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Probleme beim ersten Geschlechtsverkehr führen die Kinseys zum Arzt, der ihnen erklärt, dass solche Schwierigkeiten nicht ungewöhnlich seien - nur würde darüber nicht laut geredet. Kinsey kommt ins Grübeln, bietet fortan Eheberatungskurse an und entwickelt einen dicken Interviewkatalog, um Informationen über das Beischlafverhalten der Amerikaner zu sammeln. Finanziert von der Rockefeller-Stiftung, bereist der Wissenschaftler die USA, stellt 18.000 Akten über sexuelle Verhaltensweisen zusammen, die schließlich in Buchform erscheinen.
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Produktbeschreibung
Probleme beim ersten Geschlechtsverkehr führen die Kinseys zum Arzt, der ihnen erklärt, dass solche Schwierigkeiten nicht ungewöhnlich seien - nur würde darüber nicht laut geredet. Kinsey kommt ins Grübeln, bietet fortan Eheberatungskurse an und entwickelt einen dicken Interviewkatalog, um Informationen über das Beischlafverhalten der Amerikaner zu sammeln. Finanziert von der Rockefeller-Stiftung, bereist der Wissenschaftler die USA, stellt 18.000 Akten über sexuelle Verhaltensweisen zusammen, die schließlich in Buchform erscheinen.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2005

Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Technik ist alles: Bill Condons wenig erhellender Aufklärungsfilm "Kinsey"

Alfred Kinsey war ein Mann der Aufklärung, der Großvater der sexuellen Revolution. In den Vierzigern hat er Tausende von Interviews über das Sexualverhalten der Amerikaner geführt und führen lassen und etwas Licht ins Dunkel der Schlafzimmer gebracht. Dabei kam heraus, daß Masturbation, Oralverkehr und Homosexualität weiter verbreitet waren, als ihr schlechter Leumund ahnen ließ, und folglich nicht halb so krankhaft, wie man den Leuten weismachen wollte. Die Veröffentlichung der Ergebnisse war ein Erfolg und ein Skandal und der Name Kinsey in aller Munde.

Das ist nun ein gutes halbes Jahrhundert her, und ein Film über diesen Mann könnte frech und freizügig, provokativ und pfiffig sein. Er dürfte alles mögliche sein, nur nicht ganz nett. Aber genau das ist Bill Condons "Kinsey", anfangs etwas hölzern, später fahrig und am Ende fast ein wenig ratlos angesichts all der verpaßten Möglichkeiten, dem Stoff mehr Konturen zu verleihen. Womöglich liegt das daran, daß er Kinsey selbst auf den Leim gegangen ist, dem etwas weltfremden Wissenschaftler, der jahrelang die Gallwespe studiert hatte, ehe er daranging, sich mit derselben Akribie der menschlichen Fortpflanzung zu widmen. Er war an den Techniken, nicht an den Motiven interessiert, hat all die Geschichten nur auf ihre statistische Verwertbarkeit hin aufgezeichnet.

Es ist nicht so, daß Condon für diese Diskrepanz blind wäre, aber er macht zuwenig daraus. Einmal geraten seine Mitarbeiter (Chris O'Donnell und Timothy Hutton) in einen erbitterten Streit, weil der von Kinsey durchaus geförderte Frauentausch zu Forschungszwecken eben doch nicht ohne emotionalen Reibungsverlust vonstatten geht. Aber was aus dem Konflikt wird, wie er sich löst oder was die Frauen dazu zu sagen haben, interessiert Condon sowenig wie Kinsey, und so wird die Episode nur pflichtschuldig abgehakt, als dürfe ein Bio-Pic nicht auch die Biographien anderer Leute streifen.

Szenen der Leidenschaft sieht man nur in einem Zusammenschnitt, und einmal ergeben die Köpfe der Interviewten eine Landkarte der Vereinigten Staaten - das sieht schick aus, aber so streift der Film nur, was er eigentlich vertiefen sollte. Und auch Hauptdarsteller Liam Neeson tut wenig, um uns den steifen Professor mit der Fliege näherzubringen. Er spielt Kinsey als großes Kind, das verstockt reagiert, als man ihm sein schönes neues Spielzeug wegnehmen will, und seine triefäugige Naivität hat auf Dauer etwas Ermüdendes. Die Beziehung zu seiner Frau (Laura Linney) verliert dann zwar etwas von ihrer märchenhaften Unschuld, als beide Sex mit seinem engsten Mitarbeiter (Peter Sarsgaard) haben, aber nach einer kurzen Auseinandersetzung wird das Thema auch schon wieder zu den Akten gelegt.

Condon macht seine Punkte stes nur gegen leichte Gegner wie den predigenden Vater (John Lithgow), der die verklemmte Moral jener Jahre offensiv verkörpert, aber immer, wenn es ernst wird, ist sein Film geradezu konfliktscheu. Selbst wenn Kinsey am Ende in einer beklemmenden Szene seinen Vater befragt, verharrt alles in Andeutungen. So hetzt der Film den Lebenslauf entlang, wiegelt stets ab, als habe er noch Gewichtigeres im Sinne, kommt aber nie zu dem Punkt, wo mal etwas wirklich schwerer wiegen würde. Am Ende fährt dann endlich mal die Kamera auf eine Frau (Lynn Redgrave) zu, die Kinsey ihre Geschichte erzählt, und man begreift, was man die ganze Zeit vermißt hat: ein echtes Interesse für jenen Stoff, aus dem die feuchten Träume sind. Was das angeht, ist "Kinsey" geradezu verklemmt. Und um die Sache vollends ins Possierliche zu verlegen, sieht man unterm Abspann kopulierende Tiere.

MICHAEL ALTHEN

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