Folgen 11 + 12:"Heimlichkeiten"Tom und Markus wollen ihrem in Finanznöten geplagten Vater helfen und beginnen zu jobben. Darunter leiden ihre schulischen Leistungen. Als Werner und Angie davon erfahren, reduzieren sie den Einsatz der beiden. Es kommt zu Problemen...Laufzeit: 43 Min."Krach im Haus"Tanja feiert ihren 18. Geburtstag. Ihre Wünsche sind besonders kostspielig - zunächst einmal der Führerschein und dann ein angemessenes Auto. Hier aber streiken Angie und Werner. Die Geburtstagsfeier der jungen Leute zeigt, dass sie noch gar nicht so erwachsen sind wie angenommen. Werner Schumann findet kaum Ruhe zur täglichen Arbeit, denn es werden im Haus neue Rohre gelegt und Duffy, Tanjas neuer Freund, übt fleißig, um im Rockmusik-Geschäft Karriere zu machen. Alfons Vonhoff entdeckt eine Marktlücke: Er eröffnet und betreut selbst "seine" Kundschaft im Tante-Emma-Laden.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2006Die Welt ist verwundet
Die Nordischen Filmtage feiern Annette K. Olesens "1:1"
Wie klingt es, wenn die Welt zerbricht? In dem Film "1:1 - Eins zu eins" ("En til en") der dänischen Regisseurin Annette K. Olesen sieht der Jugendliche Shadi, dessen Eltern palästinensische Einwanderer sind, im Kopenhagener Vorort Brondby den Lastwagen zu, während sie die Container leeren. Das laute Klirren des zersplitternden Altglases untermalt den Moment, in dem seine dänische Freundin Mie ihm am Mobiltelefon von dem brutalen Angriff auf ihren Bruder Per erzählt. Als Gerüchte laut werden, daß Shadis Bruder, der erfolgreiche Boxsportler Tareq, der Täter sein könnte, wird die familiäre Zugehörigkeit für das Paar zur Zerreißprobe.
Bei den "Nordischen Filmtagen" in Lübeck wurde das Gesellschaftsporträt "1:1" gleich dreifach ausgezeichnet: mit dem "NDR-Filmpreis" (dotiert mit 12 500 Euro), dem "Kirchlichen Filmpreis Interfilm" und dem "Publikumspreis" (je 2500 Euro). "1:1" ist der dritte Spielfilm der vierzig Jahre alten Regisseurin Annette K. Olesen. Für ihr Debüt "Kleine Mißgeschicke" wurde ihr bei der Berlinale 2002 der "Blaue Engel" als bester europäischer Film verliehen. Auch ihr Dogmafilm "In deinen Händen" wurde dort im Jahr 2004 im Wettbewerb gezeigt.
Die Arbeit am Drehbuch von "1:1" wurde maßgeblich von den Anschlägen in New York, Madrid und London inspiriert. Die Welt sei seitdem verwundet und verändert, sagte die Regisseurin in einem Interview. Im Film ist Mies Großmutter, die aus der dänischen Provinz zu Besuch kommt, mißtrauisch gegen jede ihr unbekannte Kultur. Ihr Argwohn und die aufkeimende Gewalt der Banden wird der vorurteilslosen Zärtlichkeit der Liebenden gegenübergestellt. "1:1" träumt von der Begegnung der Menschen auf gleicher Augenhöhe.
Die "Nordischen Filmtage" sind eine bedeutsame Plattform für neue skandinavische Kinofilme und Filmkultur im baltischen Raum. Um diesem Status Ausdruck zu verleihen, inszenierte die Schleswig-Holsteinische Filmförderung in diesem Jahr erstmalig eine Filmpreisnacht im Theater Lübeck. Sie wurde von Jörg Thadeusz moderiert, zu den Laudatoren gehörten der norddeutsche Regisseur Detlev Buck und die Schauspielerinnen Muriel Baumeister und Nicolette Krebitz, die selbst als Autorin für ihr erstes Drehbuch prämiert wurde - für den Film "Das Herz ist ein dunkler Wald", bei dem die fünfunddreißig Jahre alte Berlinerin auch Regie führte (Produzent: Tom Tykwer). "Lübeck meint es ernst", bespöttelte Detlev Buck bei der Gala die ehrbaren Bemühungen der Hansestadt, ihr Festival auf Oscar-Hochglanz zu polieren. Denn der rote Teppich war nur wenige Meter kurz.
Die diesjährigen Wettbewerbsfilme bestechen durch Charaktere, die - wie in "1:1" - schwierigen Situationen willensstark entgegentreten. Mutig wagen sie sich tief in die Konfliktregionen zwischenmenschlicher Beziehungen hinein, wie beispielsweise im schwedischen Melodram "Keine Tränen" ("Inga tårar") von Håkan Bjerking: "Life is not a problem to be solved, but an adventure to be experienced." Das Film-Zitat frei nach Kierkegaard kündet stellvertretend für viele Festivalbeiträge von einer Aufbruchstimmung aus der nordischen Düsternis, die dem skandinavischen Kino wegen seiner sozialkritischen Tendenzen immer wieder nachgesagt wird.
So zeichnet der Regisseur Jens Lien in seinem Film "Der unbequeme Mann" ("Den brysomme Mannen") zwar eine absurde Gesellschaftsdystopie, aber die Kritik ist stets ins Burleske überzogen: Zunächst erscheint Andreas (Trond Fausa Aurvåg) in seiner neuen Umgebung alles ganz normal. Aber wie bei einem Suchmotiv umkreist der Film dann schrittweise die Fehler im Bild dieser surrealen Welt: Alles schmeckt nach nichts. Der Alkoholkonsum mündet nicht mehr in den Rausch. Und als Andreas sich den Finger absägt, um sein Schmerzempfinden zu testen, ist seine Hand am folgenden Tag wieder unversehrt. Die stark durchkomponierte Fabel zeigt das Aufbegehren dieses Mannes gegen eine harmonisierte Scheinwelt, in der der Ikea-Katalog die Bibel ersetzt zu haben scheint: "Die Wohnungseinrichtung wird zum Glücksersatz", sagte Trond Fausa Aurvåg im Gespräch mit dieser Zeitung über den Film. "Er erträgt die Perfektion nicht mehr."
Wie sich eine Weltanschauung zersetzt, das zeigt auch Hans Petter Moland in seiner Politsatire "Genosse Pedersen" ("Gymnaslærer Pedersen"), die bei ihrer deutschen Premiere im Wettbewerb des Festivals den "Baltischen Filmpreis" gewann. Während einer Zugfahrt öffnet der junge Lehrer Knut Pedersen (Kristoffer Joner) das Gangfenster, weil der Luftzug ihm - ähnlich wie in der bekannten Szene mit Marilyn Monroe - verführerische Blicke unter den roten Rock einer Mitreisenden gestattet. Die Leidenschaft, die die Bewegung um die Marxistisch-Leninistische Arbeiterpartei AKP gegen Ende der sechziger Jahre in Norwegen versprüht, zieht ihn später ebenso verzückt in den Bann ihrer roten Fahne. Er bricht mit seiner gutbürgerlichen Ehe und wirft sich kopflos in eine wilde Affäre mit seiner Genossin Nina (Ane Dahl Torp, Norwegens Shooting-Star bei der diesjährigen Berlinale). Ambivalent ergänzen sich die ins Komische übersteigerte Fanatik der Aktivisten und die Tragik ihres Scheiterns mit Archivmaterial-Sequenzen von kommunistischen Massenveranstaltungen zu einem wahnwitzigen fiktiven Zeitdokument, das die erotische Anziehungskraft des Revolutionsgedankens gleichzeitig zelebriert und ironisch verzerrt.
FRANZISKA BOSSY
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Nordischen Filmtage feiern Annette K. Olesens "1:1"
Wie klingt es, wenn die Welt zerbricht? In dem Film "1:1 - Eins zu eins" ("En til en") der dänischen Regisseurin Annette K. Olesen sieht der Jugendliche Shadi, dessen Eltern palästinensische Einwanderer sind, im Kopenhagener Vorort Brondby den Lastwagen zu, während sie die Container leeren. Das laute Klirren des zersplitternden Altglases untermalt den Moment, in dem seine dänische Freundin Mie ihm am Mobiltelefon von dem brutalen Angriff auf ihren Bruder Per erzählt. Als Gerüchte laut werden, daß Shadis Bruder, der erfolgreiche Boxsportler Tareq, der Täter sein könnte, wird die familiäre Zugehörigkeit für das Paar zur Zerreißprobe.
Bei den "Nordischen Filmtagen" in Lübeck wurde das Gesellschaftsporträt "1:1" gleich dreifach ausgezeichnet: mit dem "NDR-Filmpreis" (dotiert mit 12 500 Euro), dem "Kirchlichen Filmpreis Interfilm" und dem "Publikumspreis" (je 2500 Euro). "1:1" ist der dritte Spielfilm der vierzig Jahre alten Regisseurin Annette K. Olesen. Für ihr Debüt "Kleine Mißgeschicke" wurde ihr bei der Berlinale 2002 der "Blaue Engel" als bester europäischer Film verliehen. Auch ihr Dogmafilm "In deinen Händen" wurde dort im Jahr 2004 im Wettbewerb gezeigt.
Die Arbeit am Drehbuch von "1:1" wurde maßgeblich von den Anschlägen in New York, Madrid und London inspiriert. Die Welt sei seitdem verwundet und verändert, sagte die Regisseurin in einem Interview. Im Film ist Mies Großmutter, die aus der dänischen Provinz zu Besuch kommt, mißtrauisch gegen jede ihr unbekannte Kultur. Ihr Argwohn und die aufkeimende Gewalt der Banden wird der vorurteilslosen Zärtlichkeit der Liebenden gegenübergestellt. "1:1" träumt von der Begegnung der Menschen auf gleicher Augenhöhe.
Die "Nordischen Filmtage" sind eine bedeutsame Plattform für neue skandinavische Kinofilme und Filmkultur im baltischen Raum. Um diesem Status Ausdruck zu verleihen, inszenierte die Schleswig-Holsteinische Filmförderung in diesem Jahr erstmalig eine Filmpreisnacht im Theater Lübeck. Sie wurde von Jörg Thadeusz moderiert, zu den Laudatoren gehörten der norddeutsche Regisseur Detlev Buck und die Schauspielerinnen Muriel Baumeister und Nicolette Krebitz, die selbst als Autorin für ihr erstes Drehbuch prämiert wurde - für den Film "Das Herz ist ein dunkler Wald", bei dem die fünfunddreißig Jahre alte Berlinerin auch Regie führte (Produzent: Tom Tykwer). "Lübeck meint es ernst", bespöttelte Detlev Buck bei der Gala die ehrbaren Bemühungen der Hansestadt, ihr Festival auf Oscar-Hochglanz zu polieren. Denn der rote Teppich war nur wenige Meter kurz.
Die diesjährigen Wettbewerbsfilme bestechen durch Charaktere, die - wie in "1:1" - schwierigen Situationen willensstark entgegentreten. Mutig wagen sie sich tief in die Konfliktregionen zwischenmenschlicher Beziehungen hinein, wie beispielsweise im schwedischen Melodram "Keine Tränen" ("Inga tårar") von Håkan Bjerking: "Life is not a problem to be solved, but an adventure to be experienced." Das Film-Zitat frei nach Kierkegaard kündet stellvertretend für viele Festivalbeiträge von einer Aufbruchstimmung aus der nordischen Düsternis, die dem skandinavischen Kino wegen seiner sozialkritischen Tendenzen immer wieder nachgesagt wird.
So zeichnet der Regisseur Jens Lien in seinem Film "Der unbequeme Mann" ("Den brysomme Mannen") zwar eine absurde Gesellschaftsdystopie, aber die Kritik ist stets ins Burleske überzogen: Zunächst erscheint Andreas (Trond Fausa Aurvåg) in seiner neuen Umgebung alles ganz normal. Aber wie bei einem Suchmotiv umkreist der Film dann schrittweise die Fehler im Bild dieser surrealen Welt: Alles schmeckt nach nichts. Der Alkoholkonsum mündet nicht mehr in den Rausch. Und als Andreas sich den Finger absägt, um sein Schmerzempfinden zu testen, ist seine Hand am folgenden Tag wieder unversehrt. Die stark durchkomponierte Fabel zeigt das Aufbegehren dieses Mannes gegen eine harmonisierte Scheinwelt, in der der Ikea-Katalog die Bibel ersetzt zu haben scheint: "Die Wohnungseinrichtung wird zum Glücksersatz", sagte Trond Fausa Aurvåg im Gespräch mit dieser Zeitung über den Film. "Er erträgt die Perfektion nicht mehr."
Wie sich eine Weltanschauung zersetzt, das zeigt auch Hans Petter Moland in seiner Politsatire "Genosse Pedersen" ("Gymnaslærer Pedersen"), die bei ihrer deutschen Premiere im Wettbewerb des Festivals den "Baltischen Filmpreis" gewann. Während einer Zugfahrt öffnet der junge Lehrer Knut Pedersen (Kristoffer Joner) das Gangfenster, weil der Luftzug ihm - ähnlich wie in der bekannten Szene mit Marilyn Monroe - verführerische Blicke unter den roten Rock einer Mitreisenden gestattet. Die Leidenschaft, die die Bewegung um die Marxistisch-Leninistische Arbeiterpartei AKP gegen Ende der sechziger Jahre in Norwegen versprüht, zieht ihn später ebenso verzückt in den Bann ihrer roten Fahne. Er bricht mit seiner gutbürgerlichen Ehe und wirft sich kopflos in eine wilde Affäre mit seiner Genossin Nina (Ane Dahl Torp, Norwegens Shooting-Star bei der diesjährigen Berlinale). Ambivalent ergänzen sich die ins Komische übersteigerte Fanatik der Aktivisten und die Tragik ihres Scheiterns mit Archivmaterial-Sequenzen von kommunistischen Massenveranstaltungen zu einem wahnwitzigen fiktiven Zeitdokument, das die erotische Anziehungskraft des Revolutionsgedankens gleichzeitig zelebriert und ironisch verzerrt.
FRANZISKA BOSSY
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