Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 1,00 €
  • DVD

Sie haben den undankbarsten Job der Welt - das bekommt eine chaotische Truppe von Kontrolleuren der Budapester U-Bahn täglich zu spüren. Von ihren Chefs beschimpft, von den Schwarzfahrern verhöhnt und von rabiaten Fahrgästen angepöbelt, versehen sie mehr schlecht als recht ihren Dienst im Labyrinth der unterirdischen Schächte. Als ein unheimlicher Maskierter anfängt, Fahrgäste scheinbar wahllos vor die einfahrenden Züge zu stoßen, wird klar, dass ihr Arbeitsplatz zudem verdammt nahe an der Hölle liegt....
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew -
…mehr

  • Anzahl: 2 DVDs
Produktbeschreibung
Sie haben den undankbarsten Job der Welt - das bekommt eine chaotische Truppe von Kontrolleuren der Budapester U-Bahn täglich zu spüren. Von ihren Chefs beschimpft, von den Schwarzfahrern verhöhnt und von rabiaten Fahrgästen angepöbelt, versehen sie mehr schlecht als recht ihren Dienst im Labyrinth der unterirdischen Schächte. Als ein unheimlicher Maskierter anfängt, Fahrgäste scheinbar wahllos vor die einfahrenden Züge zu stoßen, wird klar, dass ihr Arbeitsplatz zudem verdammt nahe an der Hölle liegt....

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Behind the Scenes - Deleted Scenes - alternatives Ende - Filmografien
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2005

Heute abend, Station fünf
Im Tunnel der Metro gibt es keine Ausweichstelle: Nimród Antals Kinodebüt "Kontroll"

"Wie kommt man hier heraus?" fragt der junge Kontrolleur Bulcsú den alten U-Bahn-Fahrer Béla und erhält die sibyllinische Antwort: "Es gibt viele Wege." Bulcsú hat Grund, diese bei seiner Tätigkeit mehr als seltsame Frage zu stellen, verbringt er doch nicht nur die Dienststunden auf den Stationen, sondern heimlich auch die gesamte freie Zeit. Seine frühere, offenbar anspruchsvolle Arbeit hat er hingeschmissen. Eines Tages habe ihn der tägliche Zwang, beweisen zu müssen, daß er der Beste ist, nur noch geängstigt. Aber auch einige andere scheinen schon auf anspruchsvollere Art ihr Geld verdient zu haben. Daß sie arbeitslos geworden sein könnten, kommt im Konzept des 1973 in Los Angeles geborenen, seit den neunziger Jahren im Herkunftsland der Eltern ansässigen Regisseurs nicht vor.

Bei der Metro (nicht der alten von 1896, sondern der neuen, aus Rußland importierten) ist das Leben aber nicht leichter. Schwarzfahrer leisten Widerstand, Selbstmörder stören den Betrieb, und außerdem werden nach Dienstschluß gefährliche Wettkämpfe zwischen den in Gruppen eingeteilten Kontrolleuren ausgetragen. "Heute abend, Station fünf", verabredet sich der sympathisch wirkende Bulcsú, ein Mann von Anfang Dreißig (Sándor Csányi), mit einem überlegen auftretenden Herausforderer. Und das heißt: Gegen Mitternacht werden er und der andere in der Station fünf hinter dem letzten Zug aufs Gleis springen und müssen den nächsten Bahnhof erreichen, bevor der nachfolgende, leere Zug, der ohne Halt ins Depot fährt, sie eingeholt hat. Im Tunnel gibt es keine Ausweichstelle.

"Wie kommt man hier heraus?" mag sich auch der Zuschauer fragen, der die Hälfte der Filmzeit schon abgesessen hat, bis diese Frage gestellt wird, und er ahnt, daß dieser groteske, mit Musik und Lichteffekten, sentimentalen und blutigen Szenen vollgestopfte Film keineswegs nur die Folklore der Metro wirkungsvoll beschreibt, sondern auf ein existentielles Problem hinauswill. Der Absolvent der Budapester Theater- und Filmhochschule inszeniert erst einmal mit dramaturgisch fast gleichwertigen Personen eine spannende Szenenfolge. Eine Galerie Erniedrigter und Beleidigter, denen Zuhälter, neureiche Egomanen, gewitzte junge Nichtstuer und brutale Skinheads hart zusetzen, zieht den Betrachter in ihren Bann. Wenn dann der Chef die Männer und Frauen nach allen Richtungen ausschwärmen läßt, um nicht nur die Schwarzfahrer zu stellen, sondern den vermuteten Unbekannten zu fassen, der angeblich Passagiere vor die Züge stößt und damit dem Image der Verkehrsbetriebe schadet, kommt sogar eine an Fritz Langs "M" erinnernde Stimmung auf, die aber rasch dem psychopathologischen Verdacht weicht. Könnte der schemenhaft im Bild auftauchende Fremde unter der Kapuze am Ende die bloße Einbildung des womöglich unter Schizophrenie leidenden Bulcsú sein? Aus der Groteske wird ein Psychothriller, mit freundlichem Ausgang: Eine mit einem Engelsgewand bekleidete junge, alles verstehende Frau führt den Verwirrten am Schluß, wenn er den Wettlauf mit dem eingebildeten Verfolger gewonnen hat, an der Hand zur Rolltreppe.

"Kontroll", so der vom Verleih übernommene Originaltitel, hat in Cannes (Prix de la Jeunesse), Budapest und zuletzt in Cottbus (Preis der Filmkritiker) ehrenwerte Auszeichnungen und Preise erhalten. Es fällt schwer, sich der Sogwirkung dieses Debüts zu entziehen. Dazu tragen neben der Licht- und Tongestaltung, der Musik und der Kamera von Gyula Pados vor allem die vom Theater und in einer reichen (in Deutschland viel zuwenig bekannten) Filmtradition geschulten Darsteller bei. Zoltán Mucsi als "Professor", Péter Scherer als Chef und Lajos Kovács als gemütvoller U-Bahn-Fahrer seien stellvertretend für alle genannt. Und doch interessiert sich der Autor und Regisseur zu wenig für seine Figuren. Ihre Geschichten werden nur knapp oder gar nicht angedeutet, ihre Probleme mit Lust überspielt. Aus Wirklichkeit erschafft Antal einen Wachtraum - und für Träume war das Kino seit je dankbar.

HANS-JÖRG ROTHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr