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Im Sommer 2021 scheint die Welt verrückt zu spielen: Mitten im Juli fällt Schnee, in Uganda haben die Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen verloren, weil die Schwerkraft versagt und in Großstädten fallen die Menschen scheinbar ohne Grund wegen Herzversagen tot um. Mitten in diesem Chaos fliegt John (Joaquin Phoenix) nach New York, um seine von ihm getrennt lebende Frau Elena (Claire Danes) um die Scheidung zu bitten. Elena, eine Star-Eisläuferin, ist selber allerdings kurz vor dem Zusammenbruch. Mit ihrer Eislaufrevue finanziert sie einer ganzen Entourage den Unterhalt und würde am…mehr

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Produktbeschreibung
Im Sommer 2021 scheint die Welt verrückt zu spielen: Mitten im Juli fällt Schnee, in Uganda haben die Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen verloren, weil die Schwerkraft versagt und in Großstädten fallen die Menschen scheinbar ohne Grund wegen Herzversagen tot um. Mitten in diesem Chaos fliegt John (Joaquin Phoenix) nach New York, um seine von ihm getrennt lebende Frau Elena (Claire Danes) um die Scheidung zu bitten. Elena, eine Star-Eisläuferin, ist selber allerdings kurz vor dem Zusammenbruch. Mit ihrer Eislaufrevue finanziert sie einer ganzen Entourage den Unterhalt und würde am liebsten alles hinter sich lassen.

Was ihrer Umgebung aus finanziellen Gründen gar nicht recht ist. Elena fühlt sich bedroht - plötzlich tauchen Doppelgänger von ihr auf, sie wird beschattet und die Angst wird immer realer. Als John Elena so verletzlich sieht, so ganz anders als die unterkühlte Eisprinzessin, die er kannte, wird ihm klar, dass noch nicht alle Gefühle für sie vorbei sind. Um sie zu retten, flieht er mit ihr aus der Stadt. Und erkennt bald, dass all das -seine Liebe, die toten Menschen, das Wetter und die Schwerkraft - miteinander zusammen hängen. Auf eine Art und Weise, die sowohl philosophisch, als auch unvorstellbar erschreckend ist...

Bonusmaterial

- Kinotrailer - Interviews - Filmografien
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2023

Juli, und es schneit

Im Jahr 2021, so stellte es sich Thomas

Vinterberg 2003 vor, erstarrt die Welt zu Eis. Übrig bleibt natürlich: Liebe.

Ist es möglich, dass eine nicht gelebte Liebe viele Jahre hält? Ist es. Oft so verborgen, so diskret, dass die, in denen sie fortlebt, sie nicht einmal selbst bemerken. Und kann es dann auch sein, dass sich zwei Menschen nach all den Jahren wiedersehen und spüren, diese nicht gelebte Liebe ist noch so groß, dass sie vor allem schützt, nur vor dem Weltuntergang nicht? Wahrscheinlich. Hoffentlich.

Die Menschen sterben, sie fallen einfach um. Sie liegen auf den Gehsteigen, den Rolltreppen, neben den Parkbänken, und die Lebenden steigen unbeeindruckt über sie hinweg. Kollateralschaden. Eine Krankheit ist das hier in Thomas Vinterbergs Film "It's All About Love", von der die meisten glauben, sie beträfe sie ganz sicher nicht. Das Herz setzt aus: an menschlicher Kälte verstorben. Und sie grassiert, diese Krankheit. Nur ein paar Tage noch, dann wird die Welt zu Eis.

Das triggert! Nach zwei Jahren Pandemie. In den letzten Zügen dieses Kriegs- und Gassparwinters. In der Großstadt, wo die Gesichter in der Dunkelheit, im Transitraum zwischen Arbeit und Zuhause, nur von den Bildschirmen erhellt werden, bläulichgrün. Wo man für das Dopamin bereitwillig das Oxytocin vergisst, wo sie verlernt haben, sich in die Augen zu schauen. Oder in der Kleinstadt, auf dem Land, wo sich die Übriggebliebenen gar nicht mehr begegnen, weil die HD-Bildschirme immer besser werden. Die Angst vor der emotionalen Vereisung ist überall. Der Tod durch Einsamkeit hat auch schon einen Namen: soziales Sterben. Und die Pandemie war nicht nur für die Soziologin Eva Illouz eine "beschleunigte dystopische Vision" davon, wie die Welt aussehen könnte. Eine Welt, in der man zu Hause arbeitet, alles zu Hause bestellt und zu Hause konsumiert. Man muss gar nicht mehr raus. Illouz erinnert uns: "Menschen brauchen Geselligkeit."

Wir sind im Jahr 2021, aber aus der Sicht des Jahres 2003. Claire Danes ist Elena, eine berühmte Eiskunstläuferin. Sie hat die Kälte von Kind auf eingesogen, hat eine Legion von Menschen um sich, die ihr sagt, was als Nächstes zu tun ist. Die von ihr profitiert und die schon perfide Pläne gemacht hat für den Moment, wenn Elena bald nicht mehr kann, wonach es aussieht. Und Joaquin Phoenix ist John, der Mann, den alle lieben, auch Elena, nach all den Jahren, ihr Gefährte aus Kindheitstagen, in dessen Blick alle Empfindsamkeit der untergehenden Welt liegt. Sie treffen sich ungeplant. Er hat die Scheidungspapiere dabei. Aber da ist es schon wieder um sie geschehen. Die beiden im Schnee, dieses aufgepeitschte Vergnügen in der Ahnung des nahenden Todes, wie sie sich gegenseitig Flocken ins Gesicht reiben und es nicht fassen können: Juli, und es schneit in Brooklyn! Die Dunkelheit um sie, auf den Straßen, in den Limousinen, und die Wärme in dem schäbigen Hotelzimmer, in dem sie Zuflucht finden. Sie sind geflohen, Elena ist in Gefahr, nur ein paar Tage Zeit zu zweit, bevor man sie enttarnt. Und während draußen die Menschen umfallen oder davonfliegen, denn auf der Südhalbkugel lässt die Gravitationskraft nach, und Sean Penn als Johns Bruder auf einem nicht enden wollenden Flug über die Kraft der Liebe sinniert, statt sich der Realität des vereisenden Erdballs zu stellen (er sieht es ja, was da unter ihm passiert), wohnt das ganze Gefühl der Welt in diesem billigen Zimmer, macht es sich im Bett bequem bei den zwei Liebenden.

Skurril ist das. Kitsch. Das ist die Vermengung so vieler Stimmungen und Gefühle, die Aneinanderreihung so vieler ästhetischer Posterbilder, dass man staunt und bangt und sich nicht entscheiden kann, ob man das durchgehen lassen darf. So wie der Film sich nicht entscheidet. Nicht für seine Perspektive, nicht für sein Genre. Wir sollen in ihm verloren gehen. Wie die Liebenden im Schnee.

Vielleicht war 2003 nicht das Jahr für diesen Film, der trotz seiner großartigen Besetzung und der eigenwilligen dunklen Hitchcock-Ästhetik mittelmäßige Kritiken bekam. Vielleicht ging es uns 2003 zu gut für ein derart existenzielles Spiel, und die Metapher der Vereisung der Welt wurde damals als Sentimentalität abgetan. Ein Jahr später kam Emmerichs Eiszeitkatastrophe "The Day After Tomorrow" ins Kino.

Vielleicht ist 2023 das Jahr für diesen Film, mit dem Wissen von heute und der noch immer nicht wieder vollends gestillten Sehnsucht nach dem großen Gefühl, der ungestümen Umarmung auf dem Eis. Man sieht "It's All About Love" mit dem alltäglichen Herzschmerz und hofft, dass diese Art der Pandemie noch lange auf sich warten lässt. ELENA WITZECK

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