Carl und Molly sind zu beneiden: Traumhochzeit, Traumhaus, Traumehe - herrlich! Damit es nicht zu schön wird, um wahr zu sein, bittet Dupree eines Tages um Asyl. Natürlich will Carls bester Freund nur ein paar Tage bleiben. Die gestalten sich auch mehr als harmonisch. Als daraus jedoch Wochen werden und schlimmer noch, sich der große Kumpel als die größte Nervensäge aller Zeiten entpuppt, ist es vorbei mit der trauten Dreisamkeit. Wer will schon, dass beim heißen Liebesspiel jemand durchs Zimmer stolpert? Nein, auch dann nicht, wenn er gleich nebenan auf der Toilette Platz nimmt. Doch das wird bald ihr kleinstes Problem sein ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2010Reiche Armut
Ein Mann trifft den Liebhaber seiner Frau. Das ist keine originelle Konstellation, aber Bernhard Schlink hat sie in einer Erzählung aus dem Band "Liebesfluchten" so variiert, dass sie eine romantisch-deutsche Färbung bekommt. Denn der Ehemann ist ein vertrockneter Beamter, der Liebhaber aber ein Hochstapler aus der Provinz, und beide zusammen ergäben vielleicht den Menschen, den die Frau einmal geliebt hat. Auf diese Erkenntnis läuft auch Richard Eyres zwei Jahre alte Verfilmung zu, aber Eyre zieht der Geschichte den Boden unter den Füßen weg, indem er den eigentlichen Anlass der Recherche von Peter (Liam Neeson) unterschlägt und die Wahrheit erst viel zu spät wie ein gezinktes Ass aus dem Ärmel zieht. Es wird zwar Schach statt Karten gespielt in "Der Andere", aber die Regie erinnert notorisch an einen Verlierer beim Black Jack, der immer wieder auf die falsche Karte setzt und so weder das Mitgefühl des Zuschauers noch seine Phantasie in Gang setzt. Die Schauplätze, die Stars - neben Neeson ein graumelierter Antonio Banderas und eine gelangweilt wirkende Laura Linney -, die Kommunikationstechnik (E-Mails statt Briefen), die Berufe der Figuren (die Tourneegeigerin des Buches wird im Film zur Modemacherin): alles wirkt so viel schicker und teurer als in Schlinks Erzählung und ist in Wirklichkeit so viel ärmer.
kil
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Mann trifft den Liebhaber seiner Frau. Das ist keine originelle Konstellation, aber Bernhard Schlink hat sie in einer Erzählung aus dem Band "Liebesfluchten" so variiert, dass sie eine romantisch-deutsche Färbung bekommt. Denn der Ehemann ist ein vertrockneter Beamter, der Liebhaber aber ein Hochstapler aus der Provinz, und beide zusammen ergäben vielleicht den Menschen, den die Frau einmal geliebt hat. Auf diese Erkenntnis läuft auch Richard Eyres zwei Jahre alte Verfilmung zu, aber Eyre zieht der Geschichte den Boden unter den Füßen weg, indem er den eigentlichen Anlass der Recherche von Peter (Liam Neeson) unterschlägt und die Wahrheit erst viel zu spät wie ein gezinktes Ass aus dem Ärmel zieht. Es wird zwar Schach statt Karten gespielt in "Der Andere", aber die Regie erinnert notorisch an einen Verlierer beim Black Jack, der immer wieder auf die falsche Karte setzt und so weder das Mitgefühl des Zuschauers noch seine Phantasie in Gang setzt. Die Schauplätze, die Stars - neben Neeson ein graumelierter Antonio Banderas und eine gelangweilt wirkende Laura Linney -, die Kommunikationstechnik (E-Mails statt Briefen), die Berufe der Figuren (die Tourneegeigerin des Buches wird im Film zur Modemacherin): alles wirkt so viel schicker und teurer als in Schlinks Erzählung und ist in Wirklichkeit so viel ärmer.
kil
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main