Jeanne Vaubernier (Maïwenn), eine ehrgeizige und gesellschaftlich aufstrebende Bürgerliche nutzt geschickt ihre betörenden Reize, um ihren bescheidenen Verhältnissen zu entkommen. Ihr Liebhaber, der wohlhabende Graf du Barry, der beträchtlich von Jeannes lukrativen Liebesabenteuern profitiert, möchte sie dem König vorstellen. Er arrangiert eine Begegnung über den einflussreichen Herzog de Richelieu (Pierre Richard). Das Treffen übersteigt seine Erwartungen bei Weitem: Zwischen Ludwig XV (Johnny Depp) und Jeanne entbrennt nicht nur eine leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick, sondern es entwickelt sich eine tiefe Zuneigung, die bis in den Tod anhalten soll. Mit der bezaubernden Kurtisane an seiner Seite findet der König die Freude am Leben wieder - so sehr, dass er ohne sie nicht mehr sein kann und beschließt, sie zu seiner offiziellen Favoritin zu ernennen. Jeanne zieht gegen alle Regeln des Anstands und der Etikette nach Versailles, wo ihre Ankunft den gesamten Hof in Aufruhr versetzt.
Bonusmaterial
Cannes-Interviews: Maïwenn und Johnny Depp Trailer WendecoverFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2023Erobern heißt, sich auszuliefern
Maïwenns widersprüchlicher Kostümfilm "Jeanne du Barry" im Kino
Wer ein Leben verfilmt, steht unweigerlich vor der schwierigen Frage: Was fügt man hinzu, was lässt man weg und wie deutet man, was man sich hier für die Kunst aneignet? Die französische Regisseurin Maïwenn war über Jahre von der Figur der Kurtisane Jeanne du Barry fasziniert, die am Hof von Ludwig XV. lebte und zur ersten Geliebten des Regenten aufstieg, obwohl sie keine gebürtige Adlige war. Dieser Aufstieg aus dem Nichts ist wohl der wichtigste Grund, warum sich Maïwenn mit dieser Frau beschäftigte. Ihrem Film stellt sie eine Szene voran, in der Jeanne als junges Mädchen auf einem Stuhl inmitten eines Feldes sitzt und von einem Maler als Motiv betrachtet wird. Zu den kurzen biographischen Eckdaten, die geliefert werden ("Jeanne war das illegitime Kind eines Mönchs und einer Köchin."), stellt die Regisseurin die Frage: Sind Mädchen, die ohne Familie, Geld und Schutz in die Welt gesetzt werden, nicht bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen?
In dieser Anfangsszene steckt die ganze Tragik der Figur, Herkunft, Kampfgeist und der Umstand, dass sie die Welt nicht erobern konnte, ohne sich immer wieder den Blicken der Männer, die sie malen, betrachten, sich mit ihr schmücken wollten, auszuliefern. Schon bald wird es die junge Frau (die Regisseurin spielt die Hauptrolle selbst) in Paris zur Kurtisane eines reichen Adligen gebracht haben, später wird er sie heiraten, ihr seinen Titel vermachen. Irgendwann will er sie bei Hof einführen, quasi dem König als Geschenk darbieten, doch Jeanne hat eigene Pläne. Sie wird sich nicht ans Protokoll halten, sich zu lange und zu verführerisch verbeugen und genau damit Ludwig XV. für sich gewinnen. Für die Rolle des Königs hat Maïwenn den Amerikaner Johnny Depp engagiert und seinen Text klugerweise auf ein Minimum reduziert, das restliche Französisch nuschelt er elegant in die Rüschen. Er macht das mit Blicken, Gesten und Slapstick in der Manier Buster Keatons wett.
Die große Liebesgeschichte, die zwischen Kurtisane und König erzählt werden soll, nimmt man eher ihr als ihm ab. Wie sowieso die stärksten Szenen des Films sich um die Titelfigur drehen. Wie die, in der Jeanne lesend in der Badewanne sitzt und von ihrem eifersüchtigen Ehemann mehrfach brutal untergetaucht, ja fast ertränkt wird. Die jähe Gewalt zeigt, wie fragil die Position der Frau war, wie ausgeliefert dem Mann, von dem sie nicht nur finanziell abhing. Den ebenso brutalen Ränkespielen am Hof ist sie noch weniger gewachsen, ohne Familienbande, ohne Verbündete; gegen die Intrigen machtlos begreift sie die Spielregeln erst langsam und wird sie dann nach und nach lustvoll brechen, neues einführen, Konventionen herausfordern.
Gerade hier bleibt der Film jedoch an der Oberfläche, verliert sich mitunter ein wenig darin, Jeanne in damals neuester Mode, gestreiften Kleidern, in der malerischen Kulisse von Versailles zu inszenieren oder sie in Hosen (unvorstellbar für eine adlige Frau) beim Ausreiten an der Seite des Königs zu zeigen. So ist "Jeanne du Barry" mehr Kostümdrama als Bio-Pic - mit Betonung auf: Kostüm. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Maïwenns widersprüchlicher Kostümfilm "Jeanne du Barry" im Kino
Wer ein Leben verfilmt, steht unweigerlich vor der schwierigen Frage: Was fügt man hinzu, was lässt man weg und wie deutet man, was man sich hier für die Kunst aneignet? Die französische Regisseurin Maïwenn war über Jahre von der Figur der Kurtisane Jeanne du Barry fasziniert, die am Hof von Ludwig XV. lebte und zur ersten Geliebten des Regenten aufstieg, obwohl sie keine gebürtige Adlige war. Dieser Aufstieg aus dem Nichts ist wohl der wichtigste Grund, warum sich Maïwenn mit dieser Frau beschäftigte. Ihrem Film stellt sie eine Szene voran, in der Jeanne als junges Mädchen auf einem Stuhl inmitten eines Feldes sitzt und von einem Maler als Motiv betrachtet wird. Zu den kurzen biographischen Eckdaten, die geliefert werden ("Jeanne war das illegitime Kind eines Mönchs und einer Köchin."), stellt die Regisseurin die Frage: Sind Mädchen, die ohne Familie, Geld und Schutz in die Welt gesetzt werden, nicht bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen?
In dieser Anfangsszene steckt die ganze Tragik der Figur, Herkunft, Kampfgeist und der Umstand, dass sie die Welt nicht erobern konnte, ohne sich immer wieder den Blicken der Männer, die sie malen, betrachten, sich mit ihr schmücken wollten, auszuliefern. Schon bald wird es die junge Frau (die Regisseurin spielt die Hauptrolle selbst) in Paris zur Kurtisane eines reichen Adligen gebracht haben, später wird er sie heiraten, ihr seinen Titel vermachen. Irgendwann will er sie bei Hof einführen, quasi dem König als Geschenk darbieten, doch Jeanne hat eigene Pläne. Sie wird sich nicht ans Protokoll halten, sich zu lange und zu verführerisch verbeugen und genau damit Ludwig XV. für sich gewinnen. Für die Rolle des Königs hat Maïwenn den Amerikaner Johnny Depp engagiert und seinen Text klugerweise auf ein Minimum reduziert, das restliche Französisch nuschelt er elegant in die Rüschen. Er macht das mit Blicken, Gesten und Slapstick in der Manier Buster Keatons wett.
Die große Liebesgeschichte, die zwischen Kurtisane und König erzählt werden soll, nimmt man eher ihr als ihm ab. Wie sowieso die stärksten Szenen des Films sich um die Titelfigur drehen. Wie die, in der Jeanne lesend in der Badewanne sitzt und von ihrem eifersüchtigen Ehemann mehrfach brutal untergetaucht, ja fast ertränkt wird. Die jähe Gewalt zeigt, wie fragil die Position der Frau war, wie ausgeliefert dem Mann, von dem sie nicht nur finanziell abhing. Den ebenso brutalen Ränkespielen am Hof ist sie noch weniger gewachsen, ohne Familienbande, ohne Verbündete; gegen die Intrigen machtlos begreift sie die Spielregeln erst langsam und wird sie dann nach und nach lustvoll brechen, neues einführen, Konventionen herausfordern.
Gerade hier bleibt der Film jedoch an der Oberfläche, verliert sich mitunter ein wenig darin, Jeanne in damals neuester Mode, gestreiften Kleidern, in der malerischen Kulisse von Versailles zu inszenieren oder sie in Hosen (unvorstellbar für eine adlige Frau) beim Ausreiten an der Seite des Königs zu zeigen. So ist "Jeanne du Barry" mehr Kostümdrama als Bio-Pic - mit Betonung auf: Kostüm. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main