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Der Türke Gabriel, der Serbe Bobby und der Grieche Costa sind seit ihrer Kindheit unzertrennliche Freunde und bildeten eine Jugend-Gang. Eines Tages wird Gabriel verhaftet. Als er aus dem Gefängnis kommt, nimmt er einen Job als Taxifahrer an, während Bobby und Costa immer tiefer in den Strudel der Kriminalität gezogen werden. Bei einem Waffendeal für den albanischen Mafia-Paten Muhamer wird Bobby getötet. Costa ist fest entschlossen, seinen Freund zu rächen. Davon kann ihn auch der besonnene Gabriel nicht abhalten...
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Produktbeschreibung
Der Türke Gabriel, der Serbe Bobby und der Grieche Costa sind seit ihrer Kindheit unzertrennliche Freunde und bildeten eine Jugend-Gang. Eines Tages wird Gabriel verhaftet. Als er aus dem Gefängnis kommt, nimmt er einen Job als Taxifahrer an, während Bobby und Costa immer tiefer in den Strudel der Kriminalität gezogen werden. Bei einem Waffendeal für den albanischen Mafia-Paten Muhamer wird Bobby getötet. Costa ist fest entschlossen, seinen Freund zu rächen. Davon kann ihn auch der besonnene Gabriel nicht abhalten...

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews - Starinformationen - Web-Link - Audiokommentar
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.1998

Wenn der Verstand in die Knie geht
Not lehrt beten: Fatih Akins Kinodebüt "Kurz und schmerzlos"

Als ihm das Blut von der Lippe tropft, kann der breitschultrige Gabriel nicht mehr an sich halten. Im düsteren Hof des Hamburger Kiezes schlägt er zum ersten Mal wieder zu. Als er sein Mütchen an dem Herausforderer gekühlt hat, scheinen sich vor Gabriels Augen die Mauern zu drehen. Der Bursche - und mit ihm die Kamera - erblickt das schmale Stück Himmel über ihm und weiß sich aufs neue in der engen Welt der Kriminalität gefangen, mit der er nach der Entlassung aus dem Gefängnis nichts mehr zu tun haben wollte.

Dabei fing das Leben in der Freiheit gut an. Die Hochzeit seines Bruders, der ihm einen Platz im Taxigeschäft anbot, tauchte die Gegenwart in festliche, helle Farben, hinter denen die zwielichtige Vergangenheit verschwand. Aber da sind auch Bobby, der lebenslustige Serbe, und dessen neue deutsche Freundin Alice sowie Costa mit den Zottelhaaren, ein melancholischer Grieche, dem gerade Gabriels Schwester den Laufpaß gibt, woraus dann am Folgeabend die Schlägerei mit derem neuen Verehrer erwächst.

Freundschaft oder sauberes Leben, so lautet hier die Frage, denn die werten Freunde denken gar nicht daran, Gabriels Wertschätzung ehrlicher Arbeit zu teilen. Costa hat sich auf Autodiebstahl spezialisiert, Bobby will ganz hoch hinaus. In einem albanischen Paten (ausnahmsweise läßt der Regisseur Fatih Akin hier einen deutschen Schauspieler, Ralph Herforth, einen Ausländer spielen) hat er einen ebenso großzügigen wie hartgesottenen Gönner gefunden, und es irritiert ihn wenig, daß Alice den Bordellbesitzer schon beim ersten Anblick haßt. Doch Bobby versagt beim großen Auftrag und muß dafür mit dem Leben büßen. Auch Costa wird in den Vorgang tödlich verwickelt. Gabriel stöhnt auf, fühlt sich schuldig, weil er hinter Bobbys Rücken zum Geliebten der kunstsinnigen Alice (Regula Grauwiller) wurde, und nimmt die Rache auf sich. Er weiß, es ist ein Pyrrhussieg.

Gabriels Seele indessen sehnt sich noch immer nach einem reinen, freien Leben im Land der Väter. In der Tasche trägt er einen Flugschein nach Istanbul, und als sein Vater ihn am Abend nach der Tat zum Beten auffordert, sinkt er zum ersten Mal wieder neben ihm auf die Knie. Wenn der Verstand die Dunkelheit - und in Atkins bemerkenswert stilsicherem Debüt wird es wie in manchen Scorsese-Filmen zunehmend düsterer - nicht durchdringen kann, verlangt das Gemüt nach Erlösung. Der religiöse Schlußpunkt kommt keineswegs überraschend, die Regie oder die Geschichte hat dreimal zu dieser Wendung Anlauf genommen. "Kurz und schmerzlos", mehr als ein gewöhnlicher Thriller, nimmt die Menschen ernst, die mit dem Leben nicht klarkommen. Daß sie der Herkunft nach Ausländer sind, verschärft ihre Problematik, legt aber für sie nicht die Ursache.

Fatih Akin, Sohn türkischer Arbeitsimmigranten, kennt das Milieu der Hamburger Schattenseite gut, die Zukurzgekommenen, denen der greifbar nahe Reichtum ins Auge sticht. Was sich in seinem Film zuträgt, hat er, nach eigenem Bekunden, selbst ungefähr so erlebt. Auch die drei Hauptdarsteller - Mehmet Kurtulus als unschlagbarer, aber gutherziger Gabriel, Aleksander Jovanovics als stets zum Lachen aufgelegter Bobby und Adam Bousdoukos als mal heiter, mal tragisch gestimmter Grieche - kennen den Urgrund der Handlung gut. Ihr Spiel wirkt bemerkenswert nuanciert und in jedem Moment echt. Der Jury bei den diesjährigen Filmfestspielen in Locarno gefiel es so gut, daß sie dem Trio einen Darstellerpreis zuerkannte.

Kenntnis vieler Geschichten, "die das Leben schrieb", sind das Pfund, mit dem der erst fünfundzwanzigjährige Akin auch in Zukunft wird wuchern können. Nicht jede Gestalt erhält durch ihre Verwurzelung im Milieu freilich schon Bedeutung. Naturalistische Konzepte drohen leicht, die Beweggründe der Figuren, besonders der am Rande, zu verschlucken. Sie sind wie sie sind, mehr läßt sich über Bobby, Costa und Alice, erst recht über den albanischen Mafia-Boß, kaum sagen. Nicht das vom Regisseur selbst geschriebene Buch, sondern seine Regie und die Kunst der Darsteller bewahren uns hier vor Klischees. Sie haben dem Film, der in Kooperation mit dem ZDF entstand, über manche Schwachstelle hinweggeholfen. Die Saz- und Bouzouki-Musik von Anfang bis Ende behindert zwar die Verständlichkeit der Dialoge zuweilen, weitet aber die Perspektive. In Altona müßte das Leben nicht enden. HANS-JÖRG ROTHER

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