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Irak 1991. Die US-Marines wühlen sich durch den heißen Wüstensand - immer dem Feind entgegen. Mittendrin Sergeant Sykes (Jamie Foxx), Anführer eines Marine-Platoons und dessen Scharfschütze Swoff (Jake Gyllenhaal), soeben aus dem Ausbildungscamp entlassen. Bewaffnet mit einem Präzisionsgewehr, behangen mit einem fünfzig Kilo Rucksack, ziehen sie ins Ungewisse. Schutzlos der erbarmungslosen Hitze und den irakischen Soldaten ausgeliefert, können sie ihre Tage nur mit schwarzen Humor und einer deftigen Prise Sarkasmus ertragen. Sie kämpfen in einem Land, das sie nicht kennen, gegen einen Feind,…mehr

  • Anzahl: 2 DVDs
Produktbeschreibung
Irak 1991. Die US-Marines wühlen sich durch den heißen Wüstensand - immer dem Feind entgegen. Mittendrin Sergeant Sykes (Jamie Foxx), Anführer eines Marine-Platoons und dessen Scharfschütze Swoff (Jake Gyllenhaal), soeben aus dem Ausbildungscamp entlassen. Bewaffnet mit einem Präzisionsgewehr, behangen mit einem fünfzig Kilo Rucksack, ziehen sie ins Ungewisse. Schutzlos der erbarmungslosen Hitze und den irakischen Soldaten ausgeliefert, können sie ihre Tage nur mit schwarzen Humor und einer deftigen Prise Sarkasmus ertragen. Sie kämpfen in einem Land, das sie nicht kennen, gegen einen Feind, den sie nicht sehen, in einem Krieg, den sie nicht verstehen. Was wird der nächste Tag bringen?

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Audiokommentar mit Regisseur Sam Mendes sowie Drehbuchautor William Broyles Jr. und Autor Anthony Swofford - Swoffs Fantasien (mit optionalem Kommentar von Regisseur Sam Mendes und Cutter Walter Murch) - Interviews (mit optionalem Kommentar von Regisseur Sam Mendes und Cutter Walter Murch) - Unveröffentlichte Szenen (mit optionalem Kommentar von Regisseur Sam Mendes und Cutter Walter Murch) - Jarhead-Tagebücher (mit einer Einführung durch Regisseur Sam Mendes) - Background (mit einer Einführung durch Regisseur Sam Mendes) - Semper FI: Das Leben nach dem Korps (mit einer Einführung durch Regisseur Sam Mendes und Audio-Einführung von Autor Anthony Swofford)
Autorenporträt
Anthony Swofford erzählt in 'Jarhead' (so nennen sich die Marines selbst wegen ihrer kahl geschorenen Schädel) von seiner Zeit als Scharfschütze der US-Marines an vorderster Front 1990/91 in Saudi-Arabien, Kuwait und Irak; vom Töten, vom Sterben und von den Verheerungen, die der Krieg in den Seelen aller Beteiligten anrichtet. Ein radikales Buch, schon jetzt ein Klassiker des Genres.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.01.2006

Der Tag, als es Öl regnete
Der Vater aller Schlachten: Sam Mendes verfilmt "Jarhead", Anthony Swoffords Bestseller über den Golfkrieg

Der Krieg kann aussehen wie ein grünstichiges Computerspiel in Echtzeit, mit Joystick und klinisch präzisen Bombeneinschlägen, er kann ein blutiges Massaker sein, Mann gegen Mann, und nicht nur im Kino wirkt er auch schon mal wie ein Stück, das von Beckett oder von Camus stammen könnte und vom Krieg erzählt, ohne daß da eine Schlacht wäre. Nicht zufällig heißt ja im Englischen ein Kriegsschauplatz auch "theatre of war". Und deshalb schadet es manchmal nichts, wenn einer vom Theater kommt, um im Kino Regie zu führen, wenn er von britischen Bühnen in die kalifornische Wüste zieht und diese behandelt, als wäre sie ein Bühnenbild, welches Kuweit darstellen soll.

Sam Mendes, der 40jährige Ehemann von Kate Winslet, hat in Cambridge studiert und Shakespeare inszeniert, bevor er in Hollywood "American Beauty" drehte und ein paar Oscars mit nach Hause nahm. Er war nicht in der Royal Army, er ist gegen den Krieg im Irak und war 1991 gegen den Krieg am Golf, der den Namen "Desert Storm" erhielt und für manche heute eine verschwommenere Erinnerung ist als der Zweite Weltkrieg. Mendes hat aber, wie so viele, mit großer Begeisterung Anthony Swoffords Bestseller "Jarhead" gelesen, die klare, scharfkantige, brillante Prosa eines Soldaten, der sich nicht für Meinungen über den politischen Sinn oder Unsinn der Intervention am Golf interessiert, sondern dafür, was es heißt, als Soldat ein halbes Jahr mit Warten in der Wüste zuzubringen, ohne am Ende auch nur an einer Kampfhandlung beteiligt gewesen zu sein.

Natürlich war es nicht leicht, sagt Sam Mendes im Gespräch, "es war ein Kampf", den Film durchzusetzen, und ohne den Erfolg von "American Beauty" wäre es ihm wohl kaum gelungen. "Desert Storm" ist kein Heldenepenstoff - außer dem bildschirmfüllenden General Norman Schwarzkopf oder dem Stabschef Colin Powell wäre da nicht viel zu holen. Mendes hat auch gezögert, weil Swoffords Buch sich nicht gerade wie die Vorlage für einen Spielfilm liest und weil einem liberalen Briten, der vorher nicht wußte, daß "Jarhead" ein Slangwort für einen Marine ist, natürlich tiefes Mißtrauen entgegenschlägt. Man habe ihn einen Europäer genannt, sagt Mendes lachend: "das ist gewissermaßen die niedrigste Stufe".

Es gibt ohnehin nicht viele Bilder aus diesem merkwürdigen Krieg, dessen Sichtbarkeit sich umgekehrt proportional verhält zu seinen politischen Folgen. Edward Zwicks "Courage Under Fire" (1996) hat einen Vorfall aus dem Golfkrieg in ein Gerichtsdrama aufgelöst, David O. Russells "Three Kings" (1999) ließ seine Satire beginnen, als alles vorbei war, und im "Manchurian Kandidaten" (2004) war die Episode aus "Desert Storm" bloß eine austauschbare Kulisse für eine ganz andere Story. Man beschäftigt sich in Amerika nicht allzu gern mit dem Thema, sowenig wie mit der Operation "Desert Fox" sieben Jahre später, und die aktuelle Präsenz im Irak ist auch ein Grund, warum Hollywoodproduzenten im Nahen Osten nicht gerade eine Goldgrube wittern.

Im Grunde kann also nur verlieren, wer diesen Stoff anpackt, weil jeder Zugriff auf die Gegenwart verweisen und weil er automatisch Analogien und Parallelen freisetzen muß und am Ende in ein politisches Lager führt. Es ist daher ein schmaler Grat, auf dem "Jarhead" sich bewegt, und zudem muß Mendes auch noch zwei Stunden lang mit der Gefahr ringen, daß sich die ätzende Langeweile des Soldatenlebens auf der Leinwand reproduziert, daß die Monotonie der Verrichtungen sich in einen monotonen Film verwandelt. Der größte Feind der Truppen, die in der Wüste Kuweits warten, ist die brutale Frustration; wie in einer Endlosschleife werden sie gedrillt, müssen ausreichend Wasser trinken, schreiben Briefe und onanieren. Immer wieder. Für ein Fernsehteam, das die Stimmung der Truppe dokumentieren soll, müssen sie Gasmasken und Schutzkleidung überstreifen und ein Footballspiel simulieren, bei Temperaturen, die nicht nur in dieser Szene an eine Fata Morgana denken lassen.

"Jarhead" beginnt wie ein Kubrick-Klon, wie ein Duplikat der berühmten Szenen aus "Full Metal Jacket", und mit Recht verteidigt sich Mendes, daß Kubrick schließlich das Ausbildungslager, den bellenden, menschenverachtenden Ausbilderton und die einschlägigen Schikanen nicht erfunden habe. Und so begegnet einem Jake Gyllenhaal als Swoff wie ein jüngerer Bruder von Matthew Modine: Mit dem kahlgeschorenen Kopf, dem "Jarhead", mit dem Auftreten eines jungen Mannes, der im Gegensatz zu den meisten anderen nie ganz verbergen kann, daß er diese Welt durchschaut, deren Gesetzen er sich freiwillig unterworfen hat. Gyllenhaal kultiviert stoisch eine gewisse Ausdruckslosigkeit, die man manchmal mit einem leichten Grinsen verwechseln kann; man muß ihm aber bloß in die Augen sehen, die durch den geschorenen Schädel so überdeutlich hervortreten, um seinen Zustand zu begreifen. Er sei bei den Marines, sagt er zum Ausbilder, "weil ich auf dem Weg zum College verlorengegangen bin", und wird dafür sofort abgestraft. Er sagt in die Fernsehkamera: "Ich bin 20 Jahre alt und war dämlich genug, mich zu verpflichten." Er liest Camus' "Fremden" auf dem Klo, er wird Sniper, Scharfschütze, und seine Worte aus dem Off signalisieren, daß er zwar dazugehört, aber doch nicht ganz dabei ist.

Es ist nicht nur diese Off-Stimme, welche die Routine eines Kriegsfilms ein wenig auflockert, zu der auch gehört, daß in Uniform die unterschiedlichsten Typen aufeinanderprallen, die im zivilen Leben nie zusammenträfen. "Jarhead" bricht die Routine gerade dadurch auf, daß er sie nicht aufhören läßt, weil auf die Vorbereitung eben nicht Kampf, Bewährung, Überleben oder Tod folgen. Und dann, nach der ausgebleichten Farblosigkeit, nach dem harten, schmerzhaften Licht, ist da auf einmal doch noch eine leichte Variation. Pferde galoppieren durch die von brennenden Ölquellen erleuchtete Nacht, als hätten sie die Reiter der Apokalypse längst abgeworfen, die Soldaten taumeln fassungslos zwischen verkohlten Körpern und verbrannten Autos umher, die ein Bombenangriff auf einen Konvoi von Zivilisten hinterlassen hat, sie geraten ins "friendly fire", und man muß gesehen haben, wie sie sich ins Gesicht fassen, als sie Tropfen im Gesicht spüren, wie sie ungläubig ihre schwarzen Fingerkuppen betrachten: Es regnet Öl. Jamie Foxx als Sergeant sitzt in diesem postmodernen Hieronymus-Bosch-Szenario und brüllt: "Ist es nicht phantastisch?" - was man mit Recht für kompletten Irrsinn halten kann, aber mit demselben Recht auch für eine Reaktion, der nur die richtigen Worte fehlen.

Der Scharfschütze aber kommt schließlich doch nicht zum Schuß, der Angriff wird abgeblasen, als Swoff schon den Finger am Auslöser hat, sein Begleiter dreht durch, der Krieg ist vorbei und, wie man so sagt, gewonnen. Wie Camus' "Fremder", der niemanden getötet hat, ist Swoff durch die Wüste gegangen, und Mendes hat auch nicht versucht, den Verzicht auf Psychologie und persönliche Biographien rückgängig zu machen. Er hat die Marines auf einen Alltag reduziert, der kaum ein Jenseits kennt, er läßt sie vor der "Wand der Schande" mit den Fotos der untreuen Freundinnen stehen, er läßt betrunkene Soldaten mit Weihnachtsmannmützen und nacktem Oberkörper durch die Nacht irren, während die Explosion eines Munitionsdepots für ein groteskes Feuerwerk sorgt.

Sie haben während der Zeit des Wartens dagesessen und sich Filme angeschaut, sie haben die Soldaten auf der Leinwand wie gewaltbereite Schlachtenbummler angefeuert, wenn die berühmte Szene aus "Apocalypse Now" läuft, die "Napalm am Morgen"-Sequenz, in der amerikanische Hubschrauber zu den Klängen von Wagners "Walkürenritt" ein vietnamesisches Dorf angreifen, und sie haben sich kaputtgelacht, wenn nach den ersten Sequenzen von Michael Ciminos "Die durch die Hölle gehen" auf einmal ein Heimporno einsetzt. In den Bildern, die man sich vom Krieg macht, das erzählt "Jarhead" ganz beiläufig, steckt nicht an sich schon eine Haltung zum Krieg; was der eine abstoßend findet, geilt den anderen auf, die Schönheit kann im Schrecken liegen wie der Schrecken in der Schönheit, und wer im Kino den Krieg nachstellt, der sollte nicht so naiv sein zu glauben, daß die besten Absichten auch die gewünschten Wirkungen haben.

Deshalb ist es auch richtig, die Perspektive des Erzählers Swoff zwei Stunden lang nicht zu verlassen. Ihr entstammen am Ende auch die leisen, sonnendurchfluteten Bilder von einem, der zu Hause sitzt und nun beim Schreiben erfahren will, was dieser Krieg mit ihm gemacht hat; der den prophetischen Satz aufschreibt: "Wir sind noch immer in der Wüste"; der weiß, daß das Gewehr, das er als Scharfschütze mit sich herumgeschleppt hat, so etwas wie ein Teil seines Körpers geworden ist, und der diese Erfahrung lieber so genau wie möglich beschreibt, anstatt sie zu beurteilen. "Jarhead" ist von einer tiefen Ambivalenz, die weit über die politische Einschätzung des Golfkriegs hinausreicht, und deshalb kann Sam Mendes auch den vorwurfsvollen Satz aus einer amerikanischen Rezension, man bleibe mit einem Film voller Ambivalenz zurück, als das größte Kompliment nehmen: Daß viele die Wirkung des Films so empfinden werden, zeigt, daß er das meiste richtig gemacht hat.

PETER KÖRTE

Ab Donnerstag im Kino.

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