Die fromme Novizin Cecilia (Sydney Sweeney) verlässt ihre Heimat in den USA, um einem abgelegenen Kloster inmitten der malerischen Landschaft Italiens beizutreten. Doch der herzliche Empfang durch die Ordensschwestern und Pater Tedeschi (Álvaro Morte) trügt: Schon bald entwickelt sich ihr Aufenthalt zu einem Albtraum, als ihr klar wird, dass der Ort ein düsteres Geheimnis und unaussprechliche Schrecken birgt.
Bonusmaterial
2-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook mit dem Film in 4K Ultra HD mit Dolby Vision und HDR10 und auf Blu-ray sowie einem 24-seitigen BookletFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2024Unbefleckte Empfängnis
Griff ins Schauerinventar: Michael Mohans Film "Immaculate" über eine schwangere Novizin
Der Katholizismus erfreut sich zumindest als Topos im Horrorfilmgenre einer gleichbleibenden Beliebtheit. Der Grusel am Christlichen reicht weit über den allseits bekannten Schocker "Der Exorzist" aus den Siebzigerjahren bis zu den frühen Anfängen des Horrorfilms in den Zwanzigerjahren hinaus. Innerhalb des mystisch-christlichen Möglichkeitsraums für das Schaurige entwickelte sich die Figur der Nonne zum Dreh- und Angelpunkt entweder inkarnierter Bosheit oder jugendlicher Naivität.
In den vergangenen Jahren sind eine Vielzahl von Horrorfilmen mit Nonnen im Zentrum der Erzählung entstanden. Diese Filme binden mehr oder weniger versteckte Symbole in die Handlung ein, die in entsprechenden Onlineforen diskutiert und dechiffriert werden. Auch "Immaculate" schlägt in diese Kerbe. Der Film erzählt von der jungen amerikanischen Novizin Cecilia (Sydney Sweeney), die sich in ein italienisches Kloster begibt, um ihr Leben der Pflege alter, dementer Schwestern zu widmen. Ein konfliktgeladenes Verhältnis zur Welt ist der erwartbare Grund für das Leben in Enthaltsamkeit.
Schnell stellt sich heraus, dass Cecilia trotz Jungfräulichkeit schwanger ist. Die unbefleckte Empfängnis wird unter den wachsamen Augen des jungen Paters Tedeschi (Álvaro Morte) mit Eifer bewacht. Das gesamte Kloster huldigt daraufhin der neuen Schwester, die sich in einer eindrücklichen Szene, an Mariendarstellungen in der Renaissancemalerei erinnernd, weinend den betenden Schwestern präsentiert.
Neu im Nonnenhorror des Regisseurs Michael Mohan ("The Voyeurs") ist die prominent eingebundene Kritik an gesellschaftlichem Chauvinismus. Männer sprechen im Film ausschließlich von oben herab, ein weißhaariger Kardinal kommt als rauchender, machtherrlicher Kirchenmann daher, und eine befreundete Schwester führt als Existenzbeweis Gottes die Grausamkeit der Welt an, die nur ein Mann geschaffen haben könne. Diese Kritik ist jedoch oberflächlich, ja heuchlerisch, weil der Film selbst sich einem männlichen Blick unterwirft, wenn Sweeney zum zigsten Mal halb nackt zu sehen ist - oder ein Kampf in der Badewanne zwischen zwei Nonnen gezeigt wird, der an "Nunsploitation"-Filme des italienischen Kinos aus den Siebzigerjahren erinnert, in denen die Figur der erotischen Nonne neue Zuschauer locken sollte.
Der Film scheitert jedoch an dem wahllosen Griff in das Schauerinventar vergangener Jahrzehnte. Lediglich lateinische Choräle, italienisch sprechende Ordensfrauen und zweideutige Bibelzitate zu vermengen ist noch lange nicht originell. Das ist eine vertane Chance, weil gerade in der Alltäglichkeit des christlichen Ritus Möglichkeiten zum Horror versteckt liegen. Entfalten ließe sich das beispielsweise in einer Szene, in der Cecilia verängstigt die Beichte bei einem Kardinal ablegt, der desinteressiert schweigt. Dass der Film schließlich in Dan-Brown-Manier mit einer Instrumentalisierung naturwissenschaftlicher Erkenntnis durch die Kirche endet, lässt den Zuschauer ratlos zurück.Hendrik Buchholz
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Griff ins Schauerinventar: Michael Mohans Film "Immaculate" über eine schwangere Novizin
Der Katholizismus erfreut sich zumindest als Topos im Horrorfilmgenre einer gleichbleibenden Beliebtheit. Der Grusel am Christlichen reicht weit über den allseits bekannten Schocker "Der Exorzist" aus den Siebzigerjahren bis zu den frühen Anfängen des Horrorfilms in den Zwanzigerjahren hinaus. Innerhalb des mystisch-christlichen Möglichkeitsraums für das Schaurige entwickelte sich die Figur der Nonne zum Dreh- und Angelpunkt entweder inkarnierter Bosheit oder jugendlicher Naivität.
In den vergangenen Jahren sind eine Vielzahl von Horrorfilmen mit Nonnen im Zentrum der Erzählung entstanden. Diese Filme binden mehr oder weniger versteckte Symbole in die Handlung ein, die in entsprechenden Onlineforen diskutiert und dechiffriert werden. Auch "Immaculate" schlägt in diese Kerbe. Der Film erzählt von der jungen amerikanischen Novizin Cecilia (Sydney Sweeney), die sich in ein italienisches Kloster begibt, um ihr Leben der Pflege alter, dementer Schwestern zu widmen. Ein konfliktgeladenes Verhältnis zur Welt ist der erwartbare Grund für das Leben in Enthaltsamkeit.
Schnell stellt sich heraus, dass Cecilia trotz Jungfräulichkeit schwanger ist. Die unbefleckte Empfängnis wird unter den wachsamen Augen des jungen Paters Tedeschi (Álvaro Morte) mit Eifer bewacht. Das gesamte Kloster huldigt daraufhin der neuen Schwester, die sich in einer eindrücklichen Szene, an Mariendarstellungen in der Renaissancemalerei erinnernd, weinend den betenden Schwestern präsentiert.
Neu im Nonnenhorror des Regisseurs Michael Mohan ("The Voyeurs") ist die prominent eingebundene Kritik an gesellschaftlichem Chauvinismus. Männer sprechen im Film ausschließlich von oben herab, ein weißhaariger Kardinal kommt als rauchender, machtherrlicher Kirchenmann daher, und eine befreundete Schwester führt als Existenzbeweis Gottes die Grausamkeit der Welt an, die nur ein Mann geschaffen haben könne. Diese Kritik ist jedoch oberflächlich, ja heuchlerisch, weil der Film selbst sich einem männlichen Blick unterwirft, wenn Sweeney zum zigsten Mal halb nackt zu sehen ist - oder ein Kampf in der Badewanne zwischen zwei Nonnen gezeigt wird, der an "Nunsploitation"-Filme des italienischen Kinos aus den Siebzigerjahren erinnert, in denen die Figur der erotischen Nonne neue Zuschauer locken sollte.
Der Film scheitert jedoch an dem wahllosen Griff in das Schauerinventar vergangener Jahrzehnte. Lediglich lateinische Choräle, italienisch sprechende Ordensfrauen und zweideutige Bibelzitate zu vermengen ist noch lange nicht originell. Das ist eine vertane Chance, weil gerade in der Alltäglichkeit des christlichen Ritus Möglichkeiten zum Horror versteckt liegen. Entfalten ließe sich das beispielsweise in einer Szene, in der Cecilia verängstigt die Beichte bei einem Kardinal ablegt, der desinteressiert schweigt. Dass der Film schließlich in Dan-Brown-Manier mit einer Instrumentalisierung naturwissenschaftlicher Erkenntnis durch die Kirche endet, lässt den Zuschauer ratlos zurück.Hendrik Buchholz
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