CASINO ROYALE stellt JAMES BOND vor, bevor er seine Lizenz zum Töten erhielt. Doch dieser Bond ist keineswegs weniger gefährlich, und nach zwei professionellen Anschlägen innerhalb kurzer Zeit wird er in den "00"-Status befördert. "M" (Judi Dench), die Chefin des britischen Secret Service, schickt den soeben beförderten 007 auf seine erste Mission, die ihn nach Madagaskar, auf die Bahamas und schließlich nach Montenegro führt, wo er Le Chiffre gegenübersteht, einem rücksichtslosen Finanzier, der von seiner Kundschaft aus dem Terroristenmilieu bedroht wird und nun bei einem Pokerspiel im Casino Royale seine Kasse aufzufüllen versucht. "M" unterstellt Bond dem wachsamen Auge der Finanzbeamtin Vesper Lynd. Zunächst zweifelt Bond an Vespers Fähigkeiten, doch während die beiden gemeinsam diverse Gefahren meistern, wächst sein Interesse an ihr. Dann treffen Le Chiffres Gerissenheit und Grausamkeit die beiden Agenten auf eine Weise, die Bonds Erwartungen übersteigt, und er lernt seine wichtigste Lektion: Vertraue niemandem!
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.1996Eiskalte Lusthölle: Martin Scorseses neuer Film "Casino"
Manchmal treten Regisseure in ihre eigenen Fußstapfen und müssen feststellen, daß sie ihnen zu groß sind. Martin Scorsese schlägt mit seinem neuen Film "Casino" (F.A.Z. vom 29. November 1995) die gleiche Richtung ein wie in "GoodFellas", seinem Meisterwerk des Gangsterfilms und einem der Höhepunkte des amerikanischen Kinos in der letzten Dekade. Weil er diesen Spuren folgt und zugleich neue Wege beschreiten will, verfehlt er den Meilenstein sehr weit, den er vor fünf Jahren gesetzt hat. (Auf die Wurzeln gerade dieses Regisseurs in der jüngeren Filmgeschichte kommen wir in der Beilage vom Wochenende noch einmal zurück.) Robert De Niro und Joe Pesci, beide schon in "GoodFellas" mit dabei, haben ihr angestammtes New Yorker Revier verlassen, um im Las Vegas der siebziger Jahre die Fäden zu ziehen; letztlich erweisen aber auch sie sich nur als Marionetten.
In fast allen Scorsese-Filmen folgt die Kamera einmal in einer sehr langen Einstellung der Hauptfigur durch ihr Terrain: Jake La Motta in "Raging Bull" durch die Boxhalle, Henry Hill in "GoodFellas" durch seinen bevorzugten Nachtclub, Newland Archer in "Zeit der Unschuld" durch die Ballsäle. In Scorseses neuem Film durchmißt die Kamera ein Spielkasino vom Tresorraum bis zur Tür - doch nicht im Rücken des Protagonisten Sam Rothstein (De Niro), sondern eines anonymen Geldboten. Rothstein, der Geschäftsführer des Kasinos, geht nicht in seiner Umgebung auf. Er ist ein Verwalter von Leidenschaften, die er selbst nicht teilt. Immer erscheint er uns als freudlos, und nachdem er die glamouröse Prostituierte Ginger (unser Szenenbild: Sharon Stone) geheiratet hat, sogar als ein Buchhalter der Gefühle.
In "GoodFellas" wirkte die Gangsterwelt auf den Zuschauer sehr anziehend und sehr abschreckend. Der Luxus, daran ließ der Film keinen Zweifel, gründet sich auf rohe Gewalt und die Macht auf Mord und Totschlag. Wer das eine haben will, muß das andere in Kauf nehmen. In "Casino" gibt es Geld und Blut im Überfluß. Die Mittel haben sich verselbständigt, und der Zweck, dem sie dienen sollten, besitzt keine Verführungskraft mehr. Denn die Figuren leben in einer eiskalten Spielhölle, in der man die Gefühle noch schneller verliert als das Vermögen. Einen goldenen Reif nach dem anderen läßt Ginger in einer Szene über ihren Arm gleiten, bis kaum noch Haut zu erkennen ist. Inmitten der kalten Pracht, das wird sie später erfahren, kann man leicht erfrieren.
Fiebrig hetzt Robert Richardsons Kamera durch die Räume und rafft gierig Eindrücke zusammen; mehrfach schraubt sie sich in die Höhe, um auf die Figuren herabzublicken. Dieser gelegentlich an Hysterie grenzende Aktionismus wirkt wie der Versuch, die dargestellte Welt künstlich zu beatmen. Das kann nicht gelingen. Einem Film, der auf einen Plot weitgehend verzichtet, der Figuren vorführt, die dem Zuschauer nie ans Herz wachsen, und in einer Welt spielt, in die man keinen Fuß setzen möchte, muß vor dem Ende seiner drei Stunden Dauer die Luft ausgehen. "Casino" ist in jedem Fall ein außergewöhnlicher und bemerkenswerter Film. Doch für Scorsese gilt eben: Gut ist bei ihm nicht gut genug. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Manchmal treten Regisseure in ihre eigenen Fußstapfen und müssen feststellen, daß sie ihnen zu groß sind. Martin Scorsese schlägt mit seinem neuen Film "Casino" (F.A.Z. vom 29. November 1995) die gleiche Richtung ein wie in "GoodFellas", seinem Meisterwerk des Gangsterfilms und einem der Höhepunkte des amerikanischen Kinos in der letzten Dekade. Weil er diesen Spuren folgt und zugleich neue Wege beschreiten will, verfehlt er den Meilenstein sehr weit, den er vor fünf Jahren gesetzt hat. (Auf die Wurzeln gerade dieses Regisseurs in der jüngeren Filmgeschichte kommen wir in der Beilage vom Wochenende noch einmal zurück.) Robert De Niro und Joe Pesci, beide schon in "GoodFellas" mit dabei, haben ihr angestammtes New Yorker Revier verlassen, um im Las Vegas der siebziger Jahre die Fäden zu ziehen; letztlich erweisen aber auch sie sich nur als Marionetten.
In fast allen Scorsese-Filmen folgt die Kamera einmal in einer sehr langen Einstellung der Hauptfigur durch ihr Terrain: Jake La Motta in "Raging Bull" durch die Boxhalle, Henry Hill in "GoodFellas" durch seinen bevorzugten Nachtclub, Newland Archer in "Zeit der Unschuld" durch die Ballsäle. In Scorseses neuem Film durchmißt die Kamera ein Spielkasino vom Tresorraum bis zur Tür - doch nicht im Rücken des Protagonisten Sam Rothstein (De Niro), sondern eines anonymen Geldboten. Rothstein, der Geschäftsführer des Kasinos, geht nicht in seiner Umgebung auf. Er ist ein Verwalter von Leidenschaften, die er selbst nicht teilt. Immer erscheint er uns als freudlos, und nachdem er die glamouröse Prostituierte Ginger (unser Szenenbild: Sharon Stone) geheiratet hat, sogar als ein Buchhalter der Gefühle.
In "GoodFellas" wirkte die Gangsterwelt auf den Zuschauer sehr anziehend und sehr abschreckend. Der Luxus, daran ließ der Film keinen Zweifel, gründet sich auf rohe Gewalt und die Macht auf Mord und Totschlag. Wer das eine haben will, muß das andere in Kauf nehmen. In "Casino" gibt es Geld und Blut im Überfluß. Die Mittel haben sich verselbständigt, und der Zweck, dem sie dienen sollten, besitzt keine Verführungskraft mehr. Denn die Figuren leben in einer eiskalten Spielhölle, in der man die Gefühle noch schneller verliert als das Vermögen. Einen goldenen Reif nach dem anderen läßt Ginger in einer Szene über ihren Arm gleiten, bis kaum noch Haut zu erkennen ist. Inmitten der kalten Pracht, das wird sie später erfahren, kann man leicht erfrieren.
Fiebrig hetzt Robert Richardsons Kamera durch die Räume und rafft gierig Eindrücke zusammen; mehrfach schraubt sie sich in die Höhe, um auf die Figuren herabzublicken. Dieser gelegentlich an Hysterie grenzende Aktionismus wirkt wie der Versuch, die dargestellte Welt künstlich zu beatmen. Das kann nicht gelingen. Einem Film, der auf einen Plot weitgehend verzichtet, der Figuren vorführt, die dem Zuschauer nie ans Herz wachsen, und in einer Welt spielt, in die man keinen Fuß setzen möchte, muß vor dem Ende seiner drei Stunden Dauer die Luft ausgehen. "Casino" ist in jedem Fall ein außergewöhnlicher und bemerkenswerter Film. Doch für Scorsese gilt eben: Gut ist bei ihm nicht gut genug. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main