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Smith (Thomas Dekker) genießt das Leben in vollen Zügen. Er ist 18 Jahre jung, sieht gut aus und mag sich in seinem Alter einfach noch nicht festlegen -weder im Bezug auf seine Sexualität noch auf sonst irgendwas. Zusammen mit seiner lesbischen Freundin Stella (Haley Bennett) genießt er das Leben als endlose Partyveranstaltung. Desweiteren gibt es in seinem studentischen Lotterleben noch die neue Eroberung London (Juno Temple) und seinen Zimmergenossen, den intellektuell etwas schlicht geratenen, aber äußerst sexy aussehende Surfer Thor (Chris Zylka). Und nicht zuletzt die penetrante…mehr

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Produktbeschreibung
Smith (Thomas Dekker) genießt das Leben in vollen Zügen. Er ist 18 Jahre jung, sieht gut aus und mag sich in seinem Alter einfach noch nicht festlegen -weder im Bezug auf seine Sexualität noch auf sonst irgendwas. Zusammen mit seiner lesbischen Freundin Stella (Haley Bennett) genießt er das Leben als endlose Partyveranstaltung. Desweiteren gibt es in seinem studentischen Lotterleben noch die neue Eroberung London (Juno Temple) und seinen Zimmergenossen, den intellektuell etwas schlicht geratenen, aber äußerst sexy aussehende Surfer Thor (Chris Zylka). Und nicht zuletzt die penetrante Ex-Freundin Stellas, die sich im wahrsten Sinne des Wortes als böse Hexe entpuppt und den guten Smith zusammen mit einer Gruppe Freaks, ausgestattet mit sonderbaren Tiermasken und mörderischen Messern, nicht nur in dessen Träumen verfolgt. Doch je abstruser sich die Ereignisse entwickeln, desto klarer wird, dass all die seltsamen Vorkommnisse in direkter Verbindung miteinander stehen und ein großes Geheimniss aus Smiths Kindheit sich nach vielen Jahren zu lüften scheint.
Filmstudent Smith genießt sein College-Leben. Er verliebt sich in Männer, hat Sex mit Frauen, geht auf Partys und hat eine beste Freundin, der er das alles erzählen kann. Doch aus dem Nichts heraus beschleichen ihn dunkle Vorahnungen: er hat wüste Träume, fühlt sich mit Menschen verbunden, die er zuvor noch nie gesehen hat, wird nach dem Genuss von Space Cookies von Gewaltvisionen verfolgt und erhält die obskure Nachricht, dass er "der auserwählte Sohn" sei. Ist das alles nur ein schlechter Trip? Oder ein Fall von "Teenage Angst"? Oder ist die Welt, auch über die Grenzen des Campusgeländes hinaus, tatsächlich kurz davor, unterzugehen?

Bonusmaterial

- Filmtipps
Autorenporträt
Thomas Dekker studierte Politik und internationale Beziehungen, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Zu seinem großen Interesse für Film und für die Mechanismen der Geheimdienste gesellt sich die Faszination an den psychischen Abgründen des Menschen. Dekker lebt in der Nähe von London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2012

Biberbraune Kissen, lavendelzarte Lippen, tintenschwarze Witze
Gregg Araki dreht Filme über Lust und Angst, so ernst wie realistisch - "Kaboom" aber, sein Meisterwerk, feiert übermütig das Phantastische

Ein Mädchen dankt einer geheimnisvollen Schönen für eine verzauberte Nacht, fein erschöpft - "I love sex as much as anyone else", sagt sie, aber wenn das mit ihnen beiden so weitergehe, dann fürchtet sie: "my kooch is gonna break" (das Wuschelwort für die gemeinte empfindliche Zone ist selten netter gehaucht worden). Anderswo entschuldigt sich ein gutaussehender, aber mieser Liebhaber bei seiner Süßen fürs mangelnde Durchhaltevermögen: "The second time", kündigt er an, werde alles viel länger gehen. Sie seufzt sarkastisch: "Oh joy!", denn es war ebenso übel wie kurz. Dann gibt sie ihm Hinweise, die er gut gebrauchen kann. Man muss halt miteinander reden.

Kommunikationswilligen, sozial relevanten und politischen (besser: politisierenden) Sex sieht man im Kino seit 1970 häufiger; das können die Profis inzwischen. Poetischer Sex dagegen ist viel schwieriger und kommt entsprechend seltener vor - ein Riesenglück also, dass der Regisseur Gregg Araki, den man seit Filmen mit wenig anschmiegsamen Titeln wie "Nowhere - Eine Reise an den Abgrund der Seele" und "Totally Fucked Up" als geschickten Abtaster existenzieller Grenznöte des Fleisches kennt, 2010 "Kaboom" gedreht hat.

Hier nämlich wird die körperliche Lust statt als soziales Problemfeld zur Abwechslung mal als gigantisches Korallenriff im Meer der Phantastik aufgefasst - und kriegt zur Belohnung ordentlich Kunst ab, vom zarten Lyrismus (Gesichter, kussnah, in Aquamarin schwimmend wie Sterne am Himmel) bis zur arkadischen Faun-und-Nymphe-Balgerei, übrigens ohne Rücksicht auf sexuelle Postleitzahlen - einmal will einer vom Helden des Ganzen wissen, ob der schwul sei; er antwortet, auch keine schlechte Metapher: "I'm, like, undeclared", also noch ohne Stempel, nicht verzollt, zu deutsch: lebendig.

"Kaboom" flattert, tanzt, blüht (und hat nicht ganz auf die DVD gepasst, die man in Deutschland kaufen kann - eine britische Edition von "Artificial Eye" bietet entfallene Szenen). Vor allem BUNT ist das Ding: Selbst der Uni-Speisesaal sieht aus, als hätten ihn drei Papageien nach einem Innenarchitekturstudium und dem Auswendiglernen des Playmobil-Katalogs mit Farbe vollgeknallt, bevor sie an einer satten Überdosis Kokain mit Smarties eingegangen sind.

Smith (Thomas Dekker braucht keinen Vornamen, wir befinden uns ja in einem Märchen, er könnte ebensogut "ein Königssohn" heißen und ist hier übrigens wirklich so was Ähnliches) wird gleich neunzehn; er ist süß wie ein Häslein und smart für drei. Einigermaßen beherrscht sehnt er sich nach seinem heterosexuellen Mitbewohner Thor (sprichwörtlich "dumm wie eine Kiste voller Steine": Chris Zylka), wird seinerseits angemessen heftig begehrt vom hübschen Oliver (Brennan Mejia) und der im erotischen Multitasking unübertrefflichen London (Juno Temple, für die Andy Warhol seine Perücke hergeschenkt hätte; was für eine schamlos coole Erscheinung).

Über Nacht, er weiß nicht, wie, findet der Arme sich in einem quecksilbrig amorphen Storyversum samt Mord, Verschwörung, Hinweiskarten aus der fünften Dimension ("You are the chosen son"), Sektenqualm und Überfallkommandos mit Tiermasken wieder (besonders putzig: der Plastiktiger mit Maulsperre). Zum Glück hat der Arme Mut, Herzensgüte, Dauergeilheit und eine allerbeste Freundin auf seiner Seite, die lesbische Kunststudentin und Hobby-Gesellschaftskritikerin Stella (Hayley Benett).

Thomas Dekker weiß, wie man ungewöhnliche Liebeslagen spielt: In der Fernsehserie "Terminator. The Sarah Connor Chronicles" gab er den Teenagermessias John Connor, dessen Herz seiner Adoptivschwester gehört, die nebenbei eine Maschine ist, der er in einer Szene, die Science-Fiction-Geschichte zu schreiben verdient hätte, das synthetische Bäuchlein liebkosen darf.

Ungewöhnliche Liebeslagen: Ist "Kaboom" ein schwuler Film? Für die erste "Queer Palm" in Cannes vor zwei Jahren hat es gereicht, Araki selbst aber nimmt die Reflexion über solcherlei Zurechnungen lässig ins Werk auf, indem er eine Szene einflicht, in der Smith Hinweise nach erhofften entsprechenden Neigungen bei Thor sucht: Klar, jener trägt Surfer-Sandalen wie jeder Bay-Area-Hetero, aber sortiert er sie nicht in der Kommode nach Farben, und gibt's was Schwuleres als diesen herzigen Ordnungssinn?

Liebe ist alles, was zwischen erhaben Übernatürlichem und fiesem Klatsch stattfindet - so kommt in "Kaboom" sowohl die Hexenliebe zu ihrem Recht, von Baudelaire bis "Buffy, the Vampire Slayer" eine pflegeleichte Chiffre für lesbisches Glück, wie das verfallsbürgerliche Klischee vom mit einer Frau verheirateten Mann, der nachmittags am Nacktbadestrand Jungs anspricht (er ist übrigens Whirlpool-Kleinunternehmer).

Arakis Handschrift, etabliert in eher naturalistisch-existenzialistischen Texturen, ist für "Kaboom" sozusagen kursiv gestellt; sich anverwandelt hat er, scheinbar ohne alle Mühe, so divergierende Erzählformen wie die John-Hughes-Jugendkomödie, das Urban-Fantasy-Genre zwischen "Charmed" und "Sabrina, the Teenage Witch", den Duktus des queeren magischen Realismus zwischen Christopher Fowler und Kathe Koja sowie das Indie-Musikvideo (seiner in früheren Filmen etablierten Vorliebe für Bands, deren Mitglieder gern umkippgefährdet über ihren Gitarren hängen, gibt er in einer kleinen Konzertszene nach, die Thomas Dekker dann mit dem überzogenen Adjektiv "epic!" resümieren darf).

Die Filmgeschichte lugt Araki ohnehin andauernd aus dem Ärmel - dazu gehören ein paar Sekunden Buñuel nicht minder als ein in sandigen Farben grobkörnig vom Computerschirm abgefilmter Schwulenporno; Kanon und Hierarchie interessieren nicht, die Archive stehen sperrangelweit offen und der Königssohn Smith studiert natürlich Film - eine Wahl, die er gelassen mit der Neugier auf eine vom Aussterben bedrohte Tierart vergleicht.

Film- und Erzähltechnik hat sich im Werkzusammenhang zu legitimieren oder gar nicht: Split-Screen-Fernsehserienoptik steht in "Kaboom" neben wie Spiegelscherben zerbrechenden Bildkompositionen; ein grün qualmender Monsterleib und billige Grusel-Kontaktlinsen neben einem keimfreien Traumkorridor.

Im phantastischen Kino, von Kubricks "2001" bis zu Peter Jacksons Mittelerde, müssen, weiß Araki, klare Konturen pulsierende Lichter oder intensive Farbfelder sowohl entgrenzend aus sich entlassen wie rationalisierend einfangen können. Bei David Lynch hat er gelernt, dass man ähnlich auch mit der Tonspur umgehen sollte: Wenn die Empfindungen, für die ein Geräusch oder eine Musik stehen, nicht mehr gebraucht werden, sollte man jene sofort kappen.

Die Parallelisierung der "Kaboom"-Ästhetik mit Lynchs Schaffen, die hin und wieder riskiert wurde, kann sich freilich nur auf Oberflächenreize stützen: Tiermasken, Schrägheiten, vorübergehende Handlungsenthaltsamkeit. Insgesamt geht sie fehl. Denn bei Lynch wird noch der hanebüchenste Schraubendreh des jeweiligen Anti-Plots am Ende in die ohne Unterlass behauptete Lynchigkeit der Welt als solcher zurückgebogen, während bei Arakis Meisterstück die allgemeine Orientierungsarmut nur Kontrastmittel ist, vor der die Tatsache umso heller erstrahlen darf, dass die Richtigen einander schon finden und dann etwas Berauschendes, Transzendentes anstellen werden.

Motive und Personen landen in gewaltfreier Folgerichtigkeit im gemeinsamen Bettchen oder kommen zumindest aufeinander zurück; niemand bleibt allein. Am Ende geht alles auf und die Welt kaputt - macht nichts, backen wir uns eben eine neue, sagt die Haltung, die der Film uns bis dahin beigebracht hat. Der rote Knopf, nun ja: Wer ihn drückt, löst zwar eine Atomkatastrophe aus. Aber ist er nicht prima bonbonrot?

DIETMAR DATH

Gregg Araki: "Kaboom"

Senator/Universum, 84 Minuten, Englisch, Deutsch, Extras: Trailer

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