13,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in über 4 Wochen
  • DVD

In einer eiskalten Berliner Weihnachtsnacht verliebt sich der junge Hilfsarbeiter David Hals über Kopf in die Prostituierte Marie. Schon nach wenigen Tagen beschließen die beiden, alle Bindungen hinter sich zu lassen: An Silvester brechen sie in Maries Auto auf in Richtung Westen, quer durch Deutschland, mit dem Ziel Atlantikküste. Auf ihrer Reise verschwenden sie keine Gedanken an die Schwierigkeiten, die ihre junge, wilde Liebe bedrohen - doch die Realität holt sie unterwegs mit aller Härte ein und stellt ihr Glück auf eine schwere Probe ...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung /
…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
In einer eiskalten Berliner Weihnachtsnacht verliebt sich der junge Hilfsarbeiter David Hals über Kopf in die Prostituierte Marie. Schon nach wenigen Tagen beschließen die beiden, alle Bindungen hinter sich zu lassen: An Silvester brechen sie in Maries Auto auf in Richtung Westen, quer durch Deutschland, mit dem Ziel Atlantikküste. Auf ihrer Reise verschwenden sie keine Gedanken an die Schwierigkeiten, die ihre junge, wilde Liebe bedrohen - doch die Realität holt sie unterwegs mit aller Härte ein und stellt ihr Glück auf eine schwere Probe ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Alternatives Ende - Behind the scenes - Unveröffentlichte Szenen - Bildergalerie - Original-Treatment - Kurzfilm „Sehnsucht” v. Tobias Müller
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2002

Die schrecklichen Kinder
Junge trifft Mädchen mit Hund: "L'Amour", ein Roadmovie von Philip Gröning

Berlin in der Silvesternacht. Man sieht die Bilder nur sekundenlang, kühles Glimmen, eisiges Funkeln, ein Feuerwerk. Es gibt in diesem Film Bilder von einer Schönheit, die man im Kino nicht oft sieht, und sie entstehen weniger durch wohlüberlegte Kompositionen als durch die Wagnisse, welche die Kamera immer wieder eingeht. "L'Amour" ist in Cinemascope gedreht, aber mit jener Beweglichkeit, die man sonst nur noch mit Digitalkameras erzielen zu können glaubt. Wenn Bilder von einem Wald im kalten Winterlicht vorbeifliegen, wenn die Konturen eines Gesichts im roten Licht zu verdampfen scheinen, dann hat man fast den Eindruck, der Regisseur würde mit seiner Kamera umgehen wie ein Musiker mit seinem Instrument.

Als der Film auf Festivals in Sundance, Locarno, Hof und Saarbrücken lief, hieß er noch "L'amour, l'argent, l'amour"; nun, da er mit zweijähriger Verspätung doch noch ins Kino kommt, geht es nur noch um die Liebe. Das ist ein großes Wort für einen kleinen Film, aber seine Rechtfertigung findet das in der durchaus französischen Art, wie die Liebe in ihrer Unbedingtheit hier gesetzt ist. Man weiß kaum, woher sie kommt, und auch nicht, wohin sie führt. Ein Junge (Florian Stetter) schiebt sein Fahrrad durch die Silvesterkälte und begegnet einem Mädchen (Sabine Timoteo), das am Straßenstrich steht und ihn um eine Zigarette angeht - daran entzündet sich alles, irgendwie nicht sofort, aber dann doch um so heftiger. Man kann allerdings nicht behaupten, daß es Philip Gröning gelingen würde, den Funken auch wirklich überspringen zu lassen. Von dem Zauber oder der Erregung, die solchem Beginnen innewohnen, spürt man wenig. Die Kamera nähert sich den beiden eher verhalten, als wollte sie das Eigentliche ungesagt, unangetastet lassen, als müsse sie selbst erst eine gewisse Fremdheit überwinden.

Es gibt ein Interview mit dem Regisseur Gröning, in dem er schildert, wie er mal als Regieassistent miterlebt hat, wie ein Film so zusammengekürzt wurde, daß von der Liebesgeschichte nur noch das Skelett übrigblieb. Als Regisseur hat er sich geschworen, es anders zu machen, und wenn man so will, besteht sein Film nur aus dem Fleisch der Liebe. Aber allzuoft fehlt ihr das Skelett, um überhaupt in Gang zu kommen. Selten hat eine amour fou so kalt gelassen wie diese - weil sie sich fürs Naheliegende zu fein ist. Und weil sie dadurch etwas Gesuchtes, Unnatürliches bekommt. Irgendwann beginnt die forcierte Unschuld, mit der sich die beiden durch die Niederungen des Lebens bewegen, auf die Nerven zu gehen.

Natürlich ist so eine Geschichte, die offenkundig kaum an der tristen Realität der Prostitution interessiert ist, nur als Märchen denkbar, so wie das Mike Figgis in "Leaving Las Vegas" mit dem Trinker und der Nutte so wunderbar gelungen ist. Grönings Kamera - von Sophie Maintigneux und ihm selbst besorgt - ist kaum weniger virtuos, aber seine Liebe kommt nicht richtig in Tritt, weil nie so recht klar wird, was die beiden eigentlich zu verlieren haben. Denn auch eine bedingungslose Liebe muß Bedingungen unterliegen. Darauf besinnt sich Gröning aber erst in der zweiten Hälfte der Geschichte. Da kann man dann erleben, welchen Film wir verpaßt haben.

Die beiden haben sich ein Appartement in Duisburg genommen, wo der Junge mit dem Hund im Bad wartet, während das Mädchen seine Freier empfängt. Dieses Geschäft wollen sich die örtlichen Zuhälter nicht bieten lassen, und so kommt einer, um seine Ansprüche geltend zu machen. So bekommt die Geschichte eine Fallhöhe und die Unschuld eine Folie, vor der sie endlich eine Form annimmt. Waren die beiden vorher eher Rebellen ohne Grund, so wissen sie plötzlich, was sie tun. Das gedemütigte Mädchen und der geprügelte Junge kaufen einen Wagen und fahren über Paris ans Meer - und plötzlich ist Gröning wieder in seinem Element. Paris, das sind ein paar Fahrten durch die Tunnel am Périphérique, eine Flasche Rotwein, Akkordeonmusik und Postkartenfotos von den Sehenswürdigkeiten. Immer wenn "L'Amour" ein Ziel verfolgt, zeigt sich, zu welch ungewöhnlichen filmischen Lösungen Gröning fähig ist - nur im Stillstand hat der Film eine fatale Neigung dazu, vor unseren Augen zu verschwimmen und sich zu verlieren.

Plötzlich ist es wieder da, dieses Gefühl der Freiheit, diese Schärfe der Wahrnehmung, wo ein Blick auf dunkles Wasser unter einem zugefrorenen See mehr sagt als tausend Worte.

MICHAEL ALTHEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr