Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 (2.35:)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Trailer
Dave Robicheaux, Detective im Bundestaat Louisiana, jagt einen Serienkiller, der bereits mehrere junge Frauen auf dem Gewissen hat. Auf der Rückfahrt von einem grausamen Tatort trifft Robicheaux auf den Hollywood-Star Elrod Sykes, der sich zu Dreharbeiten in der Gegend aufhält. Er gesteht dem Detective, dass er in den Sümpfen eine Leiche gesehen hat - den teilweise verwesten Körper eines Schwarzen in Ketten. Die Entdeckung löst bei Robicheaux schmerzliche Erinnerungen an einen alten Fall aus. Gleichzeitig spürt er, dass die beiden Verbrechen in einem Zusammenhang stehen könnten...
Bildformat: 16:9 (2.35:)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Trailer
Dave Robicheaux, Detective im Bundestaat Louisiana, jagt einen Serienkiller, der bereits mehrere junge Frauen auf dem Gewissen hat. Auf der Rückfahrt von einem grausamen Tatort trifft Robicheaux auf den Hollywood-Star Elrod Sykes, der sich zu Dreharbeiten in der Gegend aufhält. Er gesteht dem Detective, dass er in den Sümpfen eine Leiche gesehen hat - den teilweise verwesten Körper eines Schwarzen in Ketten. Die Entdeckung löst bei Robicheaux schmerzliche Erinnerungen an einen alten Fall aus. Gleichzeitig spürt er, dass die beiden Verbrechen in einem Zusammenhang stehen könnten...
Bonusmaterial
Kapitel- / Szenenanwahl- Animiertes DVD-Menü- DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2010Von Männern, denen man den Boden unter den Füßen weggezogen hat
Zwischen Lyon nach Louisiana: Zwei Filme von Bertrand Tavernier mit Philippe Noiret und Tommy Lee Jones
Bertrand Tavernier: "In the Electric Mist".
Koch Media. (Auch als Blu-ray.) 121 Minuten. Englisch, Deutsch, Untertitel. Making-of, entfallene Szenen.
Sein erster und sein vorletzter Spielfilm, fünfunddreißig Jahre dazwischen: "Der Uhrmacher von Saint-Paul" von 1974 und "In the Electric Mist" von 2009. Zwei Kriminalverfilmungen, einmal Simenon, einmal James Lee Burke. Nichts hält die beiden zusammen, außer der Blick von Bertrand Tavernier.
Um zu begreifen, worin der bestünde, muss man die Parallelen auch nicht übertreiben, aber es geht im weitesten Sinne um zwei Männer, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Der eine ist ein Uhrmacher in Lyon, der von seiner Frau verlassen wurde und seinen Sohn allein großzog und der sich plötzlich fragen muss, wie gut er diesen Sohn eigentlich kennt, als dieser wegen Mordes gesucht wird. Der andere ist ein Sheriff in Louisiana, der als ehemaliger Trinker genügend Geister zu bekämpfen hat und auf einmal nicht nur von ein paar grausam abgeschlachteten Mädchen, sondern auch von seltsamen Erinnerungen an den Bürgerkrieg heimgesucht wird.
Lyon - Louisiana. Im einen Fall ist Tavernier zu Hause, weil er da geboren ist, im anderen ist er offenbar so fremd, dass die Produzenten ohne seine Einwilligung eine amerikanische Fassung erstellten und den Film trotzdem nie ins Kino brachten. Wobei man sagen muss, dass auch nach mehrmaligem Ansehen "In the Electric Mist" dem europäischen Betrachter nicht enthüllt, was daran so unzumutbar für ein amerikanisches Publikum sein soll, das einen Detektivfilm mit Tommy Lee Jones erwartet. Man kommt sich fast selbst einfältig vor, wenn einem gefällt, was mit amerikanischen Erwartungen so unvereinbar zu sein scheint.
Aber natürlich ist das eine tolle Paarung: Philippe Noiret hier, Tommy Lee Jones dort. Beide sind in fast jeder Einstellung zu sehen, fordern den Zuschauer heraus, den Film über ihre Präsenz zu lesen. Aus den Augen lässt Tavernier sie nur, wenn er ihre Umgebung ins Auge fasst, wenn die Kamera Luft holt und abschweift, um die Helden einzubetten in ihr Milieu, ihre Umgebung, ihre Heimat: die Stadt am Zusammenfluss von Rhône und Sâone hier, dort die Sumpflandschaft Louisianas nach ihrer Verwüstung durch den Sturm "Katrina", der einiges an die Oberfläche bringt, was für immer begraben schien.
Interessanterweise stellt Tavernier den beiden Helden, die als Schauspieler so sehr in sich ruhen, jeweils exzentrische Figuren entgegen, die mit ihrem Kinogestus jede Art von Naturalismus aufbrechen. In Noirets Fall ist das Jean Rochefort, der als Kommissar eine gewisse Flamboyanz an den Tag legt, wenn er den weißen Pudel Wolfgang seiner Tochter spazieren führt oder demonstrativ Bonbonpapiere auf den Boden wirft, als wolle sich der Ordnungshüter damit einen letzten Rest an Renitenz bewahren. Im Falle von Tommy Lee Jones ist das John Goodman, der einen ewig kindlichen Jugendfreund spielt, der allerdings als örtlicher Mafiaboss zu Geld gekommen ist, das er nun in einen Bürgerkriegsfilm gesteckt hat, um sich im Glanz seiner Stars zu sonnen. Den genervten Regisseur dieses Films im Film spielt übrigens Taverniers Kollege John Sayles.
Auch im "Uhrmacher" gibt es Verweise aufs Kino. Einmal fragt der Assistent den Kommissar, ob er "Das große Fressen" gesehen habe; das sei wirklich ekelhaft und gehöre verboten. Worauf der Kommissar, der durchaus ein Herz für die kulinarischen Vorzüge seiner Heimatstadt hat, nur erwidert: "Besonders in Lyon." Im Übrigen lässt er keine Gelegenheit aus, Noiret darauf hinzuweisen, gewisse Vorstellungen, die er von den Methoden der Polizei habe, gebe es nur im Kino. Um dann aber hinzuzufügen, wenn bei Verhören zugeschlagen werde, dann allenfalls mit einem Telefonbuch, denn das hinterlasse keine Spuren, sei aber sehr wirkungsvoll.
Was die Korruption im Post-Katrina-Louisiana ist, das sind im Lyon von 1974 der Generationenkonflikt, der Arbeitskampf und ein ganz allgemeiner Verdruss über die staatliche Gewalt. In beiden Fällen geht es auch um private Wachdienste und wie eine bestimmte Geisteshaltung ehemaliger Soldaten oder Polizisten im Dienste des Kapitals plötzlich kenntlich wird. Im "Uhrmacher von Saint-Paul" ist das besonders interessant, weil der Tote ein ehemaliger Fallschirmjäger ist und seine Ermordung durch einen jungen Mann bei den Bürgern besondere Empörung hervorruft über die Verrohung der Sitten und revolutionäre Umtriebe bei der Jugend. Dass der Tote in Wahrheit seine Position als Werkschutz dazu benutzt hat, die weiblichen Arbeiterinnen der Fabrik zu drangsalieren, geht dabei unter.
Noiret ist der Vater des Mörders, dessen beschauliches Leben als Uhrmacher völlig aus der Bahn gerät und der sich Vorwürfe macht, mit seinem Sohn nicht genügend geredet zu haben, obwohl sie sich doch immer gut verstanden haben. Während der Junge mit seiner Geliebten auf der Flucht ist, kreist der Film um diese Abwesenheit, weil keiner etwas über das Motiv weiß, aber jede Menge Vermutungen und Vorurteile im Umlauf sind. Nur Noiret geht verzweifelt und stumm seiner Wege und wird dabei immer wieder bedrängt vom Kommissar, der scheinbar zufällig seinen Weg kreuzt, nicht nur in der Hoffnung, etwas über den Fall herauszufinden, sondern eher auf der Suche nach einem Schicksalsgenossen, dem das eigene Kind unverschuldet abhandengekommen ist. Die Ambivalenz der Beziehung zwischen den beiden ist im "Uhrmacher" genauso Motor des Films wie in "Electric Mist", wo Tommy Lee Jones den ehemaligen Freund verdächtigt, eine Reihe von grausamen Morden begangen zu haben.
An den Filmen von den verschiedenen Enden einer Karriere kann man sehen, dass Bertrand Tavernier nie aufgehört hat, Genrefilme dafür zu nutzen, etwas über die Menschen und die Probleme ihrer Zeit zu erzählen, und dass er dabei zu einer großen Zärtlichkeit seinen Helden gegenüber fähig ist. Wenn etwa Noiret nach der Verhaftung seines Sohnes in der Bretagne vom Kommissar in einem Büro sitzengelassen wird, wo eine Sekretärin an ihrer Schreibmaschine arbeitet und das Geknatter der Tasten die Qual des wartenden Vaters zu akzentuieren scheint. Oder wenn er am anderen Morgen, nachdem der Sohn abgelehnt hat, mit ihm zu sprechen, nach Lyon zurückfliegen will, aber so früh am Flughafen ankommt, dass noch nicht einmal das Café auf hat und er auf dessen Stufen in der Dunkelheit sitzen muss, bis die Bedienung aufsperrt und ihm mitleidig einen Kaffee anbietet.
Oder wenn Tommy Lee Jones morgens aus dem Regen nach Hause kommt, wo seine Frau Mary Steenburgen die ganze Nacht auf ihn gewartet hat und sauer ist, ihn dann aber in den Arm nimmt, als er seinen Kopf an ihre Brust legt, weil er plötzlich auch nicht mehr weiß, wie er sich erklären soll - dann sind das so Momente, deren Gesten der einzige Trost sind in ansonsten heillosen Geschichten.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwischen Lyon nach Louisiana: Zwei Filme von Bertrand Tavernier mit Philippe Noiret und Tommy Lee Jones
Bertrand Tavernier: "In the Electric Mist".
Koch Media. (Auch als Blu-ray.) 121 Minuten. Englisch, Deutsch, Untertitel. Making-of, entfallene Szenen.
Sein erster und sein vorletzter Spielfilm, fünfunddreißig Jahre dazwischen: "Der Uhrmacher von Saint-Paul" von 1974 und "In the Electric Mist" von 2009. Zwei Kriminalverfilmungen, einmal Simenon, einmal James Lee Burke. Nichts hält die beiden zusammen, außer der Blick von Bertrand Tavernier.
Um zu begreifen, worin der bestünde, muss man die Parallelen auch nicht übertreiben, aber es geht im weitesten Sinne um zwei Männer, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Der eine ist ein Uhrmacher in Lyon, der von seiner Frau verlassen wurde und seinen Sohn allein großzog und der sich plötzlich fragen muss, wie gut er diesen Sohn eigentlich kennt, als dieser wegen Mordes gesucht wird. Der andere ist ein Sheriff in Louisiana, der als ehemaliger Trinker genügend Geister zu bekämpfen hat und auf einmal nicht nur von ein paar grausam abgeschlachteten Mädchen, sondern auch von seltsamen Erinnerungen an den Bürgerkrieg heimgesucht wird.
Lyon - Louisiana. Im einen Fall ist Tavernier zu Hause, weil er da geboren ist, im anderen ist er offenbar so fremd, dass die Produzenten ohne seine Einwilligung eine amerikanische Fassung erstellten und den Film trotzdem nie ins Kino brachten. Wobei man sagen muss, dass auch nach mehrmaligem Ansehen "In the Electric Mist" dem europäischen Betrachter nicht enthüllt, was daran so unzumutbar für ein amerikanisches Publikum sein soll, das einen Detektivfilm mit Tommy Lee Jones erwartet. Man kommt sich fast selbst einfältig vor, wenn einem gefällt, was mit amerikanischen Erwartungen so unvereinbar zu sein scheint.
Aber natürlich ist das eine tolle Paarung: Philippe Noiret hier, Tommy Lee Jones dort. Beide sind in fast jeder Einstellung zu sehen, fordern den Zuschauer heraus, den Film über ihre Präsenz zu lesen. Aus den Augen lässt Tavernier sie nur, wenn er ihre Umgebung ins Auge fasst, wenn die Kamera Luft holt und abschweift, um die Helden einzubetten in ihr Milieu, ihre Umgebung, ihre Heimat: die Stadt am Zusammenfluss von Rhône und Sâone hier, dort die Sumpflandschaft Louisianas nach ihrer Verwüstung durch den Sturm "Katrina", der einiges an die Oberfläche bringt, was für immer begraben schien.
Interessanterweise stellt Tavernier den beiden Helden, die als Schauspieler so sehr in sich ruhen, jeweils exzentrische Figuren entgegen, die mit ihrem Kinogestus jede Art von Naturalismus aufbrechen. In Noirets Fall ist das Jean Rochefort, der als Kommissar eine gewisse Flamboyanz an den Tag legt, wenn er den weißen Pudel Wolfgang seiner Tochter spazieren führt oder demonstrativ Bonbonpapiere auf den Boden wirft, als wolle sich der Ordnungshüter damit einen letzten Rest an Renitenz bewahren. Im Falle von Tommy Lee Jones ist das John Goodman, der einen ewig kindlichen Jugendfreund spielt, der allerdings als örtlicher Mafiaboss zu Geld gekommen ist, das er nun in einen Bürgerkriegsfilm gesteckt hat, um sich im Glanz seiner Stars zu sonnen. Den genervten Regisseur dieses Films im Film spielt übrigens Taverniers Kollege John Sayles.
Auch im "Uhrmacher" gibt es Verweise aufs Kino. Einmal fragt der Assistent den Kommissar, ob er "Das große Fressen" gesehen habe; das sei wirklich ekelhaft und gehöre verboten. Worauf der Kommissar, der durchaus ein Herz für die kulinarischen Vorzüge seiner Heimatstadt hat, nur erwidert: "Besonders in Lyon." Im Übrigen lässt er keine Gelegenheit aus, Noiret darauf hinzuweisen, gewisse Vorstellungen, die er von den Methoden der Polizei habe, gebe es nur im Kino. Um dann aber hinzuzufügen, wenn bei Verhören zugeschlagen werde, dann allenfalls mit einem Telefonbuch, denn das hinterlasse keine Spuren, sei aber sehr wirkungsvoll.
Was die Korruption im Post-Katrina-Louisiana ist, das sind im Lyon von 1974 der Generationenkonflikt, der Arbeitskampf und ein ganz allgemeiner Verdruss über die staatliche Gewalt. In beiden Fällen geht es auch um private Wachdienste und wie eine bestimmte Geisteshaltung ehemaliger Soldaten oder Polizisten im Dienste des Kapitals plötzlich kenntlich wird. Im "Uhrmacher von Saint-Paul" ist das besonders interessant, weil der Tote ein ehemaliger Fallschirmjäger ist und seine Ermordung durch einen jungen Mann bei den Bürgern besondere Empörung hervorruft über die Verrohung der Sitten und revolutionäre Umtriebe bei der Jugend. Dass der Tote in Wahrheit seine Position als Werkschutz dazu benutzt hat, die weiblichen Arbeiterinnen der Fabrik zu drangsalieren, geht dabei unter.
Noiret ist der Vater des Mörders, dessen beschauliches Leben als Uhrmacher völlig aus der Bahn gerät und der sich Vorwürfe macht, mit seinem Sohn nicht genügend geredet zu haben, obwohl sie sich doch immer gut verstanden haben. Während der Junge mit seiner Geliebten auf der Flucht ist, kreist der Film um diese Abwesenheit, weil keiner etwas über das Motiv weiß, aber jede Menge Vermutungen und Vorurteile im Umlauf sind. Nur Noiret geht verzweifelt und stumm seiner Wege und wird dabei immer wieder bedrängt vom Kommissar, der scheinbar zufällig seinen Weg kreuzt, nicht nur in der Hoffnung, etwas über den Fall herauszufinden, sondern eher auf der Suche nach einem Schicksalsgenossen, dem das eigene Kind unverschuldet abhandengekommen ist. Die Ambivalenz der Beziehung zwischen den beiden ist im "Uhrmacher" genauso Motor des Films wie in "Electric Mist", wo Tommy Lee Jones den ehemaligen Freund verdächtigt, eine Reihe von grausamen Morden begangen zu haben.
An den Filmen von den verschiedenen Enden einer Karriere kann man sehen, dass Bertrand Tavernier nie aufgehört hat, Genrefilme dafür zu nutzen, etwas über die Menschen und die Probleme ihrer Zeit zu erzählen, und dass er dabei zu einer großen Zärtlichkeit seinen Helden gegenüber fähig ist. Wenn etwa Noiret nach der Verhaftung seines Sohnes in der Bretagne vom Kommissar in einem Büro sitzengelassen wird, wo eine Sekretärin an ihrer Schreibmaschine arbeitet und das Geknatter der Tasten die Qual des wartenden Vaters zu akzentuieren scheint. Oder wenn er am anderen Morgen, nachdem der Sohn abgelehnt hat, mit ihm zu sprechen, nach Lyon zurückfliegen will, aber so früh am Flughafen ankommt, dass noch nicht einmal das Café auf hat und er auf dessen Stufen in der Dunkelheit sitzen muss, bis die Bedienung aufsperrt und ihm mitleidig einen Kaffee anbietet.
Oder wenn Tommy Lee Jones morgens aus dem Regen nach Hause kommt, wo seine Frau Mary Steenburgen die ganze Nacht auf ihn gewartet hat und sauer ist, ihn dann aber in den Arm nimmt, als er seinen Kopf an ihre Brust legt, weil er plötzlich auch nicht mehr weiß, wie er sich erklären soll - dann sind das so Momente, deren Gesten der einzige Trost sind in ansonsten heillosen Geschichten.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main