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Im Gestrüpp liegt eine wunderschöne Frauenleiche. Die Ermordete heißt Valerie Sommers und ihr Ableben wirft den Alltag einer Reihe Menschen gehörig aus der Bahn. In ein Netz aus Betrug und Verrat gezogen werden ein Polizist in der Midlife-Crisis, der seine Frau mit Jane betrügt, Jane die glaubt, Hinweise gefunden zu haben, dass ihr Nachbar, ein Familienvater mit Prolo-Charme, der Mörder Valeries sein könnte und ihr Ex-Ehemann, der sich plötzlich wieder Hoffnungen macht. Für sie alle scheint es kein Zurück in ein normales Leben mehr zu geben.
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Produktbeschreibung
Im Gestrüpp liegt eine wunderschöne Frauenleiche. Die Ermordete heißt Valerie Sommers und ihr Ableben wirft den Alltag einer Reihe Menschen gehörig aus der Bahn. In ein Netz aus Betrug und Verrat gezogen werden ein Polizist in der Midlife-Crisis, der seine Frau mit Jane betrügt, Jane die glaubt, Hinweise gefunden zu haben, dass ihr Nachbar, ein Familienvater mit Prolo-Charme, der Mörder Valeries sein könnte und ihr Ex-Ehemann, der sich plötzlich wieder Hoffnungen macht. Für sie alle scheint es kein Zurück in ein normales Leben mehr zu geben.

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - On the Set
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2002

Ich will kein Mauerblümchen mehr sein
Tanzfilm für die reifere Jugend: "Lantana", ein australischer Zeitlupenthriller von Ray Lawrence

"Magnolia" war ein hübscher, aber auch reichlich rätselhafter Titel für einen Film, in dem die gleichnamige Blume gar keine Rolle spielt. "Lantana" bezeichnet ebenfalls eine Pflanze, ein in Australien wachsendes Gestrüpp, und gleich in der ersten Einstellung sieht man eine Frauenleiche, die sich darin verfangen hat. Darüber hinaus spielt die Pflanze im Film genauso wenig eine Rolle wie in "Magnolia". Womöglich ist diese Parallele durchaus Absicht, weil die beiden Filme auch sonst einige Ähnlichkeiten aufweisen. In beiden Fällen werden die Wege einer Reihe sehr deprimierter Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs so geschickt verflochten, daß man am Ende den Zufall für Schicksal hält. Es wirkt also fast so, als habe sich der Australier Ray Lawrence mit "Lantana" vor seinem amerikanischen Kollegen Paul Thomas Anderson verbeugen wollen.

Die Leiche im Gebüsch und das Auftauchen eines Polizisten in den ersten Szenen führen erst einmal auf die falsche Fährte, weil man einen Thriller erwartet, ehe man begreift, daß der Kriminalfall nur den weitgespannten Rahmen für das Drama verschiedener Beziehungen bildet. Das Theaterstück "Speaking in Tongues", auf dem das Drehbuch basiert, handelt offenbar lediglich von einer Frau, die nach einer Autopanne verschiedene Leute zu erreichen versucht, aber immer nur auf Anrufbeantworter trifft. Die Frau gibt es noch: Es ist eine Psychoanalytikerin, deren Tochter zwei Jahre zuvor ermordet wurde und die verschwindet, nachdem sie offenbar von einem Anhalter mitgenommen worden ist. Der Thriller spielt sich also allenfalls in Zeitlupe ab, und am Ende geht es gar nicht unbedingt darum, einen Schuldigen zu präsentieren. Das Leben ist auch so schon hart genug.

"Lantana" zeigt Paare in verschiedenen Stadien der Auflösung. Da gibt es die Psychoanalytikerin (Barbara Hershey) und ihren Mann (Geoffrey Rush), deren Ehe nach dem Tod der Tochter vereist ist; den Polizisten (Anthony LaPaglia), der von seiner Frau (Kerry Armstrong) in einen Samba-Tanzkurs geschleppt wird und vor der Familienroutine in eine Affäre flüchtet; und die Geliebte (Rachael Blake), die ihren Mann rausgeworfen hat und seither neidisch das Familienglück der Nachbarn betrachtet. Die Frau des Polizisten wiederum leidet selbst unter der Leidenschaftslosigkeit ihrer Ehe und besucht deshalb die Analytikerin, ohne daß ihr Mann davon weiß. Als er mit dem Verschwinden der Frau befaßt ist, stößt er auf die Tonbandmitschnitte der Sitzungen seiner Gattin. Und das ist noch nicht das Ende der Verwicklungen, wo letztlich alles mit allem zusammenhängt und jeder mit jedem.

Geschickt zeigt Lawrence, wie die Paare in den verschiedenen Zuständen zwischen Passion und Pein im Gegenüber immer nur die eigene Situation gespiegelt sehen. Der Polizist findet bei seinen Nachforschungen über die Ehe der Verschwundenen immer nur Echos seiner ehelichen Entfremdung - so wie die Analytikerin aus den Fällen ihrer Patienten immer häufiger das eigene Elend heraushörte. Je verzweifelter diese Menschen die Hände ausstrecken, desto weniger bekommen sie zu fassen. Alle sind sie gefangen im emotionalen Niemandsland zwischen Liebe und Langeweile, Alltag und Ausbruch. In Abwandlung eines Titels von Patricia Highsmith könnte man sagen: Sydney kann sehr kalt sein.

Ray Lawrence hat 1985 mit der Peter-Carey-Verfilmung "Bliss" auf sich aufmerksam und sich seither einen Namen als Werbefilmer gemacht. Sechzehn Jahre hat es gedauert, bis er seinen zweiten Spielfilm inszenieren konnte. Dennoch hat er sich nicht von den Manierismen der Werbebranche anstecken lassen. Es ist eine Schönheit und Zärtlichkeit in "Lantana", die sich ganz aus den Blicken der Schauspieler speist, aus den langen Momenten der Melancholie und dem düsteren Glanz, den Mandy Walkers Kamera der sonnigen Landschaft abgewinnt. Und es kann in diesem Film passieren, daß der Polizist, der sich seiner Atemnot zum Trotz jeden Tag zum Laufen zwingt, mit einem anderen Jogger zusammenstößt und den im ersten Schreck so anbrüllt, daß dieser in Tränen ausbricht und ihm weinend in die Arme fällt. Das Bild dieser beiden Fremden mit den blutigen Gesichtern, die sich auf einer Straße in irgendeinem Vorort von Sydney umarmen, sagt alles über die fragile Gefühlswelt des Films, in der man sich einem Fremden leichter öffnen kann als seinem Nächsten. Weil die Gefühle gefangen sind im Gestrüpp des Herzens.

MICHAEL ALTHEN

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