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Rettungsdienste sind eine blutige Branche. Dazu kommt noch der gnadenlose Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern. Da werden Patienten geklaut, Blutbankchefs zur Ader gelassen und Rettungsfahrer kunstvoll eliminiert. Der einzige, den das kaum interessiert, ist Ex-Detektiv Brenner. Der ist froh, endlich einen sinnvollen Job als Rettungsfahrer gefunden zu haben und will von alldem so wenig wie möglich wissen. Nicht-Wissen-Wollen ist eben die bewährte Brenner-Methode. Und letztlich verwickelt er nicht nur sich, sondern auch noch seine Jugendfreundin Klara in den Fall. Jene Klara, von der er damals…mehr

Produktbeschreibung
Rettungsdienste sind eine blutige Branche. Dazu kommt noch der gnadenlose Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern. Da werden Patienten geklaut, Blutbankchefs zur Ader gelassen und Rettungsfahrer kunstvoll eliminiert. Der einzige, den das kaum interessiert, ist Ex-Detektiv Brenner. Der ist froh, endlich einen sinnvollen Job als Rettungsfahrer gefunden zu haben und will von alldem so wenig wie möglich wissen. Nicht-Wissen-Wollen ist eben die bewährte Brenner-Methode. Und letztlich verwickelt er nicht nur sich, sondern auch noch seine Jugendfreundin Klara in den Fall. Jene Klara, von der er damals im Gymnasium nichts mehr wissen wollte.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Film in österreichischem Dialekt - Einschlägiges - Interviews - TV-Berichte (Schmerzgrenze - Gesunde Einstellung - Brenner im Bild - Neue Figur - Wiederholungstäter) - Drehbuch
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2001

Letzte Aufrechte in einer korrupten Welt
Erinnerung und Imagination: Momentaufnahmen vom Saarbrücker Filmwettbewerb um den Max-Ophüls-Preis

Der letzte Winter der Kindheit, der erste des Erwachsenwerdens: Für Hannah steigern sich pubertäre Krisen durch den politischen Druck, der schließlich die Emigration ihrer Familie nach dem gewaltsamen Ende des Prager Frühlings erzwingt. Gerade noch ist sie gemeinsam mit dem Großvater, einem intellektuellen Kaninchenzüchter und gewitzten Überlebenskünstler, durch verschneite heimatliche Hügel gestapft, da muß sie sich von diesem Beistand ihrer frühen Jahre trennen, vielleicht auf Nimmerwiedersehen.

In Iva Svarcovás autobiographisch getöntem Film "Als Großvater Rita Hayworth liebte", einem Glanzstück des diesjährigen Saarbrücker Wettbewerbs um den Max-Ophüls-Preis, beginnt die ersehnte westliche Freiheit mit beklemmender Enge im überfüllten deutschen Notaufnahmelager, aus dem Hannah und ihre Schwester am liebsten zurück nach Hause liefen. Doch beim behördlichen Gesinnungstest findet Hannah, erfüllt von Großvaters Geschichten, lösende Worte, die das Asyl der Familie sichern.

Die Regisseurin, die selbst als kleines Mädchen mit ihren Eltern aus der Tschechoslowakei floh, setzt, begabt für vielsagende Details, Emigrantenerfahrungen aus ungewöhnlicher Perspektive ins Bild: Aus der Sicht zweier Kinder wechseln bizarre Erlebnisse der Fremdheit und des Fußfassens im Wirtschaftswunderland. Erinnerung und Imagination schärfen sich wechselseitig in diesem Film, der den mit 5000 Mark verbundenen Förderpreis erhielt. Iva Svarcová gelingt ein Kinodebüt, das prägnant und präzise einen generationsspezifischen Blick verrät.

Überhaupt wächst der Reiz eines Nachwuchsfestivals mit der Chance, unverwechselbaren Blickweisen einer frischen Generation zu begegnen. Beim Max-Ophüls-Preis, der unter Leitung von Christel Drawer eine Bestandsaufnahme junger deutschsprachiger Talente anstrebt, glückte dies in neunzehn Wettbewerbsbeiträgen wie in einschlägigen Nebenreihen diesmal nur in wenigen Fällen.

So fiel Stefan Jägers springlebendiges Generationsporträt "birthday" auf, das den vom ZDF und vom Saarländischen Rundfunk gemeinsam vergebenen, mit 25 000 Mark dotierten Drehbuchpreis gewann. Im Wechselspiel von festgelegten Handlungsstationen und Improvisationsmomenten, genauer Choreographie und flexiblen langen Einstellungen überwindet der Schweizer Autor und Regisseur jedes abgekartete Kreiseln in Beziehungskrisen. Explosiv verschiedenartige Dreißigjährige läßt er sich treffen, trennen und wieder treffen: Im spannungsgeladenen Rahmen einer Grenzsituation auf Leben und Tod profilieren sich individuell zwei Männer, zwei Frauen, vier Existenzentwürfe.

So unspektakuläre wie unvorhersehbare Alltagsperspektiven eröffnet Tomasz Thomson: Sein Film "Stiller Sturm" durchleuchtet mit spröder Farb- und Lichtdramaturgie die Einsamkeit einer jungen Frau am Rande der Fun-Gesellschaft. Der Regisseur Hans Weingartner kombiniert nach Neurochirurgie- und Filmstudium seine Interessen für Hirnforschung und visuelle Experimente in "Das weiße Rauschen" und erhielt dafür den mit 30 000 Mark dotierten Hauptpreis des Festivals: Weniger analytisch als mitgerissen begleitet eine wendige Kamera einen jungen Schizophrenen bei einer zweifachen Reise, nach Spanien und ins Innere seiner Halluzinationen.

Solchen Wagstücken steht der fatale Trend zum potenzierten Genrekino gegenüber. Manchmal meidet es jedes Risiko und büßt dabei jedes Überraschungsmoment ein. So hat beispielsweise in "Freunde" Martin Eigler eine Cop- und Gangsterstory um alte Sympathie, Drogen, Verrat und Liebesrivalität ausgefeilt und verfugt bis zur perfekten Stereotypie. Mehr riskiert Tim Trageser in "Clowns", wenn er Krimiversatzstücke mit einer Kette ungewöhnlicher Begegnungen und gewöhnlicher Pannen aufrauht. M. X. Oberg siedelt seine schwarze Komödie "Ein todsicheres Geschäft" in einem verschlafenen walisischen Badeort an, um sich zumindest über den Schauplatz englischem Humor anzunähern. Doch die aberwitzige Paradoxie, daß die Umsätze eines Bestattungsunternehmers nur vom Sterben belebt werden, läuft sich bald tot in Mordmaschinerie und makaberer Leichenfledderei. Ein Tiefpunkt des Festivalprogramms war Mathieu Seilers "Orgienhaus", ein Werk, das so sadistisch wie dilettantisch die mörderische Gier nach kleinen Mädchen feiert, indem es ein adrettes Schweizer Dorf mit Rotkäppchen-Requisiten und Blutlachen überzieht.

Eine Kategorie für sich war diesmal das österreichische Kino: nicht makellos, doch mit interessanten Kombinationen von Wirklichkeits- und Möglichkeitssinn. Im Eröffnungsfilm, Wolfgang Murnbergers Kriminalkomödie "Komm, süßer Tod" nach dem gleichnamigem Roman von Wolf Haas, steht der Ex-Detektiv Brenner im Konkurrenzkampf zweier skrupelloser Rettungsdienste schließlich in Wien auf ähnlich verlorenem Posten wie einst Chandlers Phil Marlowe in Los Angeles. Trotz unnötig grobschlächtiger Details sind die schlimmstmöglichen Wendungen in dieser Groteske geeignet, einen schnoddrigen modernen Helden zu kreieren: den sichtlich verwundeten letzten Aufrechten in einer korrupten Welt. Der lakonische Kabarettist Josef Hader, der hier die Hauptrolle spielt, ist auch in den zwei weiteren österreichischen Produktionen mit Understatement ganz in seinem Element. Der Wiener Regisseur Florian Flicker, der 1998 mit dem Road-Movie "Suzie Washington" neorealistisch offen Erfahrungen der Fremdheit auf heimatlichem Terrain sammelte, konzentriert sich diesmal mit Cinemascope-Blick auf einen abgründigen Fleck: Sein Film "Der Überfall", der den mit 10 000 Mark verbundenen Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten erhielt, ist ein irrwitziges Kammerspiel. Die Zwangsgemeinschaft, die da durch fatale Umstände bei einem Raubüberfall Täter und Opfer verbindet, fördert komisch ambivalente Spontanreaktionen zutage, die eine lange Vorgeschichte verraten.

Leopold Lummerstorfers "Gelbe Kirschen" führt ins unwirtliche Wien kühler Zweckarchitektur jenseits von Sehenswürdigkeiten. Dort begreift ein junger ländlicher Fremdenpolizist erst spät den Konflikt zwischen Pflicht und Neigung, in dem er steckt: Die Schöne, die er liebt, müßte er eigentlich kontrollieren und ausweisen. Denn ihr Herkunftsort liegt zwar in der Nähe des seinen, ist aber tschechisch, so daß sie ohne Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung jobbt und studiert. Oft visuell argumentierend, hält Lummerstorfer den Witz und die Tragik der Konstellation in der Balance bis zum überraschenden Schluß.

Das reifste Debüt des Saarbrücker Wettbewerbs, das schon andernorts auffiel (F.A.Z vom 5. Juli 2000), erhielt keinen Preis: Achim von Borries' "England!". Ein seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl verstrahlter junger Mann flieht da vor dem Tod ins Leben westwärts. Erst einmal bleibt er in der Berliner Russen-Szene hängen, in der er immerhin Arbeit und Liebe unter beklemmenden Verhältnissen findet. Was die Worte verschweigen, macht der Regisseur sichtbar: Aller Misere zum Trotz wird dieser Lebenslauf weniger von den Umständen als von den Hoffnungen gelenkt. Zwar gelangt der Reisende nicht ans Ziel seiner Wünsche. Aber er gewinnt einen Freund, der ihn bis zum Meer auf seinem letzten Wegstück begleitet.

Achim von Borries gelingt hier Erstaunliches: Vom Report dringt er zur Parabel vor, vom Milieu zu Visionen. "England!", in Koproduktion mit dem ZDF entstanden, kommt jedenfalls ins Fernsehen. Vorher aber sollte es das Sehnsuchtsziel aller Jungfilmer erreichen, das reguläre Kino.

EVA-MARIA LENZ

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