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Als sich Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (Ronald Zehrfeld) 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte. Vier Jahre lang führen beide eine aufreibende Beziehung, die in Paris beginnt und über Zürich nach Rom führt. Doch künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen, die Harmonie allmählich zu zerstören. Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bei einer Reise in die Wüste versucht sie, ihre…mehr

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Produktbeschreibung
Als sich Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (Ronald Zehrfeld) 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte. Vier Jahre lang führen beide eine aufreibende Beziehung, die in Paris beginnt und über Zürich nach Rom führt. Doch künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen, die Harmonie allmählich zu zerstören. Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bei einer Reise in die Wüste versucht sie, ihre Beziehung zu Max Frisch zu verarbeiten und sich langsam davon zu lösen.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2023

In der Wüste des Schreibens
Filme von Justine Triet und Margarethe von Trotta

Eine Dichterin, verzweifelt, in ihrem Zimmer. Von nebenan dringt das Geklapper einer Schreibmaschine, auf der ihr Lebensgefährte, ein Schriftsteller, seine Zeilen tippt. Sie geht zu ihm. Sie streiten sich. Sie wirft ihm vor, auf ihre Kosten zu leben, geistig, seelisch, literarisch. Er blockt ab. Sie flieht. Das nächste Bild: Italien.

Ein anderes Paar, ein anderes Haus, ein anderes Zimmer. Eine Dichterin und ihr Lebensgefährte, ein Schriftsteller. Sie streiten. Er wirft ihr vor, auf seine Kosten zu leben, seine Buchideen zu plagiieren, seine Inspiration zu zerstören. Sie entgegnet, er selbst sei es, der sich zerstöre. Man hört Schreie, Schläge, Geklirr. Dann wechselt das Bild. Wir sind im Gerichtssaal. Auf der Anklagebank: die Autorin.

Das wöchentliche Kinoangebot wird von den Verleihern bestimmt. Deshalb ist es ein Zufall, wenn zwei Filme aufeinandertreffen, die sich ähneln. Im Fall von Margarethe von Trottas "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" und Justine Triets "Anatomie eines Falls" ist es ein Geschenk. In beiden Filmen kann man, wie sonst selten, dem Kino bei der Arbeit an verwandten Stoffen zusehen, seiner erzählerischen Logik, seinen ästhetischen Strategien. Der eine Film basiert auf einer wahren, der andere auf einer erfundenen Geschichte. Der eine Film spielt im Gestern, der andere im Jetzt. Der eine Film bekam auf der Berlinale, wo er im Wettbewerb lief, keinen Preis, der andere gewann die Goldene Palme in Cannes. Dem einen Film fehlt alles, was der andere besitzt: Klarheit, Dringlichkeit, Lebendigkeit.

Margarethe von Trotta hat die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch nach dem Muster eines historischen Baukastens verfilmt: Hier die nervöse, feingliedrige, leicht entflammbare Dichterin, dort der bräsige, dickliche, selbstgewisse Romanautor und Dramatiker. Und rings um sie die Welt der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre: Herren im Anzug mit Krawatte, Damen im Blumenkleid. Die Schauplätze sorgen für Stimmungswerte: bleiernes Grau bei der Lesung in Frankfurt, leuchtende Farben auf italienischen Landstraßen. Man turtelt auf einer Brücke in Paris, streitet in einer Wohnung in Zürich, betrügt sich in einem Apartment in Rom - und am Ende landet die unheilbar betrogene Ingeborg in einer Psychiatrieklinik in Berlin.

Um dieses Beziehungspuzzle herum hat Margarethe von Trotta eine Rahmenhandlung gelegt, in der Bachmann mit ihrem Verehrer Adolf Opel nach Ägypten reist. Die Bilder der Wüste sind überwältigend, sie spiegeln jenes Einssein mit der Welt, nach dem die Dichterin sich sehnt. Aber sie ändern nichts daran, dass der Kern des Films das reine Sandkastenspiel ist. Auch Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld, eigentlich eine Traumbesetzung für die Rollen von Bachmann und Frisch, können daran nichts ändern. Er chargiert wie ein Spießer von Nestroy, sie glüht vor gebremster Hysterie. Beide geben ihr Bestes und sehen doch so schlecht aus, dass es wehtut.

Justine Triets "Anatomie . . ." ist allein um Sandra Hüller, die hier Sandra Voyter heißt, herum gebaut. Am Anfang sieht man sie mit einer Studentin scherzen, die sie interviewen will. Draußen sind die Gipfel der französischen Alpen. Ein Haus im Grünen, ein Idyll. Dann findet der Sohn der Schriftstellerin seinen Vater tot im Schnee. Von jetzt an steht alles, was wir sehen, im Modus der Ungewissheit. Ein Jahr später beginnt der Prozess, in dem die Autorin unter Mordanklage steht. Zuerst sagt die Studentin als Zeugin aus, dann Daniel, der Sohn. Gutachter werden gehört, die den Sturz rekonstruieren, an dem der Vater starb. Aber was eigentlich geschah, erfahren wir nie. Es bleibt hinter dem Schleier verborgen, der die guten Gerichtsfilme von den schlechten trennt.

Stattdessen erleben wir, in Fragmenten, die sich immer klarer zum Gesamtbild fügen, die Tragödie einer Liebe. Sandra Voyter und ihr Mann Samuel sind nach einem Unfall, bei dem ihr Sohn einen Großteil seines Augenlichts verloren hat, aus London in die Alpen gezogen. Während er von Schuldgefühlen zerfressen wird, kompensiert sie ihre Trauer durch rastlose Produktivität und sexuelle Affären. Der häusliche Streit, dessen Tonspur vor Gericht abgespielt wird, ist zugleich ein Beleg für das Scheitern von Samuels literarischen Ambitionen, denn für das autofiktionale Projekt, das er aus Abschriften der Auseinandersetzungen mit seiner Frau entwickeln wollte, fand er keinen Verleger mehr.

Es gibt noch andere Abschriften. Mit ihnen könnte der Film seine gesamte Vorgeschichte bildlich ausbuchstabieren. Er verzichtet darauf. Stattdessen liest er das, was geschehen ist und geschehen sein könnte, in Sandra Hüllers Gesicht. Und Hüller hält ihr Gesicht so in der Schwebe, dass wir bis zuletzt an ihrer Unschuld zweifeln, obwohl wir daran glauben wollen. Damit tut sie dasselbe wie die Regisseurin: Beide geben unserer Phantasie Raum. Margarethe von Trotta dagegen schüttet sie mit Bildern zu. Deshalb ist es gut, dass beide Filme sich im Kino begegnen. Auch wenn sie sich nichts zu sagen haben. ANDREAS KILB

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