Neuveröffentlichung am 30.07.2007 als Hollywood Collection mit selbem EAN
In "Ice Age 2 - Jetzt taut's" kehren die Möchtegern-Helden aus dem weltweit erfolgreichen CGI-Blockbuster Ice Age endlich auf die Leinwand zurück Manni, das haarige Mammut, das Faultier Sid, der Säbelzahntiger Diego und die unglückliche Mischung aus prähistorischer Ratte und Eichhörnchen, besser bekannt als Scrat. Sie alle stürzen sich wieder in ein tierisches Abenteuer. Im neuen Film von Regisseur Carlos Saldanha und den Oscar®-gekrönten Erfindern von Ice Age und Robots neigt sich die Eiszeit langsam ihrem Ende zu und die Urzeitbewohner erfreuen sich ihres neuen, dahinschmelzenden Paradieses. Doch dieses Paradies bringt auch Gefahren mit sich...
In "Ice Age 2 - Jetzt taut's" kehren die Möchtegern-Helden aus dem weltweit erfolgreichen CGI-Blockbuster Ice Age endlich auf die Leinwand zurück Manni, das haarige Mammut, das Faultier Sid, der Säbelzahntiger Diego und die unglückliche Mischung aus prähistorischer Ratte und Eichhörnchen, besser bekannt als Scrat. Sie alle stürzen sich wieder in ein tierisches Abenteuer. Im neuen Film von Regisseur Carlos Saldanha und den Oscar®-gekrönten Erfindern von Ice Age und Robots neigt sich die Eiszeit langsam ihrem Ende zu und die Urzeitbewohner erfreuen sich ihres neuen, dahinschmelzenden Paradieses. Doch dieses Paradies bringt auch Gefahren mit sich...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2006Die kleinen Drahtigen halten was aus
Reden ist Silber, Tempo ist Gold: "Ice Age 2 - Jetzt taut's" setzt einen alten Zauber fort
"Ice Age" war vor vier Jahren eine der angenehmsten Überraschungen, die der amerikanische Trickfilm seit langem bereitgehalten hatte. Von Chris Wedge und seinem Studio "Blue Sky" kannte man vorher nur einen Kurzfilm ("Bunny" von 1998), und plötzlich kam da ein abendfüllendes Animationswerk auf die Leinwand, das auf dem neuesten Stand der Technik war, trotzdem auf geradezu klassische Art erzählte, damit ein riesiges Publikum begeisterte und den Oscar nur deshalb nicht gewann, weil Miyazaki Hayao mit seinem Jahrhundertwerk "Chihiros Reise" damals der Konkurrenz keine Chance ließ.
Drei Jahre später schien der schöne Traum schon wieder vorbei, als "Robots" in die Kinos kam, die größte anzunehmende Enttäuschung. Wedge, der darin wie bei seinem Debüt zusammen mit Carlos Saldanha Regie führte, schien alles vergessen zu haben, was den Erfolg des ersten Langfilms ausgemacht hatte. Doch nun ist plötzlich mit "Ice Age 2 - Jetzt taut's", den Saldanha allein verantwortet, der alte Zauber wieder da. Aber was machte diesen Zauber überhaupt aus?
Es gab zwei Elemente im ersten Teil von "Ice Age", die den wenigsten Zuschauern aufgefallen sein werden, die aber diesen Film aus der gewaltigen Masse der Trickproduktion hervorhoben. Eines war ganz simpel - und gerade deshalb höchst subtil: Die Tiere in der Eiszeit sprechen, die Menschen nicht. Es gibt ein Aufeinandertreffen der drei Helden - des Faultiers Sid, des Mammuts Manfred und des Säbelzahntigers Diego - mit einer Horde Höhlenmenschen, und während die drei Urviecher die ganze Zeit geplappert haben (vor allem Sid, den in der deutschen Synchronfassung Otto Waalkes spricht), können sich die Urmenschen nur über Grunzlaute artikulieren. Das ist eine schöne Umkehrung der üblichen Perspektive: Wilde Tiere sind eben vernünftiger. In "Ice Age 2" gibt es leider keine Menschen mehr, doch die Tiere reden weiter wie die Wasserfälle, die von den Rändern der schmelzenden Eismassen rauschen. Alle Tiere? Dazu später.
Der zweite, viel wichtigere Geniestreich in "Ice Age" war das Dekor - oder besser dessen beinahe vollständige Abwesenheit. Eiszeitbedingt spielt sich der Film meist auf einer weiten weißen Fläche ab. Auf ihr kommen die buntgestalteten Tiere bestens zur Geltung. Mehr als das: Sie werden geradezu als Bewegungsstudien vorgeführt, ohne daß deren Virtuosität jene unnatürliche Perfektion ausstrahlt, die schon so manchen dreidimensional animierten Trickfilm ruiniert hat. "Robots" war solch ein Fall: Er setzte bei Figuren wie Hintergründen auf bonbonbuntes künstliches Durcheinander, das unmöglich als Film zu genießen war.
In "Ice Age" setzte sich dagegen jede Bewegung vor dem weißen Hintergrund exakt in Szene, und so kann man das Geschick der Computeranimation erst richtig bewundern, die einzelne Haare wehen, Fell schwingen oder Federn flattern läßt. Und nichts davon ist seelenleer, wie es etwa "Final Fantasy" war, jener japanische Trickfilm, der ein Jahr vor "Ice Age" für seinen minutiösen Computertrick (auch hier waren Haare der Maßstab für höchste Meisterschaft) gefeiert, aber für seine völlige Vernachlässigung der Charakterzeichnung verdammt werden mußte. In "Ice Age" agierte ein künstlich generiertes, aber höchst lebendiges Terzett, an dessen liebevoller Ausgestaltung man sich begeistern konnte, weil unter den neckisch ins Bild gesetzten Fellbewegungen ein Herz zu schlagen schien. Das fehlte dann "Robots" - und in "Ice Age 2" ist es wieder da.
Allerdings geschieht in der Fortsetzung, was der Untertitel schon andeutet: Das Eis taut. Und mit ihm verschwindet mehr und mehr die weiße Fläche. Plötzlich ziehen Sid, Manfred und Diego durch eine Tundra, ja selbst Wälder gibt es plötzlich - an die Plausibilität der Vegetationsentwicklung sollte man keinen Gedanken verschwenden -, und prompt sind es keine exemplarisch agierenden Trickfiguren mehr, sondern eher gewöhnliche. "Ice Age 2" verliert an ästhetischem Reiz, sobald der Frühling in seine Welt Einzug hält.
Ein Erfolgselement also beseitigt, eines deutlich reduziert. Wieso ist die Fortsetzung dennoch sehenswert? Weil es da ein drittes gibt, das auch der kleinste Zuschauer sofort als Meisterstück erkennt. Sein Name ist Scrat, und es handelt sich um einen kleinen Nager, dessen drahthaariges Fell keine künstliche Bewegung braucht, weil er selbst immer in Bewegung ist: auf nimmermüder Jagd nach einer Eichel. Im ersten Teil von "Ice Age" trat Scrat nur zu Anfang und am Ende in größeren Szenen auf. In der Fortsetzung nun wird sein verzweifeltes Bemühen um Futter zu einem Running Gag, und eine Szene ist komischer als die andere. Mit dem Nager hat Wedge eine Figur geschaffen, die in einen überaus redseligen Trickfilm, wie er heute typisch ist, eine Spur der reinweg auf Anarchie und Tempo gegründeten stummen Frühzeit des Genres einzeichnet.
Denn auch Scrat ist stumm - wenn man die von Wedge höchstpersönlich eingesprochenen Kieks- und Seufzlaute außer acht läßt. Doch er ist in seiner Mimik um so beredter und wird so zum wahren Star von "Ice Age". Kinderjubel im Saal, wenn er nur ins Bild kommt, stille Freude der Erwachsenen, wenn er am Schluß in ein Paradies einzuziehen scheint, in dem nicht nur Milch und Eicheln fließen, sondern auch - wunderbare Hommage an Teil 1 - ein Dodo-Chor singt. Da können Sid, Diego und Manfred, der sich in ein charmantes Mammutmädchen namens Ellie verlieben darf, noch so schöne Dialoge austauschen - es ist alles nichts gegen das Element, das die Welt im Innersten auseinanderbringt: jenen spitzzähnigen und -ohrigen Star, der das Zeug zur Legende unter den Trickfiguren hat.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Reden ist Silber, Tempo ist Gold: "Ice Age 2 - Jetzt taut's" setzt einen alten Zauber fort
"Ice Age" war vor vier Jahren eine der angenehmsten Überraschungen, die der amerikanische Trickfilm seit langem bereitgehalten hatte. Von Chris Wedge und seinem Studio "Blue Sky" kannte man vorher nur einen Kurzfilm ("Bunny" von 1998), und plötzlich kam da ein abendfüllendes Animationswerk auf die Leinwand, das auf dem neuesten Stand der Technik war, trotzdem auf geradezu klassische Art erzählte, damit ein riesiges Publikum begeisterte und den Oscar nur deshalb nicht gewann, weil Miyazaki Hayao mit seinem Jahrhundertwerk "Chihiros Reise" damals der Konkurrenz keine Chance ließ.
Drei Jahre später schien der schöne Traum schon wieder vorbei, als "Robots" in die Kinos kam, die größte anzunehmende Enttäuschung. Wedge, der darin wie bei seinem Debüt zusammen mit Carlos Saldanha Regie führte, schien alles vergessen zu haben, was den Erfolg des ersten Langfilms ausgemacht hatte. Doch nun ist plötzlich mit "Ice Age 2 - Jetzt taut's", den Saldanha allein verantwortet, der alte Zauber wieder da. Aber was machte diesen Zauber überhaupt aus?
Es gab zwei Elemente im ersten Teil von "Ice Age", die den wenigsten Zuschauern aufgefallen sein werden, die aber diesen Film aus der gewaltigen Masse der Trickproduktion hervorhoben. Eines war ganz simpel - und gerade deshalb höchst subtil: Die Tiere in der Eiszeit sprechen, die Menschen nicht. Es gibt ein Aufeinandertreffen der drei Helden - des Faultiers Sid, des Mammuts Manfred und des Säbelzahntigers Diego - mit einer Horde Höhlenmenschen, und während die drei Urviecher die ganze Zeit geplappert haben (vor allem Sid, den in der deutschen Synchronfassung Otto Waalkes spricht), können sich die Urmenschen nur über Grunzlaute artikulieren. Das ist eine schöne Umkehrung der üblichen Perspektive: Wilde Tiere sind eben vernünftiger. In "Ice Age 2" gibt es leider keine Menschen mehr, doch die Tiere reden weiter wie die Wasserfälle, die von den Rändern der schmelzenden Eismassen rauschen. Alle Tiere? Dazu später.
Der zweite, viel wichtigere Geniestreich in "Ice Age" war das Dekor - oder besser dessen beinahe vollständige Abwesenheit. Eiszeitbedingt spielt sich der Film meist auf einer weiten weißen Fläche ab. Auf ihr kommen die buntgestalteten Tiere bestens zur Geltung. Mehr als das: Sie werden geradezu als Bewegungsstudien vorgeführt, ohne daß deren Virtuosität jene unnatürliche Perfektion ausstrahlt, die schon so manchen dreidimensional animierten Trickfilm ruiniert hat. "Robots" war solch ein Fall: Er setzte bei Figuren wie Hintergründen auf bonbonbuntes künstliches Durcheinander, das unmöglich als Film zu genießen war.
In "Ice Age" setzte sich dagegen jede Bewegung vor dem weißen Hintergrund exakt in Szene, und so kann man das Geschick der Computeranimation erst richtig bewundern, die einzelne Haare wehen, Fell schwingen oder Federn flattern läßt. Und nichts davon ist seelenleer, wie es etwa "Final Fantasy" war, jener japanische Trickfilm, der ein Jahr vor "Ice Age" für seinen minutiösen Computertrick (auch hier waren Haare der Maßstab für höchste Meisterschaft) gefeiert, aber für seine völlige Vernachlässigung der Charakterzeichnung verdammt werden mußte. In "Ice Age" agierte ein künstlich generiertes, aber höchst lebendiges Terzett, an dessen liebevoller Ausgestaltung man sich begeistern konnte, weil unter den neckisch ins Bild gesetzten Fellbewegungen ein Herz zu schlagen schien. Das fehlte dann "Robots" - und in "Ice Age 2" ist es wieder da.
Allerdings geschieht in der Fortsetzung, was der Untertitel schon andeutet: Das Eis taut. Und mit ihm verschwindet mehr und mehr die weiße Fläche. Plötzlich ziehen Sid, Manfred und Diego durch eine Tundra, ja selbst Wälder gibt es plötzlich - an die Plausibilität der Vegetationsentwicklung sollte man keinen Gedanken verschwenden -, und prompt sind es keine exemplarisch agierenden Trickfiguren mehr, sondern eher gewöhnliche. "Ice Age 2" verliert an ästhetischem Reiz, sobald der Frühling in seine Welt Einzug hält.
Ein Erfolgselement also beseitigt, eines deutlich reduziert. Wieso ist die Fortsetzung dennoch sehenswert? Weil es da ein drittes gibt, das auch der kleinste Zuschauer sofort als Meisterstück erkennt. Sein Name ist Scrat, und es handelt sich um einen kleinen Nager, dessen drahthaariges Fell keine künstliche Bewegung braucht, weil er selbst immer in Bewegung ist: auf nimmermüder Jagd nach einer Eichel. Im ersten Teil von "Ice Age" trat Scrat nur zu Anfang und am Ende in größeren Szenen auf. In der Fortsetzung nun wird sein verzweifeltes Bemühen um Futter zu einem Running Gag, und eine Szene ist komischer als die andere. Mit dem Nager hat Wedge eine Figur geschaffen, die in einen überaus redseligen Trickfilm, wie er heute typisch ist, eine Spur der reinweg auf Anarchie und Tempo gegründeten stummen Frühzeit des Genres einzeichnet.
Denn auch Scrat ist stumm - wenn man die von Wedge höchstpersönlich eingesprochenen Kieks- und Seufzlaute außer acht läßt. Doch er ist in seiner Mimik um so beredter und wird so zum wahren Star von "Ice Age". Kinderjubel im Saal, wenn er nur ins Bild kommt, stille Freude der Erwachsenen, wenn er am Schluß in ein Paradies einzuziehen scheint, in dem nicht nur Milch und Eicheln fließen, sondern auch - wunderbare Hommage an Teil 1 - ein Dodo-Chor singt. Da können Sid, Diego und Manfred, der sich in ein charmantes Mammutmädchen namens Ellie verlieben darf, noch so schöne Dialoge austauschen - es ist alles nichts gegen das Element, das die Welt im Innersten auseinanderbringt: jenen spitzzähnigen und -ohrigen Star, der das Zeug zur Legende unter den Trickfiguren hat.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main