Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 5,00 €
  • DVD

LAUREL CANYON heißt die Straße, die durch das Herz der Hollywood Hills in L.A. führt und zu deren Anwohnern seit Jahrzehnten hauptsächlich Musiker und Bohemians gehören. Ausgerechnet hierher - in das vermeintlich leere Haus seiner ewigen Hippie-Mutter Jane - zieht es den grundsoliden Harvard-Absolventen Sam (CHRISTIAN BALE) und seine Verlobte Alex (KATE BECKINSALE).
Erste Überraschung: Die zwei sind in ihrem vorläufigen Heim am Laurel Canyon nicht alleine. Jane (FRANCES McDORMAND) ist hier noch immer mit der Aufnahme einer Hitsingle für eine aufstrebende Rockband beschäftigt. Sam ist Janes
…mehr

Produktbeschreibung
LAUREL CANYON heißt die Straße, die durch das Herz der Hollywood Hills in L.A. führt und zu deren Anwohnern seit Jahrzehnten hauptsächlich Musiker und Bohemians gehören. Ausgerechnet hierher - in das vermeintlich leere Haus seiner ewigen Hippie-Mutter Jane - zieht es den grundsoliden Harvard-Absolventen Sam (CHRISTIAN BALE) und seine Verlobte Alex (KATE BECKINSALE).

Erste Überraschung: Die zwei sind in ihrem vorläufigen Heim am Laurel Canyon nicht alleine. Jane (FRANCES McDORMAND) ist hier noch immer mit der Aufnahme einer Hitsingle für eine aufstrebende Rockband beschäftigt. Sam ist Janes sorgloser "Sex, Drugs & Rock n Roll-Lifestyle" schon immer ein Gräuel gewesen. Dass sie mit dem erheblich jüngeren Sänger der Band, Ian (ALESSANDRO NIVOLA), eine Affäre hat, macht die Sache nicht besser. Als die zwei völlig unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen, Alex sich immer mehr zu Ian und Jane hingezogen fühlt, während Sam mehr und mehr die Nähe seiner attraktiven Kollegin Sara (NATASCHA McELHONE) sucht, steht für beide die Welt plötzlich Kopf - und ihre Beziehung auf dem Spiel...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Regiekommentar - Filmdokumentation - Filmografien: Regisseurin und Schauspieler - TV-Spots - Web-Link
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2004

Versuchung in La-La-Land
Sex und die Stadt der Engel: Lisa Cholodenkos kalifornische Filmkomödie "Laurel Canyon"

Der Laurel Canyon Boulevard, der durch das gleichnamige Gebirgstal über den Kamm der Santa Monica Mountains führt, verbindet die Villenviertel von Beverly Hills mit den Ballungsräumen des San Fernando Valley, wo die Filmfabriken der Hollywoodgiganten Warner und Universal liegen. Hier, im Geflecht der kleinen Seitenstraßen und Zufahrten, die sich an den zerklüfteten Hängen hinaufwinden, lebt der Mittelbau der Entertainment-Industrie: Kino- und Musikproduzenten, Schauspieler und Regisseure, denen der ganz große Erfolg versagt blieb oder deren goldene Jahre schon lange zurückliegen.

Auch Jane (Frances McDormand) hat hier oben ihr Haus. Es ist eine einfache Villa mit Pool, ohne Panoramablick über das Häusermeer von Los Angeles, und wenn Jane richtig feiern will, nimmt sie sich lieber eine Suite im Chateau Marmont am Sunset Strip, dem Hotel, in dem schon Marlene Dietrich und die Beatles abgestiegen sind und noch immer ein Großteil des internationalen Pop-Jet-sets seine kalifornischen Nächte verbringt. Jane produziert Popmusik, und wie ihr Lebensstil verrät, hat sie dabei schon bessere Zeiten gesehen, damals, als CD-Player noch Plattenspieler hießen und T. Rex der Name einer Rockband war. Heute schlägt sich Jane mit Musikmanagerinnen herum, die einen verwertbaren Ohrwurm für die Vorweihnachtszeit brauchen, und Singer-Songwritern, deren spezielles Talent zehn Jahre zu früh oder zehn Jahre zu spät kommt, je nachdem, ob man Optimist oder Pessimist sein will. Einer von ihnen, der blonde Ian (Alessandro Nivola), ist Janes neuer Freund.

Eines Tages bekommt Jane Besuch, und von diesen Besuchern vor allem handelt "Laurel Canyon". Sam (Christian Bale) ist Janes Sohn aus einer früheren Beziehung, Alex (Kate Beckinsale) seine Verlobte, und beide sind sie waschechte, strebsame Ostküsten-Pflanzen, die im Laurel Canyon eigentlich nichts verloren haben. Aber Sam hat sich für ein Arztpraktikum an einem Krankenhaus in L.A. beworben, und Alex arbeitet an einer Dissertation über das Fortpflanzungsverhalten von Fruchtfliegen; in Janes Haus hoffen sie ein paar sonnige Winterwochen lang Ruhe zu finden. Eine Hoffnung, die natürlich unerfüllt bleibt, sonst hätte der Film ja nichts zu erzählen.

Es geht um zwei sehr verschiedene Generationen in "Laurel Canyon", um die Jugend der siebziger und die der späten neunziger Jahre, ihre Werte, ihre Lebenspläne, ihre Sexualmoral. Es geht aber auch um zwei Seiten von Amerika, eine atlantische und eine pazifische, und um die komischen Effekte, die sich aus ihrem Gegensatz ergeben. "Ein Bayer auf Rügen" wäre die deutsche, kleinformatige Variante der Geschichte. Hier wie dort wirkt die fremde Umgebung zunächst als Bedrohung, dann als Verlockung, ist der veränderte Lebensrhythmus berauschend und verstörend zugleich.

In Lisa Cholodenkos Film wird das so ausbuchstabiert, daß Sam in den Bann einer schönen Kollegin (Natascha McElhone) gerät, alldieweil Alex sich mit Janes Arbeits- und Lebensweise anzufreunden beginnt. Während aber Sam im entscheidenden Augenblick vor der Versuchung zurückschreckt, steigt seine anfangs so prüde Verlobte in eine ménage à trois mit ihrer künftigen Schwiegermutter und deren Musiker-Liebhaber ein, die für alle Beteiligten mit einem bitteren Erwachen endet.

Das alles ist hübsch anzusehen, aber dramaturgisch ungefähr so zwingend wie eine Folge der Fernsehserie "Sex and the City". Man merkt dem Film an, daß Lisa Cholodenko, die in ihrem Kinodebüt "High Art" (1998) sehr präzise eine lesbische amour fou beschrieb, hier unter größerem kommerziellem Druck stand, daß sie den Figuren nicht ihren Lauf lassen konnte, weil der Film wenigstens an den Rand des Mainstreams passen mußte. Es hätte sicher auch geholfen, wenn Kate Beckinsale und Christian Bale etwas feuriger agiert hätten; leider wirken die beiden als Liebespaar genauso verkrampft, wie Althippies sich die Jugend von heute vorstellen, stets mit dem Mundspray im Anschlag und dem Karriereplaner in der Tasche.

So ist "Laurel Canyon" dann doch Frances McDormands Film geworden, schon deshalb, weil ihre Jane einfach die faszinierendste Figur auf der Leinwand ist - eine Frau, die mit allen Mitteln um ein Lebensgefühl kämpft, eine Lockerheit, einen Swing, die ihr allmählich entgleiten. Die Polizistin Marge Gunderson, die Frances McDormand in "Fargo", und die Hausfrau Elaine Miller, die sie in "Almost Famous" verkörperte, hatten den Sprung in die Gewöhnlichkeit schon hinter sich, der Jane noch bevorsteht. Bei ihr, spürt man, wird dieser Sprung mehr zerstören als ein paar Jugendträume. Wenn es überhaupt einen Ort gibt, an dem sich eine Frau wie sie noch ein paar Jahre über Wasser halten kann, dann ist es das verblühende Paradies am Laurel Canyon, hoch über der Stadt, in der die Illusionen blühen. Dorthin reist man gerne mit diesem Film.

ANDREAS KILB

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr