Der Film spielt kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs. In Greenhall Bridge, einer kleinen Bergarbeiterstadt in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire, lebt Lassie bei dem neunjährigen Joe Carraclough und seinen Eltern. Die außergewöhnliche und besonders hübsche Collie-Hündin ist im ganzen Ort bekannt, und auch der örtliche Zechenbesitzer, der Herzog von Rudling, zeigt Interesse an ihr, denn der wohlhabende Aristokrat hat eine Leidenschaft für preisgekrönte Hunde und ist es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen. Als die Zeche geschlossen und Joes Vater Sam arbeitslos wird, kann er es sich nicht länger leisten, die Angebote des Herzogs abzulehnen und sieht sich zum Entsetzen seiner Familie dazu gezwungen, Lassie zu verkaufen. Der Duke stellt seine neuste "Errungenschaft" seiner Nichte Cilla vor, doch Lassie hat andere Pläne und unternimmt mehrere mutige Fluchtversuche, um zu der Familie zurückzukehren, die sie liebt. Schließlich bringt der Herzog sie auf sein fünfhundert Meilen entfernt gelegenes Schloss an der einsamen Nordküste Schottlands. Aber selbst die weite Strecke kann Lassie nicht von ihrem Entschluss abbringen, und mit Cillas Hilfe kann sie dem Duke und seinem grausamen Hundetrainer Hines entkommen und sich wieder auf den Weg nach Hause machen. So beginnt ein unglaubliches Abenteuer vor dem Hintergrund der atemberaubenden Landschaften Schottlands und Nordenglands, bei dem Lassie natürliche und menschliche Gefahren überwinden muss und auf ihrer Reise immer wieder unerwartet Hilfe findet...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.1995Duftmarke auffrischen
Der Hund mit dem ewigen Leben: Lassie kommt zurück ins Kino
Wenn die kritische Medientheorie recht hätte, hießen alle Hunde Lassie. Seit mehr als einem halben Jahrhundert tollt das Tier in sechshundert immergleichen Episoden über die Leinwand. Doch obwohl heute fast alles Kult ist, "Lassie" ist es nicht. Hierzulande jedenfalls konnte der Name selbst in den Jahren verschärfter Fernsehmassierung neben den treudeutschen Hassos und Rexen nicht bestehen. Nun setzt Hollywood mit einem Spielfilm nach. Denn gegenüber menschlichen Darstellern, die der beliebten Technik ewiger Fortsetzung alternd sich entziehen, genießt Lassie den Vorzug der Unsterblichkeit. Der Hund geht mittlerweile in die achte Generation, sein Trainer in die zweite.
Timmy, das erste Herrchen, ist dagegen auf der Strecke geblieben. An seinen Platz trat ein gewisser Matt, dessen anfängliche Leidenschaft für Skateboards und laute Musik dem Zuschauer einen tüchtigen Schreck einjagen muß. Aber das gibt sich; denn Arbeitslosigkeit treibt die Städterfamilie aus Baltimore auf eine Farm im Süden. Junge wird rebellisch, Stiefmutter weint, Hund läuft zu, tote Mutter vermittelt via Tagebuch, alles wird gut.
"Lassie" richtet sich an ein Publikum, dem Disney noch zu welthaltig ist. Seine Botschaft ist so strahlend sauber wie das Fell der Hauptfigur selbst nach einem Schlammbad: Ziehe aufs Land und nähre dich redlich. Schafe auf der Weide und Familie im Haus - so trotzt Amerika den Schrecken der Moderne. Und welcher geplagte Erzieher knirscht nicht grimmig mit den Zähnen, wenn Lassie in den Walkman beißt?
Doch böse Nachbarn gibt es selbst in Shenandoah Valley, Virginia. Der Viehzüchter Sam Garland will Lassies Herrchen vergraulen, um ungestört dunklen Wollgeschäften nachgehen zu können. Aber das Handy und der Swimmingpool im Wohnzimmer verraten ihn: neureich. Zerrüttete Familienverhältnisse bleiben da nicht aus. Die Frau kocht schlecht, und die Söhne sind Trottel.
Wenn etwas geeignet ist, für den Film einzunehmen, dann die in Landschaftsbildern schwelgende Kameraführung. Daß die saftigen Wiesen und urigen Gehöfte den Zuschauer unweigerlich an After Shave oder Zigaretten denken lassen, ist es "Lassies" Schuld? Über allem aber liegt der Wille zum Einklang von Pathos und Rustikalität. Vielleicht hatte auch nur der Ausstatter in beschwingter Stunde gewettet, er vermöchte sämtliche Akteure in Holzfällerhemden zu kleiden, und der Tontechniker hielt dagegen, dafür lasse er die Musik ohne Unterbrechung durchlaufen.
Gegen Ende wird es noch einmal spannend. Im Sinne einer Aussöhnung retten mehrere Mitglieder der zerstrittenen Familien einander aus dem reißenden Fluß. Lassie als letztes Glied der Kette wird den Wasserfall hinabgerissen. Muß sie ihre Treue mit dem Leben bezahlen? Wird Matt weiter geistesabwesend ins Leere starren und schließlich wieder zum Walkman greifen? Fragen, die sich stellen, mit deren Beantwortung die Produzenten die zu erwartenden Zuschauerströme indes überraschen möchten. Nur soviel sei verraten: die Collie-Zucht läuft weiter. MICHAEL ALLMAIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Hund mit dem ewigen Leben: Lassie kommt zurück ins Kino
Wenn die kritische Medientheorie recht hätte, hießen alle Hunde Lassie. Seit mehr als einem halben Jahrhundert tollt das Tier in sechshundert immergleichen Episoden über die Leinwand. Doch obwohl heute fast alles Kult ist, "Lassie" ist es nicht. Hierzulande jedenfalls konnte der Name selbst in den Jahren verschärfter Fernsehmassierung neben den treudeutschen Hassos und Rexen nicht bestehen. Nun setzt Hollywood mit einem Spielfilm nach. Denn gegenüber menschlichen Darstellern, die der beliebten Technik ewiger Fortsetzung alternd sich entziehen, genießt Lassie den Vorzug der Unsterblichkeit. Der Hund geht mittlerweile in die achte Generation, sein Trainer in die zweite.
Timmy, das erste Herrchen, ist dagegen auf der Strecke geblieben. An seinen Platz trat ein gewisser Matt, dessen anfängliche Leidenschaft für Skateboards und laute Musik dem Zuschauer einen tüchtigen Schreck einjagen muß. Aber das gibt sich; denn Arbeitslosigkeit treibt die Städterfamilie aus Baltimore auf eine Farm im Süden. Junge wird rebellisch, Stiefmutter weint, Hund läuft zu, tote Mutter vermittelt via Tagebuch, alles wird gut.
"Lassie" richtet sich an ein Publikum, dem Disney noch zu welthaltig ist. Seine Botschaft ist so strahlend sauber wie das Fell der Hauptfigur selbst nach einem Schlammbad: Ziehe aufs Land und nähre dich redlich. Schafe auf der Weide und Familie im Haus - so trotzt Amerika den Schrecken der Moderne. Und welcher geplagte Erzieher knirscht nicht grimmig mit den Zähnen, wenn Lassie in den Walkman beißt?
Doch böse Nachbarn gibt es selbst in Shenandoah Valley, Virginia. Der Viehzüchter Sam Garland will Lassies Herrchen vergraulen, um ungestört dunklen Wollgeschäften nachgehen zu können. Aber das Handy und der Swimmingpool im Wohnzimmer verraten ihn: neureich. Zerrüttete Familienverhältnisse bleiben da nicht aus. Die Frau kocht schlecht, und die Söhne sind Trottel.
Wenn etwas geeignet ist, für den Film einzunehmen, dann die in Landschaftsbildern schwelgende Kameraführung. Daß die saftigen Wiesen und urigen Gehöfte den Zuschauer unweigerlich an After Shave oder Zigaretten denken lassen, ist es "Lassies" Schuld? Über allem aber liegt der Wille zum Einklang von Pathos und Rustikalität. Vielleicht hatte auch nur der Ausstatter in beschwingter Stunde gewettet, er vermöchte sämtliche Akteure in Holzfällerhemden zu kleiden, und der Tontechniker hielt dagegen, dafür lasse er die Musik ohne Unterbrechung durchlaufen.
Gegen Ende wird es noch einmal spannend. Im Sinne einer Aussöhnung retten mehrere Mitglieder der zerstrittenen Familien einander aus dem reißenden Fluß. Lassie als letztes Glied der Kette wird den Wasserfall hinabgerissen. Muß sie ihre Treue mit dem Leben bezahlen? Wird Matt weiter geistesabwesend ins Leere starren und schließlich wieder zum Walkman greifen? Fragen, die sich stellen, mit deren Beantwortung die Produzenten die zu erwartenden Zuschauerströme indes überraschen möchten. Nur soviel sei verraten: die Collie-Zucht läuft weiter. MICHAEL ALLMAIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main