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Ein kleines Mädchen wird in den Sümpfen Floridas brutal ermordet. Ihr vermeintlicher Mörder: der farbige Bobby Earl Ferguson. Während dieser in der Todeszelle auf den elektrischen Stuhl wartet, versucht der Harvard Professor Paul Armstrong den Fall noch einmal aufzurollen. Immer tiefer dringt er in ein Netz aus Rassismus, Intrigen und Verbrechen - doch die Wahrheit ist schlimmer als seine kühnsten Vorstellungen.... Ein fabelhafter Sean Connery in einem knallharten Thriller (Bildwoche)
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü

Produktbeschreibung
Ein kleines Mädchen wird in den Sümpfen Floridas brutal ermordet. Ihr vermeintlicher
Mörder: der farbige Bobby Earl Ferguson. Während dieser in der Todeszelle auf den elektrischen Stuhl wartet, versucht der Harvard Professor Paul Armstrong den Fall noch einmal aufzurollen. Immer tiefer dringt er in ein Netz aus Rassismus, Intrigen und Verbrechen - doch die Wahrheit ist schlimmer als seine kühnsten Vorstellungen....
Ein fabelhafter Sean Connery in einem knallharten Thriller (Bildwoche)

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.1995

Im Sumpf des Verbrechens
Unschuldig verurteilt? Sean Connery im Kinothriller von Arne Glimcher

Sean Connery gibt - mit offensichtlichem Vergnügen - einen Harvard-Rechtsprofessor. Auf dem Podium einer universitären Veranstaltung zum Thema "Justiz und Todesstrafe" erweist sich dieser Professor Armstrong als leidenschaftlicher Gegner der Todesstrafe. Rache als Motiv des Handelns hat für ihn keinen Platz in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft. Schon fast genüßlich und trotzdem mit Abscheu erinnert er an den ersten Einsatz des elektrischen Stuhls, 1890, an die bläulichen Flammen, die den Körper des Sterbenden umzüngelt haben, an die Augäpfel, die aus dem Kopf gesprungen sein sollen. Und daran, daß seither in den Vereinigten Staaten dreiundzwanzig Unschuldige daran glauben mußten, mindestens. Zynisch ruft er in den Saal: "1890 bis 1990: hundert Jahre Fortschritt." Die Studenten bedenken sein Plädoyer mit Applaus.

Beim Verlassen des Saals wird der Professor von einer unscheinbaren, älteren schwarzen Frau (wunderbar: Ruby Dee) aufgehalten. Sie übergibt ihm einen Umschlag. Er enthält einen Brief, mit dem ihr Enkel den Professor darum bittet, seinen Fall zu übernehmen beziehungsweise neu aufzurollen. Der junge Schwarze namens Bobby Earl Ferguson (Blair Underwood) sitzt in Florida in der Todeszelle, kurz vor dem Zeitpunkt der Vollstreckung des Urteils. Er ist angeklagt, vor acht Jahren ein elfjähriges Mädchen vergewaltigt, brutal ermordet und in den Sümpfen der Everglades versenkt zu haben. Er beteuert vehement seine Unschuld. Sein "Geständnis" sei erst nach mehr als zwanzigstündigen Folterungen zustande gekommen.

Reflexartig weist Armstrong dieses Ansinnen ab. Schließlich sei er Dozent und habe seit vielen Jahren keinen Fall mehr übernommen. Zu Hause angekommen, erzählt der Professor seiner Frau von dem Vorfall. Sie, ebenfalls Juristin, überredet ihn mit reichlich seltsam klingenden Argumenten, den Fall zu übernehmen. Ab und zu sich die Hände schmutzig zu machen sei gut für die Seele, meint sie vielsagend. Die Zuschauer des Films "Im Sumpf des Verbrechens" (Just Cause) erfahren erst gegen Schluß, was sie damit gemeint hat. Und der Professor natürlich ebenfalls. Immerhin läßt er sich überzeugen, wenn auch etwas ratlos und irritiert. Er fliegt in den Süden, besucht Schauplätze, spricht mit Zeugen des damaligen Verbrechens und mit Beteiligten des Prozesses.

So weit, so gut. Die erste Filmstunde wirkt überzeugend. Der Regisseur Arne Glimcher exponiert - gestützt auf einen Roman von John Katzenbach - eine höchst spannende Ausgangslage, raffiniert unterlegt mit den in Hollywod neuerdings offenbar unvermeidlichen Mustern der "Political correctness"-Diskussion. Schwarzer Täter massakriert weißes Kind und wird von weißem Sheriff verhaftet und von schwarzem Polizisten auf der Station übel zugerichtet und zu einem Geständnis gezwungen. Ob das der "neue Süden" sei, fragt Bobby Earl lakonisch: "Schwarze quälen Schwarze."

In der zweiten Filmhälfte aber wird der Plot zum Flop. Nach dem ruhigen, übersichtlichen, solide gebauten Auftakt beginnt der Regisseur, unterstützt von seinen Mitdrehbuchautoren Jeb Stuart und Peter Stone, die Geschichte hakenschlagend fortzuerzählen. Daß dann noch in der Person eines Zellennachbarn ein zähnebleckender Serienkiller wie Hannibal Lecter im Film "Das Schweigen der Lämmer" eine nicht ganz unwichtige Rolle zu spielen hat, macht das Ganze nicht besser.

Unnötig zu erwähnen, daß Armstrong mit Müh und Not einen Erfolg buchen kann. Bei der gerichtlichen Neubeurteilung des Falles wird sein Klient freigesprochen und aus der Todeszelle entlassen. Doch für ein Happy-End ist es zu früh. Jetzt folgt die zermürbende Phase des Zweifels. Für Armstrong wie für den Zuschauer. Ob Bobby Earl nicht doch der Mörder war?

"Im Sumpf des Verbrechens" bezieht einen Großteil der Spannung daraus, daß der Film seine Betrachter immer wieder an der Nase herumführt. Nichts ist, wie es scheint. Wir merken - natürlich immer zu spät -, daß die Dinge nicht ganz so liegen, wie wir sie anfänglich dargestellt erhalten haben. Gerade diese Erfahrung macht die Rezeption der zweiten Filmhälfte so tückisch. Wem soll Armstrong als unser aller Vertreter auf der Leinwand schließlich noch glauben können? Immerhin hat der Massenmörder in der Nachbarzelle, der sich zum Kronzeugen für Bobby Earls Unschuld macht, rein gar nichts zu verlieren. Nimmt er die Schuld auf sich, ist es "nur" ein Mord mehr auf seinem ohnehin schon überzogenen Konto, zudem steht seine Exekution unmittelbar bevor.

Überhaupt stellt sich mit zunehmender Filmlänge die Frage, wer eigentlich die Hauptfigur in diesem Justizdrama sein soll. Ist es tatsächlich - wie es anfangs scheinen will - der smarte Professor mit seinen hehren Prinzipien, die spätestens dann auf der Strecke bleiben, wenn die eigene Frau und das eigene Töchterchen in tödliche Gefahr geraten? Ist es der Häftling Bobby Earl in der Todeszelle, der vorgibt, nicht Täter, sondern Opfer zu sein? Oder steht da der Themenkreis "Recht und Gerechtigkeit" im Zentrum des Interesses? Entlarvt sich der Regisseur am Ende gar als heimlicher Verfechter der Todesstrafe? Der Applaus eines Teils des Kinopublikums wäre ihm sicher, nicht erst seit dem Bombenattentat von Oklahoma.

Die Schlußszenen in der einsamen Wildererhütte und in den sie umgebenden Sümpfen spielen in stockdunkler Nacht. Man kann nur raten, wer sich da tatsächlich die Hände schmutzig macht. Und wer mit wem zu welchem Zweck welche Koalition eingegangen ist. Geradezu lächerlich allerdings wirken dabei die Krokodile mit den im Dunkeln rötlich leuchtenden Augen. HANS M. EICHENLAUB

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