In der Oper "Krieg und Frieden" unternahm Prokofjew den Versuch, in der Zeit des Zweiten Weltkriegs bzw. des Großen Vaterländischen Kriegs 1941-45 dessen wichtigste historische Parallele im Kunstwerk zu gestalten. Für sein Monumental-Epos verlangt der Komponist die rekordverdächtige Anzahl von über sechzig Bühnenakteuren. Es handelt sich um das ambitionierte Experiment einer episodischen Tolstoi-Adaption, die selbst aus elementarer Betroffenheit erwuchs, eben der des Kriegsausbruchs anno 1941 (aus russischer Sicht). Im Rahmen seiner Petersburger "Krieg und Frieden"-Produktion des Jahres 1991, die auch in der Opéra Bastille Paris und am Royal Opera House Covent Garden London gezeigt wurde, setzt Graham Vick auf die Wirkung stilisierter Bühnenräume, die den jeweiligen Schauplatz der Handlung nur andeuten. Große Suggestivkraft entwickelt eine ausgeklügelte Lichtregie, das Spiel mit schmucklosen, aber sehr variablen Wand- und Bodenelementen. Im Ganzen hat der britische Regisseur eine für die traditionelle Bühnenästhetik des Mariinski-Theaters ungewöhnlich innovative Inszenierung zur Diskussion gestellt. Dass sie einen wertvollen Impuls für die Rezeptionsgeschichte von "Krieg und Frieden" darstellt, steht außer Frage.