Mysteriöse Zeichen treiben Dr. Joe Darrow (Costner) nach dem tragischen Tod seiner Frau Emily im Dschungel von Venezuela an den Rand der Verzweiflung. Emily war Zeit ihres Lebens fasziniert von Libellen und plötzlich ereignen sich merkwürdige Dinge, für die es einfach keine logische Erklärung gibt. Joe ist überzeugt, dass Emily Kontakt mit ihm aufnehmen will. Die Ereignisse überstürzen sich und führen ihn schließlich nach Venezuela, wo er eine unglaubliche Entdeckung macht ...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Audiokommentar von Regisseur Tom Shadyac - Blick hinter die Kulissen am Set - Interviews mit den Hauptdarstellern und dem Regisseur - Interview mit der Expertin Betty Eadie zum Thema "Nahtod-Erfahrung und Erlebnisse im Jenseits" - 8 zusätzliche Szenen: Gott spielen; Später Besuch; Ratschlag; Erinnerungen an Emilie; Geweckt von Libellen; Träume ich?; Träume ich? Teil 2; Das Kinderbett - Leih-DVD ohne BonusmaterialFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2002Hör doch auf die Stimmen
Was Esoterik vermag: "Im Zeichen der Libelle" im Kino
Wenn das Hollywood-Kino einen Ungläubigen zeigt, dann ist er entweder böse oder traumatisiert. Und im zweiten Fall ist der Film wahrscheinlich die Geschichte seiner Läuterung. "Im Zeichen der Libelle" erzählt von zwei guten Menschen, Emily (Susanna Thompson) und Joe (Kevin Costner). Beide sind Ärzte aus Philanthropie, sozial engagiert und ineinander verliebt. Sie glaubt an ein Leben nach dem Tod, er nicht. Die Frage erlangt praktische Bedeutung, als Emily, zu allem Unglück auch noch schwanger, bei einem humanitären Einsatz in Venezuela verunglückt und für tot erklärt wird.
Joe, dem kein Glauben Trost schenkt, verzweifelt. Er flüchtet sich in seine Arbeit, und als er in der Gegenwart sterbender Patienten Stimmen hört, zweifelt er als guter Materialist zuerst an seinem Verstand. Doch dann wird es in seinem Haus auch noch windig. Seltsame Zeichen erscheinen, und überall schwirren Libellen umher, die Lieblingstiere seiner Frau. Schließlich erkennt er in all diesen Absonderlichkeiten eine Botschaft. Seine vulgärpsychologisch vorgebildeten Kollegen hingegen erkennen auf unbewältigte Trauer. Wie sonst sollte es kommen, daß "der Kerl, der nicht an den Himmel glaubt", nun sogar auf Okkultismus verfällt?
Joe fährt trotzdem nach Venezuela, macht selbst eine Nahtoderfahrung und entschlüsselt so die vollständige Botschaft, mit deren Hilfe er zwar nicht mehr seine Frau, aber doch die gemeinsame Tochter retten kann. Versöhnt und bekehrt spricht er die abschließenden Worte: "Der Glaube macht es wahr."
Welcher eigentlich? Wir erfahren zwar, daß der Glaube, der hier verkündigt wird, wie eine gemeinsame Sprache die katholische Nahtodspezialistin mit dem Indio-Schamanen verbindet. Aber Glaubenssätze kennt er offenbar nicht. Er negiert sie geradezu, indem er zu jedem Diesseits ein Jenseits behauptet, auf alles plausibel Scheinende erwidert, daß das noch lange nicht alles sei.
Es ist sehr verständlich, wenn eine Branche, die selbst unter dem Motto "Das war noch gar nichts" antritt, die Esoterik als Thema für sich entdeckt. Nach der Mystery-Welle der vergangenen Jahre versuchen nun gleich mehrere Hollywood-Produktionen, dem unerklärlichen Grauen eine unerklärliche Hoffnung entgegenzusetzen. Tom Shadyac, der Regisseur des Films "Im Zeichen der Libelle", zeigt sich auch sehr geschickt darin, den "guten" Horror in Szene zu setzen. Er schafft eine träge, wabernde Stimmung, aus der heraus die Schockeffekte auch ohne Blut und Tod hinlänglich erschrecken. Kevin Costner verstärkt das, indem er in solchen Momenten den Meine-Gedanken-plagen-mich-Gesichtsausdruck mit dem eines "Ich habe keine andere Wahl" vertauscht.
Leider erkennt man bei diesem Tempo den Mangel an psychologischem Tiefgang. Emily, die in wenigen Rückblenden als blonder Engel durchs Bild geistert, verrät nichts von dem, was sie für ihren Mann so liebenswert macht. Auch dessen Trauer wird mit kruden Mitteln visualisiert: Man sieht ihn allein auf dem Bett sitzen, in dem beide, auch das sieht man, einst miteinander geschlafen haben. Shadyac macht es sich einfach ein wenig zu leicht.
"A Beautiful Mind" war bei all seinen Schwächen ein mutiger Film, weil er, wie im europäischen Kino zuletzt "Los Otros" von Alejandro Amenábar oder "Sous le sable" von François Ozon, die Wirklichkeit seiner Hauptfigur stückweise abtrug, bis nur noch die nackte Einbildung übrigblieb. Der Zuschauer blickte in den Zauberkasten der Filmkunst und verließ das Kino mit ein paar neuen Ideen. "Im Zeichen der Libelle" tut das Gegenteil. Der Film beginnt in der vertrauten Welt und formt sie dann nach seinem Bedarf. Die Willkür macht es wahr. Das fällt freilich leichter, aber es hat auch den umgekehrten Effekt. Gerade der Film, der es auf die spirituelle Bereicherung des Publikums anlegt, bleibt bei aller technischen Versiertheit seelenlos.
MICHAEL ALLMAIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was Esoterik vermag: "Im Zeichen der Libelle" im Kino
Wenn das Hollywood-Kino einen Ungläubigen zeigt, dann ist er entweder böse oder traumatisiert. Und im zweiten Fall ist der Film wahrscheinlich die Geschichte seiner Läuterung. "Im Zeichen der Libelle" erzählt von zwei guten Menschen, Emily (Susanna Thompson) und Joe (Kevin Costner). Beide sind Ärzte aus Philanthropie, sozial engagiert und ineinander verliebt. Sie glaubt an ein Leben nach dem Tod, er nicht. Die Frage erlangt praktische Bedeutung, als Emily, zu allem Unglück auch noch schwanger, bei einem humanitären Einsatz in Venezuela verunglückt und für tot erklärt wird.
Joe, dem kein Glauben Trost schenkt, verzweifelt. Er flüchtet sich in seine Arbeit, und als er in der Gegenwart sterbender Patienten Stimmen hört, zweifelt er als guter Materialist zuerst an seinem Verstand. Doch dann wird es in seinem Haus auch noch windig. Seltsame Zeichen erscheinen, und überall schwirren Libellen umher, die Lieblingstiere seiner Frau. Schließlich erkennt er in all diesen Absonderlichkeiten eine Botschaft. Seine vulgärpsychologisch vorgebildeten Kollegen hingegen erkennen auf unbewältigte Trauer. Wie sonst sollte es kommen, daß "der Kerl, der nicht an den Himmel glaubt", nun sogar auf Okkultismus verfällt?
Joe fährt trotzdem nach Venezuela, macht selbst eine Nahtoderfahrung und entschlüsselt so die vollständige Botschaft, mit deren Hilfe er zwar nicht mehr seine Frau, aber doch die gemeinsame Tochter retten kann. Versöhnt und bekehrt spricht er die abschließenden Worte: "Der Glaube macht es wahr."
Welcher eigentlich? Wir erfahren zwar, daß der Glaube, der hier verkündigt wird, wie eine gemeinsame Sprache die katholische Nahtodspezialistin mit dem Indio-Schamanen verbindet. Aber Glaubenssätze kennt er offenbar nicht. Er negiert sie geradezu, indem er zu jedem Diesseits ein Jenseits behauptet, auf alles plausibel Scheinende erwidert, daß das noch lange nicht alles sei.
Es ist sehr verständlich, wenn eine Branche, die selbst unter dem Motto "Das war noch gar nichts" antritt, die Esoterik als Thema für sich entdeckt. Nach der Mystery-Welle der vergangenen Jahre versuchen nun gleich mehrere Hollywood-Produktionen, dem unerklärlichen Grauen eine unerklärliche Hoffnung entgegenzusetzen. Tom Shadyac, der Regisseur des Films "Im Zeichen der Libelle", zeigt sich auch sehr geschickt darin, den "guten" Horror in Szene zu setzen. Er schafft eine träge, wabernde Stimmung, aus der heraus die Schockeffekte auch ohne Blut und Tod hinlänglich erschrecken. Kevin Costner verstärkt das, indem er in solchen Momenten den Meine-Gedanken-plagen-mich-Gesichtsausdruck mit dem eines "Ich habe keine andere Wahl" vertauscht.
Leider erkennt man bei diesem Tempo den Mangel an psychologischem Tiefgang. Emily, die in wenigen Rückblenden als blonder Engel durchs Bild geistert, verrät nichts von dem, was sie für ihren Mann so liebenswert macht. Auch dessen Trauer wird mit kruden Mitteln visualisiert: Man sieht ihn allein auf dem Bett sitzen, in dem beide, auch das sieht man, einst miteinander geschlafen haben. Shadyac macht es sich einfach ein wenig zu leicht.
"A Beautiful Mind" war bei all seinen Schwächen ein mutiger Film, weil er, wie im europäischen Kino zuletzt "Los Otros" von Alejandro Amenábar oder "Sous le sable" von François Ozon, die Wirklichkeit seiner Hauptfigur stückweise abtrug, bis nur noch die nackte Einbildung übrigblieb. Der Zuschauer blickte in den Zauberkasten der Filmkunst und verließ das Kino mit ein paar neuen Ideen. "Im Zeichen der Libelle" tut das Gegenteil. Der Film beginnt in der vertrauten Welt und formt sie dann nach seinem Bedarf. Die Willkür macht es wahr. Das fällt freilich leichter, aber es hat auch den umgekehrten Effekt. Gerade der Film, der es auf die spirituelle Bereicherung des Publikums anlegt, bleibt bei aller technischen Versiertheit seelenlos.
MICHAEL ALLMAIER
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