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Die beiden wichtigsten Menschen im Leben des angehenden Filmemachers Tobias Hansen (Florian Lukas) sind seine Freundin Ellen (Heike Makatsch), mit der er in Berlin zusammenwohnt, und sein Bruder Markus (Jürgen Vogel), der in Hamburg lebt und Sänger einer Band ist. Seit Tobias und Ellen Markus vor etwas über einem Jahr besucht haben, stimmt etwas nicht mehr in ihrer Beziehung. Tobias hat sich nie getraut zu fragen, aber er hat den Verdacht, damals könnte etwas zwischen Ellen und Markus gelaufen sein. Nun will er die Wahrheit herausfinden. Mit einem Kamerateam begleitet er seinen Bruder und…mehr

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Produktbeschreibung
Die beiden wichtigsten Menschen im Leben des angehenden Filmemachers Tobias Hansen (Florian Lukas) sind seine Freundin Ellen (Heike Makatsch), mit der er in Berlin zusammenwohnt, und sein Bruder Markus (Jürgen Vogel), der in Hamburg lebt und Sänger einer Band ist. Seit Tobias und Ellen Markus vor etwas über einem Jahr besucht haben, stimmt etwas nicht mehr in ihrer Beziehung. Tobias hat sich nie getraut zu fragen, aber er hat den Verdacht, damals könnte etwas zwischen Ellen und Markus gelaufen sein. Nun will er die Wahrheit herausfinden. Mit einem Kamerateam begleitet er seinen Bruder und dessen HANSEN BAND auf Konzerttournee - Ellen bittet er mitzukommen. Was ursprünglich als Dokumentation über die Musik geplant ist, entwickelt sich bald zu einem Film ganz anderer Art: Es geht um Liebe, Vertrauen und Verrat. Um Ellen, Markus und Tobias. Und um die Frage: Wie gut kennt man die Menschen, die einem am nächsten stehen?

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Musikvideo(s) - Interviews - Audiokommentare - Nicht verwendete Szenen
Autorenporträt
Florian Lukas, geboren am 16. März 1973 in Ost-Berlin, fing mit 17 Jahren an, Theater zu spielen, und erhielt seine erste Filmrolle von Peter Welz für "Banale Tage" (1990), eine der letzten DEFA-Produktionen. Erstmals einem breiteren Publikum bekannt wurde er mit Til Schweigers Thriller "Der Eisbär" (1998). Für seine Rolle in Sönke Wortmanns "St. Pauli Nacht" (1999) und die Darstellung des Rico in Sebastian Schippers "Absolute Giganten" wurde Lukas mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Lukas erhielt für seine Rolle in "Good Bye, Lenin" (2003) den Deutschen Filmpreis sowie einen Bambi und war im Kino in so hochgelobten Filmen wie "Kammerflimmern" (2003), "One Day in Europe" (2004), "Keine Lieder über Liebe" (2004) und "Stellungswechsel" (2007) zu erleben. Für den Hörverlag sprach Florian Lukas in dem Jules-Verne-Hörspiel "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde", in "Herr Lehmann" von Sven Regener und "Das Spiel der Könige" (2008) mit.

Jürgen Vogel, geboren 1968, ist ein bekannter deutscher Schauspieler.

Heike Makatsch, geboren 1971, ist heute eine profilierte Kino- und Fernsehschauspielerin. Mehrfache Auszeichnungen, u. a. 2004 den Bambi (Fernsehproduktion 'Das Wunder von Lengede'), den Grimme-Preis, die Goldene Kamera und den Bayerischen Fernsehpreis. In den vergangenen Jahren hat sie journalistische Beiträge für das "jetzt"-Magazin, "Neon" und die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" verfasst. Die Autorin lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2005

Wenn drei sich streiten, filmt das der vierte
Lars Kraumes "Keine Lieder über Liebe" ist ein Experiment, wie man es im deutschen Kino viel zu selten sieht

Er sieht nicht aus wie ein sinistrer Strippenzieher und auch nicht wie ein geheimnisvoller Gruppentherapeut. Wie er da ins Café kommt und sich höflich für die Verspätung entschuldigt, wie er ruhig und klar über seine Arbeit spricht, ist er ganz einfach ein freundlicher Mann von Anfang Dreißig, der in der Welt, in welcher sein Film spielt, wohl eher wie ein Zaungast wirkte. Doch Lars Kraumes Film "Keine Lieder über Liebe" ist ein waghalsiges Experiment, wie es im deutschen Kino viel zu selten vorkommt.

Es ist ein Spielfilm über Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm, es ist eine Improvisation, bei der die Schauspieler ihre Rollen zwar weitgehend selbst entwickelt haben, die Fäden jedoch alle bei ihm, dem Regisseur, zusammenliefen. Es ist eine Liebesgeschichte, eine Dreiecksgeschichte und ein Musikfilm, für den eine fiktive Band gegründet wurde, die ganz real auf Tournee ging, mit Jürgen Vogel als Sänger und Mitgliedern der deutschen Bands Kettcar und Tomte auf der Bühne. Alles ohne Playback. Es ist ein Film, in dem sich Jürgen Vogel, Heike Makatsch und Florian Lukas ohne Drehbuch und ohne Chance zur Wiederholung von Szene zu Szene vorarbeiten, in dem sie einfach spielen, wie es ihnen der jeweils aktuelle Zustand ihrer Figur und vor allem ihre eigenen Lebenserfahrungen eingeben.

Man kann dieses Verfahren Dokufiktion nennen, aber es geht auch ganz gut ohne Label. Und wie so oft bei einem Experiment sind nicht die nackten Resultate das Wichtigste, sondern daß es einer überhaupt riskiert und was in diesem Prozeß geschieht. Es ist nicht alles perfekt - wie sollte es auch? Es gibt Längen, und daß so wahnsinnig viel geredet wird, wenn nicht gerade gesungen wird, ist sicher nicht jedermanns Sache, zumal die Gespräche wie im sogenannten wirklichen Leben oft in Sackgassen enden.

Natürlich gab es auch ein Drehbuch, für alle Fälle, aber das hat Lars Kraume kaum angerührt. Geblieben sind von diesem Buch nicht mehr als ein paar Eckdaten: Das Pärchen Tobias und Ellen (Florian Lukas und Heike Makatsch), Tobias' Bruder Markus (Jürgen Vogel), der Musiker ist und den Tobias verdächtigt, ihn vor einem Jahr mit Ellen betrogen zu haben.

Kein Drehbuch

Bis auf den Schluß hat Lars Kraume keine einzige Szene wiederholen lassen, und als er dann mit der Cutterin Barbara Gies vor einem gewaltigen Materialberg saß, war das zumindest ein schwacher Trost. Aber Kraume hat sich trennen können, er hat sich von hundertfünfzig Stunden auf knapp hundert Minuten heruntergearbeitet. Druck habe dabei niemand auf ihn ausgeübt, sagt er, beim Kleinen Fernsehspiel des ZDF hat man ihm sogar Geld gegeben, obwohl er kaum mehr als eine Skizze vorgelegt hatte, und er hat dann ziemlich schnell begriffen, daß die Wiederholung von Szenen dem Film seine brachiale Direktheit und schließlich auch seinen Rhythmus nehmen würde.

Natürlich setzt ein solches Arbeiten, bei dem alles live ist, viel Vertrauen voraus. Zwar haben sich die Schauspieler ständig mit dem Regisseur beraten, doch er allein hat gewußt, worauf er wartet, auf welches Verhalten, auf welche unwillkürlichen Reaktionen. So etwas geht mit Laiendarstellern nicht. Dazu braucht man Schauspieler wie Jürgen Vogel, Heike Makatsch und Florian Lukas, und deshalb ist es auch kein Paradox, daß erst deren Professionalität und Handwerk den erstaunlichen Realismus des Films hervorbringen.

Realismus heißt aber auch Reibungshitze. Oder massiver Widerstand. "Ich fühle mich hier total vergewaltigt", hat Florian Lukas irgendwann während der Dreharbeiten herausgebrüllt. Und für seinen One-Night-Stand in Hannover, erzählt Kraume, hatte er eine Schauspielerin verpflichtet, was Lukas erst später erfuhr, nachdem er sich vorher ordentlich ins Zeug gelegt hatte und vom Interesse der jungen Frau ziemlich geschmeichelt war.

Lars Kraume macht nicht den Eindruck, als ob ihm solche Überraschungen einen besonderen Kick verschafften. Dazu hat er mit seinen zweiunddreißig Jahren schon zu viele verschiedene Arbeitsbedingungen kennengelernt. Mehr zu wissen als die Schauspieler, manipulieren zu können, wo sie es nicht ahnten, war hier eher ein Risiko, an dem der Film ebensogut auch hätte scheitern können. Kraume klingt auch glaubwürdig, wenn er sagt: "Die Gedanken, die in ein Drehbuch fließen, sind oft viel zu klein, erst der gesamte Input der Schauspieler erweckt es zum Leben."

Keine Wiederholung

Und so ziehen die drei ohne Drehbuch durch Clubs und Hotels, während der Film, den Tobias drehen will, allmählich umkippt: Aus einer Musikerdokumentation wird die quälende Nahaufnahme einer Dreiecksbeziehung, und was dabei zum Vorschein kommt, das ist der ganz normale, zähe, entnervende und dann auch wieder bewegende Beziehungsalltag, die Mechanik von Anziehung und Abstoßung, von Versöhnung und Trennung; das sind die romantischen Vorstellungen, die mit der Realität kollidieren, der Zynismus, der nicht weit trägt, die Gefühle, die sich nur so schwer und unbeholfen ausdrücken lassen. Diese Dynamik, sagt Kraume, könne man einfach nicht vorwegnehmen, weshalb er auch das Ende schlüssig fand und zugleich überrascht war.

Doch "Keine Lieder über Liebe" hat auch noch eine andere Seite. Während sie soviel reden über Liebe, Sex und das Leben im allgemeinen und damit neben der Musik gewissermaßen einen zweiten Sound schaffen, kann man ruhig den Blick wandern lassen. Dann sieht man Deutschlandbilder. Oldenburg, Hannover, der Jadebusen bei Wilhelmshaven, Hannoversch Münden, Orte, die im Kino sonst nie auftauchen; Impressionen aus der Provinz, Hotelzimmer, schmuddelige Backstage-Räume, Kneipen, Autobahnbrücken, ein spröder, banaler Alltag. Kraume, der mal Fotograf werden wollte, hätte gerne noch mehr davon gezeigt, "weil nur wenige deutsche Filme sich solche Schauplätze suchen".

Für den Regisseur war "Keine Lieder über Liebe" auch so etwas wie ein kleines Comeback. Nach dem Krimi "Dunckel" (1998), seinem Abschlußfilm an der Berliner Filmhochschule, galt er als kommender Mann und fiel dann mit der Komödie "Viktor Vogel - Commercial Man" vor vier Jahren auf den Bauch. Achteinhalb Millionen Mark, die deutsche Filiale eines amerikanischen Großverleihs als Produzentin, das war zuviel. Mit siebenundzwanzig sei er damals zu jung und der Apparat zu groß gewesen, sagt Kraume heute, "und nach dem Flop habe ich überlegt, ob ich nicht doch lieber Architektur studieren soll".

Keine Angst vorm Risiko

Manche erholen sich nicht mehr von einer solchen Niederlage. Lars Kraume hat sie weggesteckt, und "Keine Lieder über Liebe", sagt er, habe ihm sehr geholfen, sich wieder zu stabilisieren. Gerade weil die Arbeit ein solches Risiko und weil es eine enorme logistische Leistung war, die zunächst skeptischen Profimusiker mit den Schauspielern zusammenzubringen und sie alle durch die deutsche Provinz touren zu lassen.

Lars Kraume, der voller Begeisterung von Regisseuren wie John Cassavetes und Mike Leigh spricht, von ihrer Großzügigkeit, ihrem Mut und dem rückhaltlosen Vertrauen in ihre Schauspieler, der vom "Tatort" übers TV-Movie bis zur Komödie schon einiges ausprobiert hat, glaubt nun nicht, mit der Produktionsweise von "Keine Lieder über Liebe" den goldenen Weg beim Filmemachen gefunden zu haben. Aus "Keine Lieder über Liebe" folgen keine Thesen übers Kino. Im Moment, sagt Kraume, schreibe er an einer Science-fiction-Story, "da hilft einem Improvisation nicht allzu viel".

PETER KÖRTE

Ab Donnerstag im Kino. Heike Makatschs Drehtagebuch "Keine Lieder über Liebe" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, der Soundtrack der Hansen Band aus dem Film bei Grand Hotel van Cleef/Universal.

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