Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2014Affengebrüll
Der Regiestil der Filmhochschule von Lodz, eine Mischung aus psychologischem Realismus und klassischer, oft etwas akademischer Szenenkomposition, war bis in die neunziger Jahre eine der wichtigsten Handschriften des europäischen Kinos. Heute ist er fast völlig verschwunden, nur in Polen hat er sich als nationale Tradition erhalten. Bei Malgorzata Szumowska, das macht ihren Film interessant, verbindet sich der Stil von Lodz, wo die Regisseurin studiert hat, mit Elementen eines westlichen, stärker an ästhetischen Wirkungen interessierten Erzählens. Es geht um einen Priester (Andrzej Chyra), der auf dem Land in einem Camp für schwererziehbare Jugendliche arbeitet und sich in einen der Jungen verliebt, aber im Hintergrund geht es auch um die Frage, wie man eine solche Geschichte heute noch originell inszenieren kann. Szumowska hat darauf ein paar schlagende Antworten gefunden, etwa eine Szene im Maisfeld, in der die zwei Männer mit Affengebrüll nacheinander rufen. Aber auf Dauer schwächt gerade die Suche nach Originalität den Blick des Films auf seinen Helden, der fast zur Randfigur des Geschehens wird. So wirkt "Im Namen des ..." zugleich inspiriert und unkonzentriert.
kil
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Regiestil der Filmhochschule von Lodz, eine Mischung aus psychologischem Realismus und klassischer, oft etwas akademischer Szenenkomposition, war bis in die neunziger Jahre eine der wichtigsten Handschriften des europäischen Kinos. Heute ist er fast völlig verschwunden, nur in Polen hat er sich als nationale Tradition erhalten. Bei Malgorzata Szumowska, das macht ihren Film interessant, verbindet sich der Stil von Lodz, wo die Regisseurin studiert hat, mit Elementen eines westlichen, stärker an ästhetischen Wirkungen interessierten Erzählens. Es geht um einen Priester (Andrzej Chyra), der auf dem Land in einem Camp für schwererziehbare Jugendliche arbeitet und sich in einen der Jungen verliebt, aber im Hintergrund geht es auch um die Frage, wie man eine solche Geschichte heute noch originell inszenieren kann. Szumowska hat darauf ein paar schlagende Antworten gefunden, etwa eine Szene im Maisfeld, in der die zwei Männer mit Affengebrüll nacheinander rufen. Aber auf Dauer schwächt gerade die Suche nach Originalität den Blick des Films auf seinen Helden, der fast zur Randfigur des Geschehens wird. So wirkt "Im Namen des ..." zugleich inspiriert und unkonzentriert.
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