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Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Und nicht nur das - der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc (Daniel Craig)! Der lässig-elegante Kommissar beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und…mehr

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Produktbeschreibung
Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Und nicht nur das - der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc (Daniel Craig)! Der lässig-elegante Kommissar beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen.

Bonusmaterial

Audiokommentar Featurettes
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2019

Mörderische Messerwisserei

Lügen zum Frühstück: Der Kinothriller "Knives Out" metzelt die Leinwand wunderschön klein.

Wenn man nach der Vorlage des Detektivbrettspiels "Cluedo" ein Haus bauen müsste, dann würde wohl jenes herauskommen, über das zu Beginn von "Knives Out" die Nebelschwaden ziehen: eine große dunkle Villa mit spitzen Erkern, Türmchen und Fenstervorsprüngen, wie Agatha Christie sie gern in ihren Kriminalromanen in die englische Landschaft gestellt hat, um sie mit einigen exzentrischen reichen Bewohnern zu bevölkern, von denen einer schon bald das Leben lassen muss, woraufhin ein nicht minder exzentrischer Detektiv im Kreis der Verdächtigen zu ermitteln beginnt. Der Beginn von "Knives Out" spielt mit all diesen Klischees.

Eine Haushälterin drapiert Frühstücksteller und einen Kaffeebecher auf ein Tablett und arbeitet sich damit über drei Stockwerke zum Dachboden der großen dunklen Villa hinauf. In den Zimmern, die sie durchquert, hat jemand mit viel Geld Besitztümer angehäuft. Da sind Porzellanvasen, Masken, Marionettenpuppen, samtbezogene Sessel, dunkle Tische, Globen und bis zum Dachboden immer wieder Bücher. Als die Bedienstete die Tür zum Giebelzimmer aufstößt, findet sie den Besitzer all der kleinen Schätze, den Krimi-Schriftsteller Harlan Thrombey (Christopher Plummer), mit durchtrennter Kehle auf einer Chaiselongue. Entgegen allen Krimiklischees schreit sie nun nicht hysterisch auf, sondern lässt für einen Sekundenbruchteil das Tablett gleiten, fängt es und sich jedoch genauso schnell wieder. Nur der Kaffee schwappt über, und kurz erhascht man nochmal einen Blick auf den Becher, der "Mein Haus, meine Regeln, mein Kaffee" verkündet.

Auf all diese Details schaut man so genau, weil der größte Spaß beim Kriminalfilm natürlich die eigene Ermittlung ist und man sich mehr noch als in anderen Filmen fragt: Was ist hier geschehen, und wer ist der Mörder? Dieses unter dem Namen "Whodunit" bekannte Genre hat seit Jahren niemand mehr gern angefasst. Dann kam Rian Johnson. Der amerikanische Regisseur ist dafür bekannt, dass er sich gern ein Filmgenre vornimmt, um es genau zu analysieren, es dann umzukrempeln und mit den Nähten nach außen zu tragen, nur damit man feststellt, dass man diesen alten Mantel schon immer so herum hätte tragen sollen. In seinem Debütfilm "Brick" (2005) verlegte Johnson eine klassische Film-Noir-Handlung an eine amerikanische Highschool, in "Looper" (2012) verwickelte er Mafiakiller in Zeitreisen und in "Die letzten Jedi" (2017) zeigte er, dass man aus dem Star-Wars-Universum noch so einiges herausholen kann, wenn man die Figuren ernst nimmt und ihre immer nur angedeuteten Charaktere einmal konsequent zu Ende denkt. Johnsons Filme muss man also immer etwas aufmerksamer und mit offenerem Geist schauen, denn sonst tappt man in die eigenen Vorurteilsfallen.

Dass die Mörderjagd in "Knives Out" so unterhaltsam ausfällt und man sämtliche Haken glaubt, die die Handlung hier wie ein Hase auf der Flucht schlägt, liegt zu guten Teilen an den Schauspielern, die hier gegen- und miteinander Katz und Maus spielen. Da wären neben Christopher Plummer als exzentrischer Erfolgsautor Thrombey, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson, Chris Evans und Toni Collette, die dessen Familienangehörige spielen. Thrombey hat sie am Abend vor seinem Ableben noch einmal zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. So richtig leiden kann er keinen von ihnen, doch das vertraut er nur seiner Pflegerin Marta (Ana de Armas) an. Die junge Frau verbindet mit dem Schriftsteller fast schon eine Freundschaft, hat sie doch ein paar Tugenden, die Thrombey in all seinen Kindern und Enkeln vermisst: Sie ist ehrlich, klug, und arbeitet hart. Wohingegen es sich all seine Nachfahren gemütlich gemacht haben und aufs Erbe warten. An Mordverdächtigen mangelt es also nicht.

Zwei Polizisten und ein Privatermittler (Daniel Craig mit Einstecktuch und Colonel-Sanders-Akzent) laden jeden zum Gespräch in den Salon. Während sie versuchen, sich an die Vorfälle des Geburtstagsabends zu erinnern, zeigen Rückblenden, was geschah. Doch trauen darf man dem nun Gezeigten ebenso wenig wie dem Gesprochenen, denn die Rückblenden widersprechen einander.

Die Kamera von Steve Yedlin, mit dem Johnson für jeden seiner Filme zusammenarbeitet, lenkt dabei den Blick auf Hände, Gestik und Körperhaltung. Yedlin nutzt dafür ein ungewöhnliches Bildformat. Wenn man in der sogenannten "amerikanischen" Einstellung klassischerweise eine Figur vom Scheitel bis zur Hüfte zeigt, um so sowohl ihr Gesicht als auch ihre Handlung, etwa das Ziehen eines Colts beim Duell, einzufangen, so hat Yedlin dieses Format in gleichen Größenverhältnissen nach unten geschoben. Die Köpfe der Sprechenden werden stark angeschnitten, zum Teil sind sie überhaupt nicht zu sehen. Nicht was gesagt wird, ist wichtig, sondern anhand der Körpersprache zu erkennen, ob es die Wahrheit ist.

So auf den Kopf gestellt ist nicht nur das klassische amerikanische Bildformat, auch die Gesellschaft passt nicht mehr in den Rahmen. Die auf dem Anwesen versammelte Großfamilie deckt alle Bereiche der amerikanischen Mittelklasse vom rechten Spektrum des Incel-Enkels bis zur linksgrünen Hippie-Businessfrau ab. Bei Champagner diskutieren sie in der Behaglichkeit des vom Vater erarbeiteten Hauses Politik und Einwanderungsgesetze. Doch selbst die politisch korrekteste Nichte weiß nicht einmal, aus welchem lateinamerikanischen Land Martas Familie stammt. Später wird keiner der Hinterbliebenen davor zurückschrecken, der jungen Frau vorzuhalten, dass ihre Mutter illegal eingewandert ist.

Elegant fließt in Johnsons Drehbuch Politik in die Krimihandlung, ohne dabei Witz oder Spannung zu kurz kommen zu lassen. Wie er Krimikonventionen aufbricht, zeigt sich etwa an der Idee, Marta innerhalb der ersten halben Stunde von einer Rand- zur Hauptfigur des Films zu machen. Die junge Kubanerin Ana de Armas beweist in der Rolle einmal mehr, warum sie gerade als neuer Schauspielgeheimtipp in Hollywood gehandelt wird. Sie drehte mit Oliver Assayas "Wasp Network", ist demnächst im neuen Bond-Film zu sehen und erhielt für "Knives Out" zu Recht eine Golden-Globe-Nominierung. Armas schafft es mit Leichtigkeit, sowohl mit Plummer als auch mit Jamie Lee Curtis mitzuhalten, die allein durch das Heben einer Augenbraue mehr sagen kann als zehn Zeilen Skript. Die Figur der Marta ist die komplexeste im Film. Während sich von den Familienangehörigen in Schichten die Lebenslügen ablösen, muss die Pflegerin die größte persönliche Wandlung durchmachen und dafür sorgen, dass man emotional bei ihr bleibt, selbst wenn es so aussieht, als habe sie sich längst in all den Stricken, die mit Macht, Geld und Mord einhergehen, verfangen. Sie ist der Grund, dass man bis zum Ende den Atem anhält, wenn Johnson die letzte Überraschung gezündet hat und alle noch einmal auf die alte Villa schauen, die, nachdem auch die letzte Lüge ausgeräumt ist, etwas weniger düster im Morgenlicht erstrahlt.

MARIA WIESNER

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