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Oscar (1996) für die beste Filmmusik. (Original Dramatic Score - Luis Enríquez Bacalov)
Inhaltsangabe:
Der schüchterne Fischer Mario ist unsterblich verliebt in die schöne, aber unnahbare Beatrice, die in der Bar des Dorfes arbeitet. Als der große chilenische Liebesdichter Pablo Neruda mit seiner attraktiven jungen Frau auf die süditalienische Insel in Exil geht, beginnt für Mario ein neues Leben: Er nimmt die Stelle als Privat-Briefträger Nerudas an und bringt ihm täglich Berge von Post ins Haus - darunter unzählige Liebesbriefe. Langsam entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den…mehr

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Produktbeschreibung
Oscar (1996) für die beste Filmmusik. (Original Dramatic Score - Luis Enríquez Bacalov)
Inhaltsangabe:

Der schüchterne Fischer Mario ist unsterblich verliebt in die schöne, aber unnahbare Beatrice, die in der Bar des Dorfes arbeitet. Als der große chilenische Liebesdichter Pablo Neruda mit seiner attraktiven jungen Frau auf die süditalienische Insel in Exil geht, beginnt für Mario ein neues Leben: Er nimmt die Stelle als Privat-Briefträger Nerudas an und bringt ihm täglich Berge von Post ins Haus - darunter unzählige Liebesbriefe. Langsam entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den ungleichen Männern. Angespornt von Nerudas Erfolg bei Frauen beginnt Mario, dessen Gedichte zu lesen und sich vom großen Dichter in die Geheimnisse seines Erfolges einweihen zu lassen. Endlich faßt Mario den Mut, mit Nerudas Worten, die er als seine eigenen ausgibt, um die sinnliche Beatrice zu werben.



Bonusmaterial

- Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Audiokommentar von Michael Radford - - Internationale Stars lesen Gedichte von Pablo Neruda zu Soundtrack-Ausschnitten - Dokumentation
Autorenporträt
Antonio Skarmeta, geboren 1940 in Antofagasta, Chile, verließ 1973 nach dem Putsch Pinochets seine Heimat und verbrachte viele Jahre im Exil in Berlin. Für sein literarisches und filmisches Werk erhielt er zahlreiche internationale Preise. Sein bisher größter Bucherfolg "Mit brennender Geduld", wurde mehrfach verfilmt. 1989 kehrte er nach Chile zurück; im Sommer 2000 wurde er zum Botschafter seines Landes nach Berlin berufen. 2014 wurde er mit dem Chile's National Literature Prize ausgezeichnet. Der Autor lebt heute in Santiago de Chile.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2003

Der Kampf der Kamera gegen die Macht
Hoffnung und Lethargie: Filme über die Geschichte Chiles

Aus der Distanz zweier Jahre wird der 11. September 2001 nun doch allmählich zu einem Datum, an dem selbst die Jahreszahl von Bedeutung ist. Die Polemik des englischen Filmemachers Ken Loach, der in dem Episodenfilm "11'09''01" einen Exilchilenen erklären ließ, daß am 11. September 1973 mit dem Putsch gegen die Regierung Allende in Chile ein gleichermaßen traumatisches "9/11" geschah, kam vielleicht zu früh. Aber Loach brachte mit seinem Beitrag eine Stimmung zum Ausdruck, die in Südamerika inzwischen offenbar an Gewicht gewonnen hat: Die Ereignisse werden miteinander verrechnet. Die Beteiligung der CIA an der Machtübernahme durch das Militär unter General Pinochet und die jahrelange Unterstützung einer wirtschaftlichen Austeritätspolitik in Chile gelten als Facetten eines amerikanischen Imperialismus, der in aller Welt Terrorismus gebiert. Die antagonistische Logik des Kalten Kriegs bleibt intakt; nur der Konflikt verschiebt sich.

Zahlreiche Kunstkinos in Deutschland reagieren dieser Tage auf den dreißigsten Jahrestag des Putsches gegen die "Unidad Popular" mit speziellen Programmen. Auch das ist ein Indiz für die Bedeutung Chiles im symbolischen Haushalt der Globalisierungskritik. Herausragend ist dabei die Reihe "Verlorene Erinnerungen. Chilenische Geschichte in 30 Jahren Film" im Filmmuseum Potsdam, weil sie sowohl Werke der populären Mythologie umfaßt als auch ganz rare Kurzfilme, die zwischen 1968 und 1971 entstanden, also die Volksbewegung für Salvador Allende vorbereiten halfen. In dieser Zeit spielt auch "Mit brennender Geduld" ("Ardiente Paciencia", 1983) von Antonio Skármeta, der Mitte der siebziger Jahre in West-Berlin Asyl fand und für das "Kleine Fernsehspiel" des ZDF seine Geschichte von der Freundschaft eines Dorfbriefträgers mit dem Dichter Pablo Neruda verfilmen konnte. Die vorrevolutionäre Aufbruchsstimmung wird in diesem Bündnis zwischen einem Intellektuellen und einem Mann aus dem Volk sehr anschaulich. Im wiedervereinigten Deutschland und nach dem Ende der Pinochet-Diktatur war Skármeta als chilenischer Botschafter in Berlin tätig.

"Il Postino" ("Der Postmann", 1994) von Michael Radford, ein kommerziell sehr erfolgreiches Remake des gleichen Stoffes, reduzierte die politischen Subtexte durch eine Vorverlegung in die fünfziger Jahre. Der Film, eine Liebesromanze mit Philippe Noiret als Neruda, Massimo Troisi als Briefträger Mario und Maria Grazia Cucinotta als Dorfschönheit Beatrice, zielt in erster Linie auf Folklore; von der geschichtlichen Erfahrung Chiles ist nicht mehr viel zu spüren. In zeitgenössischen Filmen rund um 1970 kam diese Erfahrung hingegen geradezu euphorisch zum Ausdruck. Das Volk ist die zentrale Kategorie des Fortschritts, dem die Bourgeoisie als Antagonist gegenübergestellt wird. Deren Vertreter sitzen mit der versteinerten Miene von Mafia-Paten im Parlament und warten ab, wie die Regierung Allende, die über keine eigene Mehrheit verfügt, scheitern wird.

Der Kollektivfilm "Wenn das Volk erwacht" ("Cuando despierta el pueblo", 1973) bemüht - in einem tektonisch sensiblen Land - ein Erdbeben als Metapher für die politischen Veränderungen, versucht aber in erster Linie, das Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu begreifen. Der Kampf der nordchilenischen Salpeterarbeiter gegen britische Wirtschaftsinteressen wird mit einer dokumentarischen Aufnahme Lenins kommentiert. Ausgiebige Kameraschwenks über die Massenkundgebungen für Allende legen beeindruckend Zeugnis von der Popularität der neuen Regierung ab. Kurze Dokumentarfilme, viele davon übrigens nach 1973 von den Freunden der deutschen Kinemathek nach Deutschland gerettet und überliefert, belegen hingegen die unhaltbaren Zustände, die es zu verändern gilt. "Testimonio" (Zeugenaussage, 1968) von Pedro Chaskel zeigt die Zustände in der psychiatrischen Abteilung des Kreiskrankenhauses von Iquique, während "Desnutrición infantil" (Unterernährung bei Kindern, 1969) von Alvaro Ramirez die katastrophale Versorgungslage anprangert.

Die Gruppe "Cine Experimental de la Universidad de Chile" zeichnete jeweils für die Produktion dieser Filme verantwortlich, das Filmfestival in Vinal del Mar diente als Forum für eine Generation engagierter linker Regisseure. Zwei bedeutende dokumentarische Epen sind aus dieser Bewegung hervorgegangen: Patrício Guzmáns "Die Schlacht um Chile: Der Kampf eines unbewaffneten Volkes" (1973-75) sowie Miguel Littíns "Protokoll über Chile", das erst 1986 fertiggestellt wurde. Guzmán hatte das ganze Jahr 1973 hindurch eine enorme Menge an Material gedreht, das er nach dem 11. September außer Landes schmuggeln und im kubanischen Exil schneiden konnte.

Die drei Teile von "Die Schlacht um Chile" zeigen schon in ihren Titeln ein zutiefst beunruhigtes, zerstrittenes Land. "Der Aufstand der Bourgeoisie" gilt allen Bemühungen, "Die Volksmacht" zu etablieren; "Der Staatsstreich" ist bei Guzmán nicht das Ereignis eines Tages, sondern die Konsequenz eines Zermürbungskampfes, den sich die Fraktionen liefern. Interessant ist aber vor allem, wie der Film mit sich selbst im Widerspruch liegt, wie er alle Hände voll zu tun hat, das Geschehen in einen ideologisch stimmigen Zusammenhang zu bringen.

Heute interessiert nicht so sehr die Beweisführung, sondern der kulturelle und partizipatorische Reichtum in einer Gesellschaft, die sich ungeahnte Formen der Selbstorganisation zutraut und dabei nicht selten zu weit geht. Schon damals fehlte es nicht an skeptischen Stimmen auch auf seiten der Linken. Solitär steht der Film "Die Enteignung" ("La expropiación", 1972) von Raoul Ruiz inmitten der politischen Tumulte. Auch hier geht es um eine Versorgungskrise, aber es sind Hausfrauen aus der bürgerlichen Klasse, die aufbegehren. Die Landreform wird höchst zivilisiert während eines Abendessens besprochen. Der Gutsbesitzer, der enteignet werden soll, überantwortet seine Besitztümer anstandslos, verlangt von den neuen Kollektiveignern jedoch, die Produktivität nicht zu senken und den "Ahnen" den gebührenden Respekt zu erweisen. Beide Gruppen, die revolutionären Intellektuellen wie die besitzende Klasse, haben bei französischen Patres ihre Ausbildung genossen. Ruiz inszeniert die politische Auseinandersetzung als absurdes Theater, in das zuerst die Pachtbauern eingreifen (die nicht verstaatlicht werden wollen) und später auch die Ahnen, die Gestalt annehmen, um die lange Tradition des Hauses zu veranschaulichen.

Raoul Ruiz ging später nach Paris und wurde zu einem bedeutenden Vertreter des europäischen Kunstfilms. Das chilenische Kino dagegen wird bis heute von den großen Exilanten dominiert. Patrício Guzmán hat 2001 in "Der Fall Pinochet" die Rückkehr des greisen Exdiktators geschildert - und die Schwierigkeiten des Landes, sich aus dieser gespenstischen Situation zu befreien. Die Hoffnung gilt auch hier wieder einmal dem Volk, das noch nicht ganz aus seiner Erstarrung erwacht ist.

BERT REBHANDL

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