Dieses Komödien-Juwel vereint Jack Lemmon und Walter Matthau erneut. Sie setzen ihre Rollen als Felix und Oscar in Neil Simons "Immer noch ein seltsames Paar" fort. Die Zeiten haben sich geändert, doch glücklicherweise nicht die Umstände. Die Ex-Mitbewohner, Felix Unger (Lemmon) und Oscar Madison (Matthau), passen immer noch hervorragend nicht zusammen. Oscar bleibt derselbe Schlamper bei dem eine braune und eine schwarze Socke ausgezeichnet zusammenpassen. Und Umstandskrämer Felix muss weiterhin jedes Gewürzregal, das ihm begegnet, alphabetisch sortieren. Nachdem sie jahrelang getrennte Wege gegangen sind, machen sie sich nun gemeinsam auf den Weg, zur Hochzeit von Oscar's Sohn mit Felix' Tochter. Sie haben eine Straßenkarte, einen Leihwagen und Neil Simons Wortwitz als richtigen Treibstoff für eine rasante Beschleunigung von 0 auf 100 Lacher pro Sekunde.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.1998Der Freund in meinem Bett: "Immer noch ein seltsames Paar" im Kino
Zweite Kindheit, gänzliches Vergessen sei das Alter, findet der Dichter. Vielleicht hat er recht. Manch ein Mensch freilich zieht, nachdem er die Grenze überschreitet, jenseits derer Norbert Blüm sich seiner annimmt, die Summe seines Lebens, indem er einen Zug aus dem Ensemble seines Charakters zum dominanten ausprägt. In diesem Sinne waren Oscar und Felix schon Senioren, als Neil Simon sie vor dreißig Jahren als "Ein seltsames Paar" zunächst für die Broadwaybühne, dann für die Kinoleinwand erfand: Oscar ließ die Dinge fallen, Felix mußte sie aufheben. Der unverbesserlich Unordentliche und der zwanghafte Pedant fanden einander damals so unausstehlich wie unentbehrlich. Inzwischen, die beiden sind älter geworden, haben sich ihre Eigenarten noch verschärft: eine vielversprechende Prämisse für ein erneutes Aufeinandertreffen. Sollte man denken.
Den Zuschauer zugleich amüsieren und anrühren zu können war schon immer die Gabe des Neil Simon. Ob in autobiographischen Stücken wie "Brighton Beach Memoirs" oder Komödien wie "The Goodbye Girl": Simons one-liners, seine prägnanten Pointen, atmeten Lebensweisheit. In "Immer noch ein seltsames Paar" nun schicken er und Howard Deutch als Regisseur Walter Matthau und Jack Lemmon, auch sie Veteranen der bittersüßen Komik, durch eine geriatrische Variante von "Thelma und Louise": Oscar und Felix sind unterwegs zur Hochzeit von Oscars Sohn und Felix' Tochter in Kalifornien; unfreiwillig zu Reisegefährten geworden, geraten sie in eine Reihe von Mißgeschicken, durch die sie - das Sentimentale ist bei Simons nie weit - ihre Freundschaft neu entdecken. Simon und Deutch gelingen einige ansprechende Scherze über Alter, Sex und Tod, und wie sich eins aufs andere auswirkt. Auch das Spiel mit den Assoziationen beherrscht Simon noch. "Hast du schon was gesehen?" fragt Felix Oscar, als die beiden, in der Wüste gestrandet, den vor Hitze flirrenden Horizont absuchen. "Ja", antwortet Oscar, "vor einer Minute dachte ich, da reitet Omar Sharif auf seinem Kamel vorbei."
Daß "Immer noch ein seltsames Paar" dennoch redundant wirkt, hat paradoxerweise mit den Hauptdarstellern zu tun. Griesgrämige alte Männer, "Grumpy Old Men" und "Grumpier Old Men", spielen Matthau und Lemmon mit derselben Mühelosigkeit, mit der man in alte Hausschuhe schlüpft. "Sie sind ein einfühlsamer Tänzer, Oscar. Wie machen Sie das?" fragt ihn seine Partnerin. - "Ledersohlen", entgegnet Matthau mit einer Knautschigkeit, daß es eine Freude ist. Solche Augenblicke verdeutlichen aber nur, wie müde der Film, ähnlich wie seine Figuren, geworden ist. Er ist jene Art Unterhaltung, der man sich mit Vergnügen an einem Freitagabend bei RTL hingibt. "Den Witz habe ich schon in der ,Seinfeld'-Sendung gehört", rügt Oscar einmal seinen Beifahrer. Und obwohl Felix darauf noch eine Retourkutsche findet, hat der alte Sportreporter das Problem doch bereits benannt. BERTRAM EISENHAUER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zweite Kindheit, gänzliches Vergessen sei das Alter, findet der Dichter. Vielleicht hat er recht. Manch ein Mensch freilich zieht, nachdem er die Grenze überschreitet, jenseits derer Norbert Blüm sich seiner annimmt, die Summe seines Lebens, indem er einen Zug aus dem Ensemble seines Charakters zum dominanten ausprägt. In diesem Sinne waren Oscar und Felix schon Senioren, als Neil Simon sie vor dreißig Jahren als "Ein seltsames Paar" zunächst für die Broadwaybühne, dann für die Kinoleinwand erfand: Oscar ließ die Dinge fallen, Felix mußte sie aufheben. Der unverbesserlich Unordentliche und der zwanghafte Pedant fanden einander damals so unausstehlich wie unentbehrlich. Inzwischen, die beiden sind älter geworden, haben sich ihre Eigenarten noch verschärft: eine vielversprechende Prämisse für ein erneutes Aufeinandertreffen. Sollte man denken.
Den Zuschauer zugleich amüsieren und anrühren zu können war schon immer die Gabe des Neil Simon. Ob in autobiographischen Stücken wie "Brighton Beach Memoirs" oder Komödien wie "The Goodbye Girl": Simons one-liners, seine prägnanten Pointen, atmeten Lebensweisheit. In "Immer noch ein seltsames Paar" nun schicken er und Howard Deutch als Regisseur Walter Matthau und Jack Lemmon, auch sie Veteranen der bittersüßen Komik, durch eine geriatrische Variante von "Thelma und Louise": Oscar und Felix sind unterwegs zur Hochzeit von Oscars Sohn und Felix' Tochter in Kalifornien; unfreiwillig zu Reisegefährten geworden, geraten sie in eine Reihe von Mißgeschicken, durch die sie - das Sentimentale ist bei Simons nie weit - ihre Freundschaft neu entdecken. Simon und Deutch gelingen einige ansprechende Scherze über Alter, Sex und Tod, und wie sich eins aufs andere auswirkt. Auch das Spiel mit den Assoziationen beherrscht Simon noch. "Hast du schon was gesehen?" fragt Felix Oscar, als die beiden, in der Wüste gestrandet, den vor Hitze flirrenden Horizont absuchen. "Ja", antwortet Oscar, "vor einer Minute dachte ich, da reitet Omar Sharif auf seinem Kamel vorbei."
Daß "Immer noch ein seltsames Paar" dennoch redundant wirkt, hat paradoxerweise mit den Hauptdarstellern zu tun. Griesgrämige alte Männer, "Grumpy Old Men" und "Grumpier Old Men", spielen Matthau und Lemmon mit derselben Mühelosigkeit, mit der man in alte Hausschuhe schlüpft. "Sie sind ein einfühlsamer Tänzer, Oscar. Wie machen Sie das?" fragt ihn seine Partnerin. - "Ledersohlen", entgegnet Matthau mit einer Knautschigkeit, daß es eine Freude ist. Solche Augenblicke verdeutlichen aber nur, wie müde der Film, ähnlich wie seine Figuren, geworden ist. Er ist jene Art Unterhaltung, der man sich mit Vergnügen an einem Freitagabend bei RTL hingibt. "Den Witz habe ich schon in der ,Seinfeld'-Sendung gehört", rügt Oscar einmal seinen Beifahrer. Und obwohl Felix darauf noch eine Retourkutsche findet, hat der alte Sportreporter das Problem doch bereits benannt. BERTRAM EISENHAUER
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