Secret Service-Agent Frank Horrigan (Clint Eastwood) hat ein Trauma: Dallas. Bis heute fühlt sich Frank, als Ex-Sicherheitsbeamter J.F. Kennedys, mitschuldig an dessen gewaltsamen Tod. Um so heftiger reagiert Frank, als ihm ein Attentäter telefonisch die Ermordung des gegenwärtigen Präsidenten ankündigt. Das Weiße Haus hält Frank für einen Wichtigtuer. Doch Franks schlimmste Befürchtungen werden wahr: Der Attentäter (John Malkovich) ist eine menschliche Killer-Maschine, ausgerüstet mit modernster Technik und kaltblütiger Skrupellosigkeit...
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- Audiokommentar von Wolfgang Petersen - Filmdokumentationen inkl. Hinter den Kulissen - Entfallene Szenen - TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2015Ein Qualitätsfilm steht zwei Meter neben seiner Geschichte
Die Dogma-95-Bewegung, einst der letzte Schrei des europäischen Autorenfilms, hat sich vor zehn Jahren von ihrem eigenen Programm verabschiedet. Seither gibt es keine Dogma-Diplome und keine Dogma-Filmnumerierung mehr, und jeder kann selbst entscheiden, ob er nach den rigorosen Regeln des Gründungsmanifests von 1995 (kein Kunstlicht, keine Filter, nur Handkamera und Direktton) im Kino Geschichten erzählen will. Das bedeutet aber nicht, dass der Dogma-Stil erledigt wäre, im Gegenteil: Seit er keinen Zwang mehr verkörpert, blüht er wilder als je zuvor.
Verwackelte Bilder und stotternde Schnittfolgen gelten allgemein als Prüfsiegel von Lebensnähe, und sie lassen sich, seit kein Dogma-Tugendwächter mehr über ihre ästhetische Reinheit wacht, problemlos mit wimmernden Geigen und blutenden Bläsern aus dem Tonstudio kombinieren. Die verpuffte Kino-Revolution veredelt sich zum filmischen Biedermeier: Was bei Dogma 95 noch saurer Schweiß war, ist jetzt Parfüm.
Wie weit das führt, sieht man an Susanne Biers "Zweite Chance", einem Film, der so perfekt kalkuliert ist, dass mit ihm eigentlich gar nichts schiefgehen kann, und der gerade deshalb komplett schiefgeht. Es geht um Andreas, einen dänischen Polizisten, der in der vermüllten Wohnung eines Junkie-Pärchens einen verwahrlosten Säugling entdeckt. Er lässt das Kind vom Notdienst abholen, doch nach kurzer Zeit landet es wieder bei seinen Eltern, womit der Fall geschlossen wäre, wenn Andreas nicht bei sich zu Hause ebenfalls ein Baby hätte, mit dessen Betreuung seine nervenschwache Frau Anna offensichtlich überfordert ist. Eines Nachts ist der Kleine tot, und der Polizist trifft eine Entscheidung, die auf der Hand liegt, zugleich aber sein Leben Stück für Stück aus den Fugen gehen lässt.
Andreas wird von Nikolaj Coster-Waldau gespielt, der als böser Ritter Jaime Lannister in der Fernsehserie "Game of Thrones" berühmt geworden, hier aber der reine Sympathieträger ist. Und seinen Gegenspieler, den Ex-Sträfling Tristan, verkörpert Nikolaj Lie Kaas, den das internationale Kinopublikum vor allem als Bösewicht ("Illuminati") und korrupten Bürokraten ("Whistleblower") kennt und hier auch nicht anders kennenlernen soll. Der Film ist also ganz auf Schwarz-Weiß-Gegensätze angelegt, und er setzt diese Strategie in den Schauplätzen und der Blickführung fort: hier das Zuckerbäckerhäuschen, dort das verdreckte Loch, hier Steadycam, da Handkamera.
Dass der Plot diese ästhetischen Vorzeichen am Ende umkehrt, hindert Susanne Bier, die beim Umgang mit den Dogma-Vorschriften schon einmal viel klüger war ("Open Hearts"), dennoch nicht daran, ihrem selbstgewählten Schema bis zum bitteren Ende zu folgen; und wenn eine Szene, wie die vom Tod der unglücklichen Anna (Maria Bonnevie), nicht ganz in eine der beiden Schubladen passt, wirkt die Inszenierung gleich so hilflos, als hätte die Regisseurin ihrem Scriptgirl die Arbeit überlassen.
"Zweite Chance", nach einem Drehbuch des unerbittlich produktiven Anders Thomas Jensen, ist ein dänischer Qualitätsfilm, wie er im Buche steht, mit dänischen Stars, dänischem Soundtrack und einer dänischen Oscar-Preisträgerin auf dem Regiestuhl. Aber man sieht ihm eben auch an, wie sehr sich die Energie, die vor zwanzig Jahren mit Filmen wie Thomas Vinterbergs "Fest" und Lars von Triers "Idioten" in die Welt kam, verbraucht hat, wie das Wahrhaftigkeitsgebot, das die Dogma-Gründer errichteten, zur beliebigen Floskel verkümmert ist. Es ist, als stünde der Film ständig zwei Meter neben der Geschichte, die er erzählt, und sehe ihr ungläubig bei ihrem allmählichen Entgleisen zu. Und so geht es einem auch beim Zuschauen: Man glaubt ihm kein Wort.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Dogma-95-Bewegung, einst der letzte Schrei des europäischen Autorenfilms, hat sich vor zehn Jahren von ihrem eigenen Programm verabschiedet. Seither gibt es keine Dogma-Diplome und keine Dogma-Filmnumerierung mehr, und jeder kann selbst entscheiden, ob er nach den rigorosen Regeln des Gründungsmanifests von 1995 (kein Kunstlicht, keine Filter, nur Handkamera und Direktton) im Kino Geschichten erzählen will. Das bedeutet aber nicht, dass der Dogma-Stil erledigt wäre, im Gegenteil: Seit er keinen Zwang mehr verkörpert, blüht er wilder als je zuvor.
Verwackelte Bilder und stotternde Schnittfolgen gelten allgemein als Prüfsiegel von Lebensnähe, und sie lassen sich, seit kein Dogma-Tugendwächter mehr über ihre ästhetische Reinheit wacht, problemlos mit wimmernden Geigen und blutenden Bläsern aus dem Tonstudio kombinieren. Die verpuffte Kino-Revolution veredelt sich zum filmischen Biedermeier: Was bei Dogma 95 noch saurer Schweiß war, ist jetzt Parfüm.
Wie weit das führt, sieht man an Susanne Biers "Zweite Chance", einem Film, der so perfekt kalkuliert ist, dass mit ihm eigentlich gar nichts schiefgehen kann, und der gerade deshalb komplett schiefgeht. Es geht um Andreas, einen dänischen Polizisten, der in der vermüllten Wohnung eines Junkie-Pärchens einen verwahrlosten Säugling entdeckt. Er lässt das Kind vom Notdienst abholen, doch nach kurzer Zeit landet es wieder bei seinen Eltern, womit der Fall geschlossen wäre, wenn Andreas nicht bei sich zu Hause ebenfalls ein Baby hätte, mit dessen Betreuung seine nervenschwache Frau Anna offensichtlich überfordert ist. Eines Nachts ist der Kleine tot, und der Polizist trifft eine Entscheidung, die auf der Hand liegt, zugleich aber sein Leben Stück für Stück aus den Fugen gehen lässt.
Andreas wird von Nikolaj Coster-Waldau gespielt, der als böser Ritter Jaime Lannister in der Fernsehserie "Game of Thrones" berühmt geworden, hier aber der reine Sympathieträger ist. Und seinen Gegenspieler, den Ex-Sträfling Tristan, verkörpert Nikolaj Lie Kaas, den das internationale Kinopublikum vor allem als Bösewicht ("Illuminati") und korrupten Bürokraten ("Whistleblower") kennt und hier auch nicht anders kennenlernen soll. Der Film ist also ganz auf Schwarz-Weiß-Gegensätze angelegt, und er setzt diese Strategie in den Schauplätzen und der Blickführung fort: hier das Zuckerbäckerhäuschen, dort das verdreckte Loch, hier Steadycam, da Handkamera.
Dass der Plot diese ästhetischen Vorzeichen am Ende umkehrt, hindert Susanne Bier, die beim Umgang mit den Dogma-Vorschriften schon einmal viel klüger war ("Open Hearts"), dennoch nicht daran, ihrem selbstgewählten Schema bis zum bitteren Ende zu folgen; und wenn eine Szene, wie die vom Tod der unglücklichen Anna (Maria Bonnevie), nicht ganz in eine der beiden Schubladen passt, wirkt die Inszenierung gleich so hilflos, als hätte die Regisseurin ihrem Scriptgirl die Arbeit überlassen.
"Zweite Chance", nach einem Drehbuch des unerbittlich produktiven Anders Thomas Jensen, ist ein dänischer Qualitätsfilm, wie er im Buche steht, mit dänischen Stars, dänischem Soundtrack und einer dänischen Oscar-Preisträgerin auf dem Regiestuhl. Aber man sieht ihm eben auch an, wie sehr sich die Energie, die vor zwanzig Jahren mit Filmen wie Thomas Vinterbergs "Fest" und Lars von Triers "Idioten" in die Welt kam, verbraucht hat, wie das Wahrhaftigkeitsgebot, das die Dogma-Gründer errichteten, zur beliebigen Floskel verkümmert ist. Es ist, als stünde der Film ständig zwei Meter neben der Geschichte, die er erzählt, und sehe ihr ungläubig bei ihrem allmählichen Entgleisen zu. Und so geht es einem auch beim Zuschauen: Man glaubt ihm kein Wort.
ANDREAS KILB
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