doktor endgültig. Und gibt auf. Verlässt seine Festung und stellt sich in die Nacht, in Erwartung des Untergangs.
Egal, was danach geschieht, es kann eh nie wieder so werden, wie es war. Und es stimmt, denn egal, welchem der beiden Enden man vertraut, die Francis Lawrence für seinen Film gefunden hat: Die hochgefährdete Harmonie ist verloren, in der sich Neville und Sam und das Publikum eingerichtet hatten. "I Am Legend" zerfällt in zwei Teile, auch das eine weitere Gegensatzmontage dieses Film.
Klassische Weihnachtsfilme wie "Die Hard" mit Bruce Willis dienen als Ventil für den über die Feiertage aufgebauten Druck, der sich automatisch entwickelt, wenn Menschen zu lange aufeinanderhocken und nicht an die Luft kommen. Gemütlichkeitsterror: also muss dringend etwas in die Luft gejagt werden, Hochhäuser, Banken, Flughäfen.
Ein Mann, der sich in einer kahlen Badewanne mit einer Waffe zudeckt und sich von seinem Hund wärmen lässt: "I am Legend" führt Gemütlichkeit und Terror (ein weiterer Gegensatz) aber schon im Laufe des Films zusammen, verführt mit dem Bedürfnis nach Harmonie, indem der Film sie als falsche Alternative zu einer kaputtgegangenen Welt inszeniert. Umso härter das Erwachen. TOBIAS RÜTHER
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