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Als junges Mädchen folgte Anne Elliot dem Rat ihrer mütterlichen Freundin Lady Russel. Sie ließ die Vernunft über ihr Herz siegen und löste ihre Verlobung mit dem aufstrebenden Captain Wentworth, obwohl sie ihn liebte, und ließ ihn tief enttäuscht zurück.
Fast acht Jahre später, mit nunmehr 27, trifft sie ihn wieder, da ihre Familie aus finanzieller Not ihr Anwesen an seine Schwester vermieten muss. Er ist inzwischen ein wohlhabender und angesehener Kapitän, während sie nur noch als "alte Jungfer" zwischen ihren Schwestern herumgereicht wird.
Nun sind Vorzeichen ganz andere, er ist der
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Produktbeschreibung
Als junges Mädchen folgte Anne Elliot dem Rat ihrer mütterlichen Freundin Lady Russel. Sie ließ die Vernunft über ihr Herz siegen und löste ihre Verlobung mit dem aufstrebenden Captain Wentworth, obwohl sie ihn liebte, und ließ ihn tief enttäuscht zurück.

Fast acht Jahre später, mit nunmehr 27, trifft sie ihn wieder, da ihre Familie aus finanzieller Not ihr Anwesen an seine Schwester vermieten muss. Er ist inzwischen ein wohlhabender und angesehener Kapitän, während sie nur noch als "alte Jungfer" zwischen ihren Schwestern herumgereicht wird.

Nun sind Vorzeichen ganz andere, er ist der begehrte Junggeselle und sie eine nicht mehr ganz junge, schon leicht verblühte Frau ohne Aussichten. Doch wie sieht es mit ihren Gefühlen für einander aus? Kann er ihr die Zurückweisung verzeihen? Welchen Einfluss hat Lady Russels Rat jetzt noch auf Anne? Erst ein Unglück in Lyme Regis und eine Reise nach Bath öffnen den Beiden die Augen für ihre wahren Gefühle.
Autorenporträt
Jane Austen, geb. 1775 in Steventon (Hampshire) als Tochter eines Landpfarrers, ist die Schöpferin bedeutender klassischer Werke der englischen Literatur. Nach Meinung ihres Bruders führte sie 'ein ereignisloses Leben'. Sie starb 41-jährig, unverheiratet und kinderlos, an Tuberkulose. Ihre literarische Welt war die des englischen Landadels, deren wohl kaschierte Abgründe sie mit feiner Ironie und Satire entlarvte. Psychologisches Feingefühl und eine lebendige Sprache machen ihre scheinbar konventionellen Liebesgeschichten zu einer spannenden Lektüre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.1996

Das Herz hat seine Gründe
Falsche Verführung: Der Film nach Jane Austens "Persuasion"

Als "Jane Austens Verführung" hat der deutsche Verleih Roger Michells Verfilmung von "Persuasion" verpackt. Für die Filmindustrie ist Jane Austen zum Markenzeichen geworden wie unter ihren Kollegen sonst nur Stephen King. Der Name bürgt für die Qualität des Bewährten, wie bei Dr. Liebigs Fleischextrakt. Auch der jüngste Aufguß bietet die vertrauten Ingredienzen: Liebesleiden und Tafelfreuden, Röcke und Ränke. Diesmal ist freilich ein bitterer Beigeschmack spürbar. Die Mischung enthält einige Tropfen Melancholie. An diese düstere Note haben die Werbefachleute wohl nicht gedacht, die sich den deutschen Titel ausgedacht haben. Gerade deshalb gilt von diesem Film: Wo Jane Austen draufsteht, ist auch Jane Austen drin. Nicht aus Hollywood kommt diese Verfilmung, sondern aus England. Da sie eigentlich fürs Fernsehen gedacht war, mußte das Drehbuch (Nick Dear) nicht auf Stars zugeschnitten werden. Aus dem erfreulichen Ensemble sei nur Sophie Thompson als eingebildete Kranke herausgehoben, deren Schwester ein Star ist.

Gleichwohl ist der deutsche Titel eine Mogelpackung. "Verführung" ist eine Fehlübersetzung von schwer überbietbarer Komik. Wer ins Kino geht, um eine zarte Frau zu sehen, die in die Arme eines starken Mannes sinkt, wird enttäuscht werden. Nicht, daß eine solche Geschichte nichts mit der Handlung zu tun hätte. Aber sie hat sich abgespielt, bevor die Handlung beginnt. Acht Jahre vorher, um genau zu sein. Anne Elliot hat Kapitän Wentworth, den sie liebte, abgewiesen. Alles, was zu einer ordentlichen Liebeswerbung gehört, ist also schon passiert. Es wird im Buch und im Film vorausgesetzt und nicht erzählt. Für die Handlung bleibt nicht viel Material übrig. Das Geschehen verlagert sich ins Innere der Hauptfiguren. Als Anne und Wentworth sich wiedersehen, müssen sie einander nicht mehr kennenlernen. Sie müssen nicht gemeinsam jagen oder zusammen tanzen, um zu prüfen, ob sie ihre Bewegungen aufeinander einstellen können. Jeder möchte vom anderen wissen, ob die Liebe noch da ist. Sehen kann man sie nicht.

Jane Austens letzter Roman ist auch ihr modernster, im formalen wie im inhaltlichen Sinn. Die Ereignisse werden aus Annes Perspektive erzählt, die zur Passivität verurteilt ist. Wie das Meer niemals zur Ruhe kommt, auch wenn die Oberfläche glatt ist, so ist Annes Seele ständig in Bewegung, obwohl sie keine Regung zeigt. Das Menschenbild von "Sinn und Sinnlichkeit" kann man klassisch nennen: Nur die Gefühle sind statthaft, die vor der Vernunft bestehen können. In "Persuasion" nähert sich Jane Austen der romantischen Position an. Eine weltliche Klugheit, die das Herz zum Schweigen bringen will, erscheint als suspekt. Und sie ist am Ende machtlos, da das Herz nicht verstummt.

Wie aber will ein Regisseur diese Rede hörbar machen? Der Subjektivismus eines Erzählstils, der den inneren Monolog vorwegnimmt, und der Objektivismus des Kameraauges scheinen nicht zusammenzupassen. Roger Michell hat seinem Kameramann John Daly artistische Höchstleistungen abverlangt. Die Kamera bewegt sich fortwährend, sie holt heran, was Anne wichtig ist. Das Gesicht von Kapitän Wentworth, auf den sie nicht zugehen darf, scheint plötzlich unerträglich nah. Michell zeigt auch, daß Anne zwar nie alleine, in den Gruppen aber immer isoliert ist. Wir sehen mit ihren Augen, aber sie wird nicht gesehen. Man könnte meinen, daß Amanda Root die Leidende zu stark aufträgt. Aber ihr scheinbar übertreibendes Spiel soll die Indifferenz von Annes Mitmenschen deutlich machen, die die unmißverständlichen Zeichen ihres Unglücks ignorieren.

Beleuchtung, Farbgebung und Dekor betonen die Unterschiede der sozialen Milieus. Kalt und leer sind Kellynch Hall, der Sitz der Elliots, und die Ballräume von Bath. Warm und herzlich geht es dagegen unter der niedrigen Decke im Gutshaus der Nachbarn ohne Adel und im engen Quartier der Kameraden des Kapitäns zu.

Die Regie treibt diesen Unterschied so stark hervor, weil Anne ihn so stark empfindet. Die Handlung spielt 1814. Im Moment des Sieges der Engländer über Napoleon deutet sich ein innerer Krieg an. Die heimkehrenden Seeoffiziere stehen für ein neues England, eine Gesellschaft des Verdienstes und des Risikos. Das alte England repräsentiert Sir Walter Elliot, dessen Tochter vor dem Krieg den mittellosen Kapitän nicht heiraten durfte. Nun kehrt der Kapitän als reicher Mann zurück. Sir Walter, der an Land geblieben ist, hat sich so sehr verschuldet, daß er sein Schloß vermieten muß - an einen Admiral.

Zwei von Jane Austens Brüdern fuhren zur See; beide brachten es zum Admiral. In "Persuasion" stellt sie dar, daß die Tugenden, die die aristokratische Ordnung bewahren sollte, ihre Hüter bei den bürgerlichen Aufsteigern gefunden haben. Sie schildert eine verkehrte Welt. Sir Walter Elliot, seine älteste und seine jüngste Tochter geben vor, stets das Wohl der Familie im Auge zu haben. Die Art, wie sie Anne behandeln, verrät aber, daß jeder von ihnen nur an sich denkt. Wer zur Marine geht, verläßt seine Familie. Den eigenen Fähigkeiten traut er alles zu. Aber Kapitän Wentworth ist ein guter Kamerad, ein treuer Bruder und ein weiser Kommandeur. Er wird auch der ideale Gatte sein. An vielen Details des Benehmens zeigt Michell, daß die Individualisten die wahre Gemeinschaft bilden.

Für diese soziologische Genauigkeit hat der Film Zeit, weil er um die Liebe nicht viele Umstände machen muß. Er handelt eben nicht von den Voraussetzungen der Verführung, sondern von den Folgen der Überredung. Als Anne Kapitän Wentworth abwies, folgte sie dem Rat einer mütterlichen Freundin. Um wieder zueinander zu finden, müssen die Liebenden einen doppelten Umweg wählen. Sie können nicht über die Sache sprechen, und sie können nicht miteinander sprechen. Über Dritte führen sie eine philosophische Debatte über die Autonomie des Urteils und die Möglichkeit des Rats. Wie lassen sich vernünftige Überzeugung und gewaltsame Überredung trennen? Das theoretische Resultat ist kompliziert, denn einem Absolutismus des souveränen Willens redet Jane Austen mitnichten das Wort. Aber das praktische Ergebnis ist einfach. Glücklicherweise gehen Liebesromane und Liebesfilme gut aus. Intellektuelles Vergnügen bereiten die Komplikationen, die das Unvermeidliche hinauszögern. Jane Austen beherrschte die Kunst des Indirekten; darin liegt ihre Vornehmheit. Wie sie davon absah, den Leser zu verführen, so ist Roger Michell darauf bedacht, den Zuschauer mit seinen dezenten und eindringlichen Bildern zu überreden. Am Ende überzeugt er ihn auch. PATRICK BAHNERS

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