Zehn Menschen, die sich noch nie zuvor gesehen haben, suchen in einer sturmdurchpeitschten Nacht durch eine Verkettung merkwürdigster Zufälle in demselben, heruntergekommenen Motel mitten in der Wüste Zuflucht. Ein sintflutartiger Wolkenbruch und überschwemmte Straßen lassen alle hoffnungslos festsitzen. Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam - abgesehen davon, dass das Schicksal sie hier zusammengeführt hat.
Doch bald wird deutlich: Jeder von ihnen verbirgt ein Geheimnis - der Limousinen-Chauffeur (John Cusack), eine TV-Schauspielerin (Rebecca De Mornay), ein Cop (Ray Liotta), sein Gefangener, ein entflohener Schwerverbrecher (Jake Busey), ein Callgirl (Amanda Peet), ein gerade frisch verheiratetes Pärchen (Clea DuVall und William Lee Scott), eine Familie in Not ( John C. McGinley, Leila Kenzle, Bret Loehr) und ein nervöser Motelmanager (John Hawkes).
Aber die geteilte Freude über den gefundenen Schutz währt nur kurz: Das Motel entpuppt sich als Falle - und für einige von ihnen zur Grabstätte. Als ein grausamer Countdown einsetzt, bei dem einer nach dem anderen auf brutalste Weise zu Tode zu kommen droht, macht sich Angst breit ... und mit ihr eine Erkenntnis: Wollen sie überleben, müssen sie das große Geheimnis lösen, das sie in dieser Nacht des Sterbens zusammengebracht hat.
Doch bald wird deutlich: Jeder von ihnen verbirgt ein Geheimnis - der Limousinen-Chauffeur (John Cusack), eine TV-Schauspielerin (Rebecca De Mornay), ein Cop (Ray Liotta), sein Gefangener, ein entflohener Schwerverbrecher (Jake Busey), ein Callgirl (Amanda Peet), ein gerade frisch verheiratetes Pärchen (Clea DuVall und William Lee Scott), eine Familie in Not ( John C. McGinley, Leila Kenzle, Bret Loehr) und ein nervöser Motelmanager (John Hawkes).
Aber die geteilte Freude über den gefundenen Schutz währt nur kurz: Das Motel entpuppt sich als Falle - und für einige von ihnen zur Grabstätte. Als ein grausamer Countdown einsetzt, bei dem einer nach dem anderen auf brutalste Weise zu Tode zu kommen droht, macht sich Angst breit ... und mit ihr eine Erkenntnis: Wollen sie überleben, müssen sie das große Geheimnis lösen, das sie in dieser Nacht des Sterbens zusammengebracht hat.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Filmkommentare: James Mangold, Michael Cooney - Entfallene Szenen - Storyboard-Vergleiche - Am Set - TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2003Die Hölle sind nicht immer die anderen
Wer wird denn gleich den Kopf verlieren: James Mangolds Thriller "Identität" zeigt, daß Identifikation im Kino auch nicht alles ist
Das Gedächtnis ist ein seltsamer Apparat - es scheint rückwärts zu laufen in der Zeit, das Ende einer Geschichte ist ihm näher als der Anfang. Und doch verursacht diese falsche Bewegung dem, der sich erinnert, keinen Schwindel; selbst so schwierige Wörter wie Idiosynkrasie, so rätselhafte Aussagen wie die, wonach das Ganze das Unwahre sei, behalten, als ob sie Palindrome wären, auch rückwärts ihren Sinn.
Das Ende eines Films ist der Beginn der Erinnerung an seine Bilder - wer den Schluß gesehen hat, glaubt fast zwangsläufig, daß schon der Anfang darauf hinauslaufen mußte: So sorgt das Kino für den Schein von Evidenz und das Einverständnis seiner Zuschauer, so verwischt es den Blick auf seine Konstruktion, so fördert es das populäre Mißverständnis, daß man, auch wenn das alles bloß Fiktion war, immerhin dabeigewesen sei.
Wer da nicht mitmacht, gilt gleich als Spielverderber. Wer Bilder und Szenen im Konjunktiv und Irrealis inszeniert, kommt damit äußerst selten davon - es war schon ein kleines Kinowunder, daß der Film "Die üblichen Verdächtigen" am Schluß den ganzen Plot zur Lüge erklären konnte und trotzdem Erfolg hatte an den Kinokassen. James Mangold geht in seinem Thriller "Identität" nicht ganz soweit; er überrascht uns nur am Ende des zweiten Aktes mit der Erkenntnis, daß wir etwas anderes gesehen haben, als wir zu sehen glaubten. Die amerikanischen Kritiker haben ihm das trotzdem übelgenommen, und das Publikum war auch nicht besonders amüsiert.
Dabei ahnt man schon, wenn der Film beginnt, daß man die Bilder nicht beim Nennwert nehmen sollte. Es ist Nacht, irgendwo in Amerika, es regnet, es stürmt, es donnert heftig, und in einem abgewetzten Motel treffen zehn Menschen aufeinander, die hier die Nacht überstehen müssen, weil alle Auswege verrammelt sind. Die Straßen überschwemmt, die Brücken unzugänglich, die Leitungen tot, und dann fällt auch noch der Strom aus.
Eine Szenerie, die einem seltsam vertraut vorkommt; es ist, als hätten Agatha Christie und Jean-Paul Sartre sich die ganze Sache gemeinsam am Telefon ausgedacht und in die Kulissen von Hitchcocks "Psycho" gestellt. Auch die Menschen, die hier aufeinander geworfen sind, hat man schon mal gesehen: im Kino, wo sonst? Es sind, unter anderen, Ray Liotta und John Cusack, Rebecca De Mornay und Amanda Peet, und sie bewegen sich tatsächlich durch diese schwarze Kinonacht, als hätten sie keine Vorgeschichte, sondern wären, zwischen zwei anderen Filmen, hier nur zu Gast - "es bleibt, daß wir das sind, was wir nicht sind, oder daß wir nicht das sind, was wir sind", heißt es in Sartres "Das Sein und das Nichts", jenem Buch, das John Cusack hier, als sehr zerlesenes Paperback, im Reisegepäck hat.
Daß die Hölle die anderen sind, ist so ein Satz, der auch von Agatha Christie (oder einem ihrer Helden) stammen könnte - es geht bloß, wenn das Morden anfängt in "Identity", bei Mangold viel brutaler und amerikanischer zu: Erst verliert Rebecca De Mornay, ganz buchstäblich, ihren Kopf, dann geht es, noch brutaler, weiter - und die Frage, wer von den Überlebenden der Mörder sei, wird immer wieder verdrängt von dem Eindruck, daß all die Bilder, die einen so schockieren, die scharfen Schatten, die Augen voller Angst, das dunkle Nichts beim Blick nach draußen, daß all das aus dem eigenen Gedächtnis stammt. Man hat das schon einmal gesehen, man sieht es jetzt trotzdem ohne Überdruß. Man ist beunruhigt vom wiederholten déjà vu - und wenn eine der Eingeschlossenen ihren Leidensgefährten gesteht, daß sie, was geschehe, gar nicht glauben könne, sie habe das nämlich schon mal im Kino gesehen, da ist eigentlich klar, daß dieser Film nicht irgendwo in Amerika, sondern eher in irgendeinem Kopf spielt. Unklar bleibt nur, ob es der eigene Kopf ist oder ein anderer: Ist es der von Sartre, der von James Mangold, oder ist es der Kopf des Drehbuchautors Michael Cooney, eines Mannes, mit welchem man, nach Ansicht dieses Films, lieber nicht in einem einsamen Motel eingesperrt sein möchte.
Die Antwort auf die Frage nach dem Kopf ist die Pointe des Films und kann deshalb hier nicht verraten werden - und die Unzufriedenheit des Publikums und der Kritiker mit dieser Antwort hat sicher auch damit zu tun, daß ein Film, der "Identität" heißt, sich für die Identifikation nur insofern eignet, als man sich mit keiner der Figuren identifizieren kann; nur mit dem Film als ganzem oder dem Kopf, in dem er spielt, und warum das ein bißchen riskant und zugleich ein bißchen lächerlich ist, gehört leider auch zu den Dingen, die man nicht verraten darf. Wenn man jedenfalls damit anfängt, sich an "Identität" zu erinnern, dann ist da viel Nichts und wenig Sein, und genau so war das wohl auch gedacht.
CLAUDIUS SEIDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer wird denn gleich den Kopf verlieren: James Mangolds Thriller "Identität" zeigt, daß Identifikation im Kino auch nicht alles ist
Das Gedächtnis ist ein seltsamer Apparat - es scheint rückwärts zu laufen in der Zeit, das Ende einer Geschichte ist ihm näher als der Anfang. Und doch verursacht diese falsche Bewegung dem, der sich erinnert, keinen Schwindel; selbst so schwierige Wörter wie Idiosynkrasie, so rätselhafte Aussagen wie die, wonach das Ganze das Unwahre sei, behalten, als ob sie Palindrome wären, auch rückwärts ihren Sinn.
Das Ende eines Films ist der Beginn der Erinnerung an seine Bilder - wer den Schluß gesehen hat, glaubt fast zwangsläufig, daß schon der Anfang darauf hinauslaufen mußte: So sorgt das Kino für den Schein von Evidenz und das Einverständnis seiner Zuschauer, so verwischt es den Blick auf seine Konstruktion, so fördert es das populäre Mißverständnis, daß man, auch wenn das alles bloß Fiktion war, immerhin dabeigewesen sei.
Wer da nicht mitmacht, gilt gleich als Spielverderber. Wer Bilder und Szenen im Konjunktiv und Irrealis inszeniert, kommt damit äußerst selten davon - es war schon ein kleines Kinowunder, daß der Film "Die üblichen Verdächtigen" am Schluß den ganzen Plot zur Lüge erklären konnte und trotzdem Erfolg hatte an den Kinokassen. James Mangold geht in seinem Thriller "Identität" nicht ganz soweit; er überrascht uns nur am Ende des zweiten Aktes mit der Erkenntnis, daß wir etwas anderes gesehen haben, als wir zu sehen glaubten. Die amerikanischen Kritiker haben ihm das trotzdem übelgenommen, und das Publikum war auch nicht besonders amüsiert.
Dabei ahnt man schon, wenn der Film beginnt, daß man die Bilder nicht beim Nennwert nehmen sollte. Es ist Nacht, irgendwo in Amerika, es regnet, es stürmt, es donnert heftig, und in einem abgewetzten Motel treffen zehn Menschen aufeinander, die hier die Nacht überstehen müssen, weil alle Auswege verrammelt sind. Die Straßen überschwemmt, die Brücken unzugänglich, die Leitungen tot, und dann fällt auch noch der Strom aus.
Eine Szenerie, die einem seltsam vertraut vorkommt; es ist, als hätten Agatha Christie und Jean-Paul Sartre sich die ganze Sache gemeinsam am Telefon ausgedacht und in die Kulissen von Hitchcocks "Psycho" gestellt. Auch die Menschen, die hier aufeinander geworfen sind, hat man schon mal gesehen: im Kino, wo sonst? Es sind, unter anderen, Ray Liotta und John Cusack, Rebecca De Mornay und Amanda Peet, und sie bewegen sich tatsächlich durch diese schwarze Kinonacht, als hätten sie keine Vorgeschichte, sondern wären, zwischen zwei anderen Filmen, hier nur zu Gast - "es bleibt, daß wir das sind, was wir nicht sind, oder daß wir nicht das sind, was wir sind", heißt es in Sartres "Das Sein und das Nichts", jenem Buch, das John Cusack hier, als sehr zerlesenes Paperback, im Reisegepäck hat.
Daß die Hölle die anderen sind, ist so ein Satz, der auch von Agatha Christie (oder einem ihrer Helden) stammen könnte - es geht bloß, wenn das Morden anfängt in "Identity", bei Mangold viel brutaler und amerikanischer zu: Erst verliert Rebecca De Mornay, ganz buchstäblich, ihren Kopf, dann geht es, noch brutaler, weiter - und die Frage, wer von den Überlebenden der Mörder sei, wird immer wieder verdrängt von dem Eindruck, daß all die Bilder, die einen so schockieren, die scharfen Schatten, die Augen voller Angst, das dunkle Nichts beim Blick nach draußen, daß all das aus dem eigenen Gedächtnis stammt. Man hat das schon einmal gesehen, man sieht es jetzt trotzdem ohne Überdruß. Man ist beunruhigt vom wiederholten déjà vu - und wenn eine der Eingeschlossenen ihren Leidensgefährten gesteht, daß sie, was geschehe, gar nicht glauben könne, sie habe das nämlich schon mal im Kino gesehen, da ist eigentlich klar, daß dieser Film nicht irgendwo in Amerika, sondern eher in irgendeinem Kopf spielt. Unklar bleibt nur, ob es der eigene Kopf ist oder ein anderer: Ist es der von Sartre, der von James Mangold, oder ist es der Kopf des Drehbuchautors Michael Cooney, eines Mannes, mit welchem man, nach Ansicht dieses Films, lieber nicht in einem einsamen Motel eingesperrt sein möchte.
Die Antwort auf die Frage nach dem Kopf ist die Pointe des Films und kann deshalb hier nicht verraten werden - und die Unzufriedenheit des Publikums und der Kritiker mit dieser Antwort hat sicher auch damit zu tun, daß ein Film, der "Identität" heißt, sich für die Identifikation nur insofern eignet, als man sich mit keiner der Figuren identifizieren kann; nur mit dem Film als ganzem oder dem Kopf, in dem er spielt, und warum das ein bißchen riskant und zugleich ein bißchen lächerlich ist, gehört leider auch zu den Dingen, die man nicht verraten darf. Wenn man jedenfalls damit anfängt, sich an "Identität" zu erinnern, dann ist da viel Nichts und wenig Sein, und genau so war das wohl auch gedacht.
CLAUDIUS SEIDL
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