13,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in 3-5 Tagen
  • DVD

»Nie war sie so sexy wie heute: Charlotte Rampling zeigt, dass sie noch immer zum heißen Eisen gehört.« BILD
Bonusmaterial
- Interview mit Laurent Cantet (Regie) - Trailer - Alamode Film Trailer Show

  • Anzahl: 1 DVD
Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
»Nie war sie so sexy wie heute: Charlotte Rampling zeigt, dass sie noch immer zum heißen Eisen gehört.« BILD

Bonusmaterial

- Interview mit Laurent Cantet (Regie) - Trailer - Alamode Film Trailer Show
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2005

Laß meinen Haitianer los!
Sex und Politik: Französische Filme im Wettbewerb am Lido

VENEDIG, 8. September

Gegen Ende eines Festivals verschärfen sich die Diskussionen über seinen Ausgang. Das Rätselraten über die Preise tritt dabei schnell hinter der Frage zurück, welche Entscheidungen man der Jury überhaupt zutraut. Könnte deren Präsident, der Filmausstatter Dante Ferretti, am Ausstattungskino des Chinesen Stanley Kwan Gefallen finden? Oder wird er doch eher einen Landsmann bevorzugen? Ist Edgar Reitz ein Votum für das blutige koreanische Rachegemetzel "Sympathy for Lady Vengeance" zuzutrauen? Könnte Claire Denis mit einem Preis für George Clooneys McCarthy-Drama "Good Night, And Good Luck" leben? Werden sich alle in der Mitte treffen? Oder wird es eine kühne Entscheidung geben wie einst unter David Cronenberg in Cannes, als niemand den kleinen belgischen Film "Rosetta" auf der Rechnung hatte? Andererseits gibt es in diesem Venedig-Jahrgang eigentlich keinen Film, der sich durch seine Radikalität von den anderen abheben würde. Eine programmatische Entscheidung ist deshalb diesmal nicht zu erwarten.

Die französischen Beiträge wären allerdings mögliche Kandidaten, aber das waren sie auch schon im vergangenen Jahr, und da gingen sie leer aus. Laurent Cantet, der 2001 mit seinem Arbeitslosendrama "L'emploi du temps" in der Reihe "Controcorrente" einen Löwen gewonnen hat, erzählt in "Vers le sud" eine verstörende Geschichte, die auch von Houellebecq stammen könnte. Es geht um Sextourismus auf Haiti Ende der siebziger Jahre, wo reife Nordamerikanerinnen sich von jungen Schwarzen verwöhnen lassen. Obwohl sich alle einreden, daß es nur um Sex und Spaß geht, geraten sich zwei von ihnen (Charlotte Rampling und Karen Young) über einen ihrer Favoriten (Ménothy Cesar) nach und nach in die Haare. Der junge Mann hat aber ganz andere Sorgen: Die Schergen von "Baby Doc" sind ihm auf den Fersen.

Wie schon in "L'emploi du temps" gelingt es Cantet, das langsame Entgleisen einer trügerischen Ordnung ganz unaufgeregt einzufangen. Es geht ihm nicht darum, die liebesbedürftigen Frauen bloßzustellen, aber er zeigt sie eben auch als Gefangene ihrer Parallelwelt, die mit der blutigen Wirklichkeit nichts zu tun haben will. Die Kraft des Films packt einen durch die Art, wie er Sex und Politik verstrickt, eher hinterrücks, aber dann um so nachhaltiger. Das verdankt sich auch Charlotte Rampling, die immer den Ton angibt, sich aber über ihre wahren Bedürfnisse letztlich denselben Illusionen hingibt wie ihre amerikanischen Stammesgenossinnen.

Sex und Politik waren auch das Thema in Philippe Garrels "Les amants réguliers", einer dreistündigen Abrechnung mit Achtundsechzig, die man als Pendant zu Bertoluccis "Dreamers" sehen kann, der vor zwei Jahren auf dem Lido lief und ebenfalls Garrels Sohn Louis als Hauptdarsteller hatte. Tatsächlich gibt es sogar eine Szene, in der ein Mädchen auf einer Party fragt: "Hast du ,Prima della rivoluzione' gesehen?", um dann, zur Kamera gewandt, hinzuzufügen: "Von Bertolucci!" Ein Gruß an den Mitstreiter, ein Augenzwinkern, das verschiedene Festival-Jahrgänge verbindet.

Während Bertoluccis Film auf den Barrikaden endet, fängt Garrel dort an und macht daraus ein Schlachtengemälde wie aus der Französischen Revolution, aber wie bei dem Italiener verläuft sich das Politische im Privaten. Es wird so lange Opium geraucht, an Sex gedacht und die Welt ausgeblendet, bis sich kaum mehr einer erinnern kann, warum er je auf die Barrikaden gegangen ist. Nur ein paar Unentwegte verabschieden sich in den Untergrund, der Rest leckt seine Wunden und verklärt die Unruhen zur Heldentat. Garrel nimmt sich alle Zeit der Welt, um Atmosphärisches zu beschwören: Man liebt sich, schreibt Gedichte, nimmt Drogen, aber am Ende führen die verschiedenen Rauschzustände auch nur in eine Sackgasse. In "Les amants réguliers" ist der einzige Ausweg der Tod. Und so kann man sagen, daß beide Franzosen auf ganz unterschiedliche Weise vorführen, warum es keine Koexistenz von Sex und Politik geben kann.

MICHAEL ALTHEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr