"Das Dschungelbuch"Mogli, ein kleines Menschenkind irrt durch den Dschungel und entgeht nur mit knapper Not den Fängen des gefährlichen Tiger Shir Khan. Die Wölfin Rakscha nimmt sich des Jungen an und zieht ihn mit Hilfe ihrer Verbündeten in ihrem Rudel im Urwald auf. Das Wolfskind geht durch die harte Schule des Dschungels, geleitet von Bagheera dem Panther, verfolgt vom hypnotischen Blick der Riesenpython Kaa. In dieser Welt der Tiere wächst der kleine Mogli heran. Ob sie vergessen können, dass er trotz allem ein Mensch ist? Vergisst er es vielleicht sogar selbst...?Laufzeit: 68 Min."Casper und andere Zeichentrickgeschichten"Die Geisterstunde beginnt um Mitternacht. Begleiten wir Casper bei seinen nächtlichen Abenteuern. Es gibt viel Freude und Spaß in der Nacht der Geister. Dazu sehen wir noch weitere lustige Zeichentrick-Stories für Groß und Klein.Laufzeit: 70 Min."Cartoon Mania"Lustige Zeichentrick-Geschichten für Jung und Alt.Laufzeit: 83 Min.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine ZeitungFrauen am Rande des Abgrunds
Jean Seberg und die anderen: Filmische Beobachtungen bei der Viennale
WIEN, Anfang November
Wie in Trance treibt ein junges Mädchen durch das nächtliche Manhattan, mit jedem Schritt verliert es zunehmend den Boden unter den Füßen. Einige Stunden vorher mußte Jennie erfahren, daß sie HIV-positiv ist, obwohl sie nur mit einem einzigen Jungen Verkehr hatte. Ihr Leben hat noch nicht richtig begonnen, da ist sie schon vom Tode gezeichnet. Die Angst ist ausgebrochen und wächst schneller als jedes Geschwür. Die Lebenslust, die Hoffnung und der Mut werden nacheinander von ihr befallen. Am Ende der Nacht findet Jennie den Jungen, bei dem sie sich angesteckt hat, aber sie warnt weder ihn noch das Mädchen, mit dem er gerade schläft. Vielmehr ergibt sie sich selbst willenlos dem Drängen eines Bekannten. Um die anderen davon abzuhalten, sich ebenfalls ins Verderben zu stürzen, hat sie nicht mehr genug Abwehrkräfte. Ihr moralisches Immunsystem ist zerstört.
"Kids" ist einer von rund zweihundertvierzig Filmen, die im Rahmen der 33. Internationalen Filmfestwochen in diesem Oktober in Wien zu sehen waren. Ein Festival - zumal eines, das die filmischen Höhepunkte des Jahres versammelt - ist für den Berichterstatter eine recht promiskuitive Angelegenheit: Kaum ist er mit einem aufregenden Film intim geworden, geht er schon mit dem nächsten fremd. Bilder und Töne erreichen Augen und Ohren; dafür, daß einem die Filme ans Herz wachsen, reicht die Zeit fast nie. "Kids" dagegen traf ins Mark. Der Regisseur Larry Clark hat nach einem Drehbuch des neunzehnjährigen Harmony Korine das ebenso schonungslose wie zärtliche Porträt einer Generation geschaffen, die in einem vorbewußten Hedonismus befangen ist und Gefahr läuft, das Ende des Tages, in den sie unbeschwert hineinlebt, auf schnellstem Wege herbeizuführen. "Kids" ist ein Film, mit dem man keine flüchtige Affäre haben kann. Wer ihn gesehen hat, kann ihn nicht mehr vergessen.
Eine junge Frau, ungefähr doppelt so alt wie das Mädchen Jennie in "Kids", irrt orientierungslos durch das nächtliche Paris. Nathalie (verkörpert von der hervorragenden Valeria Bruni-Tedeschi) liebt Eric, der nichts mehr von ihr wissen will. "Oublie-moi", das ist der Titel dieses Films, und es ist eine Aufforderung, der zu folgen sich Liebende ganz besonders schwer tun. Die dreißigjährige Französin Noémie Lvovsky hat sich ein Allerweltsproblem vorgenommen und darüber einen Ausnahmefilm gemacht. Sie besitzt den Mut, jene Verzweiflung unglücklich Verliebter, die einem immer als unangemessen und oft grotesk erscheint, wenn man sie nicht gerade selbst durchleidet, in ihrer ganzen Tiefe auszuloten. So entsteht eine präzise Studie jener völlig irrationalen Verhaltensweisen, die wohl jeder von sich kennt, aber niemand wahrhaben will.
Nathalie trifft sich mit Eric im Restaurant; doch während er sich setzt, bleibt sie wie angewurzelt stehen und nimmt keinen Bissen zu sich. Später tritt sie die Tür zu seiner Wohnung ein; dann geht sie weg. Um sich zu betäuben, will sie mit einem Mann schlafen, der ihr nichts bedeutet; doch auf der Bettkante entbrennt nicht die Leidenschaft, sondern ein Disput über verschiedene Formen von Krebs. Weil Noémi Lvovsky den Humor sorgsam und vorsichtig aus den Situationen herauspräpariert, diskreditiert er die Gefühle nie. Die meisten der oft aberwitzigen Dialoge hat sie in ungeschnittenen Einstellungen gedreht, in denen die Kamera ebenso hin und her gerissen ist wie die Hauptfigur. Doch am Ende ruht die Kamera sehr lange auf dem Gesicht von Nathalie, die wieder dort angekommen ist, wo sie am Anfang war. Sie starrt aus dem Bild, und wir erkennen, daß sie es sehr schwer haben wird, eine Perspektive für die Zukunft zu finden.
Hätte Jean Seberg noch eine Zukunft gehabt, wenn sie nicht 1979 auf den Straßen von Paris aus dem Leben geschieden wäre? Heute wäre sie in etwa doppelt so alt wie Nathalie in "Oublie-moi". Zwei Filme, die auf der Viennale zu sehen waren, versuchen sich diesem Mythos zu nähern: "Jean Seberg - American Actress", eine eher klassische Dokumentation von Donatello und Fosco Dubini, sowie "From the Journals of Jean Seberg", eine essayistische Collage von Mark Rappaport. Die Schauspielerin war 1956 bei einer großangelegten Suche nach einer geeigneten Hauptdarstellerin für "Saint Joan" (Regie Otto Preminger) entdeckt worden, wurde jedoch erst mit "Außer Atem" als Amerikanerin in Paris ein Star. Ihre wechselhafte Karriere verlief fortan zwischen beiden Kontinenten, doch als sie in den Vereinigten Staaten wegen Unterstützung der Black Panther Party von der Polizei verfolgt wurde, zog sie sich mehr und mehr nach Europa zurück. Im Alter von einundvierzig starb sie unter nie ganz geklärten Umständen. Angeblich war es Selbstmord.
Der Film "Jean Seberg - American Actress" besticht durch den Materialreichtum und die Vielzahl der Interviews, die die Brüder Dubini geführt haben. Zugleich liegt darin seine Schwäche. Jean Sebergs früherer Agent, danach befragt, wie man mit dem politischen Engagement der Schauspielerin umgegangen sei, weiß nicht mehr zu sagen, als daß man versucht habe, es herunterzuspielen. Die entsprechende Interviewpassage dauert im Film aber bestimmt zwei Minuten. Dennoch folgt man der Spurensuche, die von den Wurzeln Jean Sebergs in Iowa bis zu ihren letzten Domizilen in Frankreich führt, über weite Strecken gern. Nur wünscht man sich, die Orte bekämen ein wenig häufiger die Gelegenheit, für sich selbst zu sprechen.
Mark Rappaport hat die Schauspielerin Mary Beth Hurt engagiert, um Jean Seberg darzustellen. Ein streitbarer Versuch, der so lange funktioniert, wie Mary Beth Hurt die Texte nüchtern vorträgt, der allerdings im Moment scheitert, als sie tatsächliche Erschütterung zu spielen versucht. In dem artifiziellen Rahmen, den Rappaport durch eingeblendete Fotos, Filmausschnitte und Dekorationen, die sich auf das Leben der Seberg beziehen, absichtsvoll schafft, kann ein solcher Gefühlsausbruch nur falsch wirken. Ein weiteres Problem des Films "From the Journals of Jean Seberg" ist die zu entschiedene Parteinahme für die Schauspielerin. So werden zum Beispiel Jane Fonda oder Vanessa Redgrave herabgesetzt, um Jean Seberg inthronisieren zu können. Diese "Jean gegen den Rest der Welt"-Politik gipfelt in einem langen Exkurs über Clint Eastwood, an dessen Seite Seberg 1969 in dem Musical "Paint Your Wagon" zu sehen war. Nach diesen - zeitweise recht geistreichen - Ausführungen wissen wir dann endlich, daß irgendwie alles mit allem zusammenhängt.
Gerade diese Zufallskonstellationen, die man um der Stringenz eines Films willen nicht überstrapazieren sollte, machen den Reichtum eines Festivals wie der Viennale aus. Soeben hat man Jean Seberg in "Lilith" gesehen, in dem sie sich wie kaum eine andere Schauspielerin von ihr seelisch entblößt hat, da hört man Jennifer Jason Leigh als Sängerin in "Georgia" (Regie Ulu Grosbard), die sich die Seele aus dem Leib schreit, wenn sie auf der Bühne steht. Vielleicht tun sich gerade an der Grenze zwischen Kunst und Leben die tiefsten Abgründe auf. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jean Seberg und die anderen: Filmische Beobachtungen bei der Viennale
WIEN, Anfang November
Wie in Trance treibt ein junges Mädchen durch das nächtliche Manhattan, mit jedem Schritt verliert es zunehmend den Boden unter den Füßen. Einige Stunden vorher mußte Jennie erfahren, daß sie HIV-positiv ist, obwohl sie nur mit einem einzigen Jungen Verkehr hatte. Ihr Leben hat noch nicht richtig begonnen, da ist sie schon vom Tode gezeichnet. Die Angst ist ausgebrochen und wächst schneller als jedes Geschwür. Die Lebenslust, die Hoffnung und der Mut werden nacheinander von ihr befallen. Am Ende der Nacht findet Jennie den Jungen, bei dem sie sich angesteckt hat, aber sie warnt weder ihn noch das Mädchen, mit dem er gerade schläft. Vielmehr ergibt sie sich selbst willenlos dem Drängen eines Bekannten. Um die anderen davon abzuhalten, sich ebenfalls ins Verderben zu stürzen, hat sie nicht mehr genug Abwehrkräfte. Ihr moralisches Immunsystem ist zerstört.
"Kids" ist einer von rund zweihundertvierzig Filmen, die im Rahmen der 33. Internationalen Filmfestwochen in diesem Oktober in Wien zu sehen waren. Ein Festival - zumal eines, das die filmischen Höhepunkte des Jahres versammelt - ist für den Berichterstatter eine recht promiskuitive Angelegenheit: Kaum ist er mit einem aufregenden Film intim geworden, geht er schon mit dem nächsten fremd. Bilder und Töne erreichen Augen und Ohren; dafür, daß einem die Filme ans Herz wachsen, reicht die Zeit fast nie. "Kids" dagegen traf ins Mark. Der Regisseur Larry Clark hat nach einem Drehbuch des neunzehnjährigen Harmony Korine das ebenso schonungslose wie zärtliche Porträt einer Generation geschaffen, die in einem vorbewußten Hedonismus befangen ist und Gefahr läuft, das Ende des Tages, in den sie unbeschwert hineinlebt, auf schnellstem Wege herbeizuführen. "Kids" ist ein Film, mit dem man keine flüchtige Affäre haben kann. Wer ihn gesehen hat, kann ihn nicht mehr vergessen.
Eine junge Frau, ungefähr doppelt so alt wie das Mädchen Jennie in "Kids", irrt orientierungslos durch das nächtliche Paris. Nathalie (verkörpert von der hervorragenden Valeria Bruni-Tedeschi) liebt Eric, der nichts mehr von ihr wissen will. "Oublie-moi", das ist der Titel dieses Films, und es ist eine Aufforderung, der zu folgen sich Liebende ganz besonders schwer tun. Die dreißigjährige Französin Noémie Lvovsky hat sich ein Allerweltsproblem vorgenommen und darüber einen Ausnahmefilm gemacht. Sie besitzt den Mut, jene Verzweiflung unglücklich Verliebter, die einem immer als unangemessen und oft grotesk erscheint, wenn man sie nicht gerade selbst durchleidet, in ihrer ganzen Tiefe auszuloten. So entsteht eine präzise Studie jener völlig irrationalen Verhaltensweisen, die wohl jeder von sich kennt, aber niemand wahrhaben will.
Nathalie trifft sich mit Eric im Restaurant; doch während er sich setzt, bleibt sie wie angewurzelt stehen und nimmt keinen Bissen zu sich. Später tritt sie die Tür zu seiner Wohnung ein; dann geht sie weg. Um sich zu betäuben, will sie mit einem Mann schlafen, der ihr nichts bedeutet; doch auf der Bettkante entbrennt nicht die Leidenschaft, sondern ein Disput über verschiedene Formen von Krebs. Weil Noémi Lvovsky den Humor sorgsam und vorsichtig aus den Situationen herauspräpariert, diskreditiert er die Gefühle nie. Die meisten der oft aberwitzigen Dialoge hat sie in ungeschnittenen Einstellungen gedreht, in denen die Kamera ebenso hin und her gerissen ist wie die Hauptfigur. Doch am Ende ruht die Kamera sehr lange auf dem Gesicht von Nathalie, die wieder dort angekommen ist, wo sie am Anfang war. Sie starrt aus dem Bild, und wir erkennen, daß sie es sehr schwer haben wird, eine Perspektive für die Zukunft zu finden.
Hätte Jean Seberg noch eine Zukunft gehabt, wenn sie nicht 1979 auf den Straßen von Paris aus dem Leben geschieden wäre? Heute wäre sie in etwa doppelt so alt wie Nathalie in "Oublie-moi". Zwei Filme, die auf der Viennale zu sehen waren, versuchen sich diesem Mythos zu nähern: "Jean Seberg - American Actress", eine eher klassische Dokumentation von Donatello und Fosco Dubini, sowie "From the Journals of Jean Seberg", eine essayistische Collage von Mark Rappaport. Die Schauspielerin war 1956 bei einer großangelegten Suche nach einer geeigneten Hauptdarstellerin für "Saint Joan" (Regie Otto Preminger) entdeckt worden, wurde jedoch erst mit "Außer Atem" als Amerikanerin in Paris ein Star. Ihre wechselhafte Karriere verlief fortan zwischen beiden Kontinenten, doch als sie in den Vereinigten Staaten wegen Unterstützung der Black Panther Party von der Polizei verfolgt wurde, zog sie sich mehr und mehr nach Europa zurück. Im Alter von einundvierzig starb sie unter nie ganz geklärten Umständen. Angeblich war es Selbstmord.
Der Film "Jean Seberg - American Actress" besticht durch den Materialreichtum und die Vielzahl der Interviews, die die Brüder Dubini geführt haben. Zugleich liegt darin seine Schwäche. Jean Sebergs früherer Agent, danach befragt, wie man mit dem politischen Engagement der Schauspielerin umgegangen sei, weiß nicht mehr zu sagen, als daß man versucht habe, es herunterzuspielen. Die entsprechende Interviewpassage dauert im Film aber bestimmt zwei Minuten. Dennoch folgt man der Spurensuche, die von den Wurzeln Jean Sebergs in Iowa bis zu ihren letzten Domizilen in Frankreich führt, über weite Strecken gern. Nur wünscht man sich, die Orte bekämen ein wenig häufiger die Gelegenheit, für sich selbst zu sprechen.
Mark Rappaport hat die Schauspielerin Mary Beth Hurt engagiert, um Jean Seberg darzustellen. Ein streitbarer Versuch, der so lange funktioniert, wie Mary Beth Hurt die Texte nüchtern vorträgt, der allerdings im Moment scheitert, als sie tatsächliche Erschütterung zu spielen versucht. In dem artifiziellen Rahmen, den Rappaport durch eingeblendete Fotos, Filmausschnitte und Dekorationen, die sich auf das Leben der Seberg beziehen, absichtsvoll schafft, kann ein solcher Gefühlsausbruch nur falsch wirken. Ein weiteres Problem des Films "From the Journals of Jean Seberg" ist die zu entschiedene Parteinahme für die Schauspielerin. So werden zum Beispiel Jane Fonda oder Vanessa Redgrave herabgesetzt, um Jean Seberg inthronisieren zu können. Diese "Jean gegen den Rest der Welt"-Politik gipfelt in einem langen Exkurs über Clint Eastwood, an dessen Seite Seberg 1969 in dem Musical "Paint Your Wagon" zu sehen war. Nach diesen - zeitweise recht geistreichen - Ausführungen wissen wir dann endlich, daß irgendwie alles mit allem zusammenhängt.
Gerade diese Zufallskonstellationen, die man um der Stringenz eines Films willen nicht überstrapazieren sollte, machen den Reichtum eines Festivals wie der Viennale aus. Soeben hat man Jean Seberg in "Lilith" gesehen, in dem sie sich wie kaum eine andere Schauspielerin von ihr seelisch entblößt hat, da hört man Jennifer Jason Leigh als Sängerin in "Georgia" (Regie Ulu Grosbard), die sich die Seele aus dem Leib schreit, wenn sie auf der Bühne steht. Vielleicht tun sich gerade an der Grenze zwischen Kunst und Leben die tiefsten Abgründe auf. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main