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Alfred und Lisa, ein junges Ehepaar vom Prenzlauer Berg, haben beschlossen, sich zu trennen. Die Decke des kleinen Altbauzimmers, in dem sie leben, fällt ihnen auf den Kopf. Alfred hat das Gefühl, sich nicht entfalten zu können. Er nimmt ein paar Tage Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Freunde und Bekannte, lässt sich treiben. Der Leiter seines Betriebes stellt ihn zur Rede. Lisa leidet unter der bevorstehenden Trennung und wartet darauf, dass sich Alfred mit ihr ausspricht... Eine Geschichte über zwei Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und nach dem eigenen Ich...
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Produktbeschreibung
Alfred und Lisa, ein junges Ehepaar vom Prenzlauer Berg, haben beschlossen, sich zu trennen. Die Decke des kleinen Altbauzimmers, in dem sie leben, fällt ihnen auf den Kopf. Alfred hat das Gefühl, sich nicht entfalten zu können. Er nimmt ein paar Tage Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Freunde und Bekannte, lässt sich treiben. Der Leiter seines Betriebes stellt ihn zur Rede. Lisa leidet unter der bevorstehenden Trennung und wartet darauf, dass sich Alfred mit ihr ausspricht... Eine Geschichte über zwei Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und nach dem eigenen Ich...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2000

Berlin von innen, die Hauptstadt der DDR und ihre melancholischen Kinder
Jürgen Böttcher drehte 1966 seinen ersten Spielfilm, der sein einziger geblieben ist: "Jahrgang 45", verboten und verpönt

Die Schwermut von "Jahrgang 45" wurde sofort registriert und verurteilt. Sie machte den Film unmöglich, dessen schwarz-weiße Oberfläche bei den Dreharbeiten in Berlin so viel Licht, Luft und Sommer eingefangen hatte. Gleich der erste Blick atmet die Idylle. Aber der junge Mann, der ihn frühmorgens tut, ist nicht in der Stimmung, ihn zu genießen. Die Aussicht vom Balkon über die Häuser und Laubbäume in Prenzlauer Berg bis zur Museumsinsel und weiter steht im Missverhältnis zu der Ehekrise drinnen im Zimmer.

Das Filmpaar war nicht mit der etablierten Defa-Jugend besetzt worden, Stars wie Jutta Hoffmann und Manfred Krug, sondern brachte zwei neue Gesichter auf die Leinwand, Rolf Römer und Monika Hildebrand als die Beispielfiguren unter den abgekürzten Namen. Statt Alfred und Lisa, wie bürgerlich üblich, sind sie Al und Li. Er ist Automechaniker, und sie ist Säuglingsschwester auf der Entbindungsstation. Aber ihre Ästhetik kultiviert das Provisorium, und ihr Glück oder Leid sind unabhängig vom Hab und Gut. Beim Auszug aus der gemeinsamen Wohnung nimmt der Ehemann nur einen Rücken voll mit. Sein Weg ins Alleinleben, den die schöne Jahreszeit begünstigt, wird von der älteren Generation missbilligt. Weder gefällt der Mutter die Heimkehr des Sohnes auf die Schlafcouch, noch kann der Objektleiter in der Werkstatt das Ausscheren gutheißen. Hinter dem privaten Bruch wird die gesellschaftliche Labilität gewittert.

Ulrich Plenzdorf stand die Romanveröffentlichung der "Neuen Leiden des jungen W." noch bevor, als sich sein Altersgenosse und Defa-Kollege Jürgen Böttcher an die Dreharbeit zu dem Spielfilm machte, der die Aussteigerthematik präludierend vorwegnahm. Aber aus guten Gründen nicht krass und nicht frech. Erstens war Böttcher kein Provokateur, und zweitens waren die Zeiten unduldsam. Der Dämpfer, den die Babelsberger Filmemacher bekommen hatten, resultierte aus dem Unmut an höchster Stelle und ist unter der Bezeichnung "11. Plenum" in die Geschichte eingegangen. Dort nämlich, auf dem "11. Plenum des ZK der SED 1965", dessen Tagesordnung sich den wirtschaftlichen Perspektiven und Problemen des Landes zuwandte, wurde vom Parteichef Ulbricht die entscheidende Kulturdebatte losgetreten. Erstmals seit dem Mauerbau sprach sich die Parteispitze unverblümt feindlich gegen die Kulturschaffenden aus. Wer sich im abgeschirmten Staat einer wachsenden Freiheit vermutend gewesen war, hatte falsch spekuliert. Das Gegenteil war der Fall, und das Exempel wurde prompt statuiert. Die Defa musste als der Sündenbock herhalten. Aus ihrer Jahresproduktion wurden zwölf fertige Filme ins Regal verbannt und haben nach 1989 als so genannte Verbotsfilme eine späte Karriere gemacht, unter ihnen an erster Stelle Kurt Maetzigs "Das Kaninchen bin ich" mit Angelika Waller und Frank Beyers "Die Spur der Steine" mit Eberhard Esche und Manfred Krug.

Jürgen Böttchers "Jahrgang 45" wurde 1966 produziert. Das Drehbuch von Klaus Poche hatte bei der Prüfung keinen Anstoß erregt. Es handelte nicht weiter tragisch von dem jungen Werktätigen, der ein paar Urlaubstage abbummelt, durch die Stadt spazieren geht und eine Ehestörung glücklich mit der Versöhnung beendet. Dass der Regisseur daraus den Film einer Existenzkrise machen würde, voller Jugendmelancholie und Sehnsucht, vagen Wünschen und hellsichtigen Beobachtungen in der Hauptstadt, war nicht absehbar gewesen. Aber die Kontrolleure des Kulturministeriums begriffen den Schaden auf der Stelle, als sie den Rohschnitt prüften. Das Wunderwerk, das am Anfang einer internationalen DDR-Film-Karriere hätte stehen können, wurde unfertig weggespeichert. Indessen ist es nicht gestorben, sondern lebt heute noch und wird zu Beginn der Böttcher-Retrospektive gezeigt, die im Kino Babylon den März über läuft.

SIBYLLE WIRSING.

"Jahrgang 45" läuft heute Abend, 21 Uhr sowie am 8. 3. um 19 Uhr, Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Mitte. Der Film "Die Mauer" wird gezeigt am 7. (19 Uhr) und 8. 3. (21 Uhr); "Die Küche" und "Wäscherinnen" am 14. und 15. 3. je 19 Uhr; die Kurzfilme "Ofenbauer", "Der Sekretär" und "Rangerier" am 21. 3. (19 Uhr) sowie am 22. 3. (21 Uhr). "Martha" ist am 28. (19 Uhr) sowie am 29. 3. um 21 Uhr zusehen.

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